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Geschichtenspiel Teil 45

Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Danke. *rotwerd*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Gerade mal nachgelesen, was hier die letzten Wochen so entstanden ist. Fabelhaft!
Ein Lob an alle ...
*g*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Drei Herren
„Warum sind eigentlich die Apfelbäume überall in so schlechtem Zustand?“
Hubert stellte die Frage überraschend und durchbrach damit die meditative Ruhe, die seit geschlagenen zwei Stunden auf der Sitzbank herrschte.
Eine Sitzbank, fest installiert am Rande eines Fahrrad- und Spazierwegs, der aus der kleinen Ortschaft heraus in eine grüne Landschaft zwischen Obstbäumen und kleinen Gärten führt. Die drei Herren blickten auf den ruhig vorbeiziehenden Fluss, wenn ihre Köpfe nicht gerade vorbeiziehenden Passanten nach links oder rechts folgten. Ihre GPS-getrackten Rollatoren mit den Werbeaufklebern des Altenpflegestifts „Abendrot“ parkten ordentlich aufgereiht neben der Bank. Der Sommerwind trieb das Titelblatt einer Tageszeitung über den Weg. Kurz erkannte man die 78-jährige Kanzlerin auf dem Titelbild.

„Nun“, setzte Sergei an: „Was passiert wenn heute jemand ein paar Apfelbäume erbt? Vielleicht überlegt sich der Erbe, die Äpfel zu verkaufen. Also sammelt er sie ein, packt sie in Obstkisten und fährt damit völlig blauäugig zum Wochenmarkt. Dort wird er nicht lange stehen, ohne das jemand vom Gewerbeaufsichtsamt vorbei kommt und ihn nach seinem Gewerbeschein fragt. Vielleicht schickt er ihm auch das Gesundheitsamt auf den Hals, denn schließlich handelt es sich um Lebensmittel ...“

„Du hast Recht“, fällt ihm Andreas ins Wort: „Als ich Kind war, gab es im Ort eine kleine Plantage mit Apfelbäumen. Wir hatten auch ein paar Reihen von der Genossenschaft gepachtet. Jedes Jahr verkauften wir kistenweise Äpfel an Leute, die aus der Stadt anreisten, um frisches Obst vom Lande zu kaufen. Die Äpfel waren im Vergleich zu den heutigen Supermarktprodukten eher kleinwüchsig, schmeckten aber so frisch und waren saftiger als die Südfrüchte unserer Pflegerin Mathilda.“
Hubert und Sergei kicherten leise.
„Irgendwann hörte der Verkauf der Äpfel auf, die Plantage wurde geschlossen. Ich weiß bis heute nicht, warum, obwohl unseren Eltern der Erlös aus dem Apfelverkauf ein willkommenes Weihnachtsgeld war. Vielleicht hatte irgend ein Anwalt aus der Stad nach dem Genuss der Äpfel Durchfall und starke Blähungen, daraufhin einen ihm gut bekannten Beamten bei der Gesundheitsbehörde verständigt und die Sache nahm ihren verhängnisvollen Lauf. Dabei hatte der Idiot wahrscheinlich nur vergessen, den Apfel vor dem Verzehr gründlich zu waschen. Jedes Kind weiß, dass man Obst vor dem Futtern waschen sollte ...“
Andreas konnte sich stets eifrig und mit heimlicher Freude entrüsten, während die Hände bäuchlings auf die beachtliche Kugel unter seinem angespannten Sommerhemd trommelten. Mit seinen 81 Jahren wirkte er dabei fast jugendlich engagiert.

Die drei Herren beobachteten einen kleinen, pummeligen Jungen, der mit Zuckerwatte in der Hand auf seinem Kinder-E-Bike seine Mutter überholte, die mit dem Smartphone vor der Nase auf einem Hoverboard über den Radweg schwebte. Jubelnd reckte der Junge die Hand in die Höhe, wobei sich die Zuckerwatte von dem dünnen Holzstängel löste, um im Gesicht der überraschten Mutter kleben zu bleiben. Diese verlor die Kontrolle über ihr Hoverboard und landete mit einem kurzen Schrei im Gebüsche am Rande des Wegs. Der Junge wendete und fuhr den Weg zurück, lachend vorbei an seiner Mutter, um irgendjemand in weiter Ferne begeistert etwas zuzurufen. Die Sprache des Kindes verstanden die drei Herren nicht.

