Die Meerjungfrau
In dunkler Nacht, in Sturmes Wind,
Ein Nachen auf den Wellen treibt.
Kein Leuchtturm wies dem Menschenkind
Den Heimweg durch das grausge Tosen,
Das letzte, was dem Fischer bleibt,
Im Wasser, diesem bodenlosen:
Sich seinem Herrgott anvertrauen.
Das Wasser ihm die Sinne raubt,
Der Mann, er glaubt, es geht ans Sterben.
Die Meerjungfrau, die Wasserbraut,
Herbeieilt, um ihn aufzufangen,
Hinabzuziehn in sein Verderben.
Als ihre Arme ihn umfangen,
Konnt sie in seine Augen schauen.
Von seinem Anblick so entzückt,
Von Wollust völlig eingenommen,
Nahm sie ihn mit sich, ganz entrückt,
Hinunter in die dunkle Tiefe.
Und hat ihn dort zum Mann genommen,
Während er lag, als ob er schliefe.
So ganz nach kalter Nixen Weise.
Drum all ihr Narren auf dem Plan,
Fahrt nie im Sturmwind weit hinaus,
Denn was die Meerjungfrau getan,
Wird immer wieder so geschehn.
Und keiner kommt wieder nach Haus,
Der je ihr Auge hat gesehn.
Es ist die Fahrt zur letzten Reise.
© Rhabia 04-2013