Diese Frage stelle ich immer...
zu Beginn meiner Zeitmanagement-Seminare für Führungskräfte.
Ich beginne nach einer kurzen Begrüßung mit solchen Papiermetern aus dem Möbelhaus und gebe den Frauen einen Abschnitt mit 78 cm und den Männern mit 76 cm. Davon reißt dann jeder im Seminar sein Alter ab und legt die Teile vor sich hin. Gemeinsam arbeiten wir dann heraus, dass eines davon der Teil ist, der unwiderruflich vorbei ist und der andere Teil eben derjenige ist, der einem statistisch in etwa noch bleibt. Schon da gibt es oft betretene Gesichter. Die Endlichkeit5 dieses Lebens scheint für viele Mitmenschen ein verdrängtes Tabuthema zu sein.
Danach machen wir Entspannungsübungen und ich erzeuge eine leichte Trance. Die Teilnehmer sitzen entspannt auf ihren Stühlen und haben die Augen geschlossen. 3 x unterbreche ich die Sitzung, damit die Teilnehmer sich einige Dinge auf einem vor ihnen liegenden Blatt notieren können.
Ich schildere eine längere Geschichte als eine Art Traumreise, in der ein höheres Wesen, manche mögen es auch Gott nennen, den Teilnehmern 3 x eine Nachricht aus dem Buch ihres Lebens vorliest. Zuerst geht es darum, dass sie nur noch ein Jahr zu leben haben. Sie werden gefragt was sie in dieser Zeit tun werden, sie haben genug Geld zur Verfügung, sind gesund und können machen was sie wollen. Die Frage ist was werden sie tun, wohin werden sie gehen/reisen, wer wird bei ihnen sein, mit wem möchten sie vielleicht noch reden? Danach Augen auf und kurze Notiz anfertigen.
Beim zweiten Durchgang ganz ähnlich, nur ist die Zeit dann nur noch einen Monat. Im dritten Durchgang dann schließlich nur noch einen Tag. Die Frage ist immer identisch wie beim ersten Durchgang.
Ohne auch nur auf ein einziges Blatt zu schauen weiß ich was garantiert nicht drauf steht und auch in etwa was fast alle tun werden. Zumindest spielt der Job, der ja sooooo wichtig ist und ohne den man ja nicht sein kann, plötzlich überhaupt keine Rolle mehr. Selbst bei Selbständigen wird nichts geregelt oder gemacht was auch nur im entferntesten mit dem Job zu tun hätte. Und wie wichtig nehmen wir den ansonsten?
Was immer kommt ist die Zeit mit (wenn nicht gerade in Scheidung lebend

)dem Partner und den Kindern zu verbringen, nie ist die ganze Familie mit Verwandten ein Thema, wenige aber gute Freunde sind immer dabei, keine großen Reisen, viel Zeit für Gespräche (auch um Dinge noch auszuräumen, was schon längst hätte geschehen müssen), gute Gespräche im engen Kreis, gemeinsame Unternehmungen um Freude zu haben, meist viel Aktivität in der Natur und nie Dinge die mit großen Ausgaben verbunden wären (Reisen und Kommerz).
In fast 25 Jahren sind die Ergebnisse immer gleich oder ähnlich gewesen, egal wie die Gruppe zusammengesetzt war. Was ich allerdings feststelle ist, dass ich viele Teilnehmer schon zum Nachdenken anregen konnte und ca. 10 % anschließend ihr Leben nochmals neu organisieren und etwas völlig anderes beruflich tun oder gar aussteigen.
Andy