„Ob wir der Dame helfen sollten?“, fragte Hubert.
„Ach was, die wird schon“, winkte Sergei ab: „Aber habt ihr den Arschengel gesehen?“
„Du meinst sicher Hüftgeweih?“, wunderte sich Andreas.
„Die Dame war tätowiert?“, wollte Hubert wissen, dessen Sehkraft nicht mehr die beste war.
„Nicht die Dame – das Kind!“ Sergei schüttelte den Kopf.
„Seltsame Zeiten“, seufzte Hubert leise und nahm einen Schluck vom Blasen- und Nierentee aus seinem mitgebrachten Thermobecher.
Währenddessen quälte sich die Frau aus dem Gebüsch, warf das gebrochene Hoverboard in die Hecke und ärgerte sich lautstark über das zerborstene Display ihres Smartphones. Ihrem heftig blutenden Knie und der aufgerissenen Bluse, die einen Büstenhalter mit aufgedruckten Hitlerbärtchen sichtbar werden ließ, schenkte sie dabei keine Beachtung. Fluchend folgte sie dem Weg ihres verzogenen Rotzlöffels.

Hubert blickte nach links zu einer zirka fünfzig Meter entfernten Bank, wo eine Gruppe vom Menschen undefinierbaren Geschlechts eine rauchende E-Zigarette kreisen ließ, die an einen enorm großen Vorratsbehälter gekoppelt war:
„Ob man das moderne Zeug rauchen kann?“
„Keine Ahnung, ich rieche ja nix!“ antwortete Sergei, dessen Geruchssinn seit dem zweiten Schlaganfall so gut wie abgestorben war.
Ein uniformierter Beamter schloss sich der rauchenden Gruppe an und nahm einen tiefen Zug.
„Tsstsstss, diese Ordnungshüter“, schüttelte Andreas den Kopf.
„Man hätte das gute Gras aus den 1980er Jahren archivieren sollen“, träumte Hubert vor sich hin.

Auf dem Fluss tuckerte ein großes Frachtschiff dahin. Die riesige Ladefläche war voll mit Autos, den verbliebenen Relikten des motorisierten Individualverkehrs auf ihrem Weg zur letzten Ruhestätte.
„Schaut sie euch an, die alten Karren. Ausrangiert wie wir. Altes Eisen für den Schrottplatz der Geschichte!“ Sergei seufzte.
„Voll philosophisch ...“, kicherte Andreas.
„Besser philosophisch als pädophil.“ Ein trockener Kommentar von Hubert.

Aus dem Gebüsch hinter der Bank der drei Herren konnte man zunehmendes Stöhnen von Mann und Frau vernehmen:
„Ja, ja, ja, so geil, mach weiter ...“, flüsterte die Unbekannte lauter als gewollt.
„Nimm' ihn, tief und hart ...“, stöhnte er aufgeregt.

Die drei Herren lachten auf. Das Paar fühlte sich offensichtlich ertappt und die männliche Stimme rief aus dem Gebüsch:
„Sorry, aber wir wissen sonst nicht wohin. Unsere Kinder haben im Homeschooling alle Zimmer belegt und vögeln im familiären Klassenzimmer ist einfach nicht sehr anregend!“
„Außer Sexualkunde ist an der Reihe“, rief Hubert dem Gebüsch lachend zu.
„Hatten die Plagen schon in der ersten Klasse ...“, verlautete die Stimme der unbekannten Gefickten.

„Sagt mal Jungs“, eröffnete Sergei eine Frage, „wie steht es eigentlich mit euren Ruten? Oder steht da nichts mehr?“
„Erektionen werden maßlos überschätzt“, meinte Hubert lapidar.
„Impotenz ist nur vorübergehend“, grinste Sergei. „Ich kann euch da was erzählen, also ...“
„NEIN!“, stoppten ihn die beiden Freunde.
„Impotent ist ein Mann erst, wenn die Zunge gelähmt und die Finger steif von der Gicht sind!“
Ein lautes, weibliches Stöhnen erklang aus dem Gebüsch: „Sti-ii-iii-mmm-mmm-t!“

An den drei Rollatoren der Herren leuchteten kleine, blaue LED-Leuchten auf und ein penetranter Pfeifton erklang dreistimmig.

