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Gefesselt & geschlagen im Namen der SM-Pornokunst

Mittelalter und Inquisition als Themen eines SM-Pornos

Das Buch "Porno in Deutschland" von Philip Siegel widmet sich ausschließlich dem deutschen Porno. Im heutigen Kapitel führt es den Autor in die Nähe von Darmstadt. Hier wirft er ein erhellendes Licht auf den Dreh eines SM-Pornos.

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Medizinstudentin, jung, hübsch, sucht Inquisitor

Es ist mir gelungen, Kontakt zu einem SM-Produzenten der besonderen Sorte herzustellen. Hier geht es um Mittelalter und Inquisition. Für mein Buch fahre ich in ein Dorf in der Nähe von Darmstadt. Für JOYclub gibt es eine konzentrierte Fassung. Anschnallen und los geht's.

Ganz in der Nähe von Darmstadt toben sich die Geister der Inquisition aus, versteckt und heimlich in einem alten Bauernhaus. Wiederauferstanden sind sie durch Tobias. Er ist ein junger Produzent Mitte dreißig, und getroffen habe ich ihn auf der Venus, der Sex-Messe in Berlin. Tobias hat wallendes, schulterlanges, schwarzes Haar, einen sanftmütigen Ausdruck in einem fein geschnittenen Gesicht und dunkle, aufmerksame Augen.

SM-Porno: Eine Scheune als Mittelalterdrehort

Links: Im Keller ist es kalt, der Gasofen spendet Darstellerin Diana Wärme. Rechts: Drehbuch und Dialoge – selten beim Porno.
Links: Im Keller ist es kalt, der Gasofen spendet Darstellerin Diana Wärme. Rechts: Drehbuch und Dialoge – selten beim Porno.
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Die Cover seiner Filme sagen schon eine Menge. Mit Freunden hat er in einer alten Scheune auf engstem Raum eine mittelalterliche Welt entstehen lassen. Hier werden nackte Frauen von ihren Peinigern auf Räder gespannt und ausgepeitscht, mit den Oberarmen an quer liegende Balken gefesselt, um dann mit einem Seil emporgezogen zu werden, bis die Füße den Boden nur noch mit Zehenspitzen berühren, oder sie werden mit Ketten, Kerzen und Kneifzangen traktiert.

Das hört sich schlimm an. Ob es das auch ist, weiß ich nicht. Genau genommen ist mir die ganze Sache nicht ganz geheuer, auch wenn Tobias einen netten Eindruck macht. Seine Filme produziert er in erster Linie für seine eigene Internet-Seite inquisitionlive.net. Mit einer gehörigen Portion Respekt mache ich mich also auf den Weg.

Das Dorf liegt an einer Durchgangsstraße, die Gasse, die zu der umgebauten Scheune führt, liegt so versteckt, eingeklemmt zwischen zwei gedrungenen Häuschen, dass ich erst mal dran vorbeifahre. Die Tür, von der mir Tobias gesagt hatte, ich solle einfach hindurchgehen, ist nicht abgeschlossen. Ich gelange in einen abgedunkelten Raum und höre gedämpfte Stimmen. Als ich eine weitere Tür öffne, stehe ich auch schon mitten in einer Art Kammer.

Kaum habe ich die Scheune betreten, fühle ich mich um Jahrhunderte zurückversetzt.

Alles hier ist alt, bis auf die Menschen, die herumlaufen und den Dreh vorbereiten. Das Bett, die Schemel, ein Schrank, das Mauerwerk, der Holzfußboden, die Kerzenständer, ein Fass, die schönen Rundbögen und die Gewänder, in denen drei Männer herumlaufen, als sei es Alltag.

Das Hexenverhör beginnt …

Das Team ist mittlerweile umgezogen in den Keller. Ein düsteres, stimmungsvolles Verließ. Der Steinboden, das alte Gemäuer, das Stroh, das hier und da verstreut herumliegt, versetzen mich in eine finstere Vergangenheit. Unter der Steintreppe ist ein winziger Kerker eingelassen. In kleinen Erkern steht mittelalterliches Foltergerät. Ganz am Rand befindet sich ein antiquarisches Schreibpult.

