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Unfreiwilliges Outing

*******horn Frau
930 Beiträge
Themenersteller 
Unfreiwilliges Outing
Hallo zusammen,

ich muss mir mal etwas Frust von der Seele schreiben...

Ich habe Mitte 2019 meinen Partner, mittlerweile Ehemann um Öffnung unserer Bindung gebeten, um meine BDSM Neigung, die er nicht teilt, zu erkunden und auszuleben.

Ich habe mich dann vollkommen unerwartet verliebt und mittlerweile haben wir beide nach viel Arbeit und vielen Gesprächen beide eine neue emotionale Heimat in der Polyamourie gefunden.

Ein schwieriger Punkt war allerdings immer, dass wir in einem (großen) Haus mit seinen Eltern gelebt haben und diese nicht Bescheid wissen sollten.

Im Laufe unserer gemeinsamen Entwicklung und auch angestoßen durch meinen Leidendruck meine Schwiegereltern, die ich sehr gerne mochte, immer wieder anlügen zu müssen, haben wir vereinbart, dass mein Mann bis Ende 2023 das Gespräch mit seinen Eltern sucht und sie über unsere polyamoure Lebens- und Liebensart aufklärt.

Seine Schwester, die ebenfalls im gleichen Ort wohnt, war schon länger eingeweiht und bestätigte unseren Verdacht, dass die beiden sowieso wussten, dass irgendwas im Busch ist, aber vermutlich eher die Befürchtung hatten, dass wir uns nicht mehr lieben und betrügen.

Traurigerweise ist die Mama von meinem Mann dann vor zwei Monaten an einem Krebsleiden verstorben, ohne dass es ein offizielles Outing gab.

Letzten Sonntag (ich war mit meinem Partner bei dessen Familie) besuchte meine Schwägerin, wie fast jedes Wochenende, meinen Mann und ihren Vater.

In dieser gemeinsamen Runde hat meine Schwägerin anscheinend das Gespräch auf unsere offenen Ehe gelenkt und mein Mann hat dann unter Zugzwang seinem Vater gegenüber reinen Tisch gemacht.

Ich bin jetzt einerseits schon froh darüber, dass die Katze aus dem Sack ist, aber auch ziemlich angefressen, dass sie sich so übergriffig verhalten hat.

Ich habe bereits mit ihr gesprochen, dass ich das nicht angemessen fand und es die Entscheidung meines Mannes gewesen wäre, wann und unter welchen Umständen er mit seinem Vater spricht.

Sie hat sich entschuldigt und erzählt, dass sie gernevt war, zwischen den Stühlen zu sitzen, weil mein Mann dauernd zu ihr kam, um zu fragen, was und wieviel sein Vater mittlerweile weiß bzw. vermutet und umgekehrt mein Schwiegervater ihr gegenüber nach unserer Ehe gefragt und diese kommentiert hat.

Die ganze Situation kann man wohl unter "Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht" einsortieren.

Wen es interessiert, mein Schwiegervater hat (wie erwartet) eher verhalten, aber entspannt, ja sogar erleichtert reagiert.

Ich bin trotzdem unglücklich damit, wie es gelaufen ist....

Wie sind denn so eure Outings gelaufen? Waren sie geplant oder eher spontan?

Bitte seid nett zueinander, es gibt da keine allgemeingültige Lösung, die für alle passt.
Ich kann das alles sehr nachfühlen. Ich war in ähnlichen Situationen.

Zum einen ist das schon übergriffig von Deiner Schwägerin. Ich kann mit aber vorstellen, dass es sich Deine Schwägerin nicht leicht gemacht hat, euch zu outen. Sondern auch aus einem Gefühl des Stresses dazu getrieben wurde. Sie äußert ja, dass sie sehr unter dem Lügen-Müssen gehandelt hat. Und das finde ich einen wichtigen Punkt. Für mich sieht es so aus, dass die Unfähigkeit oder der Unwillen Deinew Mannes letztendlich dazu geführt hat, dass Menschen in seinem Umfeld lügen mussten, nicht offen sprechen konnten, und sogar Übergriffe reagiert haben.