„Meine Herren, lasst und aufbrechen“. Andreas erhob sich.
„Auf zum Abendbrot im Abendrot“, reimte Hubert.
„Mögen Mathildas Früchte mit uns sein“, betete Sergei.



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Arschengel
Zuckerwatte
kleinwüchsig
blauäugig
archivieren
blasen
Blähungen
bäuchlings
Zitat von *******tia:
Kurz erkannte man die 78-jährige Kanzlerin auf dem Titelbild.
Wow, jetzt sind wir schon im Genre Horror angelangt! *traenenlach*
Ich habe die aktuellen 8 Wörter jetzt am Bildschirm hängen. Ich glaube aber nicht, dass sie geistige Blähungen bei mir hervorrufen und ich kleinwüchsige Gedankenblasen wie winzige Arschengel in die Lüfte entlassen werde, die durch stetige Umdrehungen anwachsen wie Zuckerwatte am Stiel. Blauäugig wie ich nun mal bin, werde ich sie bäuchlings unters Bett schieben und dort archivieren, in der Hoffnung, dass sie dort im Dunkeln heimlich miteinander munkeln und selbst ihren Weg in schwindelnde Höhen finden. Sollte mir so ein gedanklicher Höhenflug begegnen, werde ich ihn natürlich sofort mit euch teilen *mrgreen*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Danke, @*****a94 !

Zitat von *****a94:
Wow, jetzt sind wir schon im Genre Horror angelangt! *traenenlach*

Sciene-Fiction-Horror!
*ggg*
Hihi! Köstlich! *bravo*
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
@****ia 🤣
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
@*******tia genial.😁
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@*********ose_K

Ich danke Dir sehr! *hutab*

*huhn*
*******blau Mann
3.489 Beiträge
.

Meine Kleine


Meine Kleine ist klein und rund, weil eine Frau rund und weich sein muss. Isso.
Also für mich ist das so. Miregal, was du jetzt davon hältst, Bruder. Weich, sanft und rund. Das bettet meine Seele in Samt. Das fühlt sich richtig an, das spielt meinen Händen in die Hände. Verstehst du? Weil meine Hände sind hungrige Wanderer, Mann, und die Haut meiner Kleinen ist ihnen Manna, gemacht aus rosa Zuckerwatte.

Meine Kleine ist klein und rund, weil ich Romantiker bin. Ich mag es kuschelig und warm im Bett. Wenn die kleine Bärin bäuchlings vor mir liegt in unserer kleinen Bärenhöhle und ihr runder saftiger Hintern vor meinen staunenden Augen in den Himmel ragt, als wäre er die Kuppel eines Prachtbaus aus süßem Loukoum, bin ich glücklich, Mann. Unendlich und makellos.

Und wenn ich dann sehen kann, dass diese überirdische Arschitektur zwei Türen bietet, die mir mein süßer Arschengel beide aufgemacht hat, freue ich mich wie ein armer Spieler am Spielautomaten, der endlich ein Jackpot gezockt hat. Mein Mund zappelt und zuckt dann wie ein Hund, der gerade hinter einem Busch einen Schmaus entdeckt hat und den Moment nicht abwarten kann loszulegen. Also wenn ich dann durch diese Türe gehe und meinen Kleine arschiviere, will ich sattes Plopp-Plopp hören, mein Bruder, und nicht Klack-Klack oder Kraatsch oder Autsch. Verstehe mich nicht falsch, Bruder. Aber isso. Kein Scheiß. Ich mag es weich und möchte meine Lenden nicht gegen Tischecken klatschen. Das ist die Sache. Das ist die ganze Sache.

Meine Kleine ist rund und echt klein. Manche sagen kleinwüchsig. Arme Teufel sagen das, Bruder, die auf die harte Tour lernen müssen, das meine Kleine auch mal ein jähzorniges Monster sein kann. Sie hat die zwei strahlendsten blauen Augen, von einem gutgelaunten Gott aus Turmalin gefertigt, aber sie ist nicht blauäugig. Meine Kleine hat's drauf, Mann. Meine Kleine ist ein raffiniertes Biest und sie spielt mit mir, wie mit Glasperlen an einer Schur in ihrer Hand.

