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Franklin Veaux ("More than two")

****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Franklin Veaux ("More than two")
Hallo,

aus gegebenem Anlass eine Information, die ich gerne einfach an euch weitergeben möchte.

Ich habe heute mehr zufällig davon gelesen, dass Franklin Veaux, der Autor vom Buch "More than two" von seinen ehemaligen Partnerinnen der Heuchelei und Manipulation (Gaslighting) bezichtigt wird. Er soll die Geschichten im Buch zum Teil frei erfunden bzw. stark verändert haben.
Die Frauen berichten, dass sie mehr in einer Co-Abhängigkeit gelebt haben und teilweise mit großen finanziellen Schulden aus der Beziehung gingen.

Links:

https://polyamory-metoo.com/

http://polyfor.us/more-than-two-metoo-response/

Auch Eve Rickert (Mitautorin) schreibt davon (zum größten Teil unter einem Pseudonym): https://medium.com/consent-c … to-the-next-one-e92f62915281

Für mich war "More than two" bisher immer eine meiner uneingeschränkten Buchempfehlungen. Jetzt sehe ich das etwas kritischer. Der Inhalt mag noch immer bedeutsame Botschaften enthalten, jedoch kann unter diesen Bedingungen ein reflektierendes, kritisches Auge beim Lesen sicher nicht schaden.

Jeder mache sich hierzu ein eigenes Bild.
Dies soll keine Diskussion werden, zumindest nicht von meiner Seite.

Viele Grüße,
Taride *g*
*******er66 Mann
2.872 Beiträge
Danke für die Info. Ich wäre mit solchen Anschuldigungen immer etwas vorsichtig. Man kenn nun mal nicht beide Seiten und für Aussenstehende ist es schwer zu entscheiden was wirklich wahr ist.

Kann sein dass es so ist wie seine Ex-Parterninnen sagen. Kann auch sein dass sie sich wegen irgenwas an ihm rächen oder einfach nur an sein Geld kommen wollen.
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Das sehe ich ähnlich. Transparenz und Wahrheitsfindung stehen für mich immer vor irgendwelchem Klatsch und Tratsch.
Wie gesagt: Selbst lesen, selbst beurteilen.
***xy Frau
4.590 Beiträge
Ja...und was hat das für jeden einzelnen von uns hier für eine Bedeutung? *nachdenk*

Kaum einer wird die Person zu ihren Freunden zählen.

Trixy
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ***xy:
Ja...und was hat das für jeden einzelnen von uns hier für eine Bedeutung? *nachdenk*

Kaum einer wird die Person zu ihren Freunden zählen.

Trixy

Falls du das Buch lesen möchtest, bist du über den Autor etwas informierter als vorher. Manchem Leser ist das etwas wert. Ganz besonders wenn ein Buch so eng mit der Lebensgeschichte des Autors verwoben ist.
********Poly Frau
3.197 Beiträge
"Rollenvorbilder" scheinen rar zu sein bei den Polys. Wenn ein Buch mit der eigenen, persönlichen Entwicklung verknüpft ist, dann kann so eine Nachricht sehr betroffen machen. Ich hab das Buch nicht gelesen, hab aber schon viel davon gehört, daher macht es sogar mich ein bisschen traurig.
***xy Frau
4.590 Beiträge
Zitat von ****de:
Zitat von ***xy:
Ja...und was hat das für jeden einzelnen von uns hier für eine Bedeutung? *nachdenk*

Kaum einer wird die Person zu ihren Freunden zählen.

Trixy

Falls du das Buch lesen möchtest, bist du über den Autor etwas informierter als vorher. Manchem Leser ist das etwas wert. Ganz besonders wenn ein Buch so eng mit der Lebensgeschichte des Autors verwoben ist.

Mag sein...

Ich persönlich habe es nicht so mit den Gurus oder "Rollenvorbildern", da ich keine Rolle spielen, sondern nur mein eigenes Leben leben will.

Trixy
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ***xy:
Zitat von ****de:
Zitat von ***xy:
Ja...und was hat das für jeden einzelnen von uns hier für eine Bedeutung? *nachdenk*

Kaum einer wird die Person zu ihren Freunden zählen.