In meiner Vergangenheit gab es folgende Situation: meine Frau lebte in einer festen Beziehung mit einem Mann, der ihr und unser polysein nicht akzeptieren konnte. Und es seinem Umfeld und seiner Familie nie sagen konnte/wollte, dass er eine Beziehung mit meiner Frau führt. Das hat einerseits zu viel Leid bei ihr geführt. Zum anderem musste ich immer für ihn/sie lügen, wenn meine Frau für ein paar Tage bei ihm in Berlin war und mich die Familie fragte, wo sie denn sei. Das führte letztendlich dazu, dass ich ihr sagte, dass ich nicht mehr lügen werde, wenn ich von anderen gefragt werde.

Vielleicht hat Deine Schwägerin es eher aktiv darauf gebracht. Ich gehe aber davon aus, dass Deine Schwiegereltern eh schon eine Ahnung hatten.
Und am Ende zählt doch mehr, wie jeder von euch mit der Situation umgeht, statt wie es zu dieser Situation kam, oder?

Ich wünsch euch viel Glück und Wohlwollen von allen Beteiligten, dies gemeinsam anzugehen.
*********Koala Paar
12.096 Beiträge
Wir leben ebenfalls im Haus meiner Schwiegereltern, sind aber nicht geoutet. Wir haben das auch nicht vor, weil wir denken, dass sie das nicht verstehen würden, und es sie nur belasten würde. Andererseits macht es mir genau wie Dir auch manchmal Sorgen, dass sie etwas mitbekommen und vielleicht denken, wir würden einander betrügen.

Meine Mutter (86) hingegen weiss es. Als ich mich ihr gegenüber vor Jahren geoutet habe, war sie überfordert und hat mir sogar einmal vorgeworfen, dass ich sie damit belastet hätte. Das fand ich sehr schmerzhaft. Unterdessen ist sie aber entspannt damit

Koala
*****ody Frau
111 Beiträge
Meine Schwiegermutter ist heulend vom Tisch aufgestanden (wir würden unsere Ehe zerstören und die armen Kinder etc) und meine Mutter hat zwar zunächst relativ entspannt getan, hat seitdem aber mehrere wirklich blöde verletzende Kommentare aus Unwissenheit und Unverständnis losgelassen, sodass wir beschlossen haben unsere beide Eltern aus dem Thema wieder komplett auszuschließen. 🤷‍♀️
*****ale Frau
20 Beiträge
Ich lebe seit 15 Jahren absolut transparent, sowohl was meine Neigung als auch mein Nomadentum betrifft. Interessant finde ich dabei, dass sich die Menschen nicht besonders dafür oder dagegen platzieren, sie lassen es einfach so stehen oder stellen auch mal interessiert ein paar Fragen. Für meine engen Menschen ist es „normal“, meine Kinder wissen Bescheid, dass ich nicht-monogam lebe, aber ich halte sie fern von irgendwelchen Details.
Ich finde, wenn man Dinge verheimlicht, dann führt das immer in ein Dilemma. Menschen verdienen es, sich selber platzieren zu dürfen, ansonsten empfinde ich es schnell als Bevormundung („sie könnte damit nicht klarkommen“ etc)und es kommt eh immer irgendwie raus.
Ich gehe davon aus, dass ich erwachsen und selbständig genug bin, meine Art zu leben und zu lieben selber bestimmen zu dürfen. Ich bin offen für Diskussionen, nehme Dinge nicht allzu persönlich, aber verstecke mich auch nicht.
Es kommt sehr oft vor, dass Menschen auf dieser Plattform sich hinter solchen Situationen verstecken. Irgendwann im Austausch frage ich dann direkt, was mit ihrer Partnerin ist… (umgekehrt selten) und dann kommen auch solche Sprüche wie „sie würde damit nicht umgehen können“. Für mich ein no-go.. ist entwürdigend sowohl für die andere Frau als auch für mich. Transparenz und sich selber leben zu dürfen ist wunderbar. Man hat keine Angst mehr und schuldet niemandem etwas. Wenn jemand es befremdlich findet, ist das total in Ordnung. Kann ich auch verstehen. Kann ich sogar auch so ausdrücken. Aber es ist nicht mein Problem und ich lasse mich davon nicht beeindrucken. Ich denke, das ist dann auch spürbar und damit wird es „normal“. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich wirklich kritisiert wurde. Vielleicht hinten rum… aber das ist nicht relevant. Manchmal höre ich ein „ich könnte das nicht“, aber das ist total ok.
Vielleicht macht das auch etwas Mut, seine Wahrheit angstfrei zu leben 🙏☺️
*******dDay Frau
4.613 Beiträge
Gab es vorher kein Gespräch zwischen Deiner Schwägerin und euch, dass es sie belastet, lügen zu müssen?

