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Miguel – "Fuck Yeah!"

Video: Trau deiner Lust

Stell dir einen Menschen vor, der – aufrichtig, charmant und humorvoll – stets das tun kann, was er in der jeweiligen Situation tun will. Der sich keine Platte macht. Auch oder gerade wenn es um Lust geht. JOYclub-Mitglied Grandchevallier alias Miguel erzählt, wie er versucht hat, all den Ballast abzuwerfen. Und wir haben ihn dabei gefilmt, wie er Fremden seine Geschichte erzählt.

Helden. Leben. Lust. – Miguel will frei sein

Zwei Stühle in einer Berliner Fußgängerzone, auf einem Grandchevallier. Und auf dem anderen? Wer immer zuhören wollte.

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Das ist "Helden. Leben. Lust.":

In unserer Reportage-Reihe "Helden. Leben. Lust." treffen wir Menschen, deren Lust integraler Bestandteil ihres Lebens ist. Helden brauchen keine Superkräfte. Echte Helden stehen zu sich. Zu ihrem Begehren. Angstfrei. Egal, was andere denken. Konsens ja, Konventionen nein. Deswegen finden wir: Helden leben Lust. So wie Miguel.

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Der Wunsch: Freiheit

Miguel sitzt in einem Berliner Café. Auf seinem linken Unterarm ein verziertes Tattoo mit den Initialen JSB. Er ist vor ein paar Tagen erst von einem dreimonatigen Heimatbesuch in Ecuador zurückgekehrt. Nun erzählt er: von Ängsten, von Manipulation, von inneren Kämpfen, von Scham, vom Ausbrechen, von Gruppensex, von Freundschaft Plus, von Petplay, von einem Sex-Seminar.

An den Blicken der Café-Gäste ist zu erkennen: Miguel spricht für deutsche Verhältnisse ein wenig zu unverhohlen über Intimes. Und genau das macht ihn aus. Totale Offenheit. Offen für neue Erfahrungen und offen im Teilen seiner Erfahrungen. Klar, das kann man unangemessen finden, aber zugleich weiß man: Der ist so. Der würde auch so sprechen, würde man ohne Zuhörer wider Willen hier sitzen.

Miguel – "Fuck Yeah!"
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Der begleitende Einsatz seiner Hände beim Erzählen und der stete Blickkontakt machen klar: Miguel möchte verstanden werden, will, dass man seine Geschichte nachvollziehen kann, dass man begreift, dass es ihm nicht nur darum ging, eine Frau ansprechen zu können, ohne im Boden zu versinken. Sondern, dass es um eine ganz fundamentale Freiheitssuche geht, die sich auf alle Lebensbereiche auswirkt. So pathetisch es klingt: Der 28-Jährige erzählt von seiner sexuellen Selbstbefreiung.

Der Knall: Stalking

Der Auslöser seines Wunsches nach Veränderung? Wie so oft: ein Tiefschlag. Eine Situation, in der sich alle Stränge derart zuspitzen, dass man den Knall schon erahnt, bevor man ihn hört. Eine ungesunde Beziehung, damals noch in Freiburg, die damit endet, dass die Frau Miguel stalkte. Beklemmende Begegnungen, Polizeieinsätze, das ganze Programm.

Miguel weiß, er ist damals nicht nur Opfer gewesen. Anstatt die Gründe für das letztliche Scheitern bei der Freundin zu suchen, sucht er bei sich. Und findet. In erster Linie eine fundamentale Unsicherheit, was er denn eigentlich in einer Beziehung will. Was für Beziehungsformen gibt es? Will er überhaupt eine Beziehung?

Du schüttest unmerklich Unausgesprochenes in den Kreislauf und plötzlich ist Sprengstoff drin.

Wenn man nicht einmal weiß, was man von einer Beziehung überhaupt erwarten kann, wird es zum Glücksspiel, dass da zwei mit ihren Erwartungen und Wünschen zusammenfinden. Wer etwas Vages kommuniziert, weil er oder sie auf etwas vielleicht auch für sich selbst Unklares hinaus will, bekommt etwas in dieser Art gespiegelt.

"Meine Ex-Freundin und ich wollten beide etwas, ohne es für uns und den anderen auf den Punkt bringen zu können. Wir haben dann schleichend begonnen, uns in bestimmte Richtungen zu drängen, wussten aber gar nicht, ob es das ist, was wir jeweils wirklich wollten." Manipulation ist ein Kreislauf; was du reingibst, kommt irgendwann wieder bei dir an. Du schüttest unmerklich Unsicherheit, Unergründetes, Unausgesprochenes in den Kreislauf und hast plötzlich Sprengstoff drin. Eine Erkenntnis, an deren Ende Miguels Entschluss steht: Ich mach eine Beziehungspause.

Der Aufbruch: Gegen die Angst

Drei Entwicklungen, die bald Hand in Hand gehen, nehmen zu dieser Zeit in Miguels Leben ihren Anfang:

Zum einen erzählt ihm ein Freund vom JOYclub. Miguel lässt sich nach erster Skepsis darauf ein. "Das Wichtigste am Anfang war für mich der Austausch und das Lesen im Forum. Was für Ängste und Fragen tragen die Leute mit sich herum?"

