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Geschichtenspiel Teil 45

****59 Frau
3.101 Beiträge
Vollmond
Buddha
Ruine
Katze
glauben
lachen
verstehen
reden


Die Moral von der Geschicht'


Wir waren im Regenwald unterwegs. Am Vorabend hatte es heftig geregnet, und die Äste hingen, schwer und nass, tief in unseren Weg.
„Pass auf, dass du dir keine Blutegel einfängst“, sagte ich zu David, einem Schweizer, den ich in Kandy/Sri Lanka, am Tempel des Zahns kennengelernt hatte. Der „Tempel des Zahns“ ist eine Pilgerstätte für Buddhisten und Menschen aus aller Herren Welt. Laut Überlieferung wird dort der Zahn Buddha's aufbewahrt.
Vor dem Tempel sieht man bunt geschmückte Elefanten, die sich offensichtlich schon an den Trubel der vielen Menschen gewöhnt haben. Im Innern des Tempels erwartet den Besucher ein Spektakel an Trommlern, Musik, und der monotone Gesang der Mönche. Beeindruckenderes habe ich selten gesehen.
„Wieso soll ich auf Blutegel aufpassen? Ich pass' vielleicht auf Schlangen oder Skorpione auf, aber doch nicht auf Blutegel? Wie kommst du denn da drauf?“ David trug, im Gegensatz zu mir, Bermudas, T-shirt und Sandalen.
„Mohan, mein guesthouse-Wirt, hat mich aber davor gewarnt“ erwiderte ich und schaute auf meine langen Hosen, die ich in feste Stiefel gesteckt hatte, und mein langärmliges T-shirt trug auch nicht gerade zur Entlüftung an diesem heissfeuchten Tag bei. Aber Schutz vor Ungeziefer musste sein!
Wir redeten wenig auf unserem Weg und genossen die Umgebung: Die ungewohnten Geräusche der Tiere, die wir noch nie gesehen hatten. Die Luft, die wir so noch nie gerochen hatten. Und Bäume, die in den Himmel zu wachsen schienen. Ein wahrlich mystischer Ort.
Nach gut einer Stunde Fussmarsch erreichten wir die Ruine, welche wir besichtigen wollten.
Affen kletterten darauf herum und brachen in lautes Geschrei aus, als sie uns erblickten. Es schien, als hätten sie von der Ruine Besitz ergriffen und duldeten kein anderes Lebewesen dort.
Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt Affen immer niedlich fand und am liebsten Einen zuhause gehabt hätte, haben mir diese Spezies dann doch Furcht eingeflösst. Fletschende, spitze Zähne und ihr Gebrüll und Gebahren ließen uns dann alsbald wieder den Heimweg antreten.
„Zum Glück hast du kein Proviant dabei. Sie hätten dich sonst noch angefallen“ lachte David, der sich einen Spaß aus der Situation machte. „Heute ist Vollmond. Vielleicht sind sie auch deswegen so aggressiv.“
„Apropos Proviant, David. Ich habe Hunger. Gehen wir in Kandy noch etwas essen? Ich glaube, an der Colombo Road gibt es einen Roti Shop“.
Gesagt, getan. Wir verspeisten beide drei Rotis, und ich nahm noch einen Rest für die streunenden Katzen mit, die sich an meinem guesthouse herum trieben. Eine passendere Bezeichnung wäre wohl `Skelette auf vier Pfoten`. Sie waren so rappeldürr, diese armseligen Tiere, dass es einem den Atem verschlug, und ich verstand nicht, wie diese Katzen eigentlich noch lebensfähig waren.
Ich fütterte also die Katzen ( es sei dahin gestellt, ob das Füttern wirklich sinnvoll ist), und ging danach unter die heiß ersehnte Dusche.
Zuerst bemerkte ich es nicht, aber dann sah ich das rosafarbene Wasser, welches in den Abfluss lief.
Voll Panik checkte ich meinen Körper und sah mit Entsetzen, dass sich einige schwarzer Blutegel an meiner Wade festgesaugt hatten.
Ich klaubte sie voller Ekel ab und spülte sie den Abfluss hinunter. Sicherlich war das nicht in buddhistischem Sinne, aber ich war heilfroh, dass ich die Viecher losgeworden war.

