Andie Nordgren
Ich bin vorher schon über den Blog gestolpert, kann ihn gerade nur nicht mehr erreichen. Mich stört sehr die Vermischung zwischen der Gefühlsebene und der Beziehungsebene. Dadurch entstehen leider sehr viele Widersprüche, nicht nur nach der Übersetzung.
Partnerschaft hat gar nicht so viel mit Liebe zu tun, sondern ist der Beschluss ein gemeinsames Projekt zu verfolgen. Es ist zwischen Liebespartnern oft nicht wirklich ausgesprochen oder gar ausgehandelt worin dieses Projekt besteht, was mir Ursache für viele Probleme zu sein scheint. Für mich ist der Unterschied zwischen einem auf Liebe basierenden Netzwerk, dass eine gemeinsame Wohnung/Haus bezieht und einer auf anderen Interessen basierenden Hausgemeinschaft nicht erkennbar. Mit ist der Unterschied zwischen einer Firmengründung und einer Familiengründung auch nicht immer so klar. Die Hilfen für ein Co-Parenting sind in meinen Augen die gleichen, die auch eine Elternschaft aus Liebe und erst recht eine Elternschaft von Polys begleiten sollten.
All das hat aber meiner Meinung nach gar nichts mit Liebe zu tun. Liebe und erst recht das Verliebt-sein stehen diesen Projektgründungen sogar meist im Weg, da so nicht an aufkommende Probleme gedacht wird.
*******_58:
Ich bin verheiratet. Bekommt nicht schon dadurch die Wertigkeit dieser Liebe eine andere Prorität, als die, zweifelsfrei innige Liebe zu meiner zweiten Liebe?
Sobald ich diese beiden Ebenen miteinander vermische, hat diese Frage Berechtigung. Wenn ich sie aber trenne, erscheint sie total verrückt. Wieso sollte eine Liebe wertiger sein als eine andere aufgrund wirtschaftlicher Verflechtung?
Die Beziehung kann sehr wohl aufgrund der eingegangenen Verbindlichkeiten eine viel höhere Wertigkeit haben, im Positiven, wie im Negativen. Aus dem gemeinsamen Lebensprojekt (nichts anderes ist eine Ehe) erwachsen Abhängigkeiten und Verantwortlichkeiten, welche die andere Beziehung nicht hat.
Unter der getrennten Betrachtung ergeben die Schlussfolgerungen des Beitrages aber nicht mehr so viel Sinn. Über einen Absatz bin ich ganz besonders gestolpert:
*********dgren:
Ein guter Freund ist nicht eifersüchtig, weil du andere Freunde hast. Dass du die Nähe und die Erfahrung mit anderen schätzt, bedeutet, dass es dir gut geht.
Ich hätte ihn gerne nochmal im Orginal gelesen, leider läd die Seite nicht. Aber das stimmt so nicht. Eifersucht kann sehr wohl unter Freunden auftreten. Wer das nicht glaubt, sollte nur mal Kinder dabei beobachten, wie sie lernen Freundschaften zu knüpfen. Da ist die eine Woche noch Freund A der Beste, dann ist es in der nächsten Freund B und A ist vielleicht sogar total doof. Wenn man sich erzählen lässt, wie es dazu kommt, ist fast immer Eifersucht oder Neid der Grund. Aber ich will gar nicht nur auf Kinder zurückgehen. Ich kenne das sogar von mir selber. Ich werde sehr schwer eifersüchtig. Gegenüber meinem "besten" Freund bin ich dies aber mindestens schon zwei Mal geworden, nachdem wir beide erwachsen waren. Die Ursachen dafür sind höchst individuell, aber Eifersucht hat nichts mit Liebe zu tun. Liebe kitzelt sie nur vielleicht einfacher hervor.
Für mich ist der Beitrag eine Überhöhung von Freundschaft. Diese Noblesse kann ich Freundschaft nicht zusprechen. Ob ich nun "gute" Freundschaft oder "wahre" Liebe als Überhöhung verwende, das Problem wird kein anderes. Ich habe nur eine andere Form der Verdrängung gewählt. Am Ende steht weiter die Vermischung von Gefühl und Beziehung. Das eine mag Ursache für das andere sein (in beide Richtungen), aber sie sind nie synonym.