Als ich mit dem Fotografieren anfing, bestand ein deutlicher Abstand zwischen Original- und Fremdanbietern. Die Fremdanbieter hatten sich preislich und qualitativ unterhalb der Originalobjektive positioniert. Das war vom Kunden so vorgegeben: Original oder deutlich billiger.
Aktuell gibt es als Drittanbieter vier Japaner, SigTamTok und Voigtländer/Cosina, zwei Chinesen, 7Artisans und Laowa/Venus Optics und einen Südkoreaner, Samyan/Rokinon. Amerikaner gibt es keine mehr. Aus Europa kommen Irix (Schweizer Name, südkoreanische Produktion), Meyer-Optik-Görlitz (Deutscher Name, Produktion: irgendwo) und Zeiss.
Zeiss war eine Zeitlang auch Zweitanbieter für Sony. Seit Sony seine eigene Premiumserie hat, G Master, ist von Zeiss nichts mehr dazugekommen. Zeiss war und ist auch der einzige, der im Premium-Segment als führend angesehen wird.
Drittanbieter können günstiger sein, da sie keine Mischkalkulation machen müssen. Die Einstiegsmodelle der Hersteller und die Kit-Objektive sind nicht immer kostendeckend, da müssen die Objektiv-Erträge aushelfen.
Pauschal kann man sagen, das gibt es. Es gibt keine klaren Aussagen der betroffenen Firmen, aber unter der Hand ist immer wieder mal zu hören, dass Kit-Objektive oder das Nifty-Fifty extern gefertigt werden.
Ein 17-55 mm Kit-Objektiv oder ein 1.8/50 mm in der 100 €-Klasse ist keine Kunst. Da geht es nur um cost down. Cosina wird manchmal als Werkbank genannt. Werkbank bedeutet nicht Technologietransfer, besonders nicht bei der Steuer-Elektronik. Die Premium-Serien, Canon L, Sony GMaster, Nikon S oder Fujifilm CX kommen immer von den Herstellern.
Für mich sind bei der Objektivwahl vier Aspekte zu beachten. Testberichte in Fachzeitschriften oder im Internet denken fast immer nur den ersten Aspekt ab, die Bildqualität.
Vergleiche gibt es in der Color Foto (gut), bei Optical Limits (sehr gut), Traumflieger (na ja). Bei DPreview kann man Bilder out-of-the-cam laden, bei neueren Objektiven auch RAW-Dateien.
1. Bildqualität
Inzwischen haben SigTamTok ihre Qualität angezogen und eigene Premium-Klassen entwickelt: Sigma Art, Tamron SP oder Tokina FiRIN. Allerdings liegen nicht nur die Qualität, sondern auch die Preise auf Augenhöhe mir den Premium-Klassen der Hersteller. So kostet das Sigma Art 1.8/135 mehr als das Canon 2/135 L. Zeiss ist preislich sowieso jenseits von Gut und Böse.
Uns Fotografen bieten sich damit Auswahlmöglichkeiten. So bietet Canon ein sehr schönes Bokeh, während Zeiss auf max. Schärfe getrimmt wird. Schärfe und Bokeh sind im Objektivbau eine Art Gegensatz, drehe ich an der Schraube für das eine, lässt das andere nach. Ebenso Schärfe und Lichtstärke, da bietet Tamron durch den Verzicht auf Lichtstärke eine gute Alternative für Top-Schärfe zum kleineren Preis, Blende 1.8 statt 1.4 oder 1.2. Sigma hat die Art Serie anfangs auf Schärfe optimiert und inzwischen einen sehr guten Mix aus Schärfe und Bokeh erzielt.
Ich habe mir aufgrund der Tests das Sigma Art 1.4/85 gekauft. Ein Bekannter hat das Canon 1.4/85 L IS und wir haben die Objektive mal bei einem Shooting getauscht. Ich halte das Sigma für optisch überlegen. Es hat, anders als das Canon, auch bei Offenblende keine sichtbaren Bildlängsfehler (die berüchtigten violetten und grünen Farbverschiebungen, purple fringe). Es fehlt aber der Stabi.
2. Mechanik
Die Objektive der Originalhersteller haben ihre Eigenheiten, die die Fremdhersteller teilweise nicht abbilden. So sind Nikon und Canon-Objektive gegengepolt. Drehst du bei Canon nach links, musst du bei Nikon nach rechts drehen. Canon nach links drehen: kleinste Blende, Schärfe bei Unendlich, längste Zoom-Brennweite. Bei Fremdobjektiven wird manchmal nur der Sockel geändert, die Drehrichtungen bleiben gleich.