Und die Moral von der Geschicht': geh in einen nassen Regenwald nicht...

Wie es David erging, habe ich übrigens nie erfahren...




Juli 2021 (c)Devi59
******eld Mann
2.188 Beiträge
Noch zweimal wird der Vollmond über uns erstrahlen, dann ist es wieder so weit.
Bis dahin werden sie uns umschmeicheln wie eine hungrige Katze.
Und glauben machen, sie würden unsere Sorgen verstehen.
Reden mit gespaltenen Zungen und heimlich über uns lachen.
Um dann für die nächsten vier Jahre, wie ein zufriedener Buddha,
die soziale Ruine Deutschland verwalten.

Um es gleich ganz deutlich zu sagen. Nein, ich schere nicht alle Politiker über einen Kamm.

Nur die, die um des eigenen Vorteils willen nach Macht und Posten streben.
Nicht die, die engagiert dort Zeit und Arbeit geben.
Doch die, die Anstand und Moral vergessen, sollten wir an ihren Taten messen.
Und bleibt der Waage Schale öde und leer, verdienen sie ihr Amt nicht mehr.
Drum wählt sie ab, wählt sie hinaus.
Dieser Bundestag ist unser Haus.
Schluss mit Lobbyismus und Geschacher.
Wir brauchen Visionäre, echte Macher.
Doch Obacht vor den Heilsversprechern.
Sie zählten stets zu den Verbrechern.
Die Wahl zu haben ist nicht leicht,
doch finde ich, dass es nun reicht.
Wir brauchen eine Wende jetzt,
den Klimaschutz im Grundgesetz.
Wir haben doch nur diese eine Welt,
in der es Wichtigeres gibt als Geld.

*******blau Mann
3.485 Beiträge
.
PCB - POST CORONA BAROQUE III
.

Ozzy glaubt nicht an reden. Ozzy glaubt nicht an reden und er versteht Kerle nicht, die das tun. Was für Crétins?!

Also Ozzy glaubt nicht an reden als Prinzip im Umgang mit Frauen. Natürlich ist es erforderlich zu reden, um zu kommunizieren und so'n Scheiß, aber es kann kein Ziel sein und der Weg schomma gar nicht. Und wenn du jetzt sagst, der Weg sei das Ziel, solltest du deine Weisheiten nicht von Pinterest beziehen.

Nein, reden ist kein Mittel der Wahl. Wenn du 'ne Frau ansprichst, nur um mit ihr zu reden oder mit ihr zu plaudern, oder nenn es wie du willst, dann ist das so, als würdest du gegen Buddha im Meditieren oder gegen einen 2m11 großen Schwarzen in Basketball antreten. Das ist ihr fucking Spiel, Alter! Da kannst du zwar mitspielen, aber nichts gewinnen.

Ozzy glaubt nicht an reden, aber er glaubt an lächeln, weswegen er das Lächeln trainiert wie andere Kerle ihre Bizepse und Trizepse und den ganzen Klimbim. Er steht dann vor dem Spiegel und lächelt süß, verführerisch, tiefgründig, fragend, lachend, mysteriös. Das volle Programm. Andere stehen stundenlang vor dem Spiegel und bewundern ihre eigene Muskeln. Das sind auch genau die Kerle, die beim Ficken Pornoposen einnehmen und versuchen ihre Muskeln in Geltung zu bringen, weil genau das der Frau Orgasmus nach Orgasmus bringen wird. Genau dieselben Kerle, die nach dem Sex fragen, wie sie denn waren und Überschwänglichkeit und Devotion als Antwort erwarten. Ozzy anders.

