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BDSM-Hypnose-Buch von Alex Tsander - bei Blurb/USA

********crow Mann
56 Beiträge
Themenersteller 
BDSM-Hypnose-Buch von Alex Tsander - bei Blurb/USA
Alex Tsander: Beyond Games of Trance. Hypnotism, Hypnosis, Fetishism and BDSM. Blurb/USA, 2014 - Bestellbar nur über die Website des US-amerikanischen Verlages Blurb - das ist allerdings auch nicht weiter kompliziert, und es ist der Mühe wert! (d.h., kein Vertrieb über amazon)

Vorweg: Alex Tsander ist ein Vertreter der Hypnose-Theorie des Non-States in der State-Non-State-Debatte. Er hält Hypnose als Körper-Geistes-Zustand für nicht real, sondern für eine sozial-psychologisch bedingte Erscheinung. Was hingegen äußerst real ist im Sinne dieses Theorie- und Praxis-Ansatzes, ist der Hypnotismus - darunter verstehen die Vertreter der Non-State-Schule die bewährten und fein entwickelten Strategien und Verfahren, die regelmäßig zum Auftreten von hypnotischen Phänomenen bei Hypnotisanden führen.

In diesem Sinne ist Alex Tsanders Buch in vier Abschnitte eingeteilt.
Im ersten Abschnitt stellt er die theoretischen Grundlagen der Non-State-Theorie der Hypnose vor, und wie deren Evidenz durch zahlreiche, akademische Experimente nahegelegt wird. Im Prinzip basiert die Argumentation darauf, dass eine große Anzahl der Phänomene, die unter Hypnose erzielt werden, auch auf andere sozialpsychologisch-fundierte Weise erzeugt werden können.

Im zweiten Abschnitt geht es um die Kunst des Hypnotismus. Hier führt Tsander die grundlegenden Fähigkeiten des Hypnotiseurs auf, Erlebnis-Serien mit Hilfe von Wachsuggestionen zu schaffen, die der hypnotisierten Person mehr und mehr das Entwickeln von hypnotischem Verhalten ermöglichen, wozu unter anderem der Durchlauf durch eine Reihe von nach Schwierigkeit gestaffelten Tests zählt, die sowohl im Hypnotee als auch bei den Zuschauern die (illusionäre) Überzeugung reifen lassen, dass sich Hypnose mehr und mehr einstellt. Dabei unterscheidet Tsander zwischen Suggestionen und den später im Prozess verwendeten Anweisungen und den Routinen der intra-hypnotischen Phase.

Im dritten Teil unterscheidet Tsander genau zwischen den (oft non-konsensuellen) Phantasien, die mit einem Hypnose-Fetisch verbunden sind, und den Routinen und Erlebnissen, die mit Hypnotismus in einer konsensuellen D/s- oder S/M-Beziehung real erlebt werden können - Hypnotismus unterstützt dabei das bekannte Mittel der Konditionierung im Fetish-Szenario, wobei verbale Erklärungen (Mantras), Vertrags-ähnliche Selbst-Verpflichtungen und Vereinbarungen eine wichtige Rolle spielen. Ein informierter Konsens ist für all dies die freiwillige Grundlage. Die im vorherigen Abschnitt des Buches vorgestellten Routinen werden im BDSM-Kontext so abgewandelt, dass sie zur Atmosphäre des Kinks passen. Eine besondere Rolle spielen hier Re-Induktion und post-hypnotische Routinen.

Im vierten Teil schließlich geht Tsander auf fortgeschrittene Dynamiken ein, die im Zusammenhang mit Hypnotismus auftreten können und einvernehmlichen BDSM-Sex überschreiten. Hierzu gehören gefährdendes Verhalten, das unterlassen werden sollte, und mögliche, psycho-pathologische Phänomene wie das Auftreten von multiplen Persönlichkeits-Strukturen unter entsprechenden, extremen Bedingungen. Hier fasst Tsander einige dunkle Seiten des Hypnotismus an, die zu leugnen für andere zur heiligen Kuh geworden ist, wozu gerne auch mal FAQs genutzt werden, die wie unbezweifelbare Wahrheiten daherkommen, tatsächlich aber ungesichert und umstritten sind.

