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Geschichtenspiel Teil 45

*******tia Mann
5.094 Beiträge
Die Nase als Sexorgan, sehr interessant *nase*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
8 Neue
Hier die Wörter der Woche:

blau
Timer
Jakobsmuschel
Antrieb
quer
pastös
Link
Abendstimmung

Viel Spass allen Schreiberinnen, Leserinnen, Schreibern und Leser!
**********gosto Frau
16.058 Beiträge
8-Wörter-Spiel
blau
Timer
Jakobsmuschel
Antrieb
quer
pastös
Link
Abendstimmung

Abendstimmung im Altai

Van Staben und sein alter Studienkollege und neuer Chef Zampano Zampanini sitzen auf den Treppenstufen vor der Denisova-Höhle und genießen die Abendsonne. (es klingelt)

Van Staben
Oh, mein Timer. Ich muss noch schnell mein kyrillisches Alphabet wiederholen, sonst verliere ich meinen „Early Bird Reward” auf Duolingo. Klickt auf einen Link und fängt emsig an zu tippen.

Zampanini (schaut ihm über die Schulter)
Warum tust du dir denn das noch an auf deine alten Tage? Man kommt doch mit Englisch überall durch.

Van Staben (tippt weiter)

Zampanini (boxt ihn in die Rippen)
Oder hast du’s etwa auf unsere Küchenhilfe abgesehen? Die ist doch mindestens vierzig Jahre jünger als du.

Van Staben (grinst)
Das bin ich gewohnt.

Zampanini
Deine Jakobsmuschelsuppe heute Abend war übrigens recht … pastoso - pastös. Du solltest die Nudeln nicht mit der Suppe zusammen kochen.

Van Staben (lacht)
Und du solltest mich nicht als Koch beschäftigen. Warum lässt du mich nicht als Fahrer arbeiten? Ich bin als Student oft quer durch Holland gedüst, in einem uralten himmelblauen Lkw Krupp mit Hinterachsen-Antriebswelle.

Zampanini (seufzt)
Na gut. Schlimmer als deine Kochkünste wird’s ja kaum werden.

Van Staben (lacht)
Lass dich überraschen!

Zampanini
Sono matto - Ich muss verrückt sein!
Im letzten Abendlicht (Quelle: Fotocommunity)
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
@**********gosto: So herrlich leichtfüßig geschrieben! *lol* *bravo*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@**********gosto
Bin gespannt, ob die Küchenhilfe weiterhin eine Rolle spielen wird ... *zwinker*
**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ihr Lieben, da es bisher nur eine Geschichte gibt zu den aktuellen Wörtern, würde ich diese gerne noch eine Woche weiterlaufen lassen. Bei der aktuellen Hitzewelle kommen da heute oder morgen sicher nicht sooo arg viel mehr Geschichten dazu. *g*

Okay?
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Bin dafür, @**********Engel! *liegestuhl*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Okay, wobei ich bei der Hitze nur drinnen bin und Zeit zum Schreiben hätte ... *gruebel*
*******d18 Frau
6.114 Beiträge
Nur bei dem „Tauwetter fürs Gehirn“ hilft auch drinne nicht so sehr … Der erholsame Nachtschlaf fehlt!
**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *******tia:
Okay, wobei ich bei der Hitze nur drinnen bin und Zeit zum Schreiben hätte ... *gruebel*

Dann mach doch *mrgreen*
**********silon
5.767 Beiträge
Ja, besser sie mal noch laufen zu lassen. *g*
**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ok, die Wörter laufen noch eine Woche.

Ich bin dann jetzt weg für heute. Bin zum grillen eingeladen. *g*

*wink*
**********silon
5.767 Beiträge
Noch einmal
„Eyh, Alter, schick mir mal den Link rüber, damit ich mich Upgraden kann. Die Kühlung meiner Jakobsmuschel ist ausgefallen“, brüllte Sieglinde quer übern Marktplatz der Kleinstadt Donnerlüttchen.