Ozzy konzentriert sich im Bett auf den Körper der Frau, auf ihre Rundungen, auf ihren Duft, auf ihre Augen und lächelt dabei geistesabwesend halb selig, halb psychisch. Anstatt langwierig seinen Körper in irgendwelchen Gyms zu stählen zusammen mit anderen Idioten, die über Proteine fachsimpeln und sich gegenseitig die Muskeln bewundern, pumpt er seine Arme nur kurz vorm Ausgehen mit Liegestützen auf. Das muss reichen für den Hände-hinterm-Kopf-Muskel-Zeiger, seinem Standardmove, der merkwürdigerweise immer funktioniert bei Betrunkenen. Lächeln gewinnt die Nüchternen, die Muskeln aber gewinnen die Ruinen und Ruinen bringen in der Wertung nur die Hälfte der Punkte.

Ozzy hat eine Antilope ausgewählt. Sie trägt ein langes Kleid, das glücklich ist auf ihr zu sein und das ihre Haut umspielt und streichelt. Es gleitet ihr über die Schultern und fließt an ihr herab und schwingt hin und her, wie der Vorhang eines Theaters vor der großen Show. Die Antilope hat sehr lange Haare, offenbar aus Seide und diese Haare haben alle Farben zwischen dunkelblond und Weiß. 256 Millionen Schattierungen von Grau. Sie trägt ihr Haar auf der Seite, sodass es über ihren Oberkörper fließen kann, wie das Delta eines friedvollen Flusses. Die Haare fließen über ihren Busen und münden, eindrucksvoll in der Luft hängend, eine handbreit unter dem linken Busen, der dadurch noch runder wirkt und wie der wesentliche Teil eines Naturwunders. Da diese Antilope sich in der Musik wiegt, wogen auch die Brüste hin und her und die Haare folgen ihnen, als wäre es ein Spiel.

Nun, für Ozzy, dem Jaguar Gorgon des Blocks, ist es auch ein Spiel und auch wieder nicht. Wie jede andere Raubkatze gilt auch für unseren Kater Karlo hier wachsam zu sein und die Jagd ernst zu nehmen. Seine Augen fixieren sie, nennen wir sie spaßeshalber Karin, als wäre sie das angeschlagene Beutetier auf der Lichtung bei Vollmond.

Er geht auf sie zu, wie man im Stau die Spuren wechselt. Mal links an einem Pärchen vorbei, mal rechts an einer sich interessiert umdrehenden Geschiedenen. Als er bei ihr ankommt wechselt gerade das Musikstück und sie lässt ihren Blick nach links und rechts schweifen. Ihr Blick fällt auf Ozzy, doch sie zieht ihn gleich wieder weg.

Ach, so erklärst du dich hier also? So spielst du das Spiel?


.
****59 Frau
3.101 Beiträge
Ich mag Ozzi sehr *wolke7* .
Wunderbar geschrieben @*******blau .
******eld Mann
2.188 Beiträge
Hallo,
ihr lieben Wortjongleure und Sätzeschmide,
ihr Geschichtenschreiber und Schreiberinnen.

Es wurde mir die Ehre zuteil, die neuen Acht zu wählen.
Nach dem Motto "Schreiben beglückt", hier meine Auswahl.

Suche
Stolperstein
Schlüsselbein
Sommerregen
blau
brachial
berühren
bedingungslos

Ich wünsche euch Inspiration und einen schönen Start in die neue Woche.

