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Ausbildungen, Qualifikationen, etc.

******ore Frau
4.614 Beiträge
Ich wiederhole mich, wenn ich den ICD nicht als geeignetes Mittel halte, eine Diagnose zu finden. Der ICD (10, aber auch 11) hinkt den neuen Erkenntnissen hinterher.

Die neuen Traumatherapien (Somatic experience= SE) sind auch von HP durchführbar bei entsprechender Qualifizierung. Und sie sind sehr wirksam.

Was ich spannend finde, ist die Frage, welcher Ansatz denn grundsätzlich wirksamer und sinnvoller ist: der Traumatherapeutische oder Sexualtherapeutische.
Gibt es hier zertifizierte Therapeuten, die sich qualifiziert dazu äußern könnten?
Mittlerweile frage ich mich, ob hier jemand tatsächlich noch weiß, was ein psychisches Trauma ist? Das Wort wird hier mehr als inflationär benutzt und jeder kleinste Vorfall (in der kindlichen Entwicklung) ist anscheinend Trauma. Doch wenn mir als Kind mal ein Köttel quer gesessen hat, war das kein Entwicklungstrauma sondern eine Opstipation. Und dann kommen hier solche Erläuterungen wie: ich meine ja keine schweren Traumata, sondern xy-Traumata... sorry, das ist genau so hanebüchen wie "ein bisschen schwanger".
Der Begriff Trauma in der Psychologie ist klar definiert:
Fischer und Riedesser definieren Trauma in ihrem Lehrbuch der Psychotraumatologie (S. 79)[7] als:
„[…] ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“

Das medizinische Klassifikationssystem ICD-10[8] und die zugehörigen diagnostischen Anleitungen beschreiben das Traumakriterium als:
„[…] ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde (ICD-10) (z. B. Naturkatastrophe oder menschlich verursachtes schweres Unheil – man-made disaster – Kampfeinsatz, schwerer Unfall, Beobachtung des gewaltsamen Todes Anderer oder Opfersein von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung, Misshandlungen oder anderen Verbrechen).“

– Handbuch

Alles andere mag man doch bitte als traumatisierende Ereignisse/Erlebnisse bezeichnen, wie es fachlich korrekt heißt. Schließlich gibt es hier doch so viele Fachleute, die es eigentlich besser wissen sollten, bzw während ihrer Ausbildung gelernt haben sollten.
Und die meisten Menschen erfahren zum Glück nach einem psychischen Trauma ein posttraumatisches Wachstum, nur einige wenige eben nicht, die entwickeln eine PTBS oder andere psychische Erkrankungen. Und all diese Erkrankungen gehören dann in fachärztliche Hände weil sie mehr als kurzfristige Therapieformen benötigen.
Denn HP's dürfen nur beraten und gar nicht therapieren und psychotherapeutische HP's nur kurzfristige Therapieformen ausüben. Von daher sollten wir also sehr behutsam mit den Begrifflichkeiten umgehen. Das sagte mir zumindest unser Psychiater vom Landkreis, mit dem ich heute durch Zufall ein lockeres Gespräch führen konnte beim Kaffeeklatsch.
******mon Mann
1.980 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Jede subjektive Meinung wird hier respektiert. Dennoch ist heute der ICD noch immer der ausschlaggebende und allgemeinverbindliche Index, auch wenn das der eine oder andere gerne anders hätte.

Es kann zudem nur davor gewarnt werden, z.B. echte PTBS Patienten durch nicht qualifizierte Therapeuten behandeln zu lassen. Das ist leider der Grund für die teilweise gerechtfertigte Kritik an unserem Berufsstand: Gnadenlose Selbstüberschätzung.

HP, welche Menschen mit schwersten psychischen Störungen „therapieren“ möchten, haben ihre Qualifikation bereits verwirkt. Nicht umsonst studiert ein approbierter Psychotherapeut viele Jahre.
******mon Mann
1.980 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von *******teel:
Denn HP's dürfen nur beraten und gar nicht therapieren und psychotherapeutische HP's nur kurzfristige Therapieformen ausüben

Deinem Beitrag stimme ich zu. Allerdings möchte ich anmerken, dass auch ein HP (wie auch der HPP) tatsächlich psychotherapeutisch arbeiten darf. Richtig und wichtig ist aber, dass man sich nicht selbst überschätzen darf und wissen muss, was man kann und was man auch verantworten kann.
Das differenzierte ich ja auch.... in beratend (HP) und kurzfristige Therapieformen (HPP). Zumindest hat unser Psychiater mir das so erklärt. Und da er beim Landkreis arbeitet und unter anderem für die Bewilligungen von ambulanten Hilfen, Beschäftigungsherapien u.ä. zuständig ist, denke ich mal, der Mann kennt sich aus.
******ore Frau
4.614 Beiträge
Wenn ich mit einer Heilerlaubnis (HP Psych) UND einer abgeschlossenen, zertifizierten traumatherapeutischen Ausbildung Patienten therapiere, ist das sehr wohl erlaubt.
******mon Mann
1.980 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von *******beth:
Wenn ich mit einer Heilerlaubnis (HP Psych) UND einer abgeschlossenen, zertifizierten traumatherapeutischen Ausbildung Patienten therapiere, ist das sehr wohl erlaubt.