Eigentlich hieß dieser Ort, der schon Sieglindes Geburtsstadt gewesen war, Noch einmal. Aber Sieglinde fand diesen Namen öde, und nannte ihre Heimat deshalb immer Donnerlüttchen, wenn sie mal wieder über diese und ihr persönliches Leid schimpfte.
Dazumal es an diesem Ort 365 Tage im Jahr ein makroklimatisches Mikroklima gab, was man sonst nur selten irgendwo anders erleben konnte. Denn hier gab es mindestens einmal am Tag ein großes Krawitter. Spätestens wenn Sieglinde von ihrer Schicht als Gildenmeisterin der Krawallbürstenmacher*Innen nach Hause kam und die unordentlichen Räumlichkeiten ihrer Bleibe betrat.
Sie hauste dort mit ihrem geliebt-gehassten Gatten, das war auch der Alte, nach dem sie gerade gerufen hatte, seit über vierzig Jahren zusammen, und ein Ende war noch lange nicht in Sicht. Denn irgendwie brauchten sie beide einander, wie der Teufel das Weihwasser oder Gott seiner Menschen Hölle.

Der Alte, den Sieglinde gerade lautstark gerufen hatte, blickte verdutzt auf, so als ob er die derbe Stimme seiner Frau noch niemals zuvor wahrgenommen hatte. „Deine Jakobsmuschel?“, flüsterte er zurück und schwankte verdächtig auf seinen schmutzigen, baren Füßen.

Er war blau. So wie jeden Abend, wenn sein Eheweib nach Hause kam und Rabatz schlug.
Gefühlt war er schon immer blau, seit er sie näher kannte und irgendwann einmal auch mit ihr gegangen war. Im romantischen Sinne.
365 Abende im Jahr. Und das fast vierzig Jahre lang.
Im Prinzip seit Sieglinde der Gilde der Krawallbürstenmacher*Innen beigetreten war und sich mit ihrer Wut auf Menschen bewaffnete, um ihnen die Abendstimmung zu vermiesen. Denn sie könnten ja ihr Glück genießen, dass sie ihnen nicht gönnte, weil sie selbst ihr eigenes verloren oder vielleicht gar noch nie gefunden hatte.

Sieglinde schnaubte und arbeitete sich an dem alten Pumpenarm des Marktschreier-Brunnens ab.

Die Jüngeren der Stadt hatten sich hier nämlich etwas ganz Besonderes für die Krawallbürstenmacher*Innen und ihre Gildenchefin überlegt.
Sie hatten den Lord Timer, ein heimatloser, durch die Zeit reisender Zauberer, den Auftrag erteilt, ihren geliebten Brunnen in einen altersschwachen, handbetriebenen Pumpbrunnen zu verwandeln, der die Plagegeister der Stadt zur Wiedergutmachung verpflichtete. Auf immer und ewig.
So mussten sie sich nämlich pünktlich zu jeder ersten Abendstunde dem Brunnen zuwenden und ihn alle – immer hübsch der Reihe nach – pumpender Weise von seinem sich täglich ansammelnden Sorgenwasser befreien.
Das war unabdingbar. Denn sonst würden die Männer und Frauen der Krawallbürstenmacher*Innen irgendwann von der Seuche der Plagegeister dahingerafft werden. Und das wiederum wäre für den Brunnen und die Gilde eine Katastrophe gewesen. Denn eins bedingte das Andere in ihrer aller Leben.

Der Alte nuschelte: „Jakobsmuschel, dass ich nicht lache.“, und fragte seine Sieglinde laut: „Hast du die ausm Meer gefischt?“ Dabei grinste er frech über seinen Witz und setzte sich im Schatten der engen Straßenschlucht auf der Treppe vor dem Hauseingang ihrer gemeinsamen Bleibe.
Sieglinde kochte vor Wut, weil der Arm der Pumpe mal wieder klemmte und die anderen Krawallbürstenmacher*Innen hinter ihr ungeduldig mit den Füßen scharrten.
„Eyh, du Arsch, willst du, dass mir die Möse vor Hitze platzt. Also mach hinne und besorg mir gefälligst den Link. Eine neue Jakobsmuschel werden wir uns ja nicht leisten können, so rar wie die Dinger heutzutage geworden sind.“, brüllte sie zurück und ließ dieses Mal nicht ihre Muckis spielen, sondern ölte die Gelenke des Pumparmes mit pastösem Fett ein, damit der Brunnen endlich wieder reibungslos funktionierte.