"Ich habe bereits mit ihr gesprochen, dass ich das nicht angemessen fand und es die Entscheidung meines Mannes gewesen wäre, wann und unter welchen Umständen er mit seinem Vater spricht."

Das sehe ich nicht ganz so, wenn sie gegen ihren Willen lügen musste.

Sicher wäre es besser gewesen, sie hätte Deinem Mann gesagt, dass er es aufklären soll, damit sie nicht weiter lügen muss, aber ich gehe davon aus, dass er das eigentlich wusste.
****mes Mann
155 Beiträge
Zitat von *******horn:
Letzten Sonntag (ich war mit meinem Partner bei dessen Familie) besuchte meine Schwägerin, wie fast jedes Wochenende, meinen Mann und ihren Vater.

In dieser gemeinsamen Runde hat meine Schwägerin anscheinend das Gespräch auf unsere offenen Ehe gelenkt und mein Mann hat dann unter Zugzwang seinem Vater gegenüber reinen Tisch gemacht.

Ich bin jetzt einerseits schon froh darüber, dass die Katze aus dem Sack ist, aber auch ziemlich angefressen, dass sie sich so übergriffig verhalten hat.

Ich habe bereits mit ihr gesprochen, dass ich das nicht angemessen fand und es die Entscheidung meines Mannes gewesen wäre, wann und unter welchen Umständen er mit seinem Vater spricht.

Sie hat sich entschuldigt und erzählt, dass sie gernevt war, zwischen den Stühlen zu sitzen, weil mein Mann dauernd zu ihr kam, um zu fragen, was und wieviel sein Vater mittlerweile weiß bzw. vermutet und umgekehrt mein Schwiegervater ihr gegenüber nach unserer Ehe gefragt und diese kommentiert hat.

Gut, optimal gelaufen ist es nicht aber neben Deiner Verägerung kann ich Deine Schwägerin auch verstehen - zwischen allen Stühlen zu sitzen ist auf Dauer auch belastend.

Natürlich wäre es fairer von ihr gewesen, euch beiden vorher zu bitten, selbst reinen Tisch zu machen.

Aber sei's drum, tausende Sachen im Leben laufen nicht wie geplnt oder auf der Ideallinie.
Jetzt ist es raus, macht das beste draus und schaut nach vorn in die Zukunft - vor allem, dass Dein Schwiegervater sich keine unbegründeten Sorgen macht, er wird ja auch nicht mehr der jüngste sein.
*******horn Frau
930 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für eure Beiträge *knicks*

Vllt noch als Ergänzung: ich (und mein Mann) waren im Prinzip diejenigen, die nicht ehrlich waren, was Besuch, Urlaub oder Unternehmungen mit Partnermenschen anging.

Für mich war das sehr belastend, da es gegen mein Prinzip radical honesty verstößt.

Meine Schwägerin meinte, sie habe bei Fragen meines Schwiegervaters an meinen Mann Basti verwiesen. Ich wüsste jetzt nicht, dass sie gelogen hat, will es aber nicht ausschließen.
*******dDay Frau
4.613 Beiträge
Ich bin etwas irritiert, dass Du einerseits racical honesty als Dein Prinzip erklärst, andererseits das Problem Deiner Schwägerin mit der Unehrlichkeit des Rumdrucksens, das sicher ab und zu nötig war, nicht verstehst.

