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Reisebericht Irland 2006

Reisebericht Irland 2006
Die grüne Insel Irland wollten wir im Jahr 2006 vom Hausboot aus erleben.
Zunächst stand die Wahl des Bootes. Man sollte meinen, daß es einfach ist, ein Boot für lediglich zwei Personen zu finden welches finanziell im Rahmen bleibt und doch genug Bequemlichkeit bietet. Außerdem war zu beachten, daß keiner von uns je ein anderes Boot gesteuert hat als eins mit Rudern. Schlussendlich fanden wir ein schickes kleines Boot mit einem fest überdachten Führerhaus welches wir beim sprichwörtlich irischen Wetter doch für sinnvoll und unentbehrlich hielten. Was ein Irrtum!
Als Termin suchten wir uns den Start der Fussballweltmeisterschaft in Deutschland aus und somit die Prüfungswoche der irischen Studenten im Juni. Schon im Mai schauten wir im Internet immerwieder nach den Wetterprognosen und uns wurde Angst und Bange. Tagestemperaturen von knapp 10 Grad und nächtliche Temperaturen von 4 Grad liesen bei uns die Frage aufkommen, ob unser Boot überhaupt eine Heizung hat. Oder sollten wir uns doch lieber nach einem Eisbrecher umschauen?????
Der 01.Juni und somit die Abreise rückte näher und näher und die Wetterprognosen wurden und wurden nicht besser. Also packten wir vorsichtshalber mal weniger T-Shirts und mehr Pullover ein. Der Platz für Gepäck auf einem Hausboot für zwei Menschen ist sehr eng bemessen. Also hieß es strategisch klug und sparsam packen.
Der Tag der Abreise war dann genau so, wie die Prognose im Internet es vorausgesagt hatte. Der Flughafen Frankfurt hüllte sich in dicke Regenwolken.
Unser Flug mit Aer Lingus Flug von Frankfurt aus mit dem Ziel Dublin und dem Weiterflug nach Shannon Aerport hatte leider eine gute Stunde Verspätung. Darüber machten wir uns im Flugzeug allerdings noch keine wirklichen Gedanken. Zu groß war die Vorfreude auf den Urlaub. Außerdem dachten wir, daß bei zwei Flügen mit EINER Fluggesellschaft ja irgendwem klar seien sollte, daß man auf die Weitereisenden wartet. Wieder ein Irrtum.
Der Flug über Europa war im grunde langweilig. Eine dichte Wolkendecke verhinderte den Blick nach unten und so konnten wir außer dem Frühstück an Bord und dem Himmel ÜBER den Wolken nichts weiter genießen. Doch kurz nachdem wir Manchester hinter uns gelassen hatten riss die Wolkendecke auf und wir bekamen die ersten tollen Aussichten.
Nach der Landung holten wir unser Gepäck und standen vor dem Abflugschalter des nächsten Fluges der uns nach Shannon bringen sollte. In großen Lettern stand an der Tafel "The Flight is closed". Ok. Das verstand sogar ich in meinem sehr mangelhaftem Englisch. Die Aussagen der Bediensteten am Flughafen lies keine weiteren Zweifel zu. "The Flight is closed. Sorry" Ja super. Und nun? Ab in die Haupthalle und mal bei Aer Lingus auf den Tisch gehauen. Kann ja wohl nicht sein, daß die da Anschlussflüge anbieten die keiner bekommt. Und - es war ca 12.00 Uhr - sollte nichtmal mehr ein anderer an diesem Tag mehr gehen. Zugverbindung und Leihwagen ( ich fahre ungeübt und mit meiner miesen Laune ja auch durch ganz Irland links -haha ) stellten keine Alternative da. Also nochmal gemosert. Und siehe da. Da sollte ein Flug von Dublin nach New York doch glatt nochmal in Shannon landen. Nur Dummerweise ist der auch schon fast in der Luft. Also im Eiltempo mit einer Mitarbeiterin von Aer Lingus und einem weiteren "Anschlussflugverpasser" vorbei an langen Checkpointschlangen und Detektoren und hinein in eine Boing in der vielleicht 20 Sitze belegt waren. Puh. Wir saßen. Hoffentlich hat unser Gepäck auch den richtigen Weg genommen.