Unter der Hand und hinter dem Rücken des Lord Timer munkelte sich das Volk immer wieder zu, dass er wohl geburtlich aus dem Jahre 1882 stammte und im Prinzip gar kein Adeliger gewesen war, sondern nur deshalb Lord genannt wurde, weil er sich diesen Titel irgendwann einmal auf seinen viel zu langen Gürtel gestickt hatte und dann damit losgezogen war, um die Welt in seinen Augen zu retten.
Seine Butterdose war allerdings mit den Jahren schon etwas altersschwach geworden, und ihr Äonen-Strahler-Antrieb muckerte ab und an herum, so dass es ihn auf seinen geliebten Reisen schon das eine oder andere Mal zu Überraschungsbesuchen in unwirtliche Zeiten und an verfluchte Orte verdonnert hatte. So wie im Falle der Stadt Noch einmal und ihrem Schicksal als Donnerlüttchen der Galaxie.
Normalerweise besuchte er nämlich nie hoffnungslose Orte, sondern viel lieber heile Welten, damit er auch ja über das dort nicht vorhandene Unrecht der Anderen siegen konnte.

„Ja, ja, ich mach ja schon …“, brummte der Alte und schlurfte ins Haus, damit er den Zauberkasten seines Weibes anwerfen konnte, um dann quer durchs Fangnetz ihrer Welt zu surfen und schließlich genau den Link zu finden, den sie nun wieder meinte.

Für ihn jedenfalls war diese ganze Technik, die ihn umgab, ein Graus. Er vermisste die naturnahen Zeiten seiner Ahnen sehr, obwohl er diese nie in seinem bisherigen Dasein erleben durfte.
Er vermisste das lebhafte Gespräch über Gott und die Welt, dass er schon seit Jahrzehnten nicht mehr mit seiner Frau am abendlichen Küchentisch geführt hatte. Er vermisste die Einkaufsbummel in der verwaisten Innenstadt, das inzwischen geschlossene Kino und noch so vieles mehr, was sie vor ihrem Unglück alles miteinander getan hatten.

Als er endlich den brandneusten Upgrade-Link gefunden hatte, drückte er das rote Knöpfchen und vernahm kurz darauf das zufriedene Grunzen seines Weibes.
„Soll sie doch …“, dachte er, holte sich aus dem vollautomatisierten Kühlfach den nächsten Seelentröster und verzog sich zurück in den Schatten des Hauseinganges. Für alles andere war es einfach viel zu warm und vermutlich auch zu spät gewesen …


© CRSK, LE, 06/2022


Die 8 Wörter:

  • blau
  • Timer
  • Jakobsmuschel
  • Antrieb
  • quer
  • pastös
  • Link
  • Abendstimmung



Dieses Mal ging mir die Vertonung nicht so leicht von der Hand, wie sonst üblich. Zu warm hier und iwie angestrengt alles.


**********gosto Frau
16.058 Beiträge
Ich hoffe stark auf ein Wiedersehen mit der Krawallbürstenmacher:innengilde von Donnerlüttchen! *lol*
**********silon
5.767 Beiträge
Und das INNEN war mir sehr wichtig. *traenenlach*
******eld Mann
2.188 Beiträge
Seitdem dieser kleine Racker bei mir zu Besuch ist, komme ich zu gar nichts mehr.
Paul Junior.
*******blau Mann
3.485 Beiträge
.

Den Heinrich machn


Ich bin Link in Hyrule. Ohne Haus und ohne Kirche. Ich stampfe lokomotivig durch die Gässle der Stadt Richtung Unterlinden. Link kämpft sich kreuz und quer durch eine verheerte Welt der schrecklichen Ungetüme, um Zelda zu retten, und irgendwie auch die ganze Welt. Ich nicht. Ich anders. Ich bin ein Idiot. Ich treib mich durch eine selbstverkehrte Welt, die ich blaugemalt und angezündet habe und in der ich jetzt versuche wenigstens ihre Asche zu retten. Ich bin in Hast. Ich bin in Unruh. Mein Timer läuft ab. Mein Kiefer schmerzt und schiebt sich mit Macht nach vorne, als ob er eine Erdplatte wäre, die sich von einem Kontinent löst, um auf den nächsten zu krachen.