Trixy

Falls du das Buch lesen möchtest, bist du über den Autor etwas informierter als vorher. Manchem Leser ist das etwas wert. Ganz besonders wenn ein Buch so eng mit der Lebensgeschichte des Autors verwoben ist.

Mag sein...

Ich persönlich habe es nicht so mit den Gurus oder "Rollenvorbildern", da ich keine Rolle spielen, sondern nur mein eigenes Leben leben will.

Trixy

Es ist ein Buch, welches unter polyamor lebenden Menschen häufig empfohlen wird, weil es sehr praxisnah beschreibt, wie Polyamorie im Alltag funktionieren kann.
Manches davon wird allerdings unglaubwürdig, wenn die Vorwürfe gegen den Autor zutreffen.

Das bedeutet aber nicht, dass ein Buch per se schlecht für die eigene Bildung ist.

Die Polys, die ich kenne, wollen sich für ihren Alltag so viel Wissen wie möglich aneignen und greifen dafür unter anderem auch auf Literatur zurück, was ich für sehr klug halte.

Wo du das Guru-Urteil herzauberst, ist mir gerade schleierhaft.
******_nw Frau
512 Beiträge
Ich habe den Bericht gelesen. Es ist sehr ausführlich geschrieben. Die wesentlichen Frauen in seinem Leben beschreiben, wie sie die Beziehung mit ihm erlebt haben. Das liest sich nicht "nett".

1. Ich glaube den Frauen. Franklin Veaux hat über sie in zwei Büchern geschrieben. Und jetzt fällt ihm das vor die Füße. Das empfinde ich als stimmig. Denn dass die andere Person irgendwann aufsteht und sagt "Hey, ich hab da auch eine Geschichte zu erzählen, und die ist so ganz anders", ist nachvollziehbar. Über ehemalige Partner herzuziehen (auch wenn es "nur" im Interesse des Themas/Buches ist, was ich nicht glaube), finde ich ebenfalls schwierig. Es ist eine Gratwanderung, und in diesem Fall haben sich die ehemaligen Partnerinnen gewehrt. Zu Recht.

2. Ich schließe mich denjenigen an, die keinen "Polypäpsten" folgen. Menschen zu idealisieren, sie auf einen Sockel als Heilsbringer zu stellen, halte ich eh für falsch. Das Buch hat interessante Aspekte, aber es ist für mich keine "Offenbarung". Insofern stimmt mich das auch nicht traurig, dass sich wieder einmal zeigt, dass es keine Heilsbringer gibt. Auch nicht im Bereich der Polyamorie. Es gibt nur Menschen. Und die machen auch Fehler.

3. Die Fähigkeit zur Selbstkritik, die schon im Nachbarthread beschrieben und gewünscht wurde, möchte ich noch erwähnen. Die geht geht nicht nur Franklin Veaux verloren, bzw. taucht bei ihm gar nicht erst auf. Da packe ich mich auch an die eigene Nase. Wer andere verantwortlich macht und das Eigene nicht sieht, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Beschuldigte sich zu Wort meldet. Und da sind wir auch wieder bei den (Beziehungs)Mustern, die sich wiederholen. Sehr schön nachzulesen in den Erzählungen der Frauen.

P.S.: Danke für die links
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Zitat von ******yan:
"Rollenvorbilder" scheinen rar zu sein bei den Polys.

Zitat von ***xy:
Ich persönlich habe es nicht so mit den Gurus oder "Rollenvorbildern", da ich keine Rolle spielen, sondern nur mein eigenes Leben leben will.

Zitat von ******_nw:
Ich schließe mich denjenigen an, die keinen "Polypäpsten" folgen

Das Wort "Rollenvorbilder" war vielleicht missverständlich gewählt.

Als Menschen haben wir die Fähigkeit, aus den Erfahrungen anderer zu lernen, damit wir das Rad nicht jedesmal neu erfinden müssen. Wir schauen, wie andere es gemacht haben und können uns davon inspirieren lassen.