Der Flug über Irland war ein Traum. Er dauerte keine Stunde und bot uns einen Blick der atemberaubend schön war. Kleine Seen, der Shannon der sich immer wieder schlängelnd zeigte und viel in Parzellen eingeteiltes Land boten einen abwechslungsreichen Blick der nie eintönig und langweilig wurde.
Doch nach der Landung fragten wir uns ernsthaft, ob wir richtig sind. Die Sonne brannte förmlich und es war unvorstellbare 25 Grad warm. Was aber unsere meiste Aufmerksamkeit erregte, waren die Palmen. Sind wir wirklich in Irland angekommen? Diese Frage stellten wir uns unmittelbar vor dem Einchecken in unser Hotel für die nächsten zwei Nächte.
******nja Frau
922 Beiträge
Fortsetzung...
na und wie gehts weiter? *liebguck*

lg
svea *blume*
Es geht ja schon weiter ;-)
Unser Hotel war das Oakwood Arms Hotel. Witzigerweise würden wir es mit Eichenwaldrüstung übersetzen. Und trotz des martialisch anmutenden Namens war es ein wundervolles kleines Hotel. Zum großen Teil recht britisch mit dicken bunten Teppichböden, alten und sehr bequemen Sesseln und sogar einem Thron aus Holz. Den Rest des Tages verbrachten wir dann mit Entspannung und einem Spaziergang durch das kleine Städtchen. Die Suche nach der Bushaltestelle gestaltete sich schnell erfolgreich und auch beim Einkaufen im Supermarkt war noch alles ok. Nur die Betten im Hotel waren ein Graus. Wahrscheinlich kommt von so weichen Betten der Begriff "im Traum versunken".
Für den nächsten Tag war ein Ausflug nach Limmerick geplant. Und wieder begrüßte uns ein strahlend blauer Himmel mit himmlischen Temperaturen um die 25 Grad. Also, ab zum Frühstück in den leeren Speisesaal und gleich mal einen Rüffel abgeholt. Warum? Ganz einfach. Es ist in Irland nicht Sitte, sich einfach an einen freien Tisch zu setzen. Hier bekommt man seinen Tisch zugeteilt. Das Argument, daß der Saal doch leer sei verkniffen wir uns schnell und nickten schuldbewußt und versprachen, es uns zu merken. Das Frühstück....naja, wie schon oft gehört. Würstchen, Speck, Rührei etc etc. Im Nachhinein betrachtet ein sehr......maskulines Frühstück *zwinker*
An der Bushaltestelle nach Limmerick angekommen unterhielten wir uns. Eine ebenfalls auf den Bus wartende Frau konnte ihre Neugier einfach nicht bändigen und sprach uns an. Woher wir denn kommen und so weiter. Es entwickelte sich ein tolles Gespräch. Nicht auszudenken, was man zu hören bekommt, wenn man in Frankfurt am Main in der Bushaltestelle jemand fremdes anspricht........
Ein Tipp der Dame war Gold wert. Wenn wir nach Limmerick noch Zeit hätten sollten wir auf dem Rückweg im Bunratty Castle and Folk Park reinschauen. Dazu aber später mehr.
Limmerick ist die drittgrößte Stadt Irlands. Die 50.000 Einwohner sieht man der Stadt auch an. Eine typische Stadt mit vielen Geschäften, Supermärkten, Restaurants, modernen Häusern usw. Neben einigen typisch irisch aussehenden Kirchen war das Highlight für uns das King John Castle. Das Eintrittsgeld hat sich wirklich gelohnt denn viele Teile der sehr gut erhaltenen Burg sind frei zugänglich. Auch die Erklärungen - mit einem Walkman und deutscher Sprache - sind lehrreich und individuell gestaltbar. Hätten wir gewußt, was wir an diesem Tag noch zu sehen bekommen, uns hätte King Johns Castle wohl etwas weniger Ehrfurcht abgerungen.