Es ist immer noch heiß und die Sonne schon in Amerika. Die Luft ist ein pastöses Amalgam aus Abgasen und Schweiß. Vor mir gehen ausgemachte Idioten in abgewetzten Flip-Flops, als kämen sie grad vom Strand. Hinter diesen flaniert ein älteres schweizer Pärchen, das gerade die Abendstimmung in unserer beschaulichen Stadt genießt. Für mich nicht. Für mich anders. Für mich ist Götterdämmerung zu der Jim Morrison singt. Aber das ist meine Welt. Hermetisch abgeschirmt. In der der Anderen baumeln Sandalen an Zehen unter den Tischen der Terrassen. Auf den Tischen befinden sich überdimensionierte Gläser in denen Getränke mit überdimensionierten Preisen geschwenkt und von rotgebrannten Idioten getrunken werden, die dort schon seit Stunden in der Sonne lagen, als wären sie Schlangen.

Ich bin verschwitzt, weil die Stadt eine Waschküche ist und ich in Unrast. Mein Antrieb ist Überleben und zwar in einem taktischen Sinn. Ich könnte es erklären, meine ich jedenfalls, aber es würde Stunden brauchen. Und ich hab keine Geduld und kann nicht warten. Sagma so. Ich geh nach Canossa und ich pilger nach Compostela. Ich pilger zu meiner Erlöserin, um ihr Heiligtum anzubeten und Vergebung zu erfahren, ohne die Jim Morrison recht hätte. Es wär das Ende. Meine Jakobsmuscheln, denen ich folge, sind ihre Posts auf Insta und die blöde Kuh zieht von einem Laden zum nächsten. Und ich immer hinter her.

.
(c) 2022 Himmelsblau

.
****en Frau
18.210 Beiträge
Antriebslos und erschöpft sitze ich auf dem blauen Sofachen im Büro. Durch das geöffnete Fenster dringt laute Gruselschlagermusik vom nahen Gemeindegrillplatz.

Meine Füße schmerzen vom vielen Laufen. Gestern Abend überraschte uns ein Starkregen und drückte sich durch die doofen Holzfenster und versaute uns damit die gemütliche Abendstimmung. Also musste ich heute viel früher aufstehen und den Workshopraum noch einmal durchwischen, bevor die Gäste zum Shibari-Workshop eintrafen.
Während der Kurs bereits lief bin ich noch durch das restliche Haus geflitzt und habe die Eimer und Lappen eingesammelt. Und danach war schon wieder Zeit, die Mittagsbrotzeit zu richten.

Jetzt sitze ich zum ersten Mal an diesen Tag auf meinem Hintern, versuche, meine schmerzenden Beine und Füße zu ignorieren und lese mich quer durch den JC. Meine Freundin bekommt einen Link zu einem lustigen TikTok-Filmchen geschickt, ich überlege, wie ich das Wort "Jakobsmuschel" in einer Kurzgeschichte unterbekommen könnte, google das Wort "pastös" und schreibe alles auf.

Die Pause war nur von kurzer Dauer. Der Timer sagt mir, dass die Wäsche fertig ist und in den Trockner muss. Und die Hunde möchten auch spazieren.
Da freuen sich meine Füße ganz bestimmt...

(Coleens echtes wahres Leben, 16-16:30 Uhr)
**********gosto Frau
16.058 Beiträge
8-Wörter-Spiel
blau
Timer
Jakobsmuschel
Antrieb
quer
pastös
Link
Abendstimmung

In der Zeitanomalie

Van Staben (starrt auf seinen Timer)
Langsam scheint sich was zu tun.

Zampanini
Los, los, worauf wartest du? Seit Stunden steckt unser Nachschub im Fluss fest, und du kommst nicht in die Gänge?! Was ist nur los mit dir?!

Van Staben (blickt nicht auf)
Eine Zeitschleife? Nein, eher …

Zampanini
Zeitschleife? Was redest du?