Meine Kleine ist unfassbar süß. Wenn ich sie unverhofft sehe bei der Arbeit, was ab und an passiert, fühlt sich mein Bauch an, als ob darin eine Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs stattfindet. Nicht Blähungen oder so'n Scheiß oder was du vielleicht denkst, Bruder. Nein Mann. Wenn ich sie so plötzlich sehe, hüpft mein Herz wie ein junges Fohlen. Das ist, wie wenn du wieder Dreizehn bist und vor ihr stehst, mit einem angeschwitzten Zettel in der Hand, auf dem sie ankreuzen soll, ob du ihr beim Venezia nach der Schule ein Eis spendieren darfst. Und du denkst, sie sagt eh nein, was auch besser ist, wenn man bedenkt, dass du total ausflippen wirst, wenn du sie an der schmelzenden Vanille lecken siehst.

Meine Kleine ist unbegreiflich süß. Sie kommt in meinen Traum, wie wenn er ihr Garten wäre. Sie wandelt barfuß darin, streift und berührt alles darin und alles in ihm sucht ihren Saum. Und ihr Gesicht ist wie der Morgen in Eden gewesen sein muss. Rosen und Licht. Wenn sie lächelt ist es, wie wenn warme Sonnenstrahlen durch Bäume brechen und sich auf eine erwartungsfrohe Welt ergießen. Sattes Grün beginnt zu leuchten und zwischen gleißenden Lichtstrahlen und Geäst fliegen aller Sorten Vöglein herum und zwitschern wie die Blöden, als ob sie so viel zu bereden hätten. Die ganze Welt badet in all dem Licht und irgendwo plätschert gemütlich Brunnenwasser. Es ist bei weitem das schönste Gesicht, das ich jemals gesehen habe am Ende meines Schwanzes.

Meine Kleine liebt es mich zu blasen. Sie tut es mit Genuss und manchmal wie ein kleiner Psycho. Also nicht so krank, Bruder. Eher wie wenn sie nicht anders kann, wie wenn sie meinen Schwanz nicht mehr aus den Kopf bekommen kann und deswegen süchtig danach ist meinen Schwanz in den Kopf gehämmert zu bekommen. Klingt paradox, Bruder, aber Hey! Frauen...

.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Prachtvoll, @*******blau.
Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen meine erste Liebe vor mir. Klein und rund. Rothaarig mit grünen Augen. Traumhaft.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Tolle Geschichten von witzig bis wundervoll.

*bravo*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Alleinunterhalter
„Guten Abend, verehrtes Publikum.
Ich bin gekommen, um Euch zu unterhalten. Steht ja auch so auf der Eintrittskarte:
Alleinunterhalter.
Ich unterhalte mich alleine und für den Unterhalt meiner Kinder sorge ich auch alleine, also: Alleinunterhalter.
Aber das nur am Rande.

Holen Sie sich noch etwas Zuckerwatte und Bier und lassen Sie bitte die Kleinwüchsigen nach vorne, damit die auch was zu sehen bekommen für ihr Geld. Stellen Sie sich als Zwei-Meter-Riese bitte nicht vor einen Zwerg, denn sonst sind Sie für den Zwerg so etwas wie ein Arschengel. Der Zwerg ärgert sich über Ihren Arsch, den er vor seiner Nase hat und findet dabei aber den Frieden mit sich selbst, weil er eigentlich genau weiß, dass er viel zu klein ist, um sich über Ihre Größe zu ärgern und Ihnen die Nase einzuschlagen.
Also findet er zum Frieden mit sich selbst – was bleibt ihm auch anderes übrig. Eine Art Selbstbefriedigung. So oder so ähnlich erklärt ein anerkannter Therapeut und Coach den selbsterfundenen Begriff 'Arschengel'.
Ich liebe ja Therapeuten. Ich war sogar mal mit einer Therapeutin verheiratet. Ich war ständig Patient und immer in Behandlung. Ohne dass die Krankenkasse etwas dafür zahlen musste. Schließlich wurde ich als geheilt entlassen.
Aber das nur am Rande.

