Reisebericht Schottland März 2012
Hallo liebe Schottlandfans,Eine gefühlte Ewigkeit liegt zwischen unserem letzten Schottland-Urlaub und dem jetzt folgenden Reisebericht... in Wahrheit ist es aber eigentlich weniger als ein Monat. Aber so ist das mit dem Urlaub, ist er vorbei, hat man nur noch die Erinnerungen.
Auch diesmal planten wir eine Rundreise, allerdings in Begleitung von Stefans Mutter.
Wir flogen am Freitag ab Hamburg über Belgien nach Edinburgh und verbrachten dort das Wochenende. Am Sonntag ging es dann weiter nach Dundee, wieder mit einem Abstecher nach Süden, da dort so viele tolle Sehenswürdigkeiten liegen. Montags fuhren wir dann weiter nach Aberdeen, wo wir zwei Nächte verbrachten. Mittwoch ging es nach Inverness, wo wir auch zwei Nächte blieben und eine Tour durch die Highlands einplanten. Am Freitag ging dann der Flieger von Inverness nach London, wo wir das Wochenende verbrachten, bis wir am Sonntag schließlich nach Hamburg zurück kehrten.
Transportmittel:
Wir flogen nach Edinburgh über Brüssel, da dies der einzige Flug war, der zu einer für uns annehmbaren Zeit verfügbar war (6:40 Uhr) und einen Zwischenstopp von "nur" 2 Stunden hatte. Alle anderen Flüge hatten teilweise Zwischenaufenthalte von 6 bis 10 Stunden und waren exorbitant teuer!
Da wir das Wochenende in Edinburgh verbringen wollten und keinesfalls mit einem Auto durch die Stadt fahren wollten, liehen wir uns erst am Sonntag einen Leihwagen am Edinburgher Flughafen.
Uns fiel schon nach den ersten paar Kilometern mit dem Auto auf, dass es VIEL einfacher ist, mit einem Auto links zu fahren, in dem das Steuer rechts liegt! (Vergleich zum eigenen Auto, das wir 2009 mitnahmen) Vor allem beim Überholen und Einfädeln in den Kreisverkehr ist es praktisch, dass man im Außenspiegel rechts einfach besser gucken kann (und die Umgewöhnung zum Schulterblick rechts war auch nicht schlimm).
Da wir das Auto später in Inverness zurückgeben wollten war Europcar in Edinburgh die einzige Option.
Freitag, 1. Tag in Schottland:
Am Freitag kamen wir um ca. 11:40 Uhr in Schottland an. Zunächst organisierten wir uns ein Taxi, welches uns zum Bed&Breakfast fahren würde. Wir hatten das selbe B&B gebucht, welches wir letztes Mal besucht hatten (Aynetree Guest House) und die Inhaber, die uns ja schon kannten, kontaktierten uns, da sie an diesem Wochenende in den Highlands sein würden. Wir hatten den Security Code erhalten und konnten uns also selbst rein lassen und den Schlüssel zu unserem Zimmer auf der Ablage im Flur finden.
Somit konnten wir schon mittags unsere Koffer ins Zimmer bringen und den Tag in Edinburgh genießen!
Leider war das B&B auf der komplett anderen Seite der Stadt, sodass wir eine ganze Weile im Taxi fuhren und es teurer wurde als erwartet...
Nach einer kleinen Pause im B&B fuhren wir mit dem Bus in die Stadt. In Edinburgh wechseln die Busfahrer leider kein Geld, sodass wir zunächst eine Einzelkarte für jeden besorgten, da wir mit einem Tagesticket (á 3,50 GBP) insgesamt mehr bezahlt hätten (15 GBP).
Aber in der Stadt würden wir ja Kleingeld bekommen...
Wir stiegen am Hard Rock Café in der George Street aus, aßen dort zu Mittag und stiegen dann zum Castle hinauf. Wir besichtigten St. Giles Cathedral und diverse Souvenierläden, gingen dann kurz einkaufen, kehrten für den Nachmittag ins B&B zurück und fuhren später mit dem Taxi zum "After Eight" in der Spittal Street. Dies ist angeblich ein Swinger Club, hat allerdings eher Bar-Charakter. Hier war nicht viel los, doch das Glück war uns hold und wir lernten eine süße Amerikanerin kennen, die Solo dort war und sich von uns auf die Matten entführen ließ...
Samstag, 2. Tag in Schottland:
Heute wollten wir das Schloss besuchen. Wir fuhren zunächst wieder zur George Street, um eine Simkarte fürs Tablet zu besorgen. Leider funktionierte das nicht so, wie wir es aus Deutschland gewohnt sind. Anscheinend sind die Schotten mit der Technik einfach noch nicht so weit, da es Micro-Simkarten nur für Telefone, nicht jedoch für Tablets, gibt.