Oakwood Arms Hotel
King Johns Castle
******nja Frau
922 Beiträge
Limerick
Ohja - King Johns Castle ist kein Vergleich zu Bunratty das stimmt wohl. Wir hattens damals leider andersherum angeguckt beides und waren daher nicht sonderlich begeistert von Limerick gewesen...

VG
Svea
******aar Paar
814 Beiträge
Vielleicht lag es ...
... am diesigen Wetter, aber Limerick hat uns nicht wirklich gewinnen können - das Pittoreske fehlte, ist bei einer doch deutich größeren Stadt aber auch kein Wunder. Bei einer Wiederkehr hielten wir wohl nur für ein Mittagessen oder so.
******nja Frau
922 Beiträge
Ja das sehe ich auch so *danke*
Bunratty
Nach dem wir Limerick hinter uns gelassen haben machten wir halt in Bunratty. Das immernoch perfekte Wetter lies uns diesen Park der eben nicht nur aus dem Castle besteht rundum genießen. Und so konnten wir eintauchen in verschiedene Zeitepochen Irlands.
Der Folk Park, welcher das Castle umgibt, besteht aus etlichen zeitgemäß eingerichteten Häusern. Das reicht von Bauernhäusern aus dem Mittelalter über Apotheken aus der Jahrhundertwende, alte Mühlen, kleine Kapellen und Mittelstandshäusern aus den Anfängen des Jahrhunderts. Teils liebevoll eingerichtet, teils kitschig aus heutiger Sicht, aber eben immer authentisch. Alle Häuser sind voll begehbar und werden von weitreichenden Park- und Grünflächen umgeben. Besonders angenehm war ein Bauernhaus in dem frisch gebackenes Brot auf dem Tisch stand und eine Schale mit Butter. Ganz eindeutig durfte man sich daran bedienen. Himmlisch.
Diese Häuser , so beeindruckend schön so auch waren, stehen allerdings so eindeutig im Schatten des Castle. Durch seine schiere "Wucht" fühlten wir uns schon überwältigt. Es ist komplett erhalten, teilweise eingerichtet und beinahe komplett begehbar. Allerdings muss man ein wenig Glück haben. Wir hatten Glück denn eine gute Stunde nach unserem Eintreffen am Castle wurde es für eine mittelalterliche Feier geschlossen. Um da an Karten zu kommen muss man sich monate vorher anmelden, entsprechend gewandet kommen und wahrscheinlich noch perfektes Altenglisch sprechen können.
Erstaunlich waren die Unterschiede zwischen den teilweise engen Wendeltreppen in den Türmen wo nur eine Person laufen konnte und der Weite des Thronsaales. Kleine Kammern waren deteilgetreu nachgebildet und man hatte den Eindruck, man befindet sich in dieser Zeit und jeden Moment kommt ein Page oder eine Zofe. Am meisten beeindruckt und zum bleiben eingeladen hat der kleine Saal ganz oben (letztes Bild).
In diesem Park lohnt sich wirklich ein kompletter Tag. Wir hatten leider nur einen halben Nachmittag.