Aber natürlich nur, falls wir dies auch wollen, falls wir es für uns persönlich sinnvoll finden. Wir können uns auch dazu inspirieren lassen, alles ganz anders zu tun. So oder so, wir profitieren davon, wenn es schon andere vor uns gab.

Wenn es aber nicht viele gibt, die vor uns da waren, dann haben diese Wenigen viele andere inspiriert. Und wenn dann einer dieser Wenigen plötzlich so stark infrage gestellt wird wie Franklin Veaux, der zuvor einen so guten Ruf hatte, dann verunsichert das den einen oder anderen.

Ich z.B. bin ein wenig verunsichert. Ich hab gestern seine "Bill of rights" gelesen und fand den Knaben sehr souverän.
*******enig Mann
8.357 Beiträge
die Diskussion verwirrt mich ziemlich und lässt mich einigermaßen ratlos zurück. Soweit ich den sehr umfangreichen Links bislang folgen konnte, stellen die Frauen aus Franklin Veaux's Leben ihre Beziehungen anders dar als er es im Buch geschildert hat. Das überrascht mich wenig, denn zu einem guten Buch gehört immer eine gewisse dramaturgische Bearbeitung und Veränderung von Fakten, damit sich die Geschichte märchenhafter oder meinetwegen spannender liest.

Wer sein Leben nach irgendwelchen Büchern ausrichtet (wie etwa die Legionen von Gor-Bewohnern und "Geschichte der O" Nachspielern) wird sicherlich enttäuscht sein, wenn er oder sie erfahren muss, dass im echten Leben die Dinge doch etwas anders liegen. Abgeklärtere Naturen werden vielleicht besser nicht alles für voll nehmen, was zwischen den Buchdeckeln zu lesen ist. Papier ist schließlich geduldig. Und die ganz Abgebrühten, manche sagen auch "Erwachsene" zu ihnen, werden ihr Leben vielleicht einfach selbst gestalten und nehmen Bücher wie das in Diskussion stehende einfach nur als nützliche Nachmittags-Lektüre in ihre Bücherliste auf.

Was mich verwirrt: metoo ist doch ein Netzwerk, welches sich mit Zurücksetzungen und Übergriffen auf Frauen (und Männer? weiß grad nicht, sollte aber eigentlich so sein) beschäftigt. Wieso kommt dieses Buch bzw. sein Autor dann in diesen Dunstkreis? Geht es um Zurücksetzungen, die Herr Veaux seinen Partner/innen angetan hat? Das wäre dann für mein Verständnis eine völlig andere Diskussion! Wenn es nur um unterschiedliche Perspektiven auf ein Buch gehen sollte (hier Autor, da Mitautor, und auch noch die Protagonist/innen), schiene mir eine Diskussion darüber als nahe am Kindischen. Bei metoo ging es aber um ganz andere Sachen, wie etwa zu sexuellen Gefälligkeiten genötigte Frauen, Karriere gegen Sex oder anderweitige Übergriffe. Das ist für mich ein himmelweiter Unterschied.

Kann mich mal wer aufklären bzw. ins Bild setzen?
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Hallo Smartkoenig,

die Vorwürfe gegen ihn sind etwas härter als „einfach nur verschiedene Perspektiven“. Die Berichte der Frauen sind da sehr ausführlich und explizit.
Es kann sein, dass Tipps von ihm aus dem Buch tatsächlich nützlich und sinnvoll sind. So wie es sich bei den Partnerinnen liest, ist er allerdings ein Narzisst, der ganz normale Strategien missbraucht, um gezielt eben Keine Verantwortung für seine Beziehungen übernehmen zu müssen.

„An den eigenen Ängsten arbeiten“ ist zum Beispiel ein legitimer Tipp, wenn er nicht zur Unterwerfung eines Beziehungspartners missbraucht wird.

F.V. schien sich hingegen immer nur ganz junge Frauen zu suchen, die noch neu in der Polyamorie waren. Am Anfang dann das typische Love Bombing und im Verlauf immer mehr indirekte Abwertung bis hin zu „Du bist einfach nur hysterisch“- Aussagen.