Dann fuhren wir mit dem Bus zum Castle, wo ich endlos anstehen musste, um die Explorer-Passes für mich und meine Mitreisenden zu bekommen.
Wir besichtigten das Castle und waren sogar pünktlich zum 1-Uhr-Schuss der Kanone. Allerdings hatten sich so viele Menschen rund um die Kanone versammelt, dass es uns viel zu voll war.
Wir gingen in einem kleinen Café in der Nähe des St. Giles Cathedral essen, machten dann einen kleinen Abstecher ins Princes Shopping Center und fuhren dann wieder einkaufen (Cola holen) und zurück zum B&B.
Zum Abendessen fuhren wir noch einmal in die Stadt, um auf der High Street die "Filling Station" zu besuchen. (ein sehr gutes Steak-House)
Abends fuhren wir wieder per Taxi in die Spittal Street. Heute waren mehr Menschen dort, allerdings alle nicht wirklich nach unserem Geschmack und auch sehr zurückhaltend, sodass wir bald wieder ins B&B fuhren.
Sonntag, 3. Tag in Schottland:
Heute konnten wir gegen 11 Uhr das Auto am Flughafen in Edinburgh abholen. Wir hatten vorher schon per Internet reserviert und konnten jetzt direkt am Schalter bezahlen und die Schlüssel erhalten. Das Auto selbst, ein Nachfolgemodell unseres Autos in Deutschland, war geräumig, sauber und gut zu fahren. Zunächst fuhr Stefan, nachdem wir die Bedienungsanleitung durchforstet und den Schalter für die Parkbremse gefunden hatten (welcher Idiot baut den denn in die Mittelkonsole??).
Wir beschlossen, da wir südlich fahren wollten, bevor wir uns auf den Weg nach Dundee machen würden, erst einmal die nahegelegensten Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Da das uns bekannte Crichton Castle im Winter geschlossen ist, fuhren wir stattdessen zum Craigmillar Castle, welches direkt neben Edinburgh liegt.
Craigmillar Castle gehört zu den am besten erhaltenen Castles in Schottland. Das Castle selbst war zunächst nur eine kleinere Wohnresidenz, erbaut im 14. Jahrhundert, die von den Bewohnern immer weiter ausgebaut wurde, um mehr Komfort und Platz zu bieten.
Hieraus ergibt sich, dass es viele kleinere Räume zu Erkunden gibt.
Den Charme des Castles machte allerdings das kleine Bäumchen aus, welches mitten im Innenhof des Haupthauses steht.
Die Geschichte von Craigmillar Castle ist eng mit der von Mary Queen of Scots verwoben, die hier zwischenzeitlich als Gast residierte. Eine Tafel in einem der oberen Zimmer deutet an, dass Mary in ihren depressiven Phasen gerne hier her kam und die Landschaft betrachtete.
Nachdem wir das Castle besichtigt hatten fuhr ich weiter, auf der Suche nach einem Laden, der ein Ladegerät für unser Handy verkaufen würde. Eigenartigerweise sind viele Läden in Schottland auch sonntags geöffnet. Da wir das Handy als Navigation benutzten, brauchten wir ein Ladegerät, dass das Handy im Auto aufladen könnte. Leider hatte das erste Ladegerät, das wir kaufen, hierfür nicht genügend Power...
Wir fuhren weiter gen Süden auf dem Weg nach Melrose Abbey. Diese Abtei hatten wir schon früher besucht, fanden es aber so schön, dass wir noch einmal einen Abstecher dorthin machten.
Die Highlights dieser Abtei sind das Grab von Robert the Bruce und das Dudelsack spielende Schwein, ein Gargoyle-ähnliches Steinkonstrukt an der Außenfassade.
Um noch einmal auf Robert the Bruce zu sprechen zu kommen: In früheren Zeiten sahen sich viele Menschen zwischen dem Wunsch, neben dem oder der Liebsten begraben zu sein und dem Wunsch, am Geburtsort begraben zu werden, hin und her gerissen. Dies war jedoch kein Problem, die Gebeine wurden einfach getrennt und an verschiedenen Orten vergraben.
Robert the Bruce äußerte vor seinem Lepra-Tod den Wunsch, dass sein Herz von den Tempelrittern ins heilige Land geführt würde. Seine Gebeine wurden in Dunfermline Abbey begraben, wo viele schottische Monarchen ihre letzte Ruhestätte hatten, sein Herz wurde jedoch wirklich von einem der Tempelritter, Sir James Douglas, auf die Kreuzzüge mitgenommen. Dieser jedoch fiel in einer Schlacht und erreichte niemals das Ziel. Das Herz wurde in einer kleinen Schatulle nach Melrose Abbey gebracht und dort begraben.