Blendenring und – bei AF – Fokusring haben sich erledigt. Dafür haben neue Objektive andere, programmierbare Kontrollelemente. Canon RF-Objektive haben einen Steuerring, Nikon Z und Sony E haben eine oder mehrere Tasten. Als Sigma die Art Serie auf das Sony E-Mount erweiterte, wurde nur der Fuß geändert, die Sony-Versionen sind länger und schwerer als bei Canon/Nikon, sonst nichts. Die neuen Sigma Objektive der DN-Reihe (speziell für Sony) haben allerdings die Sony-typische AFL-Taste.
Die Bajonett-Mechanik hat auch Einfluss auf die optische Qualität. Der Fremdhersteller muss alle Bajonett-Durchmesser berücksichtigen und auf das schwächste Teil Rücksicht nehmen. Er kann nicht die Werte der Canon-RF und Nikon-Z-Bajonette, 54 mm Durchmesser, als Basis für die Konstruktion nehmen, wenn das Objektiv am Sony-E-Mount, 46,1 mm, vignetiert. Bei DSLRs ist der Flaschenhals das Nikon-F Bajonett, 44 mm.
Unterschiede können sich auch in der Stoßsicherheit und im Schutz gegen Staub und Regen ergeben, Gehäuseabdichtung und schmutzabweisende Nano-Vergütung der Frontscheibe. Da gibt es aber nur Eigenerklärungen der Hersteller. Vergleichstests, welches Objekt was aushalten kann, kenne ich nicht.
3. Elektronik
Der auffälligste Unterschied ergibt sich durch die AF-Geschwindigkeit. Da sind die Fremdhersteller oft im Nachteil. Volle Leistung von Anfang an (ohne Zeitverzögerung durch Firmware-Updates) scheint vorauszusetzen, dass Kamera und Objektiv aus einer Hand kommen.
Das Sigma 1.4/85 Art fokussiert spürbar langsamer als z.B. das EF 2.8/100 L. Bei Canon ist es Anvisieren-Fokus-sitzt, bei Sigma eher Anvisieren-Fokus-Feinkorrektur. Für meine Fotografie, Portrait-Fashion-Akt, ok, aber für schnelle Motive, Tiere, Sport, würde ich das anders sehen.
Meine Kamera, Canon EOS R, korrigiert Vignettierung, Verzeichnung und CAs. Das 1.4/85 liefert die nötigen Infos. Die „digitale Bildoptimierung“ kann ich aber nicht aktivieren. Es fehlen aber auch Infos, was die „digitale Bildoptimierung“ überhaupt kann. Darin enthalten sind die CA-Korrektur (Daten vorhanden) und die Beugungskorrektur (keine Objektivdaten nötig), aber was sonst noch?
Korrekturdaten werden aber nur bei neuen Fremd-Objektiven geliefert
Ich hatte mich auch für das Sigma Art 1.4/50 interessiert, von 2014. Ich hatte mir von verschiedenen Quellen RAW-Dateien heruntergeladen, um sie mir in LR anzusehen. Dort wurde das Objektiv als allgemein „1.4/50 mm“ oder „Tokina Opera 1.4/50“ usw. erkannt, aber nie als „50 mm F1.4 DG HSM | Art 014“, was der richtige Name gewesen wäre. Der Sigma-Support gab butterweich zu, dass das "bei bestimmten Objektiven auftreten könne". Firmware-Update? Nein.
Dieses Nicht- bzw. Falscherkennen von Fremdobjektiven kam früher öfters vor.
Bei einigen der o.g. Anbieter muss der Fokus manuell gesteuert werden. Das kann fehlendes Know-How sein, das können alte, neu aufgelegte Rechnungen aus der Vor-AF-Zeit sein (Voigtländer, Meyer Görlitz) oder es ist der bewusste Verzicht auf alle Elemente (Innenfokussierung), die einer optimalen Bildqualität entgegenstehen (Zeiss). Auch die Blendensteuerung oder die Übermittlung von EXIF-Daten ist nicht immer gegeben.
4. Zukunftssicherheit
Selbst wenn im Laden oder beim Auspacken alles wie gewünscht funktioniert, kann das beim Kamerawechsel oder schon nach einem Firmware-Update anders werden. So hat Tamron gerade eine Servicemeldung herausgegeben, dass zwei Objektive an der neuen Nikon D6 Ärger verursachen. In den letzten Monaten gab es immer wieder Listen, welche Tamron-Objektive an Z 6 und Z 7 funktionieren. Inzwischen geht wohl das meiste, aber Z 6 und Z 7 sind auch schon zwei Jahre im Markt.
Bei Objektiven, die länger als sechs, sieben Jahre im Markt sind, gibt es meist keine Firmware-Update-Möglichkeit.
