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NRE aus Sicht des „Infizierten“

NRE aus Sicht des „Infizierten“
Und hier nun auch wieder ein konkretes Thema von uns / mir (der Sie)

Über NRE wird hier öfter gesprochen, aber meistens aus der Sicht desjenigen, dessen Partner NRE „hat“.

Mich würden Erfahrungsberichte interessieren, wie ihr mit NRE als „Infizierter“ umgegangen seid!
Egal ob Newbie oder Poly-Oldie, Viel- oder Wenigposter.
Bitte aber eher konkretes Erleben, ohne analysierende Hintergründe.


Aktuell ist bei uns Umbruch und ich - die Sie - erlebe eine Art NRE. Ich bin begeistert, Feuer und Flamme für etwas, dass ich ohne meine Partner mache.
Und unser Er leidet mal stärker mal weniger stark darunter.

Wie seid ihr damit umgegangen? Welche Überlegungen, welchen Weg habt ihr gewählt um vorhandenen Partnern Sicherheit zu vermitteln?
Sie anzunehmen mit ihren Gefühlen in dieser Situation.
Sie nicht aus den Augen zu verlieren und dennoch das Neue zu genießen.


Für mich fühlt es sich gerade an, wie ein sehr schmaler Grat und ich rutsche mit den Füßen mal zu einer, dann zur anderen Seite ab.

Ich sehe, spüre den Kummer den mein Mann hat. Höre seinen Frust.
Und würde ihm sehr gerne helfen, unterstützen, aber ohne mich selbst wieder in Schieflage zu bringen.
Ich möchte nicht zurück, denn das fühlt sich für mich nicht mehr gut an.


Ich möchte keine Ratschläge für unsere Situation. Wir wissen, wo wir stehen, wie wir ticken und wo die Knackpunkte liegen.

Einfach an euren Erfahrungen teilhaben...
Guten Abend,
Dein Beitrag liest sich für mich nach einem bekannten Thema. Was genau kürzt Du denn mit "NRE" ab?
Liebe Grüße,
D.
****50 Mann
657 Beiträge
Gruppen-Mod 
Bei mir/uns gab es zwei derartige Situationen. In der ersten, diese war der Ursprung, dass ich überhaupt mit Polyamorie in Verbindung kam, zog sich das über ein Jahr hin, bis ich darüber mit meiner Frau überhaupt gesprochen habe. Ich habe da erst einmal begonnen, unsere etwas eingeschlafene Ehe wieder in Ordnung zu bringen. Die NRE war der Auslöser, mich zu fragen, ob ich meine Frau noch liebe? Ja, das tat ich und wir haben gemeinsam über unsere Ehe und Liebe zueinander gesprochen und uns diese auch wieder gegenseitig durch viel mehr Aufmerksamkeit gezeigt. Dass es dann trotzdem, nachdem ich ihr nach über einem Jahr eröffnet hatte, dass gerade diese NRE der Auslöser für diese Wiederbelebung war, zur Katastrophe kam, war abzusehen. Aber im Ergebnis eines Wandlungsprozesses ist meine Frau diesen Weg mitgegangen.

Heute leben wir polyamor, haben jeder schon seit mehreren Jahren einen festen Liebespartner. Sollte jemand dazu kommen, können wir aufeinander vertrauen und auch mal zurücktreten, dass man in der Zeit der NRE mal nicht die Nr. 1 ist. Wobei der Begriff Nr. 1 durchaus wieder die polyamoren Fundamentalisten und Theoretiker auf das Schlachtfeld rufen wird, das ist mir aber Wurscht, es ist unser Ding und wir leben es so.

Zusammengefasst aus meiner Sicht folgendes:

• man sollte sich in einer solchen NRE Situation immer mal wieder die Frage stellen, ist in meiner Hauptbeziehung etwas nicht i. O., dass es mich so mitnimmt.

• Die Empathie auch für den Hauptpartner sollte nicht verloren gehen. Ist diese nicht mehr da, ist das aus meiner Sicht eine kritische Fragestellung hinsichtlich noch vorhandener Liebe

• Deshalb, einfach mal sich selbst fragen, wie würde ich reagieren, wenn mein Partner das tun würde, was ich in der NRE Situation lebe.

• dem Hauptpartner in dieser Phase besonders zeigen, dass er außer Zeit nichts teilen muss.

