Ins Schreiben vertieft
Seit Wochen hab ich die Missionzu Reimen und es quält mich schon,
dass ich so schriftlich schweigsam bin,
geb' mich nur and'ren Lastern hin.
Und während ich noch etwas hader,
sitz' ich im Stuhl und auf 'nem Quader
laß ich die Beine vor mir ruhn.
An Arbeit hab ich nichts zu tun.
Ein Anruf hat nur grad gequält
ein David hatte sich verwählt.
So geh' ich gleich noch Blase leeren,
dann wird beim Dichten nichts mehr stören.
Gelassen und erfüllt von Sinnen
kann endlos ich den Faden spinnen.
Und wenn die Quelle nicht versiegt,
ist das Gedicht schnell hingekriegt.
Ich sitz' auf dem Balkon - allein,
da wird unmöglich Störung sein.
Im Freien hab ich Luft und Licht,
den Ventilator brauch ich nicht.
So überleg' ich nun, wie wäre
das Aus-se-hen von der Chimäre,
die meiner Phantasie entspringt,
ein Wesen, das mir Freude bringt.
Ich hab da eine Vorstellung:
Es ist 'ne Frau, natürlich jung,
geflügelt, und sechs Arme dran,
damit sie mich umklammern kann.
Vielleicht der Göttin Shiva gleich
doch mehr aus Amazonenreich.
Bevor ich aber übertreib'
mit einem menschlich' Unterleib.
Sie soll statt bissig fröhlich sein,
fängt mich mit ihren Armen ein,
Mit starken Schwingen fliegt sie dann
ein Nest voll Rosenblüten an.
Sie läßt mich los, ich fall' hinein,
ich glaub' ich werd' ihr Spielzeug sein.
Was sich auch stark vermuten lässt,
denn sie umkreist vergügt ihr Nest.
Ich frag mich schon, was dann passiert
sie hat mich in ihr Reich entführt.
Wird sie dann landen, auf mich gleiten,
und dann auf meiner Stange reiten?
Macht sie es sanft, mit derbem Schwung?
Hält' sie mich in Umklammerung,
so dass sie mich, total erregt,
mit Flügeln durch die Lüfte trägt?
Ich glaub', ich fänd' das gar nicht schlecht,
so ein Erlebnis wär mir recht.
Doch grad' denk ich mir noch dabei,
dafür bin in nicht schwindelfrei.
Drum ist jetzt Schluß, weil das nicht geht!
Zurück in der Re-a-li-tät,
seh' ich grad' schöne Schmetterlinge,
das sind doch mal reale Dinge.....
(C) Gulliver 06.08.18