Es ist kühl. Es riecht nach Keller. Zwei Gasöfen spenden langsam Wärme. Am Boden kniet Diana, die Handgelenke von einem so genannten Eisernen Storch umfasst, nackt. Die Handgelenke sind durch eine Strebe mit einem Ring verbunden, der wiederum den Hals umschließt. Ein Zustand des Ausgeliefertseins. Der Knebel sitzt noch nicht richtig.

Die Scheinwerfer sind eingerichtet, die Kameramänner in Position. "Und bitte", ruft Tobias, der Regisseur und Produzent. Die drei Männer kommen die Treppe hinunter. Lothar, privat ein Zimmermann, und Boris, ein professioneller Darsteller, flankieren Diana, Tybalt, im richtigen Leben Musiker, stellt sich hinter das Pult und sortiert Papiere. Dann richtet er das Wort an die Frau.

Bist du bereit, die Prozedur über dich ergehen zu lassen?

Sie nickt stumm. Lothar nimmt ein Gefäß und schüttet langsam Wasser auf das Gesicht der knienden Diana. Sie prustet, verschluckt sich, hustet. Boris hält ihr die Nase zu, Lothar schüttet weiter Wasser. Diana bekommt kaum noch Luft, spuckt das Wasser aus, so gut es geht.

"Was verschwendest du das kostbare Nass!", fährt er sie an. Diana wird von ihrer Fessel befreit, wird von Lothar ausgepeitscht. Zuerst die Brüste, auf den Hintern. Langsam bilden sich rote Striemen auf der blässlichen Haut. Draußen dämmert es. Warm ist es immer noch nicht. Die Öfen kommen nicht richtig in Gang. Behaglich will es nicht werden. Pause.

Diana wird jetzt an einen Querbalken gebunden, indem ihr die Arme auf dem Rücken fixiert werden. Der Balken ist mit einem Seil verbunden, das jetzt durch eine in der Decke befindliche Öffnung mit Hilfe einer Winde hochgezogen wird, so dass Dianas Füße den Boden nur noch mit den Zehenspitzen berühren.

Mittelalter-Porno mit altbekannten Problemen

Auch am Set des Mittelalter-Pornos muss getrickst werden.
Auch am Set des Mittelalter-Pornos muss getrickst werden.
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Diana wird nun von Lothar angepinkelt. Das ist sein Ding, sagt er. Den ganzen Tag über trinkt er schon Wasser. Jetzt entleert er sich. Diana lässt es geschehen. Danach soll Diana Boris den Schwanz wichsen, bis es ihr ins Gesicht spritzt.

"Jetzt pack den Pimmel aus", meint Tobias. Diana soll ihn in die Hand nehmen. Gar nicht so einfach, wenn man mit beiden Armen an einen Querbalken gefesselt ist. Das mit der Hand kann man also vergessen. Boris soll es sich jetzt also selbst machen und ihn ihr dann in den Mund stecken, doch nun hat er die Schwierigkeit, an Dianas Gesicht zu kommen, denn sie hängt zu hoch. Also soll Boris sich auf eine kleine Bank stellen, was aber lächerlich aussehen würde. Diana losmachen und sich hinknien lassen?

Da erst verfällt Tybalt auf die Idee, das Seil nachzulassen, so dass Diana tiefer sinkt und jetzt auch bequemer stehen kann. Nun passt das mit dem Schwanz und dem Gesicht und dem Mund, man befindet sich jetzt gewissermaßen auf Augenhöhe. Boris ist sehr diszipliniert. Er fängt an, hält das Tempo, und als Tobias meint, nun könne er, braucht er noch ein, zwei Minuten und kommt dann wie gewünscht.

Blutergüsse ersetzen den Cumshot des gewöhnlichen Pornos

Das Finale steht noch aus. Diana wird auf ein großes Wagenrad gebunden und mit Rosen geschmückt. Die roten Rosen und das dunkle, geheimnisvolle Verlies ergeben einen sehr stimmungsvollen Kontrast. Man könnte von einer Komposition sprechen.

"Das gibt ein gutes Bild", meint Diana. Nackt ist sie auf das Rad gebunden, die Schenkel gespreizt und bis eben noch mit einem kleinen Kissen im Nacken abgepolstert. "Es soll ja nicht weh tun", wie Marco, der Kameramann soeben meint. Das aber jetzt entfernt wird, weil es das Bild stören würde.

Diana wird auf dem großen Holzrad langsam gedreht und dabei von Boris mit einer Lederklatsche geschlagen.