Grüße aus Bremen
Tom
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Wenn Götter sich besaufen …
Edda hatte, wie immer zu Vollmond, ihre kleine Schänke in Asgard geöffnet. Sie betrieb den Laden schon seit unzähligen Monden, nachdem die Götter, Halbgötter und anderen Lackaffen der griechischen Mythologie den Olymp wegen Insolvenz endgültig schließen mussten. Eigentlich lohnte sich auch ihr Laden nicht mehr, aber Edda wollte den Göttern eine Chance geben, sich einmal im Monat zu sehen. Es traf sie tief ins Herz, wie die Götter immer weiter schrumpften, weil Erdlinge den Glauben an sie verloren hatten und lieber dem stets aktuellen aramäischen Gott Mammon in seinen vielzähligen kapitalistischen Formen frönten. Mammon war natürlich kein Mitglied der seligen Runde an Eddas Theke, er vergnügte sich eine Etage tiefer bei Beelzebub und seinen geilen Gespielinnen.
Gott, der Gott der Christen, musste mittlerweile im Rollstuhl an die Theke gebracht werden. Seine Vertreter auf Erden hatten so schlecht gewirtschaftet, dass ihm die körperliche Substanz beinahe völlig abhanden gekommen war. Buddha schob Gott gelassen zur Bar und sie bestellten sich erst mal einen Donnergurgler, um den trostlosen Alltag hinter sich zu lassen. Gott erfreute sich an Eddas aufgeräumter Kneipe, denn seine Unterkunft war nur noch eine Ruine.

Jahwe betrat den Raum. Er wirkte wie ein verdorrter Baum - trocken, alt und doch voller Stolz. Er setzte sich schweigend neben Gott und konnte sich ein kaum sichtbares, süffisantes Grinsen nicht verkneifen. Gott ging nicht mehr darauf ein. Er hatte sich damit abgefunden und überließ den offenen Thekenkrieg seinem Kollegen Allāh, dem eine gewisse Hitzköpfigkeit nicht abzuerkennen war. Er war der vitalste unter den fünf Herrschern der Gläubigen. Meistens brachte Brahma den Führer des Islam mit irgendeinem coolen Spruch auf den Boden der Tatsachen zurück, bevor Allāh handgreiflich gegenüber Gott oder Jahwe werden konnte. Nur eine Katze kann verstehen, warum der Reiz am Spiel mit der Maus niemals enden wird.

Nur zu oft endeten die Abende damit, dass sich Jahwe und Gott hemmungslos betranken, Allāh an seinem Tee nippte, während Buddha mit Brahma zusammen die Wasserpfeife leer zogen. Doch diesmal sollte es wirklich böse enden, jedoch nicht für die Götter.

„Worüber sollen wir heute reden?“, fragte Jahwe mit krächzender Stimme in die Runde.
„Nun, wie wäre es damit?“, knurrte Allāh und zeigte dabei mit dem Mittelfinger seiner rechten Hand auf sein blaues Auge.
„Lass' gut sein“, ätzte Brahma, „sonst breche ich dir beim nächsten Mal das Schlüsselbein!“
„Beruhigt euch, Freunde“, beschwichtigte Buddha, „warum sollen wir uns weiterhin wegen der Borniertheit der Erdlinge zerfleischen?“
„Stimmt genau“, konnte man die kaum hörbare, leise Stimme von Gott vernehmen, „lange wird unsere Zeit nicht mehr sein. Wir sollten unsere letzten Tage darauf verwenden, den Erdlingen brachial und bedingungslos klar zu machen, wo Thors Hammer hängt!“
„Hach, Thor“, seufzte Edda verträumt, „wenn ich an seinen Hammer denke. Möge sein Staub einen ehrenvollen Platz in Asgard finden!“
Brahma konnte sich ein schelmisches Lachen beim Anblick von Eddas verzücktem Gesicht nicht verkneifen.

