Hui, so schnell hatte ich garnicht mit irgendwelchen Reaktionen zum Thema gerechnet!
Beim Venen-Stripping geht es um die Entfernung von gesundheitsgefährdenden Krampfadern. Krampfadern stellen ein Thromboserisiko dar und können bei Entzündungen auch zu offenen Beinen führen! Also keineswegs etwas, womit man scherzen sollte.
So hatte ich also diese hässliche Krampfader am linken Bein. Mittig vom Oberschenkel aus drückte sie sich immer mehr nach aussen, sprich sie wurde sichtbar. Unschönes, knubbeliges "Krampfadergeschwader" wie man unter Betroffenen so schön lästert ;-).
Das Ding wurde schon immer mehr sichtbar, schlängelte sich dann mehr und mehr am ganzen Bein entlang = war sichtbar von oben bis unten.
Beschwerden hatte ich nicht wirklich, ausser gelegentlich mal schwere Beine oder ein leichtes Ziehen im Bein. Das aber auch nur wenn ich wirklich mal einen ganzen Tag komplett stehen musste. Auch langes sitzten verursacht leichte Schmerzen. Meine Beine waren zum Glück noch nicht geschwollen, ich hatte keine Wassereinlagerungen in den Beinen. Aber man sah eben dieses hässliche Ding.
Bin dann zu einer Phlebologin, Fachärztin für Gefäßerkrankungen spez. Venenerkrankungen. Sie hat mir dann nahe gelegt diese Krampfader entfernen zu lassen durch die Stripping-Methode. Manchmal werden wohl auch Venen einfach verödet. In welchen Fällen man das macht, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.
So bin ich letzten Montag also in die Venen-Clinic. Von aussen hab ich nur gedacht "Oh Gott, wie es wohl drinnen aussehen mag? Das hier soll ne Klinik sein?" Aber bereits am Eingangsbereich stellte ich fest dass der erste Blick gewaltig täuschte
So ging ich mit meinem Terminformular zur Anmeldung (ist wie in einer Arztpraxis). Nachdem die Formalitäten geklärt waren wurde ich aufs Zimmer gebracht. Obwohl 3 Betten in dem Raum standen, wurden nur 2 belegt. Die versuchen das wohl möglichst immer so zu handhaben dass nicht mehr als zwei Leute auf einem Zimmer liegen (und das OHNE Privataufschlag!). Das Zimmer war sehr hübsch. Einfach, aber hübsch eingerichtet. Garnicht so typisch wie Krankenhaus. Nicht diese schweren mobilen Krankenbetten! Grosses, geräumiges Bad mit eigener Dusche (auch wenn duschen nach der OP erstmal absolut tabu ist... ).
So sass ich auf dem Zimmer und wartete darauf bis man mir per Telefon weitere Anweisung mitteilte. War ganz cool. So konnte ich schonmal mein Köfferchen auspacken, mich etwas einrichten dort.
Dann wurde ich zur Blutabnahme gerufen. Nach der Blutabnahme konnte ich direkt in den grossen super schönen Speisesaal (nix mit Essen aufm Zimmer!) wo mir der Koch persönlich auch gleich die Vorspeise zum Tisch brachte. (Vorsicht - an diesen Service kann man sich echt gewöhnen!) Dann brachte er den Hauptgang und einen Nachtisch. Man bekam automatisch eine Kanne Kaffe serviert und konnte sich ansonsten an Getränken (Tee, Mineralwasser, Kakao usw. ) frei bedienen (ohne Aufpreis).
Danach ging es wieder zurück aufs Zimmer. Dann kam der Anästhesist und führte mit mir das Vorgespräch zur OP und klärte mich über evtl. Risiken der Narkose auf. Dazu übergab er mir noch zwei Beruhigungstabletten. Eine "konnte" ich abends um 22Uhr nehmen, die andere "musste" ich am nächsten morgen um 7Uhr nehmen.
Kurze Zeit später wurde ich wieder angerufen und zum Chefarzt gerufen. Er machte eine Ultraschalluntersuchung und malte dann mit Edding auf dem Bein auf wo und was alles entfernt werden sollte. Ich sah dann aus wie eine Landkarte
Ich lad Euch später mal die Bilder rauf.
Danach gabs auch schon wieder Abendessen, ebenfalls im Speiseraum bzw. Restaurant wie es dort genannt wird. Zum Abendessen gab es Buffet - Salatbar und Brot mit Aufschnitt.