Ich habe ja auch so meine Arschengel. Die machen mich auf meinen Zorn, meine Wut oder mein leeres Bankkonto aufmerksam und ich lerne dabei, meine negativen Gefühle ernst zu nehmen. Wenn also der Nachbar morgens um sechs mit dem Laubbläser Flora, Fauna und Familien quält, erkenne ich meinen Zorn an und sage der Wut: Bleib ruhig, alles ist gut, es geht vorbei, wozu über etwas ärgern, dass ich nicht ändern kann. Mein inneres Kind fühlt den Zorn, weil es schon im Vorschulalter nie ausschlafen durfte und sich trotzdem bei den Eltern für den lauwarmen Kakao zum Frühstück bedanken musste.
Ich bedanke mich als Erwachsener bei meinem Nachbarn um 6.30 Uhr mit der Kreissäge, nachdem er das ohrenbetäubende Blasen eingestellt hat. Mein Brennholz muss geschnitten werden. Freundlich winke ich ihm zu, während er zitternd den Kaffee am Terrassentisch verschüttet. Er winkt nicht zurück. Arschengel, verdammter!

Übrigens: Ich habe gar keinen Holzofen. Damit wird auch nur romantisch die Luft verpestet. Die Kreissäge stammt aus der Konkursmasse der Firma, die das Haus baute. Ich säge nur ab und zu - zu meditativen Zwecken. Für die Arschengel dieser Welt.
Aber das nur am Rande.

Die wahren Arschengel-Übungen ergeben sich aus der aktuellen Pandemie-Politik. Eigentlich wollte ich ja damit aufhören, mich als Alleinunterhalter an der Politik abzuarbeiten. Die meisten geistigen Blähungen, die aus den Berliner Politbüros aufsteigen, sind ja die Tinte nicht wert, um auf ein Programmscript geschrieben zu werden. Kaum hat man sich richtig über ein Thema echauffiert, wird es zu den Akten gelegt, ohne dass sich etwas ändert. Als Alleinunterhalter hetze ich ständig der kaum zu überbietenden, unfreiwilligen Komik der Politiker hinterher.

So sagte Kanzleramtsminister Helge Braun neulich bei Anne Will, gefragt nach der Funktionstüchtigkeit der hochgelobten Corona-Warn-App, die sich als teuerster Flop, seit es von Regierungen in Auftrag gegeben Apps gibt, herausstellte:
'Warum muss der Staat immer alles anbieten?'
Ja, warum eigentlich? Von mir aus kann er auch aufhören, etwas anzubieten, wenn er im Gegenzug damit aufhört, von mir irgendwelche ständig neu erfundenen Gebühren und Steuern einzuziehen. Aber ich bleibe gelassen. Lasse den Arschengel an mir vorbeiziehen und denke mir:
'Der arme Junge. Der sieht aus wie einer, der als Kind immer für die Anderen die Hausaufgaben machen musste, aber nie bei Räuber-und-Gendarm mitspielen durfte.'
Und jetzt muss er die Hausaufgaben für Angela machen. Wie wird man eigentlich Kanzleramtsminister und was genau ist dessen Aufgabe? Früher gab es - in echten Krisen - gefühlt nur Macher-Typen wie Helmut Schmidt oder Hans-Dietrich Genscher. Die hatten keine Kanzleramtsminister, oder?
Aber das nur am Rande.

Ich war wirklich so blauäugig und habe gedacht:
'Ja, die Regierung, die lässt jetzt mal Parteigedöns und Wahlkampf beiseite und tut was.'
Der erste Lockdown war noch ganz entspannt, kein einziger Arschengel flatterte vor meinem geschlossenen Fenster vorbei. Mal zur Ruhe kommen. Sich nicht überlegen müssen: Was mache ich heute Abend?
Nun ist aber ein Jahr vorbei und man hat das Gefühl: Die sind keinen Schritt weiter gekommen. In Schulen heißt es: Lüften. Lüftungsgeräte wären auch gut, aber darauf können sich 16 Bildungsminister nicht einigen und das Geld brauchen Fluggesellschaften viel dringender.
Man möchte sich bäuchlings in den Schlamm werfen und mit den Fäusten auf den Boden trommeln. Doch ich lasse mich von diesem Arschengel-Schwarm nicht ärgern. Die triggern nur das gute alte Gefühl, welches ich als Kind schon hatte: Irgendwas stimmt mit dem Bildungssystem nicht.
Ich bleibe also ruhig und atme tief durch am geöffneten Fenster. Ganz schön kalt Anfang März. Erfrischt die bebenden Lungenflügel.

