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Wie wird mein Sex noch besser?

Ein Sexualtherapeut enthüllt das Geheimnis: Es heißt Kommunikation

Wie wird mein Sex noch aufregender? Wie kann ich mehr davon bekommen? Wie werde ich besser im Bett? Wenn sich ein Sexualtherapeut und eine Erotik-Autorin treffen, sollte man meinen, dass es zwischen beiden um genau diese Fragen geht. Zur Überraschung unserer Kolumnistin ging es dem Sexualtherapeuten aber überhaupt nicht um heißer, länger, schärfer.

 

von JOYclub-Kolumnistin Sophie Andresky | Mehr Kolumnen: Entdecke Sophies Welt


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Dr. Christoph Joseph Ahlers ist Sexualwissenschaftler und Klinischer Sexualpsychologe in Berlin. Sein aktuelles Buch heißt "Himmel auf Erden und Hölle im Kopf – Was Sexualität für uns bedeutet". München, Goldmann Verlag 2015. 448 Seiten. 19,99 EUR.

In einem spannenden Interview voller erhellender Einsichten erklärt der Experte Dr. Ahlers, dass beim Sex weder artistische Leistungen noch teure Dessous wichtig sind, sondern nur, dass man sich selbst die richtigen Fragen stellt:

Wer bin ich eigentlich und wieso will ich mit diesem Menschen neben mir Sex haben?

Wie bleibt der Sex in langen Beziehungen heiß?

Warum wird Sex ständig bewertet?

Wenn ich jemanden neu kennenlerne, habe ich beides schon erlebt: Entweder der Sex ist gerade am Anfang überwältigend, oder er ist mau und man lernt dann, wenn man möchte, zusammen dazu. Bleiben wir beim ersten Fall: Was sagt Sex in der ersten Verliebtheitsphase über die Zukunft aus und auf was sollte man achten? Kann ich anhand der Liebhaberqualitäten schon darauf schließen, wie der Mann als Partner sein wird?

Dr. Ahlers: Alles Quatsch. Man kann auf überhaupt nichts schließen.

Der Sex am Anfang einer Beziehung ist getragen von Selbstunsicherheit und wechselseitigen Projektionen.

Verliebtsein hat nichts mit Liebe zu tun und die Begeisterung für den anderen nichts mit dem anderen als Person. Der andere ist die Leinwand, auf die ich die Erfüllung meiner Bedürfnisse projiziere. Und ob ein anderer ein "guter oder schlechter Liebhaber" ist, das obliegt vor allem meiner eigenen Bewertung und nicht allein vermeintlichen Koital-Kompetenzen des anderen.

Wie "gut" oder "schlecht" mein Sex oder ein Liebhaber ist, lässt vor allem einen Rückschluss auf mich selbst und meine Gestaltungskompetenz einer sexuellen Begegnung zu – nicht auf "sexuelles Leistungsvermögen" des anderen! Diese ganzen Bewertungen sind das eigentliche Übel. Das sind alles leistungskontaminierte Fehlvorstellungen, die uns krank machen.

 
Am besten wäre ja eine Kombination aus beiden: die eierlegende Woll-Milch-Sau.
Am besten wäre ja eine Kombination aus beiden: die eierlegende Woll-Milch-Sau.
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Häufig wird ja behauptet, dass es die heißen Typen gibt, die als Liebhaber der Hammer sind, und dann die eher verlässlichen, mit denen man eine Beziehung eingeht und vielleicht sogar eine Familie gründet. Kann man nicht beides haben? Den Family Man tagsüber und nachts den heißen Hengst?

Dr. Ahlers: Wir wollen am liebsten immer alles auf einmal und zwar sofort und perfekt. Die eierlegende Woll-Milch-Sau. Das sind alles infantile Phantasmen: Kinder wollen Pizza mit Pommes und Nudeln und Ketchup und Mayo und Schokolade. Ab einem gewissen Lebensalter lernen die meisten: You can't have it all at once! Wenn überhaupt, dann gibt es etwas, anstatt nichts. Und beim nächsten Mal vielleicht etwas Anderes. Einige lernen das aber nicht und leiden ihr ganzen Leben unter der Fehlvorstellung: Für mich soll's rote Rosen regnen.

Die meisten erwarten, dass der andere weiß, was ich möchte, ohne dass ich das selbst weiß oder klar benennen kann.

Der andere muss das und das können, drauf haben, richtig machen. Was das aber sein soll, weiß ich selber nicht. Dabei entscheide ich allein, als wer oder was ich in Beziehung trete. Vorausgesetzt, ich weiß, wer ich bin. Habe ich überhaupt ein Selbstkonzept, inklusive einer eigenen sexuellen Identität, die es mir ermöglicht, als jemand in Kontakt zu treten und jemand anderem ein Beziehungsangebot zu unterbreiten? Wenn ich nicht weiß, wer ich bin, hechle ich nur Stereotypen und Klischees hinterher. Ich turne Pornos nach und hoffe darauf, dass mir der Bewertungsrichter in Gestalt des anderen volle Punktzahl in der Leistungsprüfung und der Haltungsnote gibt.

