Gothic ErotikGothic und Fetisch: Die "dunklen" Seiten der Erotik

Gothic in der erotischen Fotografie
Gothic in der erotischen Fotografie

Gothic Freunde aufgepasst: Das 25. Wave Gotik Treffen steht vor der Tür. Vom 13. Mai - 16. Mai 2016 treffen sich in Leipzig wieder über 20.000 Liebhaber der Dark Wave Szene aus der ganzen Welt. Grund genug für uns, sich der Gothic Kultur mal genauer zu widmen.

Neben Impressionen aus der Szene stellen wir euch zudem den Gothic Fotografen Martin Black und seine Werke aus "Fetish and Gothic Obsession" vor. Denn Gothic ist auch im Bereich erotische Fotografie und erotische Kunst ein Thema.

Gothic: Dark Wave, Individualität und Ästhetik

Gothic entwickelte sich als Subkultur Ende der 70er Jahre/Anfang der 80er als eine eigenständige Szene aus den Bereichen des Punk und der New Wave-Bewegung. Die als Dark Wave bekannte Szene setzt sich intensiv mit Zwischenmenschlichem, mit Tod und Verderben auseinander und bietet seinen Anhängern nicht nur ein breites musikalisches Spektrum an, sondern zeichnet sich auch durch ein sehr individuelles und vielfältiges Erscheinungsbild aus.

Darüber hinaus ist die Szene dafür bekannt, dass ihre Mitglieder einen hohen ästhetischen Anspruch entwickelt haben und in Folge dessen häufig als unnahbar, elitär und wirklichkeitsfremd wahrgenommen werden. Auch für den musikalischen Geschmack wird hier viel Raum gelassen und so findet man von Electro Pop, Industrial, Punk, Metal, Visual Kei, Elektro, Cyber, Neofolk und Mittelaltermusik... alles was das dunkle Herz begehrt.

Eine eindeutige politische Ausrichtung ist in der Gemeinschaft nicht erkennbar. Zwar haben sich im Bereich Neofolk einige rechtslastige Ausprägungen ergeben, aber im Großen und Ganzen ist die Szene politisch nicht interessiert. Da die Gemeinschaft Außenseitern gegenüber sehr zurückhaltend agiert, nutzen die Medien die fantasievollen Kostüme der Goths und deren geheimnisvolles Image als Aufmacher für sensationsheischende Meldungen über Satanskult und Friedhofsschändungen. Mit wenigen Ausnahmen haben diese Stories aber zumeist keinen realen Hintergrund.

Die Gothic Szene und ihre Festivals

Ab den frühen 90er Jahren entwickelten sich viele große Festivals und Musikzeitschriften für die Szene, von denen einige bis heute noch bestehen. Das wohl bekannteste und größte Festival dieser Art ist das WGT (Wave und Gotic Treffen) in Leipzig, das sich jedes Jahr Pfingsten über nahezu die ganze Stadt Leipzig erstreckt. Tausende Anhänger aus aller Welt treffen sich zum "sehen und gesehen werden" in den zahlreichen Hotels und in den auf dem Agra-Gelände errichteten Zeltstädten. Hier wird deutlich, dass Kleidung und individuelles Äußeres eine sehr große Rolle für die Goths spielt.

Sämtliche Gothic-Bilder des Beitrags entstammen dem Bildband "Fetish and Gothic Obsession"
Sämtliche Gothic-Bilder des Beitrags entstammen dem Bildband "Fetish and Gothic Obsession"

Eine der wichtigsten Publikationen gründete Szene-Ikone Rainer "Easy" Ettler († 1997) im Jahre 1989 mit der sogenannten "Zillostrierten" (heute "Zillo Magazin"), welche auch als Wegbereiter für Magazine wie "Gothic" und "Sonic Seducer" gilt. Die "Zillo" agierte als eingetragener Verein.

Im Jahr 1993 etablierte man mit dem Zillo Festival in Dumersheim eines der ersten großen Indie Festivals. Später zog das Festival auf ein Flughafengelände nach Hildesheim. Als sich im Jahr 2000 die "Zillo" und der durchführende Veranstalter trennten, nannte dieser das Festival in Mera'Luna um. Alleine das Festival hat zwischenzeitlich Besucherzahlen von bis zu 30.000 Menschen erreicht.

Gothic in der kommerziellen Musik und im Internet

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Seit 2000 ist auch die Mainstream-Musikindustrie auf die Szene aufmerksam geworden und hat mit Bands wie Tokio Hotel und Künstlern wie Lafee das Image der Goths mit ihrem szenetypischen Aussehen und der dazugehörigen Attitüde einer breiteren Masse, insbesondere der aus der Gothic-Szene entstandenen Emo-Bewegung, zugängig gemacht. Solche Projekte sind bei Teenagern sehr erfolgreich, werden jedoch in der eigentlichen Szene nicht ernst genommen, da selbst authentische Gothic-Bands wie z.B. Unheilig ihre Anerkennung verlieren, sobald sie kommerzielle Erfolge erzielen.

Auch im Netz ist die Gothic-Szene präsent. Kontaktseiten und Foren wie z.B. das "Schwarze Glück" laden Gleichgesinnte dazu ein, sich zu treffen und auszutauschen. Natürlich dienen solche Foren den Singles unter den Gothic-Anhängern auch dazu, Partner zu finden, die ebenfalls zur Szene gehören.

Die kreativen und detailreichen Kostüme werden in aufwändiger Arbeit zu Ganzkörperkunstwerken gestaltet und bedienen sich Materialien wie Lack, Latex, Leder, Samt und Seide. Da diese Kostüme in der Regel stark mit den Symbolen der Fetischszene liebäugeln, ist es nicht verwunderlich, dass sich ebenso schnell eine Gothic-Erotik-Szene entwickelt hat.