So ein manipulatives Verhalten ist typisch für Menschen mit narzisstischen Tendenzen. Der Partner wird in seinem Selbstwert immer wieder herabgesetzt, bei ganz normalen Wünschen für „verrückt“ erklärt und die Zuneigung und Bewunderung in einer Abhängigkeit konserviert, solange bis die Person endlich die Kraft findet zu gehen.

Und das wird dann als große Kränkung empfunden („Die böse Ex-Frau“), anstatt sich auch mal mit dem eigenen Beziehungsbeitrag zu befassen.

Leider werden genau solche Personen in der Öffentlichkeit oft als sehr „shiny“ empfunden. Die Maske sitzt perfekt und man kann so ein manipulatives Verhalten von außen oft nur schwer erkennen. Meistens ist ein Narzisst sogar selbst noch stolz auf seinen übersteigerten Selbstwert.
Es binden sich meistens besonders empathische Menschen an so jemanden, diese sind aber gleichfalls auch diejenigen, die am besten „aussaugbar“ sind.

Wenn das alles stimmt, habe ich großes Mitgefühl mit den Betroffenen.
Ich habe selbst mal mit einem solchen Typ Mensch eine Zeit lang interagiert. Das kann einen Menschen in den emotionalen und finanziellen Ruin treiben.

Zudem würde ich F.V. keinen einzigen Cent mehr in der Vermarktung seines Buches wünschen.
******_nw Frau
512 Beiträge
@******yan: Oh ja, souveräne Knaben und Knäbinnen vermögen es durchaus, einem Sand in die Augen zu streuen. Das haben sie schließlich "am lebenden Objekt" geübt. Und da ist es eben kein Unterschied, ob es sich um den Bischof von xy, Tantragott XYZ oder halt einen "Heiligen" aus der Polyszene handelt. Es ist verwirrend, kann ich gut verstehen. Wer will schon einem "Vorbild" beim Fallen zusehen? Nur hat der Knabe leider versäumt, den anderen Menschen den Respekt zu gewähren, den er selbst für sich in Anspruch nimmt und predigt. Sonst hätte er die ehemaligen Partnerinnen nicht so öffentlich vorgeführt.

@*******enig: Es ist vielleicht hilfreich, sich mit der Materie etwas mehr auseinander zu setzen. Die Bücher von Franklin Veaux sind keine Romane mit fiktiven Geschichten oder Charaktären, sondern es handelt sich um persönliche Erfahrungen. Und da halte ich es schon für fragwürdig, wenn jemand seine/n Partner/in in ein derart negatives Licht rückt. Das hat auch wenig mit dramaturgischer Freiheit zu tun, als mit - freundlich formuliert - Frechheit und mangelnder Selbstreflexion.
Und dass die ganze Angelegenheit im "metoo" Kontext erscheint, finde ich nachvollziehbar. Machtmissbrauch kann viele Gesichter haben.
Im Übrigen stimme ich dir zu, dass es wohl hilfreich ist, sein Leben selbst zu gestalten und nicht nach Büchern auszurichten.
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Gerade noch ein persönliches Statement von Eve Rickert (Ex-Partnerin und 2. Autorin von More than two) gefunden:

https://ourbetternatures.wor … guest-post-anger-management/
******ore Frau
4.518 Beiträge
Oh je, das liest sich nach abhängig- coabhängiger Beziehung.
Ich kenne das auch, hatte ich jahrelang.
Es ist die pure Reinszenierung der bekannten Muster (so habe ich es erlebt und seit es mir bewusst ist, komme ich mit Menschen ins Gespräch, die ähnlich heftige Wege hinter sich haben, oder sie gerade verlassen).

Wut ist ein völlig legitimes und wichtiges Gefühl für Klarheit und Abgrenzung. Wenn einem der Partner nicht den Raum gibt, diese Wut nonkonfrontativ auszuagieren, dann gibt es aus meiner Sicht nur eine Lösung: gehen.
Auch polyamore Konstellationen sind davor nicht gefeit. Eigentlich sind Metamouren auch gut dafür, das zu offenbaren. Wenn sie es nicht schafft, könnte die andere Partnerin das spiegeln.
Wenn das auch nicht klappt, scheint eher die ganze Konstellation abhängig zu sein.