Van Staben
Eher eine Art … Verlangsamung. Hast du nicht in den letzten Tagen über mangelnden Antrieb geklagt?

Zampanini
Certo.

Van Staben
Und dass deine Ausgrabungen nicht so recht vorankommen?

Zampanini
Piuttosto corretto. Deshalb muss ja auch endlich frischer Proviant her. Oder willst du heute Abend stimmungskillende pastöse Jakobsmuschelsuppe essen?

Van Staben (hebt die Hand)
Schschsch! Ich bin ganz nah an der Lösung! Hab ich dir nicht von meinem Projekt erzählt, die Zeitmessung ins Dezimalsystem zu transponieren? Hundert Sekunden ergeben eine Minute, hundert Minuten eine Stunde?

Zampanini
Ja, aber -

Van Staben
Mittels dieser Zeitverlangsamung könnte es gelingen, hundert Stunden in einen Tag zu packen.

Zampanini (blickt seufzend in den blitzblauen Sommerhimmel)
Das nun wieder! - Bevor ich’s vergesse: Dein linksgrüner Freund Habeck hat mir geschrieben. Bei dir wäre immer nur die Mailbox dran. Ich soll dir ausrichten, deine verqueren Experimente - seine Wortwahl! - fahren zu lassen und auf die „acht neuen Wörter“ zu warten. Keine Ahnung, was er meint.

Van Staben (blickt auf)
Hat er das gesagt? (packt Zampanini an der Schulter)
Mensch, das ist es! Dann kann es sich nur noch um Stunden handeln. Aber aus der dezimalen Zeitmessung wird wieder nichts. Schade eigentlich!
Zeitanomalie im Altai (Quelle: undersberg.org)
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Der Teufel ist ein Eichhörnchen
Teufel 2316 wurde unsanft aus seinem Schlummerschlaf am Rande eines nach Schwefel duftenden, brodelnden Badebeckens gerissen. Die pastös wirkende Flüssigkeit leuchtete grünlich und warf gelegentlich dicke Blasen, die nach wenigen Sekunden zerplatzten und kleine, olfaktorisch reizende Wölkchen freigaben. Fast fiel er aus seinem mit Nieten und Glassplittern besetzen Liegestuhl. Durch seine kaum geöffneten Sehschlitze erkannte er am gegenüberliegenden Beckenrand mehrere Succuben, die kichernd zu ihm herüber blickten, während sie mit ihren langen Schwänzen wedelten, die Brustwarzen ihrer roten, spitzen Brüste steil nach oben gerichtet.
„Teufel 2316“, grollte eine tiefe, raue Stimme durch die allerorts installierte Lautsprecheranlage der Hölle, „zum Boss kommen, Befehl. Zimmer 666!“

2316 schlurfte quer durch die Badeanlage zum Aufzug. Durch dichten Dampf konnte er bereits die blaue Leuchtschrift am Aufzug erkennen, der sich nur für ihn öffnete. Keiner der vielen kleinen Hilfsteufelchen benutzte gerne diesen Aufzug. Die Fahrt in die Tiefe dauerte eine trostlose Ewigkeit und der Anlass dazu war selten erfreulich.

„Nummer 2316, deine Bilanzen sind desaströs.“ Der Boss lehnte bequem in seinem mit Schlangenleder bezogen Chefsessel, hinter ihm ein monströsen Aktenregal, dessen Höhe, Breite und Länge sich im Dunkel der Tiefe verloren. Er wackelte unzufrieden mit seinen meterlangen, schwarzen Hörnern, während er in der Akte 2316 blätterte:
„Entweder du bringst jetzt bald mal wieder etwas Unglück in die Welt der Menschen, oder du wirst zum Hilfsteufelanwärter untersten Ranges degradiert. Schlimmstenfalls befördern wir dich nach oben ...“
Nummer 2316 erschrak. Nach oben! Zum Pimmel, das bedeutete Himmel. „Zum heiligen Erzengel“, fluchte er innerlich, „Licht, Luft und Duft, den ganzen Tag. Langweilige, pummelige Engelchen anstatt der geilen, spitzbrüstigen Teufelinnen am schwefeligen Badestrand. Den ganzen Tag 'Hosianna' singen ...“ Ihm wurde schlecht. Hatte er wirklich die letzten Dekaden seine teuflische Arbeit so sehr vernachlässigt? Scheinbar war ihm der Antrieb, ein wirklich böses Teufelchen zu sein, im sündigen Müßiggang völlig abhanden gekommen.
„Ein kleines Missgeschick, ein bisschen Drama, ein Todesfall würde mir ja schon reichen“, munterte ihn der Boss wieder auf, „ist doch nicht zu viel verlangt, oder?“
„Eigentlich nicht“, antwortete 2316 und zuckte ratlos mit den haarigen Achseln.
„Gut! Dann stelle ich deinen Schicksals-Timer auf 24 Stunden, bis dahin wirst du wohl ein kleines Unglück verursachen können, oder?“