Bauernhaus Bunratty Folk Park
Wassermühle
Bunratty Castle
Kammer Bunratty
Das Boot
Nach Bunratty und der folgenden Nacht kam nun endlich der so lang ersehnte Tag. Zunächst geht es zurück zum Flughafen nach Shannon. Von dort aus soll der Transfer zur Marina nach Bannagher erfolgen und wir dürfen unser Boot in Empfang nehmen. Der Transferfahrer war sehr erfreut uns am Flughafen zu treffen. Da wir (ungewöhnlicherweise) nicht am selben Tag ankamen an dem der Transfer stattfinden sollte hatter der Fahrer natürlich auch keine Ahnung davon, mit welchem Flug wir landeten. Es lief also planmäßig und wir saßen in einem alten Ford Bus Neunsitzer. Wenn ich es nicht wirklich besser wüßte, dann würde ich sogar behaupten unser Fahrer war Eddie Jordan. Er versuchte mit diesem alten Bus die ca 2h Strecke in einer zu fahren. Ich bin nun wirklich kein Kind von Traurigkeit, aber ich hatte Angst. Wer die Nebenstraßen in Irland kennt weiß, daß der Bus bei entsprechender Geschwindigkeit tatsächlich hätte abheben können. Irlands Straßen sind teilweise sehr wellig. Die Schutzengel der Mitfahrenden hatten also alle Hände voll zu tun und ihre Arbeit sehr gut erledigt. Denn wir kamen der Reihe nach gesund und unversehrt zu unserer Marina.
Als erstes folgte eine Videoeinweisung über das Verhalten auf einem Hausboot. Glücklicherweise in deutscher Sprache. Gut. Wir hatten soweit alles verstanden und wollten nun endlich unser Boot sehen. Schließlich war es früher Nachmittag und wir hatten die Hoffnung, noch ein kleines Stück fahren zu können und nicht an der Marina übernachten zu müssen.
Nach nochmal einer knappen Stunde Wartezeit war es soweit. Wir bekamen die Schlüssel und die Nummer der Platzes, an dem unser Boot festgemacht war. Es war Liebe auf den ersten Blick wie unsere "N TwentyFive" da im Wasser lag und die Sonne auf ihre wundervolle Außenhaut schien". Gespannt schauten wir uns den Innenraum an und merkten da sofort, daß es für uns beide gerade groß genug war. Duschkabine und Toilette war EIN Raum was besser funktionierte als gedacht. Es gabe einen kleinen Herd, einen noch kleineren Kühlschrank, eine unverschämt schmale Schlafstätte auf dem Boden unterhalb des Führerstandes eine kleine Essecke und.........keinen Schrank für Kleidung. Aber wir waren jung, tatendurstig und flexibel. Also kurzes Einrichten im Boot und dann kam auch schon derjenige, der uns nochmals in die Bedienung des Bootes einweisen sollte. DAS ist allerdings eine Geschichte für sich.
Die Marina
unsere "NTwentyFive"
Schlafstätte
Die Einweisung
Ein ca. 16 jähriger irischer Jugendlicher nahm die Einweisung vor. Er erklärte uns kurz und knapp in seinem nicht ganz einfach zu verstehedem Englisch die Handhabe des Bootes. Dabei waren natürlich Bedienungshinweise für das Steuer, den Motor, die Bilgenpumpe und so weiter. Die wohl wichtigste Aufgabe war , jeden morgen frisches Wasser zu laden. Dafür war "the horse" gedacht. Ich musste daraufhin dreimal nachfragen, wie mir ein "horse" beim Auftanken von Frischwasser helfen sollte und ich konnte mir das nicht im geringsten erklären. Peinlicherweise muss ich nun zugeben, daß der junge Mann nicht von einem "horse" (Pferd) sprach, sondern von einem "hose" (schlauch). Ich kann nicht mehr beurteilen, wie belustigt er gewesen sein muss.
Nachdem dieses Missverständnis mit einem Grinsen beseitigt werden konnte startete unser Einweiser den Motor, löste die Taue und legte ab. Er fuhr mit mit uns und unserem Boot ca 100m flussaufwärts, unter einer Brücke hindurch, wendete auf der anderen Seite der Brücke das Boot und bedeutete mir nun, zurückzufahren und anzulegen. Dieser Aufforderung gab er mit einer solchen Überzeugung von sich, daß ich nicht anders konnte und das Boot unter meine Fittiche nahm.
