In Hypnose bin ich selbst noch Lernender, aber ich habe einige Erfahrung in Erwachsenenbildung.
Beim Lernen von Hypnose geht es für die allermeisten Lernenden darum, es hinterher sinnvoll anwenden zu können. Das ist Stufe 3 (von 6) auf der Lernzieltaxonomie von Benjamin Bloom (nach Stufe 1 = Wissen und Stufe 2 = Verstehen). Und wenn man Anwenden lernen will, führt kein Weg daran vorbei, Anwenden zu üben. Anwenden üben ist aber viel (VIEL!) zielführender, wenn man es in einer Feedbackschleife mit einer Lehrperson tut, sprich: Wenn da jemand ist, der sich damit auskennt, der einen beobachtet und ggf. korrigiert.
Videos (und Bücher etc.) sind sehr gut geeignet, um die Stufen 1 und 2 der Lernzieltaxonomie zu erarbeiten. Wenn man schon einige Erfahrung mit Anwenden hat, kann man auch gut neue, zusätzliche Inhalte von Videos, Büchern etc. lernen und anwenden. Für das
erste Anwenden-Lernen sind Bücher und Videos aber wirklich nur in Ausnahmefällen geeignet.
Sehr gut geeignet sind Videos, Bücher etc. aber als Begleit-, Repetitions- und Nachschlage-Ressource. Wenn man sich nach dem Kurs auf einem Video noch ein zweites, drittes Mal zeigen lassen kann, woran man erkennen kann, dass ein*e Hypnotisand*in in Trance ist, dann ist das sehr hilfreich. Wenn man in einem Buch Hintergründe nachschlagen oder eine systematische Darstellung nachlesen kann, stärkt dies das eigene Wissensnetz.
Und für diejenigen, die das interessiert: Stufe 4 der Bloom'schen Lernzieltaxonomie ist "Analyse": Ich wende nicht das Gelernte auf eine vorgegebene Standardsituation an, sondern analysiere eine bisher unbekannte Situation und zerlege sie in ihre Einzelaspekte. Das ist im Bereich zum Beispiel dann der Fall, wenn ein Hypnotisand mit einem Anliegen zu mir kommt, für das ich keine bewährte Standardlösung habe. Stufe 5 ist "Synthese": Ich baue aus den analyiserten Einzelaspekten und aus meinem Hintergrundwissen eine neue Problemlösung zusammen. Im Bereich der Hypnose wäre das zum Beispiel eine effektive hypnotherapeutische Behandlung einer Problemlage, für die es bisher keine Lösung gibt (oder ich bisher keine kenne oder keine gefunden habe). Das ist schon ziemlich anspruchsvoll, aber ein*e seriöse*r Hypnosetherapeut*in mit breitem therapeutischem Spektrum muss das draufhaben. Stufe 6 der Lernzieltaxonomie schliesslich ist "Beurteilung": Wer so weit fortgeschritten ist, kann unterschiedliche Problemlösungen miteinander vergleichen, gegeneinander abwägen und mit guten Gründen beurteilen, welche Problemlösung die bessere ist. Das ist natürlich hohe Schule.
Für diese höheren Stufen ist natürliche eine interaktive, strukturierte Ausbildung ebenfalls wichtig. Interessanterweise ist aber hier auch das Selbststudium unverzichtbar. Natürlich nicht das Selbststudium beliebiger Youtube-Videos, sondern das Selbststudium qualitativ hochstehender Fachliteratur oder anderer Lernmaterialien.