Allāh sprang wie elektrisiert von seinem mit flauschigem Samt verkleideten Barhocker auf: „Rache! Endlich mal ein guter Plan, Herr Gott. Ich schicke sofort meine Armeen los, ein Bombenteppich wird die Welt bedecken und dann ...“
„Nein!“, unterbrach ihn Jahwe, „das sollten wir intelligenter tun. So dass niemand von uns in den Verdacht gerät, Schuld an der Apokalypse zu sein. Vielleicht haben wir dann noch eine Chance, wieder die Anbetung zu bekommen, die uns zusteht!“
„Woran denkt ihr dabei?“, fragte Brahma gelassen und nahm einen tiefen Zug am Schlauch der Wasserpfeife.
Gott sprang in die Bresche: „Die Menschen haben 'Macht euch die Erde untertan' falsch verstanden. Wer herrscht, hat auch Verantwortung für seine Untertanen. Als Racheplan denke ich an die zehn Plagen, wie sie im alten Testament stehen. Jahwe wird sie kennen ...“, flüsterte er grinsend.
„Makōt“, rief Jahwe jauchzend. „Eine hervorragende Idee!“ Er schnippte dazu mit den Fingern der rechten Hand.
Buddha nahm einen Schluck von seinem blubbernden Reisbier: „Wenn ihr bereits eine Vorlage für die Apokalypse habt – mir soll's recht sein“, äußerte er sich mit einem gleichgültigen Schulterzucken. „Aber ich warne euch: Die Inder sind einiges gewohnt, die bekommt ihr mit ein paar Heuschrecken oder einem verstärkten Sommerregen nicht klein.“
Allāh, immer auf der Suche nach einer Lösung, ereiferte sich begeistert: „Genau, Heuschrecken. Wir brauchen ganz viele Heuschrecken. Viele, viele Heuschrecken!“
„Die in Anzug und Krawatte oder die kleinen Krabbeltierchen?“, warf Brahma eine müde Frage dazwischen.
Allāh gab bei Edda eine Bestellung auf: „Bitte fünf Donnergurgler. Ja genau, du hast richtig gehört, fünf. Auch ich will heute mit meinen Kollegen trinken – und dass die Kelche niemals Luft enthalten, hörst du!?“
Lange saßen sie zusammen, tranken und diskutierten, ob und wie sie die zehn biblischen Plagen umsetzen konnten. Manches ließen sie weg oder änderten die Umstände, um sie dem bestehenden Zeitalter der Menschheit anzupassen. Es sollte schrecklich werden. Was dann kam, ist den letzten verbliebenen Menschen nur zu gut bekannt …

Eine Überlegung unter Göttern dauert nur wenige Minuten und äußert sich im interstellaren Zeitgefüge der Menschheit in Jahren.
Die Menschen, jedenfalls einige davon, wussten schon seit über 25 Jahren ihrer Zeitrechnung, was kommen würde. Unternommen hatten sie allerdings nichts, weil sie nicht auf ihren hart erarbeiteten Komfort verzichten wollten. Sie hielten fest an ihren Autos, an ihren Fabriken, an ihren Öfen, Heizungen und Kraftwerken, welche die fossilen Ressourcen des Planeten gnadenlos verbrannten. Ein weiterer Stolperstein sollte sein, dass sie immer älter und immer mehr wurden. Konsum ging den Menschen vor Klima. Die Götter brauchten Jetstream und Golfstrom nur kurz berühren, um den einen anzuhalten und den anderen in die entgegengesetzte Richtung zu drehen.

In manchen Teilen der Erde wurde es unerträglich heiß. Dauerhafte Temperaturen über 45°Celsius brachten menschliche Gehirne zum Kochen und Proteine reagierten darauf wie ein Hühnerei im kochenden Wasser. Es brannte an allen Ecken und Enden, ganze Regionen, Dörfer und Städte wurden zu Asche. Andernorts floss das Wasser in Strömen, wie es bisher noch nie dagewesen war. In Tälern gelegene Ortschaften wurden einfach weggespült, mitsamt Behausungen, Infrastruktur, Menschen, Hunden und Katzen. Stromnetze brachen zusammen, entweder durch Überlastung durch Klimaanlagen oder weil Elektrizität und Wasser so gut zusammen passen wie der Teufel und das Weihwasser.
Gleichzeitig breiteten sich Epidemien aus, die die Medizin anfangs noch bekämpfen konnte. Die erforderlichen Maßnahmen führten jedoch zu Spaltungen von Gesellschaften, die die Menschen selbst in eingeschworenen Gemeinschaften wie Familien und Freundeskreisen entzweiten.
Anfangs übten sich die Erdlinge noch in Solidarität mit den Opfern, doch bewohnbare Regionen wurden immer kleiner und seltener. Wohnraum wurde knapp. Wiederaufbau von Häusern funktionierte bald nicht mehr, denn es war kein Baumaterial mehr da, wenn Wälder abbrannten und Lehmgruben zu Seenlandschaften wurden. Kämpfe brachen aus, die letzten bewohnbaren Städte mussten sich wehren gegen Horden von verzweifelten Heimatlosen.