Die erste Beruhigungstablette brauchte ich nicht. Ich war vor Aufregung so müde, dass ich schnell einschlief. Das warten am nächsten Tag war nicht lustig, aber was läuft schon immer genau nach Termin?
Kurz vor 13Uhr wurde ich dann angerufen auf dem Zimmer, ich möge bitte für die OP fertig machen. d.h. Engelskostüm anziehen, also das unheimlich heisse OP-Hemdchen *lacht*. Bademantel drüber und ab mit der Schwester in den Keller, wo die OPs sind. Der Anästhesist kniete höchstpersönlich vor mir weil er fast der Verzweiflung nahe war, weil meine Venen nicht so wollten wie er und er mir keinen Zugang für die Narkose legen konnte. Irgedwann klappte es dann und ich wurde endlich in den OP-Raum gefahren. Mutig hüpfte ich auf den OP-Tisch und schnell war ich dann auch schon in Vollnarkose. 10 Minuten nach der OP war ich schon wieder wach und wurde dann gleich nach oben aufs Zimmer gebracht. Dort bekam ich dann eine Schmerztablette. Die hatte ich auch nötig. Das Bein schmerzte höllisch. Konnte aber nix sehen. Das Bein war von oben bis unten mit gefühlten 100 Kompressionsbinden gewickelt ;-).
Nach ca. einer halben Stunde waren die Schmerzen weg und ich plapperte fröhlich drauf los. Um halb sechs bekam ich dann Abendessen aufs Zimmer. Hätte aber auch ebenso schon runter ins Restaurant gehen können so fit wie ich war. Aber egal.
Am nächsten morgen humpelte ich dann gewickelt wie ein Michelinmännchen runter zum Früsthück und wieder rauf aufs Zimmer. Dann wurde ich wieder angerufen musste wieder runtertorkeln und dann wurde der Verband gewechselt. Ich hatte totale Panik, war aber mega neugierig wie das Bein aussehen würde.
Gut, die Jodersatzlösung trug nicht gerade dazu bei dass das Bein toll aussah. Aber davon abgesehen war es dann doch kein so schlechter Anblick. Gut, ich hab bei 40 Stichen aufgehört zu zählen, aber die sahen alle normal aus. Neuen Verband wieder drauf und gut is. Gewickelt wurde also noch bis Freitag morgen, dem Tag der Entlassung.
Ab da musste ich dann meine Kompressionsstrümpfe tragen, was mir zum Verhängnis wurde. Die Ärzte sagten ja die ersten Tage müssten gewickelt werden damit sich möglichst wenig Blutergüsse bilden. War ja auch so. Aber die Strümpfe haben an meinem dicken Oberschenkel nicht den gewünschten Effekt
Die Wickel wären besser gewesen. Und nun habe ich an der Innenseite des linken Beines zwei dicke Blutergüsse.
Jeder der starkes Übergewicht hat kennt das. Die Innenseite der Oberschenkel reiben eh schon immer aneinander. Nun stellt Euch vor da habt ihr noch Blutergüsse
Dazu kommen noch 48 (mein Mann hat gestern morgen beim Strumpfwechsel nochmal genau gezählt) kleine Stiche die jucken wie sau *lacht*. Aber die 48 Fäden werden hoffentlich am Mittwoch gezogen und dann hat das zumindest ein Ende. Wie es mit den Blutergüssen weitergeht sehen wir mal.
Ich nehme auf jeden Fall Schmerzmittel, denn sonst geht hier garnix. Sonst könnte ich keinen Schritt tun ohne Trähnen in den Augen.
Habe gleich meinen Termin bei der Phlebologin - Nachkontrolle. Mal sehen was sie sagt wenn sie den Arztbericht gelesen hat. Da steht übrigens drin ich soll Lymphdrainagen machen künftig. Was auch immer das bedeutet. Ich werde mich später mal mit dem Thema genauer beschäftigen. Mal sehen ob ich überhaupt selbst Auto fahren kann gleich oder nicht. Diese Woche bin ich auf jeden Fall noch krank geschrieben. Mal sehen ob ich nächste Woche wieder arbeiten kann/darf.
Mal sehen ob sich noch ein paar Leute melden, die sowas schon alles hinter sich haben.
Aber der Schmerz geht vorbei. Der Eingriff ist gut gelaufen. Es war wichtig für meine weitere Gesundheit. Von daher war die Entscheidung richtig diesen Weg gewählt zu haben.
Liebe Grüsse
Tina