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Hedonismus pur

Eine Woche im Swinger-Resort Hedonism II auf Jamaika

Ein Swinger-Resort in der Karibik? Als ich auf Instagram das erste Mal auf das Hedonism II stoße, stelle ich mir junges, attraktives Publikum aus aller Welt vor, das unter strahlend blauem Himmel von morgens bis abends sagenhaften Sex hat. Passe ich da rein? Ich habe meine Zweifel – und buche trotzdem eine Woche für meinen Freund und mich.

Von Lotta Frei

Abseits der Normschönheit

Mit meinen 40 Jahren und Kleidergröße 44 fühle ich mich weit entfernt vom normschönen Beachpartyvolk. Andererseits kann ich wohl nirgends sonst so viel über das Swingen in anderen Ländern erfahren wie in einem sexpositiven Hotel mit internationalem Publikum und eigenem Playroom. Als Swingerclub-Expertin eine unverzichtbare Erfahrung.

Ich stopfe also meine Selbstzweifel letztlich ganz tief in den Koffer, begrabe sie unter Bikinis und Sonnencreme und mache mich zusammen mit meinem Freund Philipp auf den Weg nach Jamaika.

Karibik-Feeling am Traumstrand

Das Hedonism-II-Resort liegt am Ende einer malerischen Bucht im Westen Jamaikas. Der 7-Mile-Beach landet mit seinem kristallklaren Wasser, feinstem weißen Sand und schattenspendenden Bäumen zu Recht regelmäßig unter den Top 10 der schönsten Strände weltweit. Die Geburtsinsel des Reggae ist der Inbegriff für Karibik-Feeling und einen lässigen Lebensstil. Genau der richtige Ort für ein Hotel, das sich mit seinem Namen ganz dem Hedonismus verschrieben hat.


  • Das Hedonism II ist 1976 als "Negril Beach Village" eröffnet worden. Es gab nie ein Hedonism I, allerdings ein Hedonism III, das 2010 den Betrieb eingestellt hat.
  • Das Hedonism II verfügt über 280 Doppelzimmer.
  • Hauptsaison ist zwischen November und Mai.
  • Vor allem in der Hauptsaison gibt es jeden Abend eine Motto-Party – von einer Fetish Night über Hedonistic Schoolgirl bis hin zu Toga & Foam.
  • Zielflughafen ist Montego Bay. Es gibt Direktflüge von Frankfurt/Main.
  • Ein Smartphone-Verbot herrscht nur im Nudebereich. Auf der restlichen Anlage ist die Nutzung erlaubt.

Heute wird dieses Wort meist in einem abwertenden Kontext gebraucht. Hedonisten gelten als vergnügungssüchtig und rücksichtslos. Die Grundidee des Hedonismus ist aber vielmehr das Wissen um die Endlichkeit des Lebens. Aus dem Bewusstsein über die eigene Sterblichkeit resultiert das Bestreben, jede Chance zu ergreifen, die das Leben einem bietet. Wer ein echter Hedonist ist, sucht nicht nur nach eigenen Glücksmomenten und Augenblicken der Lust, sondern sieht sich dabei immer auch im Kontext mit anderen. Der höchste Genuss ist der, der alle einbezieht.

Hedonismus pur
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Gelebter Hedonismus

Dass das Hotel bereits 1976 erbaut wurde, kann man heute nur noch erahnen. Unser Zimmer ist geräumig, modern und hochwertig eingerichtet. Nicht nur die großzügige Regenwalddusche macht Philipp und mir sofort Lust auf eine ausgiebige Abkühlung zu zweit. Auch die sage und schreibe zehn Spiegel, die sich übers ganze Zimmer verteilen (allein vier davon an der Decke über dem Bett), sind eindeutig darauf ausgerichtet, unsere Lust zu wecken. Wir bleiben erstmal im Zimmer hängen.

Das Meeresrauschen, das auch in unserem Zimmer zur Gartenseite zu hören ist, zieht uns dann aber recht schnell an den Strand. Der ist im Hedo, wie Stammgäste das Resort nennen, in zwei Bereiche aufgeteilt.