Hunger brach aus. Zum Teil wurden Ernten vernichtet, weil das Wetter nicht mehr mitspielte. Andererseits zerstörten Heuschrecken und bisher nicht gekanntes Ungeziefer weite Teile der landwirtschaftlichen Flächen. Nutzvieh, welches noch nicht ersoffen oder verbrannt war, wurde von seltsamen Seuchen befallen. Die Schlachthöfe der Welt konnten nur noch Notschlachtungen vornehmen und leiteten Unmengen von Blut in die Kanalisation. Klärwerke brachen zusammen, die Wasseraufbereitung funktionierte nicht mehr.

Aufgrund von Seuchen und Mangelernährung wurden viele Kinder tot geboren. Die wenigen noch funktionierenden Krankenhäuser konnten kaum noch für eine medizinische Versorgung garantieren. Regierungen wurden gestürzt oder verpissten sich einfach. Die Sonne verschwand hin und wieder einfach für drei Tage. An anderen Tagen brannte sie so erbarmungslos, dass höchstens noch ungenießbare Kakteen auf einst fruchtbaren Feldern gediehen. Viel Geld zu haben war bald kein Vorteil mehr, denn es gab nichts mehr zu kaufen, da Rohstoffhandel und Produktion zum Stillstand kamen. Militärtechnik und Waffen wurden zum neuen Zahlungsmittel.

Mit den Jahren entwickelten sich Kontinente, die Jahrzehnte für Armut und katastrophale Klimazonen bekannt waren, zu wahren Paradiesen. Die Welt ging nicht komplett unter. Jedoch befand sich der Großteil der Menschheit auf der Flucht. Sie suchten nach den wenigen Flecken Erde, auf denen Leben noch möglich war. Doch der aufblühende afrikanische Kontinent machte die Mauern und Grenzen dicht. Nur zu gut hatten sich Jahrhunderte der Demütigung, Ausbeutung und Missachtung von einst auf der Flucht befindlichen Völkern des Kontinents ins kollektive Bewusstsein eingebrannt. Rache lag den Afrikanern fern, sie betrieben nichts weiter als Selbstverteidigung.

Den Überlebenden der anderen Kontinente blieb nichts weiter als zu beten. Auch auf dem afrikanischen Kontinent entstanden neue Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel – aus Dankbarkeit. Die Götter an Eddas Theke spürten eine neue Stärke in ihre ausgemergelten Gliedmaßen zurückkommen und prosteten sich voller Freude zu.

„Neues Spiel, neues Glück“, lächelte Gott, der seinen Rollstuhl mit einem Tritt in die Ecke beförderte. Er würde ihn so bald nicht mehr brauchen.
„Lasst es diesmal friedlich angehen, zerfleischen werden sich die Völker irgendwann auch ohne euch, wenn es ihnen wieder zu gut geht“, empfahl Buddha in seiner vollkommenen Gelassenheit.
„Mich dürft ihr nicht so ansehen, ich wasche meine Hände in Unschuld“, entgegnete Allāh mit einer abwehrenden Geste.
„Ich bin zu alt für Kriege ...“, krächzte Jahwe.
„... und ich habe sowieso nichts zu sagen“, säuselte Brahma sichtlich betrunken.