Natürlich ist das erlaubt. Aber ob es aus therapeutischer Sicht ratsam ist, das kann man durchaus kritisch hinterfragen.

Du hast ja vor den HPP zu machen. Du weißt demnach, dass sich der komplette Lehrstoff nach dem ICD10 richtet. Du wirst lernen, wo die Grenzen der therapeutischen Tätigkeiten eines HPP liegen.

Und wenn Du nach der schriftlichen Prüfung beim Amtsarzt vorstellig wirst und diesem dann mitteilst, dass Du nach Deiner Prüfung eine solche mehrwöchige Schulung machen wirst und Patienten mit schwerer PTBS „therapieren“ möchtest, dann erhältst Du alles, nur eben keine Heilerlaubnis.

Aber wir bewegen uns von Thema weg:

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**********light Frau
4.191 Beiträge
@*******teel

Da liegt er falsch. Ich bin HP und ich darf therapieren, ich darf nur keine Heilversprechen geben.
Allerdings sollte jeder HP fachlich Kompetent (z. B. durch spezielle Fachausbildungen) sein und seine Grenzen kennen.
Mit der bestandenen Prüfung habe ich eine Heilerlaubnis bekommen.
**********light Frau
4.191 Beiträge
Die Ausbildung zum SE Therapeut dauert 3 Jahre und ist durchaus eine qualifizierende Ausbildung.
******ore Frau
4.614 Beiträge
Die Somatic experience- Ausbildung z.B. ist mehrjährig....

Die Leiterin der 3- tägigen psychotraumatologischen Fortbildung ist HPP, hat sie absolviert und arbeitet sehr verantwortungsbewusst.

Die Krux beim HPP ist: Du bekommst zwar eine Heilerlaubnis, darfst aber erst praktizieren, wenn du ein zertifiziertes Therapieverfahren absolviert hast.
Umgekehrt darfst Du auch nicht behandeln, wenn Du zwar ein Therapieverfahren beherrschst, aber keine Heilerlaubnis hast....
******mon Mann
1.980 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Das sehen die Krankenkassen und approbierte Therapeuten durchaus anders.

Aber wie gesagt, wer die Verantwortung übernimmt, der bewegt sich rechtlich im Rahmen. Bieten ja schließlich auch HPP bereits an. Also wird es auch Patienten geben, die sich darauf einlassen.

Ich werde diese Teile der Diskussion, die sich auf Ausbildung und Qualifikationen bezieht allerdings verschieben müssen.

Wir sind vom Eingangsthema weggekommen.
******mon Mann
1.980 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von *******beth:
Die Krux beim HPP ist: Du bekommst zwar eine Heilerlaubnis, darfst aber erst praktizieren, wenn du ein zertifiziertes Therapieverfahren absolviert hast.

Tut mir leid, da muss ich Dir widersprechen. Dem ist (leider) nicht so.
******ore Frau
4.614 Beiträge
Bei uns in der Prüfung wird gefragt, was man denn so vorhat. Und wenn da nichts kommt, oder geplant ist, dann lassen sie die Leute auch nicht bestehen.
Ich kenne keinen praktizierenden HPP ohne Ausbildung.
3- tägigen psychotraumatologischen Fortbildung
Wow... ich frage mich gerade ernsthaft warum Leute wie Ulrich Sachsse oder Luise Reddemann dann 8 Jahre auf ihre Ausbildungen verschwendet haben...
Und warum Menschen mit PTBS Jahre auf einen Therapieplatz warten müssen oder nach einem Therapeuten suchen müssen, der Kapazitäten frei hat.
Man kann doch einfach zum nächsten HPP gehen....
*ironie*

Doch da lege ich lieber die Trigger meiner Traumata als Tabu fest und lebe fröhlich mein BDSM aus. Da habe ich Spaß und weiß dass es mir gut tut *g*
******mon Mann
1.980 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von *******beth:
Bei uns in der Prüfung wird gefragt, was man denn so vorhat. Und wenn da nichts kommt, oder geplant ist, dann lassen sie die Leute auch nicht bestehen.
Ich kenne keinen praktizierenden HPP ohne Ausbildung.

Das ist korrekt. Und das sollte man auch wissen. Und genau, die Weiterbildung ist sehr wichtig. Aber es gibt keine verbindliche Vorgabe. Gerade weil manche „Zertifikate“ nicht das Papier wert sind, auf denen es ausgestellt wird.

Der Amtsarzt möchte wissen, was man vorhat. Und man ist gut beraten, seine Kompetenzen zu kennen.
******ore Frau
4.614 Beiträge
Und ich möchte deutlich klarstellen, dass ich mit der 3-tägigen Fortbildung nicht therapieren werde.
Lediglich 2 kleine Übungen habe ich gelernt, die mir erlaubt sind, durchzuführen.
Es ging im Wesentlichen darum, Traumatisierung zu erkennen (um dann die Behandlung an einen qualifizierten Therapeuten weiterzugeben).
Oder eine qualifizierte Ausbildung zu beginnen.