Sie war in einer Situation, die für ehrliche Personen extrem fordernd, anstrengend und nervig ist und es wäre an Deinem Mann gewesen, sie aus dieser Situation zu befreien.
*****dal Mann
740 Beiträge
Hab ich dir vielleicht schon erzählt, aber da ich nicht einsehe, mich zu verbiegen, habe ich mich meiner Mutter gegenüber geoutet, nachdem sie wiederholt gefragt hat, warum T. und ich uns nicht scheiden lassen, obwohl ich immer wieder U. erwähnte. Mit meiner Tante ähnlich. Mehr relevante Familienmitglieder gibt es glücklichereweise nicht.
Allerdings habe ich meine Familie schon in jungen Jahren dazu gebracht, alles Denkbare von mir zu erwarten, sodass sie letztlich nur froh war, dass ich kein Sexworker bin (was sie befürchtet hatte) und vorerst mein Gesicht nicht tätowieren lasse. Wobei ich ihr gesagt habe, dass sie das nicht dauerhaft ausschliessen soll. *grins*

Ich bin froh, dass das bei euch vom Tisch ist, da ich aus Beobachtung weiß, wie viel Kraft so ein Doppelspiel braucht und die Belastung sich immer mehr in die Beziehungen reinfressen kann. *bussi*
*******horn Frau
930 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******dDay:
Ich bin etwas irritiert, dass Du einerseits racical honesty als Dein Prinzip erklärst, andererseits das Problem Deiner Schwägerin mit der Unehrlichkeit des Rumdrucksens, das sicher ab und zu nötig war, nicht verstehst.

Sie war in einer Situation, die für ehrliche Personen extrem fordernd, anstrengend und nervig ist und es wäre an Deinem Mann gewesen, sie aus dieser Situation zu befreien.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass sie in einer doofen Situation war.
Aber sie wusste, dass mein Mann das Outing plant und hat ihm durch ihr Handeln die Möglichkeit genommen selbst über Ort, Zeitpunkt und Rahmen zu bestimmen.
*******dDay Frau
4.613 Beiträge
Ich sage ja, dass ich das auch nicht so toll finde.

Aber, ich weiß nicht, wie oft sie mit Deinem Mann darüber geredet hat, dass er es endlich mal tun soll.

Aus allem, was Du schreibst, lese ich, dass er "sich schon ziemlich lange davor gedrückt" hat, anstatt es mal anzugehen.
*******horn Frau
930 Beiträge
Themenersteller 
Jo...er ist gut im sich Drücken, deswegen gab es die Frist bis zum Jahres Ende (Anfang 2023 gesetzt).

Er hat jetzt halt wieder erfolgreich so lange prokrastiniert, bis ihm jemand (in diesem Fall sie) die Entscheidung abgenommen hat.

Und dann beschwert sich seine Familie im nächsten Atemzug er sei so unselbstständig, während sie alle ihm über 40 Jahre lang aus Genervtheit und "gut gemeint" die Entscheidungen abnehmen....

Btw er hat vermutlich ADS...Wir stecken gerade in der Diagnose. Es ist beim ihm also etwas mehr als nur nicht zu wollen oder faul zu sein...
*****lim Frau
2.995 Beiträge
Ich habe mich dieses Jahr versehentlich meiner Schwester gegenüber geoutet. Also nur so halb versehentlich, die Gelegenheit ergab sich, das sinnvoll ins Gespräch einfließen zu lassen, sie hat nachgefragt, da hab ich ihr das alles erklärt. Den Teil fand ich sehr positiv, zumal sie eher neugierig und fasziniert reagiert hat.

Als ich mich dann gegenüber dem Rest meiner Familie outen wollte, habe ich erfahren, dass sie das schon für mich erledigt hat, als ich nicht dabei war. Allerdings wohl auch nicht in der Absicht, mich zu outen, sondern eher so "Wusstet ihr eigentlich...?" und so war es dann halt raus. Da hat allerdings einfach niemand reagiert, in keine Richtung. Keine Rückfragen, keine Anmerkung, nichts. Das finde ich komisch.

Aber es kommt mir sehr entgegen, geoutet zu sein, denn ich lebe unheimlich gerne offen und ehrlich. Und so mache ich mir keine Gedanken, ob es irgendwer mitbekommt.
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