„Ja ich muss bei mir bleiben und auf mich achten, aber wo ist der Grad zwischen Egoismus und Selbstfürsorge?
Ich möchte meinem Freund ja auch eine gute Freundin sein.
Kennt ihr solcherlei innere Konflikte wie diesen in dem ich mich befinde? Und wie führe ich denn dann eine gute Beziehung?
Die Frage also: Wo findet Selbstfürsorge ihre Grenzen? Sie muss im meinen Augen keine Grenzen haben, außer denen meiner eigenen Ethik. Und die bestimmen nicht andere, sondern ganz allein ich selbst.
Ich nehme als Beispiel mal meine eigene Ethik. Die ist relativ einfach:
• Jeder Mensch ist von Beginn an der Schutzengel einer ganz bestimmten Person, die ihm anvertraut wurde: nämlich er selbst. Jeder ist sein eigener Schutzengel. Der Schutz dieser Person ist eine heilige Pflicht.
• Ich fühle mich verantwortlich für Menschen in meinem häuslichen Umfeld, die (noch) nicht für sich selbst sorgen können: Kinder, demente Eltern, kranke Partner. Für ihr Wohl setze ich mich ein.
• Ich bin dann ein guter Partner und Freund, wenn ich mein Gegenüber mit seinen Bedürfnissen ernst nehme und mit ihm gemeinsam an den Möglichkeiten einer Erfüllung arbeite. Dabei darf ich nicht meine Schutzengelpflichten mir selbst gegenüber verletzten. Stehen wichtige Bedürfnisse der Partner in Konkurrenz zueinander, so muss ich zuerst für mich selbst sorgen (genau wie mein Gegenüber es tun sollte), und erst aus dieser Position heraus erfülle ich ggf. die Bedürfnisse des anderen.
• Selbstfürsorge ist solange kein rücksichtsloser Egoismus, wie ich
auch die Belange meines Gegenübers
im Blick behalte. Ich bin kein guter
Partner, wenn ich die Bedürfnisse anderer über mich selbst stelle. Ich bin hilfreiches Vorbild, wenn ich meine Schutzengelarbeit ernst nehme.
„Wenn ich z.B. im/nach (dem) Streit dann nur noch meine Ruhe möchte und er sich abgelehnt fühlt und gerne umarmt werden würde.
Sowohl Du als auch er sollten Dein Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug respektieren. Du bist dafür da, Dich selbst zu umarmen, nicht zwingend dafür, das mit anderen zu tun. Genau wie er. Diese verbreiteten Themen mit dem sich abgelehnt Fühlen sind Verletzungen aus der Kindheit, und Partner sollten nicht als Therapeuten dafür missbraucht werden. Was nicht ausschließt, dennoch zu helfen - dann, wenn ich die Kraft, den Willen und die Ruhe dazu habe.