Das Routine-Fick-SyndromMein ernüchternder Ausflug in die Welt des fantasielosen Sex

Viel Sex als Frau zu bekommen, ist kein Problem. Guten Sex hingegen? Da wird es sehr schnell, sehr düster. Ich habe ein Jahr lang nach dem außergewöhnlichen, mordsmäßigen Sex gesucht. Hier meine ernüchternden Ergebnisse – und aufbauenden Erkenntnisse.

Von Amanda Lears | 23.03.2020


Ist viel Sex auch guter Sex?

Ich mag keinen 08/15-Sex. Ich bin dafür einfach die Falsche. Das Allerschlimmste ist: Du siehst es den Menschen nicht an, wie sie im Bett sind. Es ist weder am Aussehen, noch am Auftreten oder an der Art, sich zu bewegen, abzulesen. Keine Chance! Was noch weniger abzulesen ist: die gemeinsame Kompatibilität. Da können wir zuvor die tollsten Gespräche miteinander geführt haben, in der Horizontalen kann dennoch eine gegenseitige Unverträglichkeit folgen.

Auf der Suche nach geilem, grandiosen Sex

Ich beschloss, mich für ein Jahr konsequent auf die Suche zu begeben, um ihn zu finden: den geilen, grandiosen Sex mit einem Unbekannten. Für ein ganzes Jahr tauchte ich ein in die bunte Datingkultur inklusive abenteuerlustiger Sex-Treffen. Es war nicht schwer, Interessenten zu finden. Entweder ich schaltete eine Annonce oder schrieb jemanden an. Oder ich stürzte mich in die von mir bevorzugte Kaltakquise! Die hat sich besonders bewährt: Blickkontakt aufnehmen, flirten, auf Tuchfühlung gehen, küssen, Nummer austauschen. Das Ziel der Reise ist dabei klar definiert. Geradewegs ins Bett, denn ich will ja nicht sexlos und untervögelt sterben.

Was mir in diesem Jahr widerfahren sollte, damit hatte ich in meinen furchtsamsten Träumen nicht gerechnet. Es war durch die Bank ernüchternd.

Doch der Reihe nach! Willkommen in der Welt der freien Liebe, in der Dating und Abenteuer an der Tagesordnung sind!

Date 1: Küssen, fummeln, Hose runter, Klamotten aus, wieder küssen, ficken. Alles in allem dauerte das aufgerundete 15 Minuten.
Zumindest musste ich nicht aufs Gummi hinweisen.

Date 2: Was essen gehen, aufs Zimmer, mich ohne Vorankündigung wie eine Nähmaschine ficken lassen und dann ... gähnende Stille. Die ganze Nacht lang dachte ich darüber nach, was hier eigentlich für ein Film abläuft. So einen Aufwand für 10 Minuten Rammeln im Stakkato-Stil? No way!

Date 3: Ich gab nicht auf, es musste doch noch andere Arten und Weisen geben, das sexuelle Miteinander zu gestalten und so probierte ich es mit einem Pärchen aus.

Derselbe Plot: Küssen, fummeln, ausziehen, lecken, ficken. 30 Minuten. Wir waren zu dritt. Das ist dann schon mal etwas aufwendiger, bis jeder mit jedem und so weiter.

So ging es Mal um Mal und ich war irgendwann nur noch genervt. Was ich suchte, fand ich nicht. Dafür etwas anderes. Ein Phänomen, das ziemlich gut beschreibt, was für mich gar nicht geht im Bett, ein Phänomen, das mich regelmäßig gelangweilt, frappiert und verärgert daliegen ließ: das Routine-Fick-Syndrom (RFS)!

Die Symptome des Routine-Fick-Syndroms

Es klingt wie eine Krankheit und ich finde: Das ist es auch! Die meisten Menschen sind davon betroffen, auf jeden Fall jene, mit denen ich bis jetzt im Bett war. Das RFS bezeichnet die Dramaturgie beim Sex. Die Abfolge. Das Handlungsschema. Und das war für mich als Küken in der Sex-Dating-Landschaft mehr als ernüchternd.