Gesundheitsämter kommen mit der Rückverfolgung von Infektionen nicht nach. Dafür gibt es eine Software, die sich der Gesundheitsminister in Afrika hat zeigen lassen. Die Afrikaner arbeiten seit Jahren sehr erfolgreich damit. Da fragt sich der erstaunte Herr Spahn: Wieso haben wir so eine Software nicht in allen Gesundheitsämtern? Ganz einfach: Auf Faxgeräten lässt sich keine Software installieren. Die Software kommt übrigens aus Deutschland.
Aber das nur am Rande.

Dann war da noch dieser furchtbar gelassene Typ der ständigen Impfkommision:
'Ist irgendwie schlecht gelaufen' und 'die Lösung vielleicht irgendwann im März'.
Klar, kann ich verstehen. Nur keine Hektik aufkommen lassen und bloß keine Überstunden machen oder Wochenendarbeit. Wir haben ja Zeit. Die Gastronome haben ihre Vorräte sowieso schon weggeschmissen und literweise Bier in die Flüsse gekippt. Es feiern Forelle, Hecht und Barsch – Deutschland ist am Arsch!
Nein, ich rege mich nicht auf. Mein Gesicht ist immer so rot. Das ist nur der Blutdruck.
Nieder mit diesem Arschengel. Da will jemand nur mein inneres Kind ärgern, welches immer in die Fresse bekam, wenn es mit so laschen Ausreden kam wie: 'Ist irgendwie schlecht gelaufen.' Solche schlechten Gefühle archivieren sich wie von selbst.
Aber das nur am Rande.

Und wieder tagt die Ministerpräsidentenkonferenz. Das Volk lechzt nach Öffnungen und Lösungen. Aber das Ergebnis lässt das Wutbarometer ebenso schnell steigen wie den Inzidenzwert. Schnelltests für Bürger zum Selbermachen: Irgendwann im März. Vielleicht. Wenn, dann im Discounter.
Impfen beim Hausarzt? Irgendwann im April.
Impfen für alle, ohne Bürokratie und Anmeldemurks? Darüber muss debattiert werden. Ungefähr bis September, wenn dann wieder 16 Bildungsminister aus ihrem sommerlichen Dämmerschlaf gerissen werden und feststellen: Verdammt, die Schule geht wieder los und unsere Lehrer sind noch immer nicht geimpft.

Doch ich rege mich nicht auf. Diese Arschengel lasse ich nicht an mich heran. Ein fröhliches Lied trällernd, setze ich mich in meinen Wagen, um zum gerade wieder eröffneten Baumarkt zu fahren, um mir ein paar Primeln für den Balkon zu kaufen. Die werden zwar wieder – wie jedes Jahr – kurz vor Ostern erfrieren, aber ich kaufe, also bin ich. Außerdem gibt es dort jede Menge Arschengel, an denen ich mich mit Gelassenheit abarbeiten kann. Da kann man auch mal ganz gepflegt mit dem nagelneuen Spaten dem Kassenvordrängler einen saftigen Hieb über die Rübe ziehen. Nicht, dass mich die ganze Corona-Situation aggressiv machen würde – ich übe ja noch.
Aber das nur am Rande.“


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Nochmal:

Arschengel
Zuckerwatte
kleinwüchsig
blauäugig
archivieren
blasen
Blähungen
bäuchlings
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
*bravo* da ist alles drin! Gefällt mir sehr gut und uns Helge ist perfekt beschrieben!
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Danke @*****e_M
****59 Frau
3.102 Beiträge
Sehr treffend *ja* @*******tia *top*
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Da setzt du dich mit dem Arsch drauf
Weil es gerade mal wieder bei mir akut ist. *umfall*