@ VelvetSteel: ich greife Dich hier in keinster Weise persönlich an und finde es umgekehrt gerade unangemessen mir gegenüber.
Du hast ja am Anfang konstruktiv geschrieben, was hat den Meinungswechsel auf der persönlichen Ebene ausgelöst?
******mon Mann
1.980 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Weiterbildung ist immer gut und nützlich. So lange jeder Verantwortung im Tun und Handeln übernimmt und seine Kompetenzen nicht überschreitet, ist alles gut.

Persönliche Angriffe werden weiterhin nicht geduldet. Mir ist bewusst, dass es zuweilen recht emotional wird, da viele Themen auch kontrovers diskutiert werden. Die Grenze zu persönlichen Angriffen oder Abwertungen soll bitte nicht überschritten werden.
*****ida Frau
17.757 Beiträge
Zitat von ******mon:
... möchte ich anmerken, dass auch ein HP (wie auch der HPP) tatsächlich psychotherapeutisch arbeiten darf. Richtig und wichtig ist aber, dass man sich nicht selbst überschätzen darf und wissen muss, was man kann und was man auch verantworten kann.

Und genau das ist die Krux: diese gnadenlose Selbstüberschätzung so mancheR, die auf diesem Gebiet arbeiten. *seufz
Die allein wäre mit einem achselzuckenden Lächeln abzutun, wenn diese Menschen nicht auch noch therapieren würden - dann beginnt die "Gefährdung der Volksgesundheit". Denn meist sind es solche Menschen, die ihren KlientInnen erzählen, wie sie ihr Leben zu führen haben, die dann genau "wissen", wo etwas falsch läuft in deren Leben und was sie zu ändern haben.
Und ja, solche Menschen (egal wie sie sich nennen und egal ob mit oder ohne Heilerlaubnis) schaden dem ganzen Berufsstand.

Kann eine fundierte HPPsy-Ausbildung dem präventiv Einhalt gebieten? Nicht in allen Fällen; und: sie ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
Genau wie die amtsärztliche Prüfung - zumindest in ihrem mündlichen Teil, denn die Krankheitsbilder und Störungen und mögliche Therapien auswendig zu lernen, um in der schriftlichen Prüfung die richtigen Antworten ankreuzen zu können, ist zwar eine intellektuelle Leistung, sagt aber leider recht wenig über die menschlichen und therapeutischen Fähigkeiten der zukünftigen TherapeutInnen aus.

In diesem Sinne halte ich eine Reform der Ausbildung nicht für verkehrt: in der nicht nur Methoden und Verfahren gelehrt würden sondern auch diverse Stunden Therapie vorgeschrieben werden.

Das ist ja leider bei der klassischen Ausbildung nicht viel anders: auch (medizinische) PsychotherapeutInnen kommen mit ihrer eigenen Psyche (Ausbildungs-Therapie) wenig in Kontakt.
******uja Frau
6.939 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *****ida:
In diesem Sinne halte ich eine Reform der Ausbildung nicht für verkehrt: in der nicht nur Methoden und Verfahren gelehrt würden sondern auch diverse Stunden Therapie vorgeschrieben werden.

In Österreich gibt es ja so etwas wie den Heilpraktiker nicht. Die "kleinste" Qualifikation, um selbstständig (sexual)beratend tätig zu sein, ist der Lebens- und Sozialberater (LSB). Das ist ein reglementiertes Gewerbe, das man nur anmelden darf, wenn man nicht nur eine entsprechende Ausbildung nachweist, sondern auch eine bestimmte Anzahl an Praxis-, Supervisions- und Selbsterfahrungsstunden. Wobei die Selbsterfahrung de facto einer Therapie gleichkommt. Ich halte diese Anforderungen grundsätzlich für sehr sinnvoll.

Bei allem Respekt, den ich auf der anderen Seite vor der klassischen psychotherapeutischen Ausbildung habe, ist mein Eindruck, dass sie gerade sexuelle Themen oft nicht angemessen bearbeiten kann – trotz oder vielleicht auch wegen der Sexualitätslastigkeit der Freud'schen Grundlagen. Das zeigt sich etwa darin, wie Fallbeispiele masochistischer Patient(inn)en dargestellt werden, und es gibt offenbar nach wie vor (auch) ausgebildete Psychotherapeut(inn)en mit bestimmten religiösen Überzeugungen, die homosexuelle oder transidente Menschen durch Konversionstherapien "heilen" wollen.

Dass das selbstbestimmten Ausleben auch einer "devianten" Sexualität als etwas Bereicherndes, Positives gesehen wird, ist somit leider keine völlige Selbstverständlichkeit – egal ob HP, LSB oder Psychotherapeut(in).
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