Miguel erkennt viele seiner eigenen Probleme und Konflikte wieder. Hemmungen, Unfreiheit, Unsicherheit. Und er fühlt sich in seinem Weg bestärkt. Was altklug, vielleicht gar anmaßend anmutet, war letztlich seiner Sehnsucht nach aufrichtiger und angstfreier Kommunikation geschuldet. "Ich hatte keine Lust mehr, mich zu verstellen."

Miguel – "Fuck Yeah!"
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Zum anderen beginnt er mit einer Kommilitonin eine Freundschaft Plus. Eine glückliche Fügung. Bis dahin hatte das Kennenlernen einer Frau für ihn stets in der Frage gemündet: Will ich eine Beziehung mit ihr oder nicht? Dass es nicht zwangsläufig das eine oder andere sein muss, es noch weitere Optionen gibt, ist Neuland für ihn.

Die beiden probieren sich aus. Sie besuchen Veranstaltungen, die sie im JOYclub-Eventkalender entdecken. Loten miteinander ihre Lust und Grenzen aus. Zu zweit wie auch im Zusammenspiel mit anderen. Petplay. Rollenspiele. Tantrasex. Dominationsspiele. Gruppensex. Letzteres wird für Miguel als Neuling zu einer Out-of-Body-Experience. "Ich hatte eine Frau vor mir, die sich wiederum an jemandem zu schaffen machte, und an der Seite standen Zuschauer. Das hat mich irre gepusht. Das war so eine erlösende Erfahrung. Ich ficke vor Publikum!"

Je größer die Angst vor der Abweisung, desto größer sein Bedürfnis, es durchzuziehen.

Die dritte Entwicklung: Mit kleinen Schritten wagt er mehr im Umgang mit Frauen. Authentizität ist ein großes Wort. Gerade wenn es um Sehnsucht, Attraktion und Lust geht. Irgendwie ist man immer ein Spielball der Blicke von außen und der vermeintlich dadurch gezogenen Grenzen. Aber Echtheit ist genau das, was Miguel sich wünscht. Warum einen unverfänglichen Wunsch unterdrücken? Warum die Angst gewinnen lassen? Warum Dinge sein lassen, die man doch eigentlich tun will? Etwa eine Frau, die ihm gefällt, anzulächeln. Ein Kompliment zu geben. Und genau mit diesen kleinen Dingen ebnet er sich den Weg.

Miguel – "Fuck Yeah!"
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Das kostet ein jedes Mal Selbstüberwindung, was ihm bald zugutekommt, als er merkt: Je größer die Angst vor der Blamage oder Abweisung, desto größer sein Bedürfnis, es durchzuziehen. Sich zu trauen. Nicht wieder Opfer der Angst zu werden. Die Unsicherheit an der Hand zu packen.

Wichtig dabei sind seine Erwartungen in den Situationen: Mit den Frauen, die er anspricht, muss gar nichts laufen. "Es ging darum, dass ich es einfach tue. Dass ich, wenn ich irgendwo laufe und eine Frau sehe, die toll aussieht, ihr einfach sagen kann: Wow, du siehst super aus. Ohne Hintergedanken und Pick-Up-Artist-Masche. Und nicht irgendwie creepy. Es war in diesen Situationen für mich schon so befreiend, es getan und dann ein Lächeln bekommen zu haben."

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Das Ankommen: Offene Beziehung? Nein!

Wohin hat Miguel das Ausprobieren und Austoben gebracht? Die Café-Gäste scheinen sich mittlerweile nicht mehr an der Offenheit des Gesprächs zu stoßen. "Heute fühl ich mich wohl in meiner Haut. Auch wenn es mich noch immer jedes Mal Mut kostet, kann ich eine Frau einfach ansprechen. Und ich kann mich viel offener über Sex austauschen. Vor allem hab ich gelernt, mit Abweisung umzugehen. Sie gehört dazu."

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Eine Beziehung ist ebenso wieder denkbar für ihn. Aber keine offene Beziehung: "Das wäre nichts für mich. Zweisamkeit ist mir total wichtig. Mein Ideal nach all dem, was ich kennengelernt habe: eine Beziehung, in der man die Sexualität immer gemeinsam auslebt, aber gerne mal mit anderen zusammen. Der Kern ist immer das Gemeinsame."

Miguel – "Fuck Yeah!"
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Was Miguel als Leitgedanke immer geholfen hat: sich Lust und Sex als etwas Befreiendes und Schwereloses vorzustellen. Nichts, worüber man sich unentwegt den Kopf zerbricht, was einem Angst macht. "Da wollte ich hin." Und zu dieser Freiheit führen so viele Wege wie es Menschen gibt. Was indes für jeden funktioniert: aktiv schauen, worauf man wirklich Lust hat und dem dann folgen. Denn "Stillstand ist Zeit- und Lustverschwendung."

Das hätte vielleicht sogar JSB – Miguels geistiger Anker Johann Sebastian Bach – so unterschrieben.

 

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