Schrittseil
Du bist schon so lange auf deine Zehenspitzen gezwungen, dass deine Füße zittern. Nur fünf Minuten noch. Jede Gewichtsverlagerung erfüllt dein Sein, drückt auf deine empfindlichen Stellen, schneidet in dein vor Feuchtigkeit triefendes Innere.Eine kleine Pfütze hat sich unter dir gebildet, mischt sich mit Spucke, die an dem Knebel herunterläuft, und dem Schweiß der Anstrengung.
Ich sitze einfach nur vor dir im Sessel. Bequem zurückgelehnt. Beobachte dich. Genieße dich.
Dein Blick ist so böse. So stechend. Vorwurfsvoll. Und gleichzeitig zerfließt du förmlich in Lüsternheit. Im Rausch sind deine Lieder halb über deine Pupillen gesunken. Strähnen hängen dir ins Gesicht. Du bist wunderschön.
Wieder seilt sich ein einzelner Tropfen Wollust an einem langen Faden zum Boden hinab.
Ich fantasiere Methoden, damit du dich bewegen müsstest, dich mehr in das Seil hängst. Die Ideen machen mich noch härter als ich es bei deinem Anblick eh schon bin.
Wenn ich dich runterlasse, werde ich mich gehen lassen. In dein Gesicht, den bösen Blick bestrafen. Bis dahin genieße ich den Anblick. Fünf Minuten gehen noch …