Da übrigens mit Schuldzuweisungen (innerhalb, wie außerhalb) zu agieren, macht es nicht besser, denn das ganze läuft überwiegend unbewusst ab und beide (or more...) Seiten tragen ihren Teil dazu bei.
*******enig Mann
8.357 Beiträge
hallo feline_nw,

vielen Dank für die Erklärungen! Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass ich die "dramaturgischen Kniffe" nicht auf die Bücher von F. Veaux bezogen habe, die kenne ich ja gar nicht. Ich meinte das mehr allgemein. Und nach bisheriger Lektüre der Beiträge scheint mir der Bub einer der üblichen Halbgötter in Schwarz oder meinetwegen Rosa zu sein, der sich für den Mittelpunkt der Welt hält und junge Menschen manipulieren muss, weil er nicht das Zeugs dazu hat, sich mit erwachsenen Menschen auseinanderzusetzen. Solche Leute können nicht nur großen Schaden und emotionale Verwüstungen anrichten, sie tun es auch regelmäßig.
******_nw Frau
512 Beiträge
Oh je, das liest sich nach abhängig- coabhängiger Beziehung.
@*******beth: Das greift m.E. zu kurz und wird dem Geschehen nicht gerecht. So sehr ich auch ein Verfechter der Selbstverantwortung bin, glaube ich - und habe es auch selbst erlebt - dass geschickte Manipulation ein Handwerkszeug ist, dass dazu taugt, Menschen kirre zu machen. Wie ich bereits schrieb, kann Machtmissbrauch viele Gesichter haben. Insofern teile ich die Sicht der TE, die ihr Mitgefühl mit den Frauen zum Ausdruck bringt. Verbunden mit dem Wunsch, dass sie Erfahrungen machen können, die ihnen helfen zu heilen. Ich finde ihren Schritt, an die Öffentlichkeit zu gehen, mutig. Denn was sie riskieren ist eine Menge Gegenwind und Kommentare ala "selbst schuld", "die wollen sich nur rächen", "wieso kommen sie erst jetzt damit?" ... etc. Zusätzlich zur Scham, die manche mit sich herumtragen, müssen sie sich auch noch diesen Vorwürfen stellen. Da braucht es ganz schön Standing, um darüber nicht bitter zu werden.

Dazu kommt noch ein Aspekt, den ich hier auch schon beobachtet habe: Nur weil es eine Gruppe von Menschen ist, die sich anderen Modellen von Beziehung geöffnet haben, heißt das nicht, dass sie bessere Menschen sind. Realitätsverweigerung " das kann doch gar nicht sein, schließlich sind wir doch alle ethisch und gut" gibt es übrigens in allen Gruppierungen, Glaubensrichtungen und Organisationen. Das Miese, Kleingeistige gibt es nur bei den anderen. Hier bei uns doch nicht. Und dann fallen alle hinten rüber, weil der Bischof seine Pfoten nicht bei sich behalten hat. Das geht doch nicht, schließlich ist er doch geweiht. Dass das offensichtlich Schräge bei anderen so schnell gefunden ist, aber man im eigenen Kreis der "Erleuchteten" die Augen vor manchen unliebsamen Realitäten fest verschließt, ist eine traurige (irgendwie auch verständliche) Reaktion. Eigene Nase fassen, genau hinschauen und Fragen zulassen, kann hilfreich sein.