„Frieden!“
„Shalom!“
„Salam Aleikum!“
„Shanti!“
„Ahimsa!“

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Die Wörter:

Vollmond
Buddha
Ruine
Katze
glauben
lachen
verstehen
reden

Suche
Stolperstein
Schlüsselbein
Sommerregen
blau
brachial
berühren
bedingungslos


In den Hauptrollen:

Jahwe (Judentum)
Gott (Christentum)
Buddha (Buddhismus)
Allāh (Islam)
Brahma (Hinduismus)
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
@*******tia

Grossartige Idee und tolle Umsetzung *bravo*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Vielen Dank, @*****e_M
*******ush Frau
1.264 Beiträge
Köstlicher Anfang, und dann bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Trotzdem ein versöhnliches Ende.
@*******tia , eine gelungene Mischung!
*******tia Mann
5.094 Beiträge
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Nach meiner bescheidenen Meinung ist das eine der besten Geschichten, die ich hier seit langem gelesen habe. Und "dummerweise" könnte sie die Realität unserer Welt besser und treffender beschreiben, als mir lieb ist.

Respekt - und ein riesengroßes Kompliment samt einem dicken Dankeschön! *hi5*

(Der Antaghar)
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@*****har Hui, dass ist jetzt aber.... *rotwerd* *hutab*
Zitat von *******tia:
dass ist jetzt aber....
genau das, was ich auch denke. Antaghar hat es perfekt auf den Punkt gebracht *anbet*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Früher gab es hier Federn *hm*
red
*******tee Frau
7.155 Beiträge
@*******tia *bravo* deine Geschichte ist gruselig und genial.
@*****e_M spreche doch dieses unsägliche Wort nicht aus *neck*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Wow, @*******tia, verneige mich mal tief vor deiner Dichteskunst! *anbet* *top* *bravo*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
... und noch einen herzlichen Dank an @*******tee und @*********ld63 , heute bin ich wirklich überrascht von dem tollen Feedback.
****59 Frau
3.101 Beiträge
Genial geschrieben @*******tia . Klasse! Mein Respekt *hutab* .
@*******tia Ja siehst, dein Schwung ist nicht nur zurück sondern gereift wie guter Wein. Mögen die Musen weiterhin mit dir sein.
*******blau Mann
3.485 Beiträge
@*******tia

GENIAL!! Der auferstandene Douglas Adams schreibt über den Zustand der Welt und lässt Götter auftreten und Donnergurgler trinken!!
*******ush Frau
1.264 Beiträge
@*******blau Donnergurgler ja, und die Götter in der Kneipe, auch das hätte in den "Anhalter" gepasst. Aber "Die letzten ihrer Art" hatte trotz allem einen etwas leichteren Ton, finde ich. Liegt vielleicht auch daran, dass es sich in den 90ern für Uneingeweihte alles noch so weit weg anfühlte...
*******blau Mann
3.485 Beiträge
@*******ush
Oder die Aussicht ist nur düsterer geworden und Adams hätte das 2021 weniger süffisant geschrieben. Auf jeden Fall war das von mir voll Respekt und Anerkennung für Impo gemeint. Ich fühle mich angespornt nochmal Odysseus und Zeus auszupacken.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Danke Ihr Lieben, @****59 - @*********rlan - @*******blau ...

Odysseus und Zeus sind konkurrenzlos, sie waren ja vor der Zeit meiner Geschichte *zwinker*
Nun ja, Douglas Adams hat wohl einige von uns beeinflusst. Götter in einer Bar hatte ich vor vielen Jahren schon mal, als ich einen gewissen Erfolg mit einer Knetmännchengeschichte im Internet hatte.

Aber lasst die Feder stecken. Ich bin wirklich überrascht. Manche Geschichten entwickeln doch Eigenleben oder eine eigene Dynamik. Diese hier ging mit gar nicht leicht aus den Fingern, wirkte für mich holprig und ich hätte sie nicht für eine meiner besten gehalten, da lagen mir manch andere mehr am Herzen. Doch das Publikum entscheidet ... *g*

Danke an die Gruppe, in der ich gelernt habe, an Geschichten zu feilen und Strukturen zu finden, die eine Erzählung lesenswert machen.
*danke*
********iler Mann
766 Beiträge
Tolle Gesichte, zu der mir gleich folgendes Lied in den Sinn gekommen ist:


*******tia Mann
5.094 Beiträge
Huch, @********iler , so einen Song gibt's ja wirklich ... *g*
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