„Die Scham muss die Seite wechseln…
Ich habe gerade über den Fall der Gisele Pelicot in einem Podcast gehört und ich muss sagen das mich der Mut dieser Frau sehr beeindruckt hat.
Wer den Fall nicht kennt, es geht um eine Frau die fast 10 Jahre lang von ihrem Mann mit Betäubungsmitteln bewusstlos vergewaltigt und auch anderen Männern angeboten worden ist.
Es gibt dabei ca. 80 weitere Männer die sie in dieser Zeit missbraucht haben, etwa 50 wurden identifiziert und mit angeklagt…
Der Fall an sich ist wahnsinnig schlimm jedoch hat sich diese 71-jährige Frau dazu entschieden ganz offen damit umzugehen.
Ihr Satz:
„Die Scham muss die Seite wechseln!“
ging durch die Medien. Scham ist etwas das häufig eher die Opfer als die Täter verspüren, weshalb sie eine der ersten ist die da einen gänzlich offenen Umgang damit hegt und dieses falsche Verständnis umzukehren…
Ich finde sie ist wirklich mutig und wichtig das sie diesen Schritt geht um aufmerksam zu machen, und ein anderes Verständnis dafür zu bekommen, das nicht die Opfer sondern die Täter Grund zur Scham haben sollten….
Wie steht ihr dazu?
Als Frau erlebt man leider immer wieder Situationen bei denen man sich schämt, oder fragt ob man etwas falsch gemacht hat. Kennt ihr solche Situationen?
Haben Männer auch ähnliche Erfahrungen gemacht?
Vielleicht kommt dazu eine spannende Diskussion zustande, ansonsten finde ich es wichtig das es da ein Umdenken in der Gesellschaft geben kann….
Oh ja, die Seite muss gewechselt werden!
Aber dafür muss erstmal Bewusstsein geschaffen werden.
Und ich weiß wie es ist, und wie auch unser System mit Opfern umgeht. Nicht selten wird nichts weiter verfolgt. Passiert ist es aber. Wenn es aber keine Strafverfolgung gibt, hat es quasi offiziell nicht belegbar stattgefunden. Man kommt sich oft genug vor, als würde man für bescheuert erklärt, geht man damit offen um, und lässt Unrecht nicht zu Recht werden.
Je nachdem, gerade in Familienrechtlichen Verfahren, passiert nicht selten eine Opfer-Täter-Umkehr, vorallem dann man man es bei Täter mit einem intelligenten Psychopathen zu tun hat.
Psychische Gewalt beispielsweise ist ein Paradebeispiel. Menschen die außenstehend sind, begreifen es nicht in der Tiefe. Zeugen gibt es nie, da sowas hinter verschlossenen Türen stattfindet.
Hart gesagt: Wenn man Nichts schlimmste sichtbare Verletzungen hat, begreifen Zuständige Nichts. Im Zweifel wird alles auf Paarkonflikte und Bindungsintolerantz gemünzt.
Familienrecht hebelt oft genug Gewaltschutz aus.
Und Gesetze werden nicht umgesetzt, weil die Fachpersonen in Ämtern und Behörden, sowie bei Staatsanwaltschaft und Gerichten, weder sensibilisiert noch gut genug geschult werden. Und wenn dann noch Überlastung bspw. bei Jugendämtern vorherrscht, passieren zudem Verfahrensfehler und damit größtes Leid!
Es braucht Aufklärung, Wahrnehmung und Schutz!
Solange erfahren Opfer durch den Umgang mit ihnen, nur noch mehr Gewalt und Missachtung, aber vorallem fehlende Unterstützung und Hilfe. Wir Oper solcher Menschen mit ihren schlimmen Taten, erfahren weder Schutz und noch seltener Anerkennung. Daran zerbrechen Viele und noch viel mehr kapitulieren, selbst wenn sie einst stark genug waren zum Reden. Sie ziehen sich zurück und akzeptieren dass es keine Gerechtigkeit und keine Entschuldigung für sie geben wird. Aber das lindert das Leid nicht. Denn damit leben kann man schwer und es prägt einen.
Ich bin von der Sorte Wahrnehmung schaffen. Ich bin nicht leise und will Veränderung!
Dafür setze ich mich ein.
Am Ende sollte die Scham auch bei allen denen liegen, die missachtend und ignorant mit Opfern umgehen und deren Lage damit noch verschlimmert wird. Bei jedem, der diese Opfer nicht ernst nimmt und nicht hilft.
Es sind ebenfalls Täter!
Es sind Verstärker der Gewalt und des Leids für den Betroffenen.