Aktuell gibt es als Drittanbieter vier Japaner, SigTamTok und Voigtländer/Cosina, zwei Chinesen, 7Artisans und Laowa/Venus Optics und einen Südkoreaner, Samyan/Rokinon. Amerikaner gibt es keine mehr. Aus Europa kommen Irix (Schweizer Name, südkoreanische Produktion), Meyer-Optik-Görlitz (Deutscher Name, Produktion: irgendwo) und Zeiss.
Zeiss war eine Zeitlang auch Zweitanbieter für Sony. Seit Sony seine eigene Premiumserie hat, G Master, ist von Zeiss nichts mehr dazugekommen. Zeiss war und ist auch der einzige, der im Premium-Segment als führend angesehen wird.
Drittanbieter können günstiger sein, da sie keine Mischkalkulation machen müssen. Die Einstiegsmodelle der Hersteller und die Kit-Objektive sind nicht immer kostendeckend, da müssen die Objektiv-Erträge aushelfen.
Zitat von **********nkArt:
„
Ich glaube pauschal lässt sich das so nicht sagen. Ansonsten wäre hierzu eine Quelle erwünscht, durch die eine komplett ausgelagerte Produktion oder OEM bestätigt wird.
Zitat von *******n69:
„Wie schon in einem Beitrag erwähnt sollte man wissen, dass sowohl Canon wie Nikon bei anderen Herstellern fertigen lassen. Dann ist halt das jeweilige Logo von Canon oder Nikon drauf.
Ich glaube pauschal lässt sich das so nicht sagen. Ansonsten wäre hierzu eine Quelle erwünscht, durch die eine komplett ausgelagerte Produktion oder OEM bestätigt wird.
Pauschal kann man sagen, das gibt es. Es gibt keine klaren Aussagen der betroffenen Firmen, aber unter der Hand ist immer wieder mal zu hören, dass Kit-Objektive oder das Nifty-Fifty extern gefertigt werden.
Ein 17-55 mm Kit-Objektiv oder ein 1.8/50 mm in der 100 €-Klasse ist keine Kunst. Da geht es nur um cost down. Cosina wird manchmal als Werkbank genannt. Werkbank bedeutet nicht Technologietransfer, besonders nicht bei der Steuer-Elektronik. Die Premium-Serien, Canon L, Sony GMaster, Nikon S oder Fujifilm CX kommen immer von den Herstellern.
Für mich sind bei der Objektivwahl vier Aspekte zu beachten. Testberichte in Fachzeitschriften oder im Internet denken fast immer nur den ersten Aspekt ab, die Bildqualität.
Vergleiche gibt es in der Color Foto (gut), bei Optical Limits (sehr gut), Traumflieger (na ja). Bei DPreview kann man Bilder out-of-the-cam laden, bei neueren Objektiven auch RAW-Dateien.
1. Bildqualität
Inzwischen haben SigTamTok ihre Qualität angezogen und eigene Premium-Klassen entwickelt: Sigma Art, Tamron SP oder Tokina FiRIN. Allerdings liegen nicht nur die Qualität, sondern auch die Preise auf Augenhöhe mir den Premium-Klassen der Hersteller. So kostet das Sigma Art 1.8/135 mehr als das Canon 2/135 L. Zeiss ist preislich sowieso jenseits von Gut und Böse.
Uns Fotografen bieten sich damit Auswahlmöglichkeiten. So bietet Canon ein sehr schönes Bokeh, während Zeiss auf max. Schärfe getrimmt wird. Schärfe und Bokeh sind im Objektivbau eine Art Gegensatz, drehe ich an der Schraube für das eine, lässt das andere nach. Ebenso Schärfe und Lichtstärke, da bietet Tamron durch den Verzicht auf Lichtstärke eine gute Alternative für Top-Schärfe zum kleineren Preis, Blende 1.8 statt 1.4 oder 1.2. Sigma hat die Art Serie anfangs auf Schärfe optimiert und inzwischen einen sehr guten Mix aus Schärfe und Bokeh erzielt.
Ich habe mir aufgrund der Tests das Sigma Art 1.4/85 gekauft. Ein Bekannter hat das Canon 1.4/85 L IS und wir haben die Objektive mal bei einem Shooting getauscht. Ich halte das Sigma für optisch überlegen. Es hat, anders als das Canon, auch bei Offenblende keine sichtbaren Bildlängsfehler (die berüchtigten violetten und grünen Farbverschiebungen, purple fringe). Es fehlt aber der Stabi.
2. Mechanik
Die Objektive der Originalhersteller haben ihre Eigenheiten, die die Fremdhersteller teilweise nicht abbilden. So sind Nikon und Canon-Objektive gegengepolt. Drehst du bei Canon nach links, musst du bei Nikon nach rechts drehen. Canon nach links drehen: kleinste Blende, Schärfe bei Unendlich, längste Zoom-Brennweite. Bei Fremdobjektiven wird manchmal nur der Sockel geändert, die Drehrichtungen bleiben gleich.