In dem Zusammenhang möchte ich einen Artikel erwähnen, der einige interessante Aspekte beinhaltet:
https://psiloveyou.xyz/why-i … poly-71a5a541dc99#.hth5mofs9
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******_nw:
Oh je, das liest sich nach abhängig- coabhängiger Beziehung.
Dazu kommt noch ein Aspekt, den ich hier auch schon beobachtet habe: Nur weil es eine Gruppe von Menschen ist, die sich anderen Modellen von Beziehung geöffnet haben, heißt das nicht, dass sie bessere Menschen sind. Realitätsverweigerung " das kann doch gar nicht sein, schließlich sind wir doch alle ethisch und gut" gibt es übrigens in allen Gruppierungen, Glaubensrichtungen und Organisationen. Das Miese, Kleingeistige gibt es nur bei den anderen. Hier bei uns doch nicht. Und dann fallen alle hinten rüber, weil der Bischof seine Pfoten nicht bei sich behalten hat. Das geht doch nicht, schließlich ist er doch geweiht. Dass das offensichtlich Schräge bei anderen so schnell gefunden ist, aber man im eigenen Kreis der "Erleuchteten" die Augen vor manchen unliebsamen Realitäten fest verschließt, ist eine traurige (irgendwie auch verständliche) Reaktion. Eigene Nase fassen, genau hinschauen und Fragen zulassen, kann hilfreich sein.

Das sehe ich ähnlich und möchte dazu noch folgende Gedanken beitragen:

Wäre F. Veaux seriell monogam gewesen, hätte das vermutlich (ich kann nur vermuten) nichts an seiner Einstellung ggü. Partnern und seinem Charakter generell geändert.
Dass er rein zufällig die Polyamorie für sich wählte und auch noch ein Buch darüber schrieb, ist nun schade, weil es ein schlechtes Licht auf die Polyamorie wirft. Jedoch sollte das schlechte Licht viel eher auf die Einzelperson fallen und nicht auf das Beziehungsmodell.
Denn wer es gut mit seinen Partnern meint und selbstreflektiert ist, bei dem halte ich es für egal, ob das dann in Mono oder Poly oder sonst etwas einvernehmlich gelebt wird.

Ein ähnliches Bild ist:
Eritreer schubst Kind vor den Zug (klassischer BILD-Titel). Vermutlich hat dieser Mensch das Kind aber nicht in seiner Eigenschaft als Einwohner von Eritrea vor den Zug geschubst, sondern vielmehr in seiner Eigenschaft als Arschloch.

Es ist gefährlich jemanden nur über eine oberflächliche Sache (sei es die Wahl eines Beziehungsmodells oder das eigene Geburtsland) zu charakterisieren und die Schuld für ein menschliches Versagen dann auf diese eine ausgewählte Sache abzuwelzen.

Herr V. hat sich den Berichten zufolge für mich nicht in seiner Rolle als polyamorer Partner schlecht verhalten, sondern hauptsächlich als Mensch, indem er anscheinend Geschichten zu seinen Gunsten umbiegt, die eigenen Partnerinnen wie Zirkuspferde vorführt und sogar 14-Jährigen online Beziehungstipps geben darf, die auf Ausbeutung und Machtmissbrauch beruhen.

Wenn ein Mensch als "Sexual-Experte" gehyped wird, der Massen beeinflusst und im Grunde aber ein empathieloser Egomane ist, dann wird mir Angst und Bange beim Gedanken daran, nach welchen Vorbildern zukünftige Generationen wohl ihre (Poly-)Beziehungen gestalten werden.

Dass sich sein Weg mit der Polyamorie überschneidet, ist in dem Fall eine unglückliche Fügung. Und ja, es wurde hier bereits angesprochen, gerade weil es noch immer viel zu wenige gute Vorbilder der gesunden Nicht-Monogamie gibt, halte ich das für doppelt ärgerlich.
******ore Frau
4.518 Beiträge
Ich möchte ungern fehlinterpretiert werden.
Ich habe weder gesagt, dass Poly die "bessere" Beziehungsform ist, die etwas verhindert oder besser macht, als Mono.
Noch habe ich gesagt, dass Abhängigkeit/ Coabhängigkeit keine manipulativen Muster enthält.
Ich bin unbedingt dafür, dass alle ein Recht darauf haben, ihre Sicht darzustellen.

Insofern schließt sich meine Sichtweise mit der von Feline_nws und Tarides gar nicht aus.