Viel Zeit mich an eine sehr indirekte und langsame Lenkung zu gewöhnen hatte ich nicht, schließlich kamen schon die vielen Pfeiler der Brücke immer näher. Und diesmal ging es ja auch noch flussabwärts. Voller Stolz kann ich berichten, daß wir ohne Berührung die Brücke passiert haben. Das lag aber sicher eher an der geringen Größe des Bootes als an meinen Fahrkünsten. Anschließend gings ans Anlegen. Das funktionierte nach drei Anläufen wieder nicht und so wurde mir das Steuer entrissen und von unserem Einweiser übernommen. Er legte an, verabschiedete sich und wünschte uns einen schönen Aufenthalt. Völlig perplex standen wir da. Aber entweder traute er uns die Steuerung zu oder aber er konnte sich vor Lachen nicht mehr halten und suchte das Weite um sich erstmal richtig auszuschütten.
Zur Beruhigung packten wir unsere Sachen aus, verstauten sie mir schlecht als recht wahllos in Ecken und brachten unsere Koffer in die Marina wo sie bis zur Rückkehr bleiben sollten. Wir gingen noch in einen nahegelegenen Supermarkt um uns mit Lebensmitteln einzudecken. Unser in Deutschland angefertigter Zeitplan war schon nicht mehr viel Wert. Wir wollten ursprünglich erst am folgenden Tag ablegen. Es war aber noch ungefähr 2 Stunden hell. Wir entschlossen uns - clever wie wir sind - gleich abzulegen, um vor der ganzen Meute davon zu schippern. Samstag ist ein typischer Bootsannahmetag und somit in der Marine und um sie herum besonders voll.
Ablegen ist also defintiv einfacher als Anlegehen. Zumindest dachten wir das zu diesem Zeitpunkt noch. Also, Leinen los und auf zur ersten Etappe.
Frau am Lenker.........
Start
Nun war es also soweit. Wir schipperten auf unserer "NTwenntyFive" über den Shannon. Es war ein wunderbares Gefühl des Genusses von Wasser, leichtem Wind und dieser unglaublichen Ruhe und "Verlassenheit". Wobei, so verlassen kamen wir uns dann doch gar nicht vor. Eine schiere Unmenge an Booten waren unterwegs. Es war offensichtlich, daß wohl nicht nur wir daran dachten, den Rest des Tages zu nutzen, um gleich loszufahren. Zum Glück hat der Shannon von der Marina aus zwei Richtungen und so "halbierte" sich die Meute dann nochmal. Dennoch waren im Grunde nie mehr als drei Boote gleichzeitig zu sehen.
Nachdem wir dann gut eine Stunde flussaufwärts unterwegs waren kamen wir an die Jetty an der wir die Nacht verbringen wollten. EIne Jetty ist im Prinzip nichts anderes, als ein Steg im Wasser an dem man anlegen kann. Wieder ging es unter einer steinernen Brücke hindurch und schon sahen wir den Steg. D.h. eigentlich sahen wir keinen Steg denn es lagen haufenweise Boote bereits festgemacht am Steg und es war kein Platz zu sehen. Also drehten wir einmal, fuhren ein wenig im Kreis um zu schauen, ob nicht doch irgendwo noch ein Plätzchen für unser wirklich kleines Boot war. Nichts.
Dann rief meine Frau: " Da winkt uns jemand! ". Leicht genervt und sehr skeptisch lautete meine Antwort: "Ja klar. Da winkt uns jemand. Wer kennt uns hier denn schon". Aber tatsächlich. Es winkte uns jemand. Wir fuhren etwas näher zu der winkenden Figur die auf einem Boot stand, welches bereits am Steg festgemacht war. Und ich konnte es kaum glauben. Ein holländisches Paar bot uns an, daß wir unser Boot an ihrem festmachen sollten. So war mein erstes Anlegemanöver also nichtmal an einer Holzplanke, sondern auch noch an einem fremden Boot. Na bravo. Auf diese Art und Weise lernten wir aber ein ungeschriebenes Gesetz der Shannon "Flussfahrt" kennen. "Hast Du festgemacht und siehst, daß vor oder hinter dir ein Boot anlegen will, so hilf. Fang das Tau und ziehe das Boot an den Steg".