Ich besitze dieses Buch als illustrierte Hardcover-Version - die allerdings den Nachteil hat, dass sie nicht paginiert ist (obwohl sie mehr als 360 Seiten umfasst) und Tsander das Literaturverzeichnis gestrichen hat, was umso ärgerlicher ist, als sein Text sehr wissenschaftlich argumentiert und mit zahlreichen Kurz-Verweisen (Name, Jahr) versehen ist, deren zugehörige, vollständige Literaturangabe Tsander seinen Lesern jedoch vorenthält - mit dem wenig zugkräftigen Argument, sich so vor Plagiierung schützen zu wollen. Eine recht unwissenschaftliche Haltung, die nicht zum rationalen Anspruch des Textkörpers passt.

Dennoch: die anschauliche und genaue Schilderung von Routinen und Wirkprinzipien des Hypnotismus, angewandt auf das Gebiet der BDSM-Erotik, erweist sich als durchaus geeignet, die eigene hedonistische Hypnose-Praxis im privaten Erotik-Kontext zu ermöglichen oder, wenn schon vorhanden, zu inspirieren und zu bereichern - auch ohne bei selbstherrlichen, autoritativen Hypnoselehrern Kurse und Workshops bezahlt und besucht zu haben - und so sind IMHO Kauf und Lektüre dieses Buches auf jeden Fall ihren Einsatz wert - sodass ich die formalen Mängel als Wermuts-Tropfen in einem ansonsten gelungen Werk hinnehme, dessen Informationen ansonsten schwer zu finden sind.

Alex Tsander ist im übrigen seit einiger Zeit in Berlin ansässig und ist gelegentlich als hedonistischer Hypnotiseur im KitKatClub aktiv und dort dann am Wochenende hypnotisierend anzutreffen.
*******rft Paar
21 Beiträge
Danke
Danke für diese Buchvorstellung. Wir werde es mal auf meine "Bald lesen"-Liste setzen. Allerdings stehen vorher noch paar anderer Bücher an.

m vierten Teil schließlich geht Tsander auf fortgeschrittene Dynamiken ein, die im Zusammenhang mit Hypnotismus auftreten können und einvernehmlichen BDSM-Sex überschreiten. Hierzu gehören gefährdendes Verhalten, das unterlassen werden sollte, und mögliche, psycho-pathologische Phänomene wie das Auftreten von multiplen Persönlichkeits-Strukturen unter entsprechenden, extremen Bedingungen. Hier fasst Tsander einige dunkle Seiten des Hypnotismus an, die zu leugnen für andere zur heiligen Kuh geworden ist, wozu gerne auch mal FAQs genutzt werden, die wie unbezweifelbare Wahrheiten daherkommen, tatsächlich aber ungesichert und umstritten sind.

Negiert Tsander auch das oft gehörte Mantra "Hypnose" lässt dich nichts tun, was du nicht willst? Wir haben gerade das Buch "Don't look in to his eyes" von Jonathan Chase gelesen und dort steht das ähnlich drin.

Im Prinzip sagt er darin, dass eine Suggestion nicht nicht akzeptiert werden kann. Seine Logik ist Suggestion nicht akzeptiert -> Nicht hypnotisiert. Und im Umkehrschluss dazu sagt er, dass JEDE Suggestion akzeptiert wird, sofern die Person hypnotisiert ist und dieser Person die Suggestion versteht. Er hat es zwar mehr verklausuliert, aber das war sein Standpunkt.