Es ist natürlich einfacher, wie in unserem Fall, wenn beide den polyamoren Weg gehen. Die Mühen, dahin zu kommen haben sich aber gelohnt.
********er75 Mann
6.722 Beiträge
NRE = New Relationship Energy

Erhöhter Energiezustand/Erregungszustand zu Anfang einer neuen, starken emotionalen und/oder sexuellen Beziehung.
Die Euphorie der Verliebtheit oder einer neuen Liebe also. Das dachte ich mir ja, Phänomen bekannt, englischsprachige Abkürzung unbekannt.

Dieses Gefühl fand ich auch überwältigend. Verliebt sein zu können während man liebt und geliebt wird und sich nicht mit dem Gedanken beschäftigen zu müssen, irgendwas zu beenden, nur weil etwas Neues hinzu kommt, das ist eines der schönsten Erlebnisse, das es gibt.

Es war aber jedes Mal begleitet von noch wachsender Liebe für die, die mich schon begleitet haben - weil sie das ermöglichen und ich mich immer auch weiter bei ihnen geliebt und geborgen fühlen konnte.

Und natürlich gab es die mühevollen Momente des Austarierens, das neue Gleichgewicht finden mit jedem, bis es sich wieder richtig anfühlt. Dabei hat es mir immer geholfen, auf genügend gute Zeit mit mir selber zu achten und dann fast täglich von mir aus neu zu bestimmen, zu wem und mit welcher Intensität ich wann will. Das direkte Pendeln zwischen zwei oder mehr Partnern hat etwas von Besinnungslosigkeit im Wortsinn - man kommt nicht mehr zu seinen eigenen Sinnen.

Also insgesamt hat das Überwältigende dieses Glücks jedes Mal überwogen.
*******er66 Mann
2.878 Beiträge
NRE steht als Abkürzung für:

- National Railway Equipment, US-amerikanischer Eisenbahnhersteller
- non-recurring engineering, einmalige Entwicklungskosten, siehe non-recurring engineering costs
- Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie, ein Eisenbahn-Infrastrukturbetreiber in Mittelsachsen

Sehe hier noch nicht den Zusammenhang mit Polyamorie?
*****gra Frau
5.041 Beiträge
*haumichwech* und *spitze*
*******er66 Mann
2.878 Beiträge
@*****gra

SCNR *zwinker*
*****gra Frau
5.041 Beiträge
Stimmt: da so *sorry* „can I not resist“
Zitat von ****50:

• Deshalb, einfach mal sich selbst fragen, wie würde ich reagieren, wenn mein Partner das tun würde, was ich in der NRE Situation lebe.
Das finden wir speziell dann kritisch, wenn die Partner sehr unterschiedlich sind.
In unserem Falle führt das zu mehr Unverständnis füreinander - ich würde an seiner Stelle komplett anders fühlen/reagieren und andersrum genauso.

- dem Hauptpartner in dieser Phase besonders zeigen, dass er außer Zeit nichts teilen muss.
Und wie hast du das in deinem Fall gemacht? Was bedeutet das konkret?

Mehr Aufmerksamkeit in der verbleibenden Zeit? Mehr Zuwendung?


Zitat von *******m_D:

Es war aber jedes Mal begleitet von noch wachsender Liebe für die, die mich schon begleitet haben - weil sie das ermöglichen und ich mich immer auch weiter bei ihnen geliebt und geborgen fühlen konnte.

Wie haben sie dir das ermöglicht, so dass du dich weiterhin geliebt und geborgen fühlen konntest?

Das liest sich, als ob dir viel Verständnis entgegengebracht wurde. Und so, dass Mitfreude und Miterleben möglich waren?

Dabei hat es mir immer geholfen, auf genügend gute Zeit mit mir selber zu achten...
*top* Sehe ich genauso.
*****971 Mann
26 Beiträge
ich (er) kann das gut nachvollziehen. vielleicht hilft es die bälle etwas flacher zu halten damit dein mann zeit hat sich daran zu gewöhnen und klar zu kommen. nachdem ich das schon 2 x bei meiner Partnerin erlebt habe und nicht wirklich klar gekommen bin hoffe ich daß nächste mal besser vorbereitet zu sein. gewachsene liebe über mehr als ein jahrzehnt fühlt sich anders an als NRE. letzteres erleb ich gerade selbst und muß auch versuchen mit beiden Frauen klar zu kommen und zu differenzieren zwischen den neuen und gewachsenen.
Zitat von Diffeomorph
Wie haben sie dir das ermöglicht, so dass du dich weiterhin geliebt und geborgen fühlen konntest?