Es gibt scheinbar einen klassischen Ablauf, dem die meisten folgen: Ausziehen, bisschen knutschen, bisschen fummeln mit den Händen, küssen, blasen, lecken, reinstecken, kommen, Ende. So in etwa lässt es sich sehr leidenschaftslos runterbrechen. Diese Routine-Fickerei ist einfach nicht mein Sex! Das Unglaubliche ist: Die meisten dieser Routine-Ficks bestehen darin, dass es tatsächlich nur einmal Geschlechtsverkehr gibt. Und nicht nur das. Ist Mann einmal gekommen, hört sofort jegliche Art von Körperlichkeit auf. Für eine Frau die erst beim fünften Mal Sex wirklich wach ist, ein schlechter Schnitt. Ich lag dann regelmäßig daneben und fragte mich, ob ich im falschen Film sitze.

Das lange Spielen und Berühren mit Zeit und Muße begegnet einem sehr selten. Da, wo das Ende offen bleibt und es um das Schweben in sexuellen Unwägbarkeiten, um Nähe und Begegnung geht. Ich möchte mich nicht verlieben und ich muss auch nicht ungemein tief gehen mit einer Person. Aber ein gewisses Level an Spielbereitschaft und Aufeinander-Einlassen gehört für mich dazu.

Ich bin fasziniert vom zwischenmenschlichen Spiel, von der Kommunikation, vom Tanz zwischen Nähe und Distanz, von verbalen und nonverbalen Zeichen. Wusstest du, dass 95 Prozent der Kommunikation nonverbaler Natur sind? Gestik, Mimik, Körperhaltung, Stimmlage und Intonation, Blicke, das Abwenden und Hinwenden der Körper, die Positionen der Körper zueinander im Raum – all dies ist schon ein Teil von Sex.

Wie Sex für mich sein sollte

Beobachtest du auf einer Party die Positionen der einzelnen Menschen im Raum zueinander, kannst du ein tolles Sozio- bzw. Sexogramm erstellen. Du kannst das Interesse der einzelnen Anwärter und die Wahrscheinlichkeit, wer heute mit wem nach Hause geht, ableiten. Verhaltensforschung macht nichts anderes. Und die Anthropologen haben genau daran ihre Freude. Nur ist das in der Datingkultur noch nicht angekommen.

In meinem Verständnis ist es so, dass der Sex schon viel, viel früher beginnt, als im Hotelzimmer oder im Bett. Er beginnt bereits mit dem ersten Blickkontakt. Und er endet, wenn wir uns verabschieden. Sex ist ein festes Element der menschlichen Kommunikation. Zwischen zwei Menschen flackert immer die Möglichkeit, dass es gleich in Sinnlichkeit und Leidenschaft umschlägt. Diese Möglichkeit beginnt im Kopf. Sex ist für mich nur die konsequente Krönung von miteinander tanzenden Energien. Entdecken, was miteinander möglich ist. Darum geht es doch und nicht um das bloße Ineinanderstecken. Sex, der nicht zielstrebig auf Spannungsabbau und Orgasmus aus ist, wird erst richtig intensiv und schön.

Er ermöglicht mir, dem anderen, und vor allem mir selbst zu begegnen. Das ist fast meditativ. Und darauf fahre ich persönlich voll ab. Ohne diese essentielle Facette braucht man mich gar nicht erst zu wecken. Nenne es zu hohe Erwartungen an eine fremde Person. Sage mir nach, ich wäre eine verwöhnte Göre, die zu passiv ist und zu wenig Erfahrung hat. Ja! Mag alles sein.

Nie wieder RFS!

Ich will mich entspannt in den Sex hineinlehnen, will offenbleiben. Keinen langweiligen, weil beschränkten Plot abarbeiten. Vielleicht bin ich auch einfach zu viel Mensch für ein kleines, portioniertes Sex-Treffen. Zu viel Amanda und zu viel Herz. Es ist aber das, was mich erfüllt: Das Nahe, Heiße, Intensive und Tiefe.

Die meisten Männer, mit denen es solche Routine-Ficks gab, wollten sich noch mal treffen. Da bin ich raus. Da mache ich es mir lieber selbst.

Erstaunlich aber wahr: Guter Sex ist auch unter Promiskuitiven rar.

 

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