Diese Haltung entspricht aber nicht meinen/unseren Erfahrungen. Wir haben es erlebt, dass trotz tiefer Trance manche Dinge wunderbar funktioniert haben und andere Dinge eben nicht gezündet haben. Chase würde jetzt einfach sagen, dass wir dann nicht wirklich hypnotisiert waren.

Alex Tsander ist im übrigen seit einiger Zeit in Berlin ansässig und ist gelegentlich als hedonistischer Hypnotiseur im KitKatClub aktiv und dort dann am Wochenende hypnotisierend anzutreffen.

Wow, bei euch in Berlin läuft ja viel zu laufen im Bezug auf Hypnose mit Sex. Scheint hier im Kölner Raum leider etwas rarer zu sein.
Hypnosebücher
Kann mir jemand gute deutsche Hypnose Bücher empfehlen?
Ich kann leider ein englisch

Danke allen.
*****ays Mann
54 Beiträge
Danke für den Hinweis, ich hab es mir mal als ebook-besorgt.
********crow Mann
56 Beiträge
Themenersteller 
nicht-konsensueller Hypnotismus
@*******rft

Tsander verweist im vierten Abschnitt seines Buches darauf, dass nicht-konsensueller Hypnotismus möglich ist unter besonderen Bedingungen wie zum Beispiel sozial-psychologischen Extremsituationen, in die der Hypnotisand gebracht werden kann, sodass der natürliche Mechanismus der Dissoziation einsetzt, was eine multiple Persönlichkeitsstörung hervorgerufen kann, und solche abgespaltenen Persönlichkeitsanteile können mit Suggestionen und Anweisungen geformt werden, um später mit Hilfe von Triggern wieder aktiviert zu werden - eine Praxis, mit der in den 1950er Jahren von staatlichen Geheimdiensten experimentiert wurde und von der im Zusammenhang mit destruktiven Kulten auch heutzutage immer wieder mal berichtet wird. Tsander deutet an, selbst als Kind derartigen Praktiken unterzogen worden zu sein.

In dem Zusammenhang spricht er auch das "False Memory Syndrome" an, wo unter dem Einfluss von White-Knight-Therapeuten KlientInnen falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch in der Kindheit entwickelten, was zu familiären Zerwürfnissen, Rufmord und strafrechtlicher Verfolgung der angeblichen Täter führte (und später dann, nachdem sich die Beschuldigungen als haltlos klärten, mit erheblichen Schmerzensgeldern und Verurteilungen der entsprechenden Therapeuten endete).
Als weiteres Beispiel erwähnt Tsander den Double-Bind, der als destruktiv-hypnotisches Sprach- und Denkmuster in dysfunktionalen Familien von Gregory Bateson in Zusammenhang mit der Ätiologie von Schizophrenie gebracht wurde: "sei verdammt wenn Du gehorchst und sei verdammt, wenn du nicht gehorchst" - oder: verbale Liebesbekundungen in Verbindung mit ablehnender, gefühlskalter Körpersprache und entsprechendem Verhalten.

Tsanders Punkt ist: Aussagen wie "Niemand kann gegen seinen Willen hypnotisiert werden" sind in ihrem Anspruch auf allgemeine Gültigkeit aus Sicht der Non-State-Schule unsinnig, da Hypnotismus immer schon sozial-psychologisch erklärt werden kann und deshalb die sozialen und psychologischen Umstände und Kontext-Bedingungen immer schon einen entscheidenden Anteil an den Auswirkungen der hypnotischen Routinen haben - und es lassen sich unzählige Situationen denken und konstruieren, in denen Menschen sehr wohl unwissentlich, unfreiwillig oder gar unentrinnbar und erzwungener Maßen hypnotischen Sprach- und Denkmustern sowie Routinen ausgesetzt sind und diese akzeptieren, also durchaus ohne ihre Zustimmung und damit auch gegen ihren Willen hypnotisiert werden.

Ich kenne Jonathan Chase nicht, aber nach dem, was Ihr andeutet, scheint mir, dass Tsander da fundamental anders argumentiert.
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