Das liest sich, als ob dir viel Verständnis entgegengebracht wurde. Und so, dass Mitfreude und Miterleben möglich waren?

Wir haben uns immer dazu unterhalten, was wir fühlen, wie es sich anfühlt mit den Anderen, was sich dabei in mir selbst verändert. Und ganz wichtig: zügiges Kennenlernen der Beteiligten. Wenn zwei Menschen den selben lieben, haben sie ein erstklassiges Gesprächsthema als Basis für eine Freundschaft. Das durfte ich erleben und finde, das ist der einzige Weg. Und der führt zu gegenseitiger Achtung und auch Zuneigung. Dann kann die Zeit, die man mit einem verbringen will, auch zu Zeit zu dritt werden. Wenn da einer nicht mit will, dann hatte das eher was mit der Aktivität zu tun (ich mag keine Horrorfilme, geht mal allein ins Kino) nicht mit der Ablehnung der Person.
Und ja, dieses Gefühl, dass der andere platzt vor Glück, ist ja auch bei einem geliebten Menschen einfach ein wundervolles Erlebnis. Wenn man liebt (das heisst für mich: dem anderen vorbehaltlos gönnen, was ihn weiter bringt und glücklich macht UND so für sich selber sorgen, dass man seine Last nicht dem anderen anhängt, wie z.B. Eifersucht), dann ist das einfach - so lange man in engem Kontakt ist, der es ermöglicht, den anderen zu begreifen. Wenn er fremd wird oder Teile von ihm fremd sind, wird es problematisch.
Und für das Begreifen, dass ich dem anderen schulde, wenn ich eine verbindliche Beziehung habe, brauche ich Zeit mit mir, um zu begreifen und kommunizieren zu können, wie ich fühle.
********n_bi Mann
247 Beiträge
@*******m_D
Das liest sich sehr schön Herzlichen Glückwunsch zu diesen Menschen, die dir das ermöglichen.

Ich bin auch gerade in einer solchen Situation. Ich habe nach 16 Jahren Monogamie die Beziehung geöffnet, sie war davon nicht so begeistert. Ich habe eine Frau gefunden, die warmherzig, sensibel, gefühlvoll, achtsam und noch vieles mehr ist und nicht klammert. Eine Frau mit der ich auch über ihre und meine Alltagssorgen reden kann, auch über meine Ehefrau. Ich habe etwas gefunden, was mehr als Sex ist, was aber sehr viel Zärtlichkeit enthält. Es ist toll.

Wie gehe ich damit um?

1. Ich bin offen. Die Andere ist damit einverstanden. Ich bin allerdings nur so offen, wie es meine Frau möchte. Sie will wissen, wann ich mich mit wem treffe und wann sie mich wieder zurück erwarten kann. Nicht weil sie mich kontrolliert, sondern weil sie sich Sorgen macht. Das reicht ihr meistens. Sie muss nicht wissen, wie wir es treiben oder was wir sonst noch so machen, wenn sie es nicht will. Ich vermeide also Details, wo ich vermute, dass sie ihr eher weh tun werden und die für unsere Liebe auch nicht wichtig sind. Wenn sie mehr wissen will, frage ich nochmal nach: Willst du das wirklich so genau wissen? Sie hat explizit gesagt, dass sie das Kopfkino nicht einschaltet. Toll, dass sie das kann.

2. Ich trenne sehr genau meine Zeiten. Wenn ich zu Hause bin, gibt es maximal ein kurzes Telefonat oder SMS, um die nächste Begegnung zu organisieren, keine stundenlangen Telefonate, oder ständiges Chatten. Wenn ich zu Hause bin, bin ich für meine Frau und nur für sie verfügbar. Bin ich bei der Anderen, genieße ich völlig die Zeit mit ihr. Es gibt keine Störungen. Wir wissen vorher, wann die Zeit ist und können sie auch genießen. Die Zeiten sind dabei meist länger, ein Abend und die Nacht oder auch mal ein Wochenende. Dies kommt dann natürlich nicht ständig vor, aber regelmäßig.