Ein Vergleich: meine Eltern haben mich sehr restriktiv erzogen. Und ich habe nach langer Auseinandersetzung mit dem Thema und den Personen, beschlossen, dass sie es nicht besser konnten. Und ich konnte trotzdem benennen, was passiert ist, mein Gefühl zur Sache wurde mir nicht mehr abgesprochen. Es wurde Bewusstsein auf beiden Seiten geschaffen, DAS hat tatsächlich etwas in mir verändert.

Polyamorie bietet insofern eine Chance, indem es die soziale Kontrolle bieten KANN, die die Gesellschaft zunehmend nicht mehr in der Lage ist, zu übernehmen. Die Menschen verhalten sich gleich, aber es wird schneller erkannt und benannt.
In meinen Polykonstellationen (und auch in meiner Polylebensgemeinschaft) sind Missverhältnisse sehr schnell auf den Tisch gekommen.

Ein Eritreer, der ein Kind vor einen Zug stößt, ist vermutlich - in diesem Fall bestätigt- psychisch krank und man kann sein Verhalten arschlochig finden, das kategorisiert in Opfer und Täter und führt eher von einer Lösung weg, als zu ihr hin.

Ich würde
Eigene Nase fassen, genau hinschauen und Fragen zulassen
um die Begriffe
-benennen
-Lösung suchen
-Veränderung bei allen Beteiligten
ergänzen
******_nw Frau
512 Beiträge
@*******beth:
Veränderung bei allen Beteiligten
Und da liegt der Hase im Pfeffer. Denn das setzt die Bereitschaft dazu voraus und die Einsicht. Die ist aber beim Menschen, der Manipulation als Mittel der Wahl, um seine Interessen durchzusetzen, kaum vorhanden. Ich habe erlebt, wie ein Mensch versucht hat, seine ehemalige Partnerin psychisch und wirtschaftlich zu zerstören. Und ihre Familie gleich mit. Das geht weit über "restriktiv erzogen werden" hinaus. Das psychisch und sogar physisch zu überleben, ist nicht so einfach. Und Menschen, die sich entschlossen haben, solchen "Überlebenden" , wie sich einige selbst bezeichnen, zur Seite zu stehen, sollten tunlichst ihre eigene Motivation gut bedenken. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, ein "du bist selbst schuld" oder "er/sie konnte nicht anders". Da ist sie wieder, die berühmte Ablehnung und Umverteilung der Verantwortung. Ich weiß, dass diese Herangehensweise manchmal hilft, mir übrigens auch, wenn es um Aussöhnung mit Verletzungen geht. Doch manchmal hilft auch, wenn da jemand ist, der sagt: "ja, das war echt schei... und jetzt bin ich da. Ohne Anklage und gute Ratschläge."

Und was die bessere Kontrolle über Missverhältnisse in Polykonstrukten betrifft, wage ich das zu bezweifeln. Ich glaube, dass die Themen möglicherweise andere sind. Glaubenssätze und Zwang wie etwas zu sein hat, können sich verheerend auswirken. Gemeinschaften können ihr Potenzial auf brutale Weise benutzen, um den Einzelnen ins Abseits zu stellen.
******ore Frau
4.518 Beiträge
Veränderung heißt manchmal auch nur die Einsicht, wirklich rauszugehen.
Weil der andere/die anderen nicht veränderungsbereit sind.
Habe ich selber schon erlebt.

Und dass in einer Gemeinschaft, die nicht in ihrer Struktur schon toxisch ist (wenn: was zieht Menschen dorthin, doch wohl auch eher unaufgelöste abhängige Strukturen) nicht wenigestens EINER da ist, der außer dem Betroffnen Missstände anmahnt, das habe ich noch nicht erlebt.

Nochmal: es gibt für mich keinen Zweifel, dass hier ein Mensch grobe Fehler in der Beziehungsführung gemacht hat, die auch noch in der Öffentlichkeit schönt und dies nun zu Recht aufgedeckt wird.

Letztlich ist doch dadurch die Situation entstanden, dass die Gemeinschaft jetzt sogar im großen Stil und öffentlich ihre Funktion erfüllen kann: Fragen stellen usw.
Und es WIRD definitiv zu Veränderungen führen: F.V. wird sich hinsichtlich seiner Beziehungsführung erklären müssen, die Frauen bekommen Unterstützung.