2316 begab sich auf den Weg zur Welt der Menschen. Unterwegs ratterte sein Verstand. Den Menschen Unglück bringen. Er hatte die Lust an der Arbeit verloren, denn die Menschen konnten die Arbeit sehr gut selbst erledigen. Mit Neid, Missgunst, Gier und Rücksichtslosigkeit machten sie sich selbst ihr Leben schwer. Sie vernichteten Schritt für Schritt ihre eigenen Lebensgrundlagen, nur um materiellen Werten hinterher zu rennen. Schon längst waren ihre Winter ohne Schnee und die Sommer ohne Wasser, bei einer Hitze, in der sich jedes Teufelchen wohl fühlen konnte. An solche Menschen musste er sich nicht wenden, sie waren böse genug und fügten ihren Mitmenschen genügend Leid zu. Er brauchte ein Unschuldslamm. Einen Gutmenschen. Ein soziales Wesen voller Mitgefühl für Mensch, Tier und Baum – doch solche gab es kaum.
Was tun? Einen Reichen an einer Jakobsmuschel ersticken lassen? Nicht böse genug und eigentlich zu gut für die Welt. Jemandem einen Link im Internet schicken, nach dessen Klick er seines ganzen Geldvermögens beraubt würde? Gab es schon zu oft. Ein Starkregen, der eine ganze Region überschwemmt? Kontraproduktiv, löst zu viel Mitgefühl aus.
Ein Gedankenblitz brachte ihn auf das passende Opfer: Hugo, eine Seele von Mensch. Ökoaktivist, Tierschützer, gläubiger Christ, Frauenversteher und passionierte Heulsuse. Ihn hatte er schon oft ins Unglück gestürzt, doch Hugos grenzenloser Optimismus und eine gesunde Resilienz brachten ihn immer wieder auf den gütigen Weg eines überzeugten Christen.
Teufel 2316 heckte seine Plan aus ...

Hugo fuhr zufrieden auf der schmalen Landstraße zurück zu seinem Tiny-Öko-Landhaus. Am Heck seines kleinen Elektroautos klebte der stilisierte Fisch neben weiteren Buttons wie „Frieden schaffen ohne Waffen“, „Atomkraft – Nein Danke“ und dem runden Aufkleber mit der bekannten indianischen Weissagung, sowie der Warnung „Ich bremse auch für Tiere“. Gerade war er zu Besuch auf einer Kundgebung zur Rettung der selten Kammmolche, die der neuen Kiesgrube eines Baumoguls weichen sollten.

Teufelchen 2316 hockte im Straßengraben und wartete auf seinen Moment. Er hatte die Gestalt eines Eichhörnchens angenommen. Er war sich sicher, Hugo würde jedem Tier ausweichen, welches auf die Fahrbahn rannte. Er würde ihn zum Ausweichen auf die Gegenfahrbahn zwingen, wo er mit einem weiteren Fahrzeug, vollgepackt mit einer ukrainischen Flüchtlingsfamilie, kollidieren sollte. Wahlweise auch einem Bus voller Nonnen oder einer Truppe Radfahrer, die Deutschland durchquerten, um für mehr alternative Verkehrsmittel zu demonstrieren. So ganz genau konnte er das Schicksal nicht beeinflussen, doch der Möglichkeiten waren da unendlich viele. Hugos Wagen tauchte bereits links hinter der Kurve auf, um die lange gerade Strecke entlang des träge dahin fließendes Flusses zu nehmen. Rechts tauchte eine Truppe Radfahrer auf, gefolgt von einem, mit einer Familie vollbesetzten PKW, dem ein ungeduldiger Busfahrer, genervt von den Gesängen der Nonnen, beinahe aufgefahren wäre. Perfekt!