Ich brauchte also nur in Wurfnähe des Taus fahren, den Motor abstellen und unser Boot wurde an die Seite des anderen gezogen und festgemacht. Die Erleichterung und Begeisterung über einen Platz zum Schlafen war groß.
Wir unterhielten uns noch mit den Holländern und gingen anschließen an Land und in das nächste Dorf. Die Erschöpfung war allerdings doch recht groß und so gingen wir aufs Boot zurück, genossen einen sagenhaften Sonnenuntergang und gingen zeitig schlafen.
Tag2
Der nächste Tag sollte laut vorbestimmter Reiseroute über Clonmacnoise nach Athlone gehen. Und vornweg, die Reiseroute wurde eingehalten.
Gegen Sechs Uhr morgens konnte ich die Enge der Koje nicht mehr ertragen, ich stand auf, genoss das kalte Wasser der Dusche und gönnte mir ein paar ruhige Minuten mit der Angel. Natürlich ohne Erfolg. Aber das wird sich sicher bald ändern. Dann ein gemeinsames kleines Frühstück - dazu später mehr - und dann wieder ab auf die "Piste". Aber erstmal ablegen. Leinen los und....... naja, wie beim Auto ausparken? Im Laufe des Abends haben vor und hinter uns weitere Boote festgemacht - alle quasi in der zweiten Reihe. Problem bei Hausbooten, sie lassen sich enorm schlecht rückwärts lenken - nämlich garnicht. Mit viel Hilfe unserer holländischen "Nachbarn" und dem Einsatz langer Stangen lösten wir uns schließlich doch und konnten starten.
Clonmacnoise erreichten wir gegen zehn. Der Steg dort ist leider nicht sehr groß und so war wenig Platz. Einige Boote hatte hier über Nacht festgemacht und waren noch nicht wieder losgefahren. Dennoch ergatterten wir ein schickes Plätzchen. Das Anlegen funktionierte, Dank tatkräftiger Unterstützung anderer "Kapitäne" einwandfrei.
Der Weg vom Steg zum Kloster führte über eine Bullenweide. Interessanterweise war kein Zaun darum gezogen. Es war ein etwas mulmiges Gefühl diese doch imposanten Tiere in unmittelbarer Nähe und ohne "Schutzzaun" zu wissen.
Clonmacnoise ist ein Ort der voller Mystic und "Energie" seien könnte - wären da nicht die unendlich vielen Touristen. Da wir aber selber welche sind, schweigen wir lieber. Durch die weitläufigkeit und die Offenheit des Geländes verläuft sich die Menge allerdings doch recht gut. Vorsicht ist geboten, damit man nicht aus versehen auf einer Grabplatte steht. Nach zwei Stunden Sideseeeing machten wir Platz für die nächsten Besucher und stachen wieder in See. Wir suchten uns eine Flussbiegung mit etwas mehr Platz, fuhren an die Seite und warfen den Anker. Angeln und Sonnen war angesagt. Rechts an uns vorbei fuhren immerwieder Hausboote und meist wurde von beiden Seiten nett gewunken. Nach einer Weile fuhr das erste Boot links an uns vorbei. Etwas irritiert waren wir schon. Als das nächste Boot ebenfalls links vorbei fuhr schaffte ich es doch, meine Gedanken mal wieder zu sammeln und zu überlegen, wie das eigentlich sein konnte. Schließlich hatten wir doch nah am Rand geankert. Und genau das war des Pudels Kern. Der Anker war nicht fest. Wir trieben auf dem Fluss und waren schon einige dutzend Meter weit abgetrieben. Im Nachhinein betrachtet musste die nun folgende Situation daran erinnern, wie die Besatzung auf U-Booten reagiert, wenn das Signal zum Tauchen kommt. Laute Anweisung des Kapitäns (mir) an seine Crew(Frau von mir) "Sofort Motor starten und zurück in die Fahrspur!" Selber rannte ich zum Bug und begann die Ankerkette nach oben zu ziehen. Ich muss jetzt noch lachen darüber, wie daneben der erste Ankerversuch war. Was hatten wir gelernt? Erst Anker werfen, dann langsam zurücksetzen bis die Ankerkette felsenfest ist, dann Motor aus.