Im Kleinen wäre das besser, aber so ist es besser, als gar nicht. (Und Weiterführung der Destruktivität).
******_nw Frau
512 Beiträge
Ja, in der Tat: die Gemeinschaft stellt Fragen. Das ist gut so. Weil die betroffenen Frauen ihre Geschichte öffentlich gemacht haben. Sie sind es, die den Mut hatten zu erzählen. Die Gemeinschaft, die sie dabei unterstützt, ist in erster Linie eine Gemeinschaft von selbst Betroffenen. Wenn das dazu führt, dass die Heilsideologien mancher "Polyexperten" zumindest angefragt werden, ist das schon man ein großer Fortschritt.
Was Menschen in ihren Gemeinschaften daraus machen, ist eine andere Sache. Da jede/r Jeck anders ist, um das berühmte rheinländische Mantra zu zitieren, kann jede/r auch für sich die passenden Schlüsse ziehen.
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht einfach mal eben so leicht ist sich aus einer toxischen Beziehung zu lösen.
Ganz besonders nicht, wenn man ein stark liebender, empathischer Mensch ist, der „Schuld“ gerne auf sich selbst nimmt.
Ein Partner macht enorm viel aus in der sozialen Feedbackschleife. Und wir benötigen soziales Feedback, um (über)leben zu können und nicht zu vereinsamen.

Toxische Beziehungen passieren in meiner Erfahrung jedoch häufig mehr schleichend als von heute auf morgen.
Das Selbstwertgefühl höhlt sich erst nach und nach aus. Ängste sind dann nicht die Schuld des anderen, sondern ich muss halt selbst an mir arbeiten.
Das Problem daran ist wohl, dass immer auch ein Funken Wahrheit darin liegt, denn faktisch habe ich ja auch Einfluss auf meine Gefühle. Vielleicht BIN ich also selbst das Problem und muss noch mehr Kompromisse eingehen. Vielleicht IST Liebe so. Man geht Kompromisse für den anderen ein...oder nicht?

....und dann eines Tages erst stellt man vielleicht fest, dass der Partner eigentlich noch nie einen langfristigen Kompromiss selbst gemacht hat. Und dass an meiner Angst bei weitem nicht nur ich selbst Anteil trage, sondern mein Partner ebenfalls.

Sensible, mitfühlende Menschen, die ihr Herz für jemanden öffnen, gelernt haben Arbeit zu investieren, festzuhalten, für jemanden da zu sein, eine Beziehung nicht einfach so aufzugeben, das sind Kämpfer.
Jedoch gibt ihnen ein toxischer Mensch meistens immer genau so viel Futter, genau so viel Zuwendung und Hoffnungsschimmer, dass sie es lange gar nicht mitbekommen, wie alleine sie eigentlich da kämpfen.
Und dass die angebliche Unterstützung des Partners („Wir arbeiten deine Angst zusammen durch“) bloß der leichteste Weg für ihn/sie ist sich die Hände nicht dreckig machen zu müssen.

Denn mit Ihm/Ihr hat das ja nichts zu tun. Der Partner bildet sich das alles nur ein. Schiebt unnötig Panik. Hat komische Einfälle. Sollte lernen sich zu disziplinieren. Und dann darauf ein schönes „Ich liebe dich“, als wäre nichts gewesen. Aber verändern tut sich nichts.

Das ist emotionale Manipulation vom Feinsten.
Besonders ein Mensch, der sich selbst tendenziell eher etwas kritischer sieht, wird es schwer haben diese stetige Aushöhlung des eigenen Wertes und der eigenen Wahrnehmung von Seiten des Partners als eine aktive Kleinhaltung zu durchschauen.
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Vielleicht vertraut man manchmal auch zu sehr in das Gute im Gegenüber.

„Er meint es gut mit mir, also kann es ja nur an mir selbst liegen.“ etc.
******_nw Frau
512 Beiträge
Danke @****de: sehr treffend auf den Punkt gebracht.
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