3. Ich habe andere Hobbys, wo ich eh außer Haus bin (drei Abende die Woche). Wenn ich mich mit der Anderen treffe, versuche ich es auf Tage zu legen, wo normalerweise die anderen Hobbys sind. Ich ersetze also möglichst mein Hobby, statt zusätzlich Zeit mit meiner Ehefrau zu opfern. Somit ist der gefühlte Verlust für sie weniger.

4. Ich rede immer wieder mit ihr, darüber wie sie sich fühlt. Dabei begebe ich mich nicht in die Rolle des Schuldigen und diese Rolle wird mir auch selten übergestülpt. Ich möchte verstehen, was sie fühlt, warum sie dies fühlt und ggf. was ich dafür tun kann, dass es ihr besser geht. Aktuell reden wir selten darüber, wie ich mich gerade fühle. Vermutlich braucht sie diese Information gar nicht, da sie mir ansieht, dass es mir gut geht.

5. Meine Frau äußert teilweise Bitten oder Forderungen. Diese versuche ich zu verstehen und nachzufühlen. Dann überlege ich, was würde das mit mir machen, wenn ich dem nachkomme. Wenn es für mich passt, erfülle ich die Bitte gern. Wenn es sich für mich nicht gut anfühlt, lehne ich höflich aber bestimmt ab und versuche ihr die Gründe zu vermitteln. Das ist natürlich nicht immer einfach für sie. So kann ich jedoch ehrlich bleiben und sie kann sich darauf verlassen, dass unsere Absprachen eingehalten werden und nicht später wieder aufgekündigt werden (weil sie sich als nicht haltbar darstellen, was mir mein Gefühl vorher schon gesagt hat.)

6. Ich versuche auf die Bedürfnisse aller zu achten, meiner, der meiner Frau und der der Anderen, in dieser Reihenfolge. Jede Person ist aber für sich selber verantwortlich und ich versuche nicht Probleme zu lösen, die nicht zu mir gehören. (Zum Beispiel habe ich der Anderen vermittelt, dass sie sich keine Gedanken darüber machen muss, was meine Frau davon hält und darüber denkt. Das ist eine Sache zwischen meiner Ehefrau und mir. Hinzu kommt, dass meine Frau aktuell keinen Kontakt mit ihr wünscht.)
********n_bi Mann
247 Beiträge
Zitat von *******m_D:
Und ganz wichtig: zügiges Kennenlernen der Beteiligten. Wenn zwei Menschen den selben lieben, haben sie ein erstklassiges Gesprächsthema als Basis für eine Freundschaft. Das durfte ich erleben und finde, das ist der einzige Weg. Und der führt zu gegenseitiger Achtung und auch Zuneigung.

Ich denke, dafür benötigt es schon sehr besondere Menschen. Großartig, dass du die gefunden hast. Wenn zwei Menschen den selben lieben, könnten sie auch eine Basis für Feindschaft haben. Was du beschreibst sind Menschen, die bereits eine gewisse Entwicklung gemacht haben, die wissen, dass Liebe und Besitz nichts miteinander zu tun haben und die ein ausreichend großes Selbstbewusstsein haben, sich von der anderen Person nicht angegriffen zu fühlen.
Hallo Diffeomorph.

Also ich kenne das auch und finde den Zustand des Verliebtseins zwar toll, aber auch schwierig - erst Recht in (m)einer Poly-Konstellation.
Wenn Verliebtheit bei mir "voll ausbricht", dann ist sie extrem intensiv. Ein Hochgefühl, das aber so intensiv ist dass es oft auch schmerzt, eine extreme Fixierung auf den Mensch in den ich gerade verliebt bin. Logisch, dass das herausforderndend ist.

Ich versuche folgendes:

• Die Zeit, die ich mit dem neuen Menschen habe, bewusst einzuschränken auf ein Maß, das es mir ermöglicht, meinen Partner nicht zu vernachlässigen. Das halte ich für wichtig, so zeigt man dem Partner dass es einen festen Stand bei einem hat. Aber ich habe auch bemerkt, dass man sich nicht zu extrem zurück halten sollte - das kann den neuen Menschen verletzten und bei einem selbst zu Frust führen. Eine gesunde Balance ist hier wohl zu finden.

• Bewusst schöne, besondere Dinge mit dem langjährigen Partner machen. Z.B. ihn mit Tickets für ein Konzert überraschen. Mit dem neuen Menschen verbringt man ja oft automatisch fast nur Quality Time. Mit dem langjährigen Partner dominiert der Alltag etc, was die Beziehung manchmal "trister" macht. Hier will ich bewusst gegensteuern.