Braucht eine Superbeziehung Supersex?

Was können sich Paare mit Sex sagen?

Ihre Prämisse ist ja, dass Sex in einer Beziehung nicht nur ein körperlicher Vorgang, sondern auch Kommunikation ist. Im besten Fall 'sagt' Sex: "Ich nehme dich an, wir stehen uns nah", im schlechtesten (zum Beispiel bei einer Vergewaltigung): "Ich kann mit dir machen, was ich will, du bist nichts wert." Das bedeutet ja aber auch, dass man Sex gezielt einsetzen kann, um z.B. Macht zu demonstrieren. Haben Sie Beispiele aus Ihrer Praxis, was Paare sich mit Sex sagen?

Dr. Ahlers: Es gibt Paare, die konkurrenzhafte Interaktionsmuster haben und die sich wechselseitig dazu missbrauchen, sich vor Augen zu führen, wer der Bessere ist. Das kann sich auch im Sexuellen spiegeln, oft durch passiv-aggressive Vorenthaltungen. Zum Beispiel beim Klassiker, wenn die Frau sagt, ich hab keine Lust mehr auf Sex, und nicht mehr mit ihrem Mann schläft. Dann kann darin auch etwas Manipulatives, Steuerndes und, im Sinne einer Machtausübung, etwas Kastrierendes zum Ausdruck kommen. Denn dadurch zwingt diese Frau ihren Mann in eine abhängige, bedürftige Bittsteller- und Bettlerrolle und macht ihn dadurch selber klein.

Meist folgt danach die Reklamation, dass sie sich einen großen, starken Mann gewünscht hat und nicht einen bettelnden, kleinen Jungen. Alles selbst gemacht.

Ist es sinnvoll für Langzeitpaare, darauf zu achten, dass man regelmäßig Sex miteinander hat, auch wenn die Leidenschaft nicht gerade hohe Wellen schlägt, damit man miteinander verknüpft bleibt?

Dr. Ahlers: Es gibt keine Imperative, die funktionieren! Es nützt gar nichts, einem Paar zu sagen, achten Sie bitte darauf, dass Sie regelmäßig Sex haben! Das bewirkt gar nichts, wenn es nichts bedeutet. Je "mehr" Paare ihre Beziehung führen, verbalkommunikativ, interaktiv und körperkommunikativ, vor allem sexuell, desto stabiler bleibt die Beziehung, desto zufriedener sind sie. Ein Bewusstsein zu entwickeln für eine aktiv geführte Beziehung, ist etwas ganz anderes als das Kommando:

"Dreimal die Woche Geschlechtsverkehr!"

Aber dreimal die Woche ein Gespräch über sich und die Beziehung?

Dr. Ahlers: Warum? Es geht doch nur um die, die darunter leiden, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben. Wenn Paare sich wohl fühlen und gut miteinander zurechtkommen, dann ist doch alles gut. Wo kein Aua – da kein Arzt! Aber wenn die, die unter Vereinzelung in ihrer Beziehung leiden, unter emotionaler Einsamkeit in einer formal vorhandenen Zweisamkeit, unter Erkaltung und Versteinerung, zu mir kommen, dann frage ich sie: Sprechen Sie miteinander übereinander?

Wie kompromissbereit und kritikfähig müssen Paare beim Sex sein?

 

Ändert sich die Bedeutung von Sex in der jeweiligen Lebens- und Liebesphase. Also "sagt" Sex am Anfang einer Beziehung etwas anderes als bei einem Langzeitpaar?

Dr. Ahlers: Am Anfang einer Beziehung geht es um Begeisterung, das ist alles eine Überdosis an Aufwertung. In der Mittelphase ist Sex häufig Teil der Beziehungspflege und wird dann leider oft reduziert auf Fortpflanzung, und dann, wenn die Partner das alles überleben und überstehen, wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann zeigt sich für viele, ob die Partnerschaft noch Potential hat. Und dann beginnt für viele ein eigentliches Bedeutungserleben von Sexualität.

Dadurch, dass Leistungsdruck und Versagensangst mit zunehmendem Lebensalter nachlassen, wird es für viele erfüllender als die "Jugendjahre", in denen eben auch ganz vieles überlagert war von Unsicherheit, Selbstzweifeln, Ansprüchen und Anforderungen. Das alles lässt nach, und damit steigt die Lebensqualität. Auch im Sexuellen!

Das ist doch ein schöner Ausblick!


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