Blendenring und – bei AF – Fokusring haben sich erledigt. Dafür haben neue Objektive andere, programmierbare Kontrollelemente. Canon RF-Objektive haben einen Steuerring, Nikon Z und Sony E haben eine oder mehrere Tasten. Als Sigma die Art Serie auf das Sony E-Mount erweiterte, wurde nur der Fuß geändert, die Sony-Versionen sind länger und schwerer als bei Canon/Nikon, sonst nichts. Die neuen Sigma Objektive der DN-Reihe (speziell für Sony) haben allerdings die Sony-typische AFL-Taste.
Die Bajonett-Mechanik hat auch Einfluss auf die optische Qualität. Der Fremdhersteller muss alle Bajonett-Durchmesser berücksichtigen und auf das schwächste Teil Rücksicht nehmen. Er kann nicht die Werte der Canon-RF und Nikon-Z-Bajonette, 54 mm Durchmesser, als Basis für die Konstruktion nehmen, wenn das Objektiv am Sony-E-Mount, 46,1 mm, vignetiert. Bei DSLRs ist der Flaschenhals das Nikon-F Bajonett, 44 mm.
Unterschiede können sich auch in der Stoßsicherheit und im Schutz gegen Staub und Regen ergeben, Gehäuseabdichtung und schmutzabweisende Nano-Vergütung der Frontscheibe. Da gibt es aber nur Eigenerklärungen der Hersteller. Vergleichstests, welches Objekt was aushalten kann, kenne ich nicht.
3. Elektronik
Der auffälligste Unterschied ergibt sich durch die AF-Geschwindigkeit. Da sind die Fremdhersteller oft im Nachteil. Volle Leistung von Anfang an (ohne Zeitverzögerung durch Firmware-Updates) scheint vorauszusetzen, dass Kamera und Objektiv aus einer Hand kommen.
Das Sigma 1.4/85 Art fokussiert spürbar langsamer als z.B. das EF 2.8/100 L. Bei Canon ist es Anvisieren-Fokus-sitzt, bei Sigma eher Anvisieren-Fokus-Feinkorrektur. Für meine Fotografie, Portrait-Fashion-Akt, ok, aber für schnelle Motive, Tiere, Sport, würde ich das anders sehen.
Meine Kamera, Canon EOS R, korrigiert Vignettierung, Verzeichnung und CAs. Das 1.4/85 liefert die nötigen Infos. Die „digitale Bildoptimierung“ kann ich aber nicht aktivieren. Es fehlen aber auch Infos, was die „digitale Bildoptimierung“ überhaupt kann. Darin enthalten sind die CA-Korrektur (Daten vorhanden) und die Beugungskorrektur (keine Objektivdaten nötig), aber was sonst noch?
Korrekturdaten werden aber nur bei neuen Fremd-Objektiven geliefert
Ich hatte mich auch für das Sigma Art 1.4/50 interessiert, von 2014. Ich hatte mir von verschiedenen Quellen RAW-Dateien heruntergeladen, um sie mir in LR anzusehen. Dort wurde das Objektiv als allgemein „1.4/50 mm“ oder „Tokina Opera 1.4/50“ usw. erkannt, aber nie als „50 mm F1.4 DG HSM | Art 014“, was der richtige Name gewesen wäre. Der Sigma-Support gab butterweich zu, dass das "bei bestimmten Objektiven auftreten könne". Firmware-Update? Nein.
Dieses Nicht- bzw. Falscherkennen von Fremdobjektiven kam früher öfters vor.
Bei einigen der o.g. Anbieter muss der Fokus manuell gesteuert werden. Das kann fehlendes Know-How sein, das können alte, neu aufgelegte Rechnungen aus der Vor-AF-Zeit sein (Voigtländer, Meyer Görlitz) oder es ist der bewusste Verzicht auf alle Elemente (Innenfokussierung), die einer optimalen Bildqualität entgegenstehen (Zeiss). Auch die Blendensteuerung oder die Übermittlung von EXIF-Daten ist nicht immer gegeben.
4. Zukunftssicherheit
Selbst wenn im Laden oder beim Auspacken alles wie gewünscht funktioniert, kann das beim Kamerawechsel oder schon nach einem Firmware-Update anders werden. So hat Tamron gerade eine Servicemeldung herausgegeben, dass zwei Objektive an der neuen Nikon D6 Ärger verursachen. In den letzten Monaten gab es immer wieder Listen, welche Tamron-Objektive an Z 6 und Z 7 funktionieren. Inzwischen geht wohl das meiste, aber Z 6 und Z 7 sind auch schon zwei Jahre im Markt.
Bei Objektiven, die länger als sechs, sieben Jahre im Markt sind, gibt es meist keine Firmware-Update-Möglichkeit.