• Den Übergang von der Zeit mit dem neuen Partner zum alten Partner bewusst gestalten, um im Zusammensein mit dem alten Partner mental präsent zu sein. Ich nehme mir wenn möglich nach einem Treffen mit dem neuen Partner etwas Zeit alleine. Höre ein schönes Lied, das ich mit dem neuen Partner in Verbindung bringe. Dann eins, das mich an den alten Partner erinnert. Dann meditiere ich ein paar Minuten, konzentriere mich also auf etwas ganz anderes oder etwas von mir selbst. Nach diesem Ritual habe ich den Kopf etwas freier für meinen langjährigen Partner. Idealerweise mache ich es aber so, dass ich bei meinem neuen Partner über Nacht bin, dann arbeiten gehe und danach zu meinem langjährigen Partner zurück fahre. So bleibe ich mit den Gedanken nicht so sehr beim neuen Partner. Ähnliches gilt für Tagträume, die ich im Zustand der Verliebtheit extrem viel hab. Ich versuche mir das in Zeuten zuzugestehen, in denen ich sowieso alleine bin - zum Beispiel bei der Fahrt zur Arbeit und zurück. Bevor ich dann aber zu meinem langjährigen Partner heim komme, beschäftige ich mich meist kurz bewusst mit etwas ganz anderem - z.B. Nachrichten, einem Podcast o.ä. Auch das hilft mir, bei meinem langjährigen Partner mental präsent zu sein.

• Ich finde, Verliebtheit ist so ein intensives Gefühl, dass die langjährige Liebe manchmal blass erscheint, wenn man gerade verliebt ist. Das führt bei mir regelmäßig zu Sorgen, Erschrecken, Schuldgefühlen. Ich mache mir selbst dann nochmal bewusst klar, dass diese Gefühle unterschiedlich sind und das dass, was ich erlebe, recht normal ist. Dazu lese ich auch gern was zum Thema, z.B. den Abschnitt zur Verliebtheit im Buch Schlampen mit Moral oder hier diesen schönen Beitrag: http://polyfor.us/common-nre-mistakes/#print

• Ich musste meine Einstellung in Sachen Priorisierung ändern. Mein Mann und ich sehen uns als "Primärbeziehung". Für mich funktioniert es aber nicht, gefühlsmäßig zu priorisieren. Ich kann meine Gefühle nicht kontrollieren und es hilft nichts, mich schuldig zu fühlen, wenn ich mal intensiver oder besser oder mehr für den neuen Mann fühle. Deshalb ordne ich meine Beziehungen jetzt eher nach Rollen ein. Mit meinem Mann lebe ich, will ich Kinder. Ich fand den Begriff "Nestpartner", den hier mal jemand genannt hat, sehr schön dafür. Die Rolle als Nestpartner wird ihm auch von niemand genommen.

• Absprachen und Beschränkungen: Ganz schwieriges Thema für mich. Wenn nein Mann mich bittet, mit meinem neuen Freund XY nicht zu machen, weil es ihn verletzt. Uff! Wenn XY mir nicht so wichtig ist, kein Problem. Wenn ich mich selbst aber danach sehne, XY mit dem neuen Freund zu machen... puh. Anfangs hab ich mich immer eingeschränkt und zurück gehalten. Weil ich mir klar gemacht habe, mein Mann schränkt mich nicht aus bösem Willen ein, sondern weil ihn das Ganze einfach zu sehr mitnehmen würde. Ich versuche da bewusst, ihm auch zu vertrauen, dass er so viel zulässt wie möglich. Und mich in seine Situation zu versetzen. Aber... in manchen Dingen hat das bei mir trotzdem zu dem Gefühl geführt, kontrolliert zu werden, mich mit dem neuen Partner nicht frei fühlen zu können, blockiert zu sein... bei mir hat das teilweise leider zu Frust und sogar Wut auf den langjährigen Partner geführt. Kein Gefühl, von dem ich gerne zugebe, es gehabt zu haben. Nun ja, seitdem versuche ich deutlicher für das einzustehen, was ich mir wünsche. Ich versuche einen Mittelweg zu finden... mich nicht zusehr zu kasteien, aber dennoch Rücksicht zu nehmen (das ist ja auch irgendwie meine Verantwortung). Da stehe ich oft zwischen gleich drei Stühlen... den Wünschen des langjährigen Partners, den des neuen Partners und meinen eigenen... und es ist furchtbar, eins von den dreien nicht zu berücksichtigen... manchmal lassen sich aber nicht alle in Einklang bringen. Ich versuche auszugleichen, habe dafür aber noch keine Lösung gefunden.