Es ist kein Make-up, das die dunkel getönten Stellen auf der Haut bewirkt. Die allmählich entstehenden Blutergüsse sind echt. Sie stehen für die Authentizität des Films, ähnlich dem Cumshot beim gewöhnlichen Porno.

Das Abspritzen ist in SM-Filmen erst in den letzten Jahren salonfähig geworden. Die Genregrenzen sind mittlerweile aufgeweicht. So hätte man noch Anfang 2000 darüber diskutiert, ob SM-Filme im strengen Sinne überhaupt Pornos sind, da das übliche Eindringen des Penis oder der Cumshot gar nicht so oft in ihnen vorkamen.

Was einmal mehr unterstreicht, dass SM-Filme gar nicht so sehr den direkten sexuellen Instinkt ansprechen, sondern die herzustellende Lust eher aus dem dargestellten Machtgefälle gewinnen. Man kann denn auch sagen, dass der SMler durch das Rollenspiel eher einen Zustand der Anspannung, der Erregung erzeugt und diesen dann halten will, als durch sexuelle Aktion einem konkreten Höhepunkt zuzustreben.

SM-Pornos - wie weit dürfen sie gehen?

Auf dem Rad gefesselt und geschlagen: Für Diana steht die Welt jetzt auch mal Kopf.
Auf dem Rad gefesselt und geschlagen: Für Diana steht die Welt jetzt auch mal Kopf.
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Diana schreit jetzt – ich möchte fast sagen – nach Herzenslust. Es wird nun auch noch für die österreichische Webfassung gedreht. Dafür soll und darf Diana lauter schreien als für die DVD-Version. In unserem Nachbarland sind die gesetzlichen Regelungen für so genannte gewaltdarstellende Filme mit pornographischem Inhalt nicht so strikt wie in Deutschland.

"Okay, jetzt das Wachs", meint Tobias. Diana wird nun, während sie auf dem Rad weiter gedreht wird, mit rotem Kerzenwachs beträufelt. Dabei bekommt sie einen Orgasmus. Ich merke das nicht nur an einem gepressten Schrei, sondern auch am unwillkürlichen Zittern ihrer Bauchmuskulatur. Diana wird mir gleich erzählen, dass sie mehrere Orgasmen hatte.

Während der Tortur muss Boris niesen. Erst einmal, dann noch einmal und erneut. Die erste, die lachen muss, ist Diana, die auf dem Rad gerade mit dem Kopf nach unten hängt. Die anderen stimmen mit ein.

Jetzt wird Diana schon fast eine Stunde lang auf dem Rad gedreht. Dann ist es vorbei. Drehende um halb zwei, in finsterster Nacht, nach fast 14 Stunden Arbeit.

… und zurück in die Realität

Umgezogen erscheint Diana kurz darauf am Tresen der kleinen Küchenecke. Von Erschöpfung keine Spur. Ich bin erstaunt, wie sie das weggesteckt hat. Sie wirkt nach der kurzen Dusche geradezu erfrischt. Lothar ist bei Tobias im Büro, unterschreibt den Vertrag, bekommt sein Geld ausbezahlt. Tybalt ist als Nächster dran. Er trägt jetzt Jeans und ein T-Shirt und wirkt nun völlig unauffällig, fast dünn. Die mächtige Erscheinung des Inquisitors hat sich in Luft aufgelöst.

Es scheint, als hätte man gemeinsam einen Traum erlebt und sei nun erwacht. Man schüttelt sich ein wenig, streift den Schlaf ab, besinnt sich auf das, was nun getan werden muss, kommt langsam in den gewöhnlichen Ablauf der Dinge zurück und ist doch ein wenig verwundert darüber, jetzt wieder eintauchen zu sollen in das, was man das echte Leben nennt.

© Philip Siegel

Mehr zu Porno in Deutschland

Diese Episode in voller Länge und noch mehr findet ihr in den 23 Stationen der Reise durch ein unbekanntes Deutschland. Aufbereitet in dem Buch "Porno in Deutschland", das ihr ab sofort überall käuflich erwerben könnt.


Porno in Deutschland
Reise durch ein unbekanntes Land
Philip Siegel
Broschiert: 299 Seiten, 43 Farbfotos
Verlag: Belleville; Auflage: 1 (September 2010)
ISBN-13: 978-3923646098


Das Buch kann unter anderem bei Amazon erworben werden