Hugo war abgelenkt von der herrlichen Abendstimmung. Die Sonne strahle rötlich am Firmament und spiegelte sich glutrot auf dem Wasser des Flusses. Am Ufer standen mehrere Reiher im flachen Wasser und warteten auf die Gelegenheit, sich einen Fisch fangen zu können. Zu spät nahm er das Eichhörnchen wahr, das fröhlich auf die Straße hüpfte. Zum Bremsen zu spät, ausweichen unmöglich, denn er erkannte in letzter Sekunde den Gegenverkehr. Die Zeit reichte sowieso nicht für das menschliche Reaktionssystem, weshalb er nur kurz die Augen schließen konnte, während sich seine Hände am Lenkrad verkrampften. Ein kurzes Wupp-Dupp unter den rechten Reifen seines Fahrzeugs signalisierten ihm, dass es zu spät war für das bedauernswerte Eichhörnchen. Wütend über sich selbst, schockiert und traurig setzte er seine Fahrt im Schneckentempo fort.

In der Hölle wurde der Datensatz 2316 gelöscht und die Akte archiviert. Die geilen Succuben am Beckenrand freuten sich über einen Neuzugang, der den Platz auf dem Liegestuhl einnehmen durfte: Ein sadistischer Verwaltungsbeamter, der den letzten Schlaganfall wegen andauernder Bewegungslosigkeit im Amt nicht überlebt hatte und sich darauf freute, den Menschen auf der Erde das Leben schwer zu machen. Zufrieden prostete er den geilen Teufelinnen mit seinem Tequila Sunrise zu.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Sprichwort „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“
Bedeutungen: Man darf sich nie zu sicher sein, auch aus vermeintlich Harmlosem kann unerwartet Böses erwachsen
Herkunft: Das Eichhörnchen galt wegen seiner roten Farbe und seiner Wendigkeit bereits in der Symbolik des christlichen Mittelalters als Symbol des Teufels.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@*******blau - @**********gosto - @****en

Wohlauf, ihr literarischen Recken, auf zu den neuen acht Wörtern!

*ggg*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Ausgelöscht
In der Abendstimmung verspürte sie dieses Drängen, den unaufhaltsamen Antrieb es heute zu tun.
Ja, sie musste es jetzt tun.

Die bereits im Zustand der Verwesung befindlichen Jakobsmuscheln mit ihrem pastösen grünlichen Sud passten genau. Sie waren der Missing-Link der letzten Tage.

Ihr Herz pochte, als sie das stinkende Getier in den Mixer gab und obendrauf einen kräftigen Schuss blassblauer Vergissmeinnichtbrühe. Dann kamen noch einige giftige Pilze dazu, auch um die Optik aufzubessern.

Nun wurde der Timer auf drei Minuten gestellt und erstmals atmete sie tief durch.
Jetzt kam ihr keiner mehr in die Quere.

Als sie die gräulichblaue Suppe über das Dekor ihrer Porzellanteller goss, war das Werk fast vollendet. Nur noch ein Minzeblättchen pro Teller fehlte.

Die Hausgehilfin nahm das Tablett und ging langsam die Treppe hinauf in Richtung Esszimmer.

Dem Virus war es zu verdanken, dass alle Hausbewohner keinen Geruchs- und Geschmackssinn mehr hatten. Ausser ihr natürlich, aber das musste sie ja nun nicht weiter vor den Mitbewohnern oder den Angestellten verstecken. Schliesslich stürzten sie sich stets alle hungrig auf die gefüllten Teller.

Geschwind zog sie ihre Jacke über und verliess das Haus.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Bööööse...
*******blau Mann
3.485 Beiträge
@*****e_M
Gefällt mir sehr. Klein, abgefahren und direkt!
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
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