• Ich mache mir immer wieder klar, was für ein Geschenk der langjährige Partner mir da macht... mich leben zu lassen, lieben zu lassen, wie ich bin... alles zu entfalten. Das ist wundervoll. Das ist auch nicht einfach für den langjährigen Partner und gerade deshalb ein tolles Geschenk. Wenn ich daran denke, kommt ein wohliges Gefühl auf.

• Zeiten wo ich mit dem langjährigen Partner bewusst zusammen bin (Mahlzeiten, Kuscheln, Quality Time, Unternehmungen) gehören ihm und die Kommunikation mit dem neuen Partner ist auf ein Minimum beschränkt, außer in Notfällen wie emotionalen Ausnahmesituationen beim neuen Mann. Wenn viel Sehnsucht da ist, vereinbare ich mit dem langjährigen Partner, dass ich zu einer passenden Zeit mit dem neuen telefoniere. Das lasse ich dann aber auch nicht ausufern. Möglichst kommuniziere ich mit dem neuen Partner zu Zeiten, wo mein langjähriger Partner nicht bei mir ist oder sowieso mit was anderem beschäftigt ist oder auch mit anderen Menschen schreibt/telefoniert.

Liebe Grüße!
****984 Frau
383 Beiträge
Zitat von *******orph:
Wie seid ihr damit umgegangen? Welche Überlegungen, welchen Weg habt ihr gewählt um vorhandenen Partnern Sicherheit zu vermitteln?
Sie anzunehmen mit ihren Gefühlen in dieser Situation.
Sie nicht aus den Augen zu verlieren und dennoch das Neue zu genießen.

Meine ganz persönliche Erfahrung war:

Jeder Versuch meinerseits Sicherheit zu vermitteln, hat sich nicht authentisch angefühlt. Denn diese Sicherheit war für mich einfach nicht da. Immer wenn ich mich auf Sehnsucht, Verliebtheit, Leidenschaft mit einer weiteren Person eingelassen habe, gab es eine Dynamik, die eben nicht kontrollierbar war. Gefühle auch in den bestehenden Beziehungen können sich in der Intensität verändern, auch die Gestaltung bisheriger Zeiten, Routinen, Exklusivitäten,....

Diesen Teil bewusst zu rationalisieren und entgegenzusteuern, finde ich schräg. Fühlt sich für mich falsch an. Das heißt nicht, dass da nicht tlw. zwei stabile, erfüllte, tiefe und gelebte Beziehungen entstanden sind. Aber manchmal ist es eben auch ein Anfang vom Ende gewesen, man hat aneinander ausgelernt und (gelebt) ausgeliebt. Die Möglichkeit polyamor lieben und leben zu können, ist eben kein Bestandsgarant für die "älteren" Beziehungen bzw. deren gelebte Lebendigkeit. Aus Dankbarkeit des Ermöglichen heraus, erhalte ich keine Beziehung.

Es geht für mich deshalb nicht darum, dem anderen seine Ängste zu nehmen und ihm Sicherheit zu vermitteln. Sondern mir auch in der aktiven Rolle einzugestehen und es anzunehmen, dass das Ausleben des Neuen auch zu einer Veränderung und Dynamik führen kann, die nicht mit dem Erhalt der "älteren" Beziehung (in der bekannten Form) einhergehen muss.
********Poly Frau
3.197 Beiträge
Bis vor kurzem habe ich NRE nur aus der Sicht des "infizierten" gekannt. Ich habe dabei ganz arg unterschätzt, wie belastend das für den schon bestehenden Partner sein kann. Ich hab den Energieschub und die Euphorie jeweils ganz gedankenlos genoßen. *tuete*

@****984 Da musste ich jetzt erst mal leer schlucken. Aber ich gebe dir Recht, wenn es sich für dich nicht authentisch anfühlt, dann bringt Vorspielen natürlich auch nichts.
****50 Mann
657 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wie ich schon geschrieben hatte, das ist an erster Stelle genau dieser Blick in die bestehende Beziehung, liebe ich meinen Partner/in noch, wenn mir so etwas passiert. Natürlich lassen sich NRE und Liebe in einer längeren Beziehung nicht vergleichen. Da einen realistischen Blick in dieser Phase drauf zu werfen, ist gar nicht so einfach.