Vom Ankern und Angeln hatten wir nun genug. Also langsam weiter schippern nach Athlone. Immer wieder mal das Kommando auf der Brücke gewechselt und die erste Schleuße ohne Blessuren für Besatzung und Boot überstanden. Die Jetty in Athlone kostet zwar Geld, ist aber überwacht und recht groß. Dann ein kurzer Stadtbummel durch die doch recht große Stadt, ein wahnsinng tolles Abendessen beim Inder und die Rückkehr zum Boot. Und wen sahen wir neben uns ankern? Unsere holländisches Freunde vom ersten Abend.
Clonmacnoise
Clonmacnoise und Athlone
weitere Bilder
Clonmacnoise
Der Inder(orangenes Gebäude)
Bannagher
Nach einer wie immer ruhigen Nacht ging es wieder zurück. Vorbei an Clonmacnoise und bis zu unserem Ausgangspunkt nach Bannagher. Stromabwärts ging es natürlich auch schneller. Die Fahrt selber war geprägt durch eine unglaubliche Entspannung. Wir wechselten uns mit dem Steuern des Bootes und dem Genießen der Ruhe ab und landeten sicher im Hafen. Nach dem Auffüllen der Vorräte und einem kurzen Abendessen auf dem Boot gingen wir am Abend in ein Pub in der Stadt. Dort gab es Livemusik - pure , echte, hausgemachte Musik von Leuten, die das schon seit geschätzen 40 Jahren machen. Es war richtig Klasse. Vorallem, da in Irland das Rauchverbot in Kneipen respektiert, akzeptiert und eingehalten wird. Da können wir Deutschen uns eine Scheibe abschneiden.
Am nächsten Morgen ging es weiter stromabwärts. Wir wollten eine Runde über Logh Dergh drehen. Gegen Mittag erreichten wir auf unserem Weg dorthin eine kleine Schleuße. Diese war geschlossen. So legten wir an und warteten. Vor uns lag schon ein Boot mit einem älteren Paar aus Irland. Wir kamen ins Gespräch als ein drittes Boot anlegte und der Mann bemerkte, daß dies ja fast an die Rushhour grenzte. Nach einem angenehmen Gespräch gings dann weiter durch die Schleuße und von diesem netten Paar sahen wir nur noch die "Hecklichter" Ihr Hausboot war halt schneller. Eine gute Stunde später landeten wir an einer Autobahnbrücke welche geschlossen war. Diese Brücke hat bestimmte Öffnungszeiten für Boote. Ähnlich der Towerbridge in London quasi. Nur eben VIEL kleiner. Und siehe da, unser Paar war auch dort, hatte angelegt und winkte uns wie wild, wir sollten doch an ihrem Boot festmachen. Gesagt getan und die Einladung zu einem Gläschen Wein auf dem Boot der beiden angenommen. Das war das erste mal, daß ich mich fragte, welche Promillgrenze in Irland auf den Wasserwegen herrscht. Jedenfalls haben wir uns eine Stunde wundervoll unterhalten. Im Laufe des Gesprächs stellte die Irin fest, und sprach es auch aus, daß meine Frau ein sehr gutes Englisch spräche. Ich erwiderte: "I have a very intelligent wife". Darauf der Ire: "Oh, i've got the same problem".
Ihre Freundlichkeit kannte im Grunde keine Grenzen und sie zahlten sogar die Brückdurchfahrt für beide Boote. Ich denke heute noch gerne an diese beiden so wahnsinnig lieben Menschen zurück.
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