Wir fuhren weiter richtung Süden, um Dryburgh Abbey zu besichtigen. Hier muss man zunächst über einen kleinen Steinpfad wandern, bevor man zur Abtei selbst gelangt.
1322 wurde diese Abteil von den Truppen des Englischen König Eduards II. niedergebrannt, später jedoch von Robert the Bruce wieder aufgebaut. 1385 wurde sie erneut niedergebrannt und im 15. Jahrhundert wieder aufgebaut. Schließlich wurde sie 1544 erneut zerstört, weshalb jetzt nur noch Ruinen und Grabsteine zu besichtigen sind.
1786 kaufte der 12. Earl of Buchan das Land und bemühte sich, die Ruinen zu erhalten, indem er einen großen Garten rund um die Abtei anlegte. Allerdings konnte er nicht der Versuchung wiederstehen, Ausbesserungsarbeiten an den Ruinen vorzunehmen, weshalb die eingemeißelte Zahl 1150 und der Obelisk im Süden der Abtei nicht von den ursprünglichen Erbauern, sondern von ihm, stammen.
Nach dieser Sehenswürdigkeit machten wir uns nun auf den Weg nach Dundee, was hieß, dass wir die ganze Strecke zurück fahren mussten, unserer Meinung aber die Fahrt wert gewesen war!
In Dundee checkten wir in einem sehr netten, kleinen B&B ein, dem Balgowan House, wo wir zwei recht große Zimmer bekamen, von denen eins ein luxuriöses Badezimmer mit Wanne hatte und das andere einen direkten Zugang zum Garten bot.
Gegenüber des B&B gab es ein Best Western Hotel, welches auch ein Restaurant hatte, in dem wir zu Abend essen konnten.
Montag, 4. Tag in Schottland
Auch heute fuhren wir wieder ein kleines Stück südlich, bevor wir uns auf den Weg nach Aberdeen machten. Wir besuchten den "Nachbarort" St. Andrews, wo wir das St. Andrews Castle und St. Andrews Cathedral besuchten. Wir parkten am Visitor Center in der Nähe des Castles, besuchten dieses und genossen die tolle Aussicht auf das Meer und wanderten dann zu Fuß zur Kathedrale. Hier gab es einen sehr hohen Turm, der noch von der ursprünglichen Kirche übrig geblieben war, an die man die Kathedrale angebaut hatte. Den Turm selbst konnte man erklimmen, was langwierig und ziemlich eng war, sich aber um der Aussicht willen auf jeden Fall lohnte!
Dann fuhren wir weiter zur Arbroath Abbey, die komplett aus rotem Sandstein erbaut wurde und ein großes rundes Fenster im südlichen Querschiff hat, welches nachts erleutet wurde und somit der Schiffahrt als eine Art Leuchtturm diente.
Unser letzter Halt war Dunnottar Castle, welches am östlichen Rand Schottlands knapp unter Aberdeen liegt. Dieses Castle kann nur durch einen längeren Fußmarsch über Treppen erreicht werden, die man zunächst hinunter und dann hinauf steigt. Die Klippen um das Castle herum sind atemberaubend und die kleinen Buchten zu beiden Seiten des Castles malerisch schön.
Hierher wurden die Kronjuwelen zur Aufbewahrung nach der Krönung von Charles II im Jahr 1651 gebracht. In diesem Jahr wurde Dunnottar Castle acht Monate belagert, bis die kleine Garnison aufgab. Die Kronjuwelen wurden jedoch nicht gefunden. Es werden viele Geschichten erzählt, wie die Kronjuwelen versteckt wurden, allerdings wird allgemein angenommen, dass Mrs. Grainger, die Frau des Ministers von Kineff Kirk, sie in ihrem Bettkasten versteckte und später im Kirchenschiff vergrub, wo sie bis 1660, als der König wieder den Thron bestieg und sie nach Edinburgh holte, blieben.
Nach diesem spannenden und wanderintensiven Ausflug fuhren wir schließlich zu unserem Hotel in Aberdeen, dem Mercure Ardoe House Hotel and Spa.
Dieses Hotel hatten wir wegen seiner tollen Außenfassade ausgewählt, da es wie ein Schloss aussah. Der Eingangsbereich reihte sich natlos in diese Annahme ein, die Zimmer waren jedoch genau so, wie in jedem anderen Hotel.