Meist wird man feststellen, dass da was nicht mehr stimmt, so war es auch bei uns. Im Idealfall kann NRE aber dazu führen, dass die in die Jahre gekommene Beziehung wiederauflebt, was natürlich nicht im Selbstläufer erfolgt und wenn der Partner diesen Weg mitgeht, erst dann kann möglicherweise der Weg in die Polyamorie gegangen werden.

Entscheidet man sich für Trennung, dann sollte man aber immer auch mal etwas weiter denken, wenn die NRE aufgebraucht ist. Die Gefahr in der seriellen Monogamie zu landen ist groß, vor allem dann, wenn die alte Beziehung nicht zerrüttet sondern nur bisschen in die Jahre gekommen war. Ich schreibe das mit einer gewissen Altersweisheit und -milde.
*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Ich habe NRE gleich doppelt erlebt. Ich habe mich ziemlich zeitgleich in meine beiden heutigen Partnerinnen verknallt. Da ist der Aspekt der alten Liebe, die durch die Neue überstrahlt wird nicht dabei. Es ändert aber am Umgang mit den Gefühlen wenig. Wen liebe ich da? Kann ich das trennen? Verliebe ich mich da in eine Chimäre? Wie viel Projektion ist da drin?

Gleichzeitig ist es trotzdem nicht leicht beiden Verliebtheiten nachzugehen. Ihnen den Raum zu geben, sich zu entwickeln. Ich habe versucht mir alles sehr bewusst zu machen. Das nimmt der NRE einiges an Leichtigkeit. Es geht Spontanität verloren. Für mich hat es sich gelohnt. Aber mir fällt schwer das Erlebte als Schablone anzusehen.
*****al4 Mann
797 Beiträge
Zitat von *********eeker:
[...]Aber mir fällt schwer das Erlebte als Schablone anzusehen.

Was genau meinst du damit?

-

Mir ist das erst einmal so passiert wie Ina es beschrieben hat. Sonst war es immer so, das ich erst dann Platz und Raum für andere Beziehungen und Lieben hatte, wenn die bestehende Beziehung lebendig und gut war. Ein Ende war immer auch nur aus der Beziehung selbst heraus und nicht wegen einem Verlieben in Andere. Für mich selbst fühlt sich das auch richtig an.

Bei dem einen anderen Mal war es glaube ich wirklich so, das wir es einfach nicht wahrhaben wollten, das es nicht wirklich weitergehen kann. Wir mussten uns voneinander emanzipieren, und es brauchte glaube ich so eine NRE, das das auch leider schmerzhaft deutlich machte. Wir sind bis zu ihrem Tod immer sehr herzlich und intim miteinander geblieben und waren uns immer wertvolle Freunde.

Für mich fühlt sich das wie gesagt richtig an, wie ich es normalerweise immer erlebt und gelebt habe. Von daher war dieses Versichern gegenüber dem Partner auch nie nötig. Entweder war die lebbare Liebe da oder eben nicht, ganz unabhängig von Anderen.
****de Frau
413 Beiträge
Ein spannender Artikel zum Thema NRE:

http://polyfor.us/common-nre-mistakes/
**********sterX Mann
3 Beiträge
Ich bin gerade erst Mitglied in dieser Gruppe geworden und schon werde ich mit diesem Thema konfrontiert.
In meiner mehrjährigen Partnerschaft war, dass was hier als NRE bezeichnet wird, wohl der Knackpunkt. Auch wenn es meiner Meinung nach nur ein Hauch von Verliebtheit war.
Doch der Reihe nach: In der Partnerschaft hatten wir uns gemeinsam, allerdings auf meinen Vorschlag hin, entschlossen diese zu öffnen. Es begann eine Phase des Ausprobierens. U. a. auch mit einem Paarprofil hier im Joyclub. Schlussendlich sind wir bei Polyamorie gelandet, mit der wir uns auch in Workshops und mit gleichgesinnten auseinandergesetzt haben.
Bis es dann zu dieser neuen Beziehung von mir kam. Die allerdings nur von kurzer Dauer war, da es schnell zum Konflikt kam und ich daraufhin, die neue Beziehung beendet habe. Auch weil wir uns gegenseitig versprochen hatten, dass unsere Partnerschaft Vorrang hat.
Genützt hat es alles nichts. Nach fast einem Jahr Abwärtsspirale und zunehmender Eskalation sind wir inzwischen getrennt.
Zwischenzeitlich habe ich an der Polyamorie als solches gezweifelt. Inzwischen bin ich mir aber sicher, wie auch in meiner Vorstellung geschrieben, dass ich dranbleiben möchte und gerne tiefer eintauchen würde.
Liebe Grüße Thomas
Danke Ina.
Ich hab ein paar deiner Sätze anders zusammengewürfelt, weil ich einen Teil anders fühle und einen Teil genauso wie du.