Lesetipp

FKK ist grundsätzlich am ganzen Hotelstrand möglich, aber auf einer Hälfte ist nackte Haut Pflicht. Ausgerechnet da, wo sich mit der Strandbar und diversen Pools das ganze Leben abspielt. Ein handgemaltes Schild weist mich freundlich darauf hin, dass ich während des Fluges ausreichend Zeit hatte, es mir nochmal zu überlegen.

Ich lege meinen Bikini ab – und ziehe ihn den Rest der Woche nicht mehr an.

"Jetzt bist du hier, also lass die Hüllen fallen", werde ich aufgefordert. Für mich keine Selbstverständlichkeit. Ich gehe zwar gerne in die Sauna und denke mir auch wenig dabei, im Swingerclub nach einer schweißtreibenden Orgie nackt in Richtung Dusche zu hüpfen – da sollte Nacktbaden am Strand doch kein Problem sein?

Vor meinem inneren Auge ziehen wieder die einschüchternden Bilder von attraktivem Jungvolk beim Göttersex der Website vorbei. Ich schaue erst an meinem Körper herab und mich dann unauffällig am Strand um. Wo sind die ganzen Models und Supertypen? Wo ich hinschaue – einfach nur normale Menschen. Meine Sorgen waren völlig unbegründet. Ich lege meinen Bikini ab – und ziehe ihn den Rest der Woche nicht mehr an.

Der berühmte Negril Seven Mile Beach.
Der berühmte Negril Seven Mile Beach.
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Sexpositivität bedeutet vor allem, so sein zu dürfen, wie du bist

Egal ob bei meinem Einstieg in die Swingerwelt vor einigen Jahren, dem ersten Besuch in einem erotischen Club oder jetzt hier im Swinger-Resort – ich weiß, dass kaum etwas weniger realistisch ist, als die eigene Fantasie, die man von solchen Orten hat. Was der Mensch nicht kennt, davon macht er sich ein Bild. Eigene Erfahrungen, Hörensagen und oft auch Vorurteile führen zu Erwartungen. Und ich muss zugeben, mein Bild vom Hedo war ziemlich einfarbig.

Ich rechnete mit einem bestimmten Schlag Menschen: oberflächlich, grell, ein bisschen zu laut. "Die Geißens" in Swingerclub-Version. Aber in Wirklichkeit kommen nicht nur die Cocktails an der Poolbar, sondern auch die Gäste in jeder nur denkbaren Couleur daher. Den typischen Hedo-Gast gibt es nicht.

Klar, vielleicht ist er manchmal das Model aus New York City mit gestähltem Waschbrettbauch und selbstbewusster Attitüde. Vielleicht aber auch der gutgelaunte Landmaschinenhändler mit vier Töchtern aus Kentucky. Oder die Buchhalterin aus Hannover. So unterschiedlich die Menschen hier sind, so sehr vereint sie ihre offene Einstellung. Gegenüber anderen Lebensweisen, fremden Sprachen, allen Hautfarben und neuen Gästen.

Gäste jeder Couleur

"Zum wievielten Mal bist du hier?", werden wir die nächsten Tage oft gefragt. Es fällt uns erstaunlich leicht, mit anderen Gästen in Kontakt zu kommen. Wirkt es woanders schnell unpassend bis creepy, die Schönheit auf der Nachbarliege nach ihrer Strandlektüre oder ihrer Heimatstadt auszufragen, wird es hier zum selbstverständlichen Smalltalk:

"Hey, du hast einen Cappuccino bestellt, wie cool, ich auch." Und schon erfahre ich, dass der lässige Typ neben mir (sonnengebleichte Haare, Mickey-Mouse-Hose) einen Secondhandshop in Kalifornien betreibt. Dass der kantige DILF (Dad I’d like to fuck) und seine japanische Freundin mal in Landsberg gelebt haben und begeistert ihre Deutschkenntnisse mit uns auffrischen. Und auf welcher Skihütte in Österreich es den weltbesten Kaiserschmarrn gibt.

Schöne Ansage: Making new friends. Maid not needed.
Schöne Ansage: Making new friends. Maid not needed.
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Und was ist mit dem Playroom?

Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Losung "Sexpositivität" sich an diesem Ort so lebendig anfühlt. Sind die drei Leute am Nachbartisch eine polyamore Konstellation? Egal! Diese zwei Frauen, die immer nebeneinander am Strand liegen – nur Freundinnen oder doch ein Paar? Ach, völlig gleichgültig. Aber hey, die Japanerin hat uns vorhin eingeladen, mit zum Schnorcheln zu kommen! Hast du Lust? Wir haben Lust. Und nehmen später am Abend auch die Einladung, mit in den Playroom zu kommen, nur zu gerne an.

Die Stimmung in diesem abgetrennten Bereich ist sinnlich. Losgelöst von Zeit und Ort betten wir uns auf ein Matratzenlager in einem Atrium mit Springbrunnen, das eine fast römisch-dekadente Atmosphäre schafft. Neben mir die glänzenden Augen der Japanerin, über mir der endlos weite Sternenhimmel. Und die Nacht so lau, als wäre sie nur hierfür gemacht – vier Körper, die sich bereits nackt kennen, aber sich zum ersten Mal begegnen.

Was kann man außer Sex noch alles machen?

Guter Sex ist die vielleicht schönste Form der Lebenslust. Aber im Hedonism II dreht sich keineswegs alles darum. Das Bemerkenswerte an diesem Hotel ist nicht die Freizügigkeit. Sondern, dass die Möglichkeiten, Sinnlichkeit zu leben, auf sehr niedrigem Einstiegslevel anfangen. Grenzenlose Freiheit hat hier nichts mit Superlativen zu tun. Die Freiheit, seine Lust zu leben, bedeutet schließlich für jede*n etwas anderes. Das erste Mal am Strand nackt sein. Das erste Mal ohne Badeanzug im Meer schwimmen. Ein Fetisch-Outfit in der Öffentlichkeit tragen. Oder zum ersten Mal mit dem Partner das Spielzimmer betreten – und der Lust auf fremde Haut freien Lauf lassen.

Und dann sind da ja noch die vielfältigen Möglichkeiten, seine Tage rumzubringen. Wie wär’s mit Schnorcheln, Tauchen, Tennis, täglichen Tantra-Workshops oder einem Segelausflug mit dem Katamaran?

 

Dir ist die Karibik ein bisschen zu weit? Wie wäre es mit dem größten Swinger-Paradies Europas an der französischen Mittelmeerküste? Alles, was du über das Cap d'Agde wissen musst.


 

Es soll Leute geben, die wochenlang im Hedo Urlaub machen, ohne einmal das Hotel zu verlassen. Andere nehmen sich einen einheimischen Fahrer, der sie zu den schönsten versteckten Plätzen der Insel fährt, inklusive Sundowner im berühmten Rick's Café mit seinen wagemutigen Klippenspringern. Oder man besucht die älteste Beachbar des Ortes und spielt mit Einheimischen eine Runde Domino, während der frische Hummer auf offenem Feuer grillt. (Ray's Beach Bar, zweistündiges Lunchpaket buchbar über Airbnb). Auch ein Ausflug in Barney’s Kolibrigarten in Negril lohnt sich. Danach schmeckt das sagenhaft cremige Ganja-Eis in Patsy's Coffeeshop umso besser. Allein oder mit der neuen Urlaubsbekanntschaft.

Am nächsten Morgen lässt uns das Ganja-Eis nur langsam aus dem Bett kommen. Dass wir heute wieder heimfliegen und noch packen müssen, stresst uns komischerweise überhaupt nicht. Und sogar am Tag unserer Abreise lerne ich beim Frühstück noch neue Leute kennen. Ein älterer Herr lässt mir am Kaffeeautomaten galant den Vortritt und wir wundern uns, dass wir uns bisher nie begegnet sind. "Ist es dein erstes Mal?", fragt auch er. "Und, viel wichtiger, wirst du wiederkommen?" "Ja", sage ich, „ich glaube schon!" Nur mein Bikini, der bleibt das nächste Mal zuhause.

Fazit

Das Hedonism II ist ein sexpositives Resort für Singles, Paare und Polyküle. Sexpositivität bedeutet hier nicht nur, dass Grenzen jederzeit gewahrt und respektiert werden. Sondern auch, dass jeder Mensch sich so zeigen darf, wie er ist. Gelebte Toleranz vereint knallbunte Paradiesvögel und stille Erholungssuchende gleichermaßen. Täglich wechselnde Mottos, für die auch der eigene Sexshop passende Outfits bereithält.

 

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