Zitat von ****984:


Jeder Versuch meinerseits Sicherheit zu vermitteln, hat sich nicht authentisch angefühlt. Denn diese Sicherheit war für mich einfach nicht da.

Diesen Teil bewusst zu rationalisieren und entgegenzusteuern, finde ich schräg.

Aber manchmal ist es eben auch ein Anfang vom Ende gewesen, man hat aneinander ausgelernt und (gelebt) ausgeliebt.

Es geht für mich deshalb nicht darum, dem anderen seine Ängste zu nehmen und ihm Sicherheit zu vermitteln.

Ich habe Beziehungen immer einzeln betrachtet. Egal was ich „abseits“ davon erlebe, werfe ich immer einen Blick ins Innere. Ich frage mich auch recht häufig, mind 1x pro Woche, wie ich mich in der Beziehung fühle, ob ich diesen Menschen auf diese Weise in meinem Leben will - oder ob mir ein loslassen gerade besser gefallen würde.

Sicherheit vermitteln heißt für mich nicht den Altbestand warmzuhalten.
Sondern das, was ich dem Partner gegenüber fühle, dieses bei mir sehr bewusste „ja, ich will dich und diese Beziehung“ zu vermitteln.
Wenn ich das gerade nicht fühle, dann vermittel ich auch das - die Unsicherheit, das Unwohlsein oder das Gefühl, dass eine Trennung evtl besser wäre.

Ich nehme diesen Teil sehr bewusst war, aber ich rationalisiere das nicht, weil das einfach ein Gefühlsbereich ist. Was ich sehr wohl tue, ist über meine Möglichkeiten im Handeln nachzudenken. Denn was ich tue, um meine Gefühle zu vermitteln, kommt nicht zwangsläufig auch genauso beim anderen an.
Und genau da helfen mir Erzählung anderer Menschen. Es sind Anreize.

Ausgelernt und ausgeliebt... wann immer ich ein solches Gefühl hatte in einer Zeit, in der mich neues begeistert hat, habe ich Abstand gesucht. Damit ich nicht vergleiche.
Habe das Neue Neues sein lassen, denn das läuft seltenst weg, und hab das Alte betrachtet.
Ja, manchmal ist es „ausgeliebt“ und die Gewohnheit hat einen weitergetragen. Manchmal fühlte es sich nur so an, weil man unterbewusst doch verglichen hat.


Doch, mir geht es darum dem anderen mit seinen Ängsten zu helfen. Das ist nicht unbedingt in Form von Beziehungssicherheit gemeint. Ich hatte nie eine Beziehung, in der mir der andere „egal“ war. Das ist ein Mensch, der mir etwas bedeutet und Unabhängig von „akuter“ Liebe oder „Beziehung“ liegt mir sein Wohl am Herzen.
Und dann bedeutet Sicherheit nicht, dass man unbedingt zusammenbleibt ... sondern dass man den anderen nicht einfach hängen lässt, dass man die Ängste annimmt, sieht und das „drohende“ Ende einer Paarbeziehung eben nicht das Ende der Welt ist.


Die Möglichkeit polyamor lieben und leben zu können, ist eben kein Bestandsgarant für die "älteren" Beziehungen bzw. deren gelebte Lebendigkeit.

Aus Dankbarkeit des Ermöglichen heraus, erhalte ich keine Beziehung.

Sondern mir auch in der aktiven Rolle einzugestehen und es anzunehmen, dass das Ausleben des Neuen auch zu einer Veränderung und Dynamik führen kann, die nicht mit dem Erhalt der "älteren" Beziehung (in der bekannten Form) einhergehen muss.

Das sehe/fühle ich genauso.
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