Da setzt du dich mit dem Arsch drauf

Der wüchsige Klein hatte sich mit geklauter Zuckerwatte vollgestopft, weil seine Lauscher an der Wand noch immer nur das hörten, was er eben gern hören wollte. Dass er sich in seinem smarten Hirn ersonn, damit am Ende alles – in Seinem Sinne – gut werden würde.
Doch der arschige Engel von nebenan aus Hintertupfistan, hatte sich mit seinem breiten Hintern drauf gesetzt, hatte ihm alles durcheinander gewurschtelt und haute ihm dann auch noch die Wahrheit wie einen nasskalten Waschlappen um die schlafenden Ohren.
„Aua! Das tut weh“, dachte der wüchsige Klein und machte den arschigen Engel mit dem breiten Hintern zum Arschengel seiner Welt und erlag dennoch Kraft seiner Kohlsuppe nicht seinen Gedankenblähungen darüber, ob er den Arschengel am liebsten zum Teufel jagen würde oder nicht lieber doch auch weiterhin gern haben würde.
Er war zum X-ten Male bäuchlings in der Misere gelandet, vermied es allerdings dennoch, all seine bisherigen Arschengelinnen ad Acta zu legen und in seinem Palast aus irrigen Gehirnwindungen zu archivieren und eben nicht in blauäugiger Erwartung, dass er irgendwann einmal für sie reif sei, zu versauern.
Stattdessen blies er Trübsal und malte Rauchzeichen in die Luft. Signale für sein zerschundenes Herzelein, das bitte bald aufhören möge, den Weltuntergang ihm auszumalen ….

© CRK, G 2/2020


Reizworte:

Arschengel
Zuckerwatte
kleinwüchsig
blauäugig
archivieren
blasen
Blähungen
bäuchlings


Da fehlt ja noch das Bild dazu. *engel2*
Arschengel
Himalaya
"Lass die Finger von meinem Arsch, Engelchen und heb kurz die Zuckerwatte!"
Boris kauft zwei Fahrkarten und kabbert dann weiter eifrig an seiner Zuckerwatte, die in etwa so aussieht wie seiner Oma Haare nach der Trockenhaube, nur nicht so riecht und auch um einiges besser schmeckt.


Oma Nucki, wie sie ihre Enkel nannten, war eine kleinwüchsige Chinesin gewesen, die vor etwa einem dreiviertel Jahrhundert Opa Berti auf dem Kirmes kennengelernt hatte. Nachdem er etwa drei volle Eimer Lose bei ihr gekauft hatte, und ihr den Riesenteddy, die Rosen, das Kochtopfset und den rosa Elefantenteppich geschenkt hatte, lud er sie zu einer Zuckerwatte ein und fragte sie nach dreizehn gemeinsamen Fahrten mit der Himalayabahn, in der er Außen saß, damit sie an ihn herangedrückt wurde, blauäugig, ob sie seine Frau werden wolle. Sie wollte, drückte ihrem Chef den Loseimer in die Hand und ward ab da nur noch zweimal im Jahr auf der Kirmes gesehen. Jeweils auf der Frühjahrskirmes und dem Herbstjahrmarkt, wo sie geinsam mit Opa Berti ein paar Runden Himalaya fuhr, eine Cola trank und gemeinsam mit ihm an einer Zuckerwatte nagte. Nur zum Losstand ging sie nie mehr. Warum nicht, verriet sie nicht einemal ihrem Berti.

"Will ich nicht, Du machen Flühlingslolle aus Chef!" war ihr einziger Kommentar und dabei blieb es all die Jahre. Selbst als ein anderer Lostand kam, erfuhr Opa Berti nicht mehr. Wenn er nachbohrte, war ihre einzige Reaktion das Aufblasen ihrer Pausbacken und ein keckes Zungeherausstrecken. Dann kicherte sie und kniff Opa feste in den Po. Damit war die Sache für sie erledigt. Opa Berti grinste immer, wenn er davon erzählte und meinte, das wäre eben ihre Art, mit der Vergangenheit umzugehen und sie ad Acta zu legen. Er nannte diese Jahrmarktsbesuche Omas jährliches Archivieren und sie genossen es beide sichtlich.


Mit den Jahren allerdings bekamen beide von Cola und Zuckerwatte furchtbare Blähungen, die Runden auf dem Fahrgeschäft wurden allmählich weniger und als Opa sich irgendwann zu den Betrunkenen gesellen musste, die sich bäuchlings über die hintere Absperrung bei den Boxautos lehnten, um sich zu übergeben, ließen sie die Himalayabahn ganz weg.


Nun waren Oma und Opa schon seit drei Jahren tot, doch die Zuckerwattenarchivierung war mittlerweile zur festen Familientradition geworden. Niemand dachte eigentlich noch darüber nach, doch jetzt da Juki ihm an den Hintern gelangt hatte, musste Boris wieder daran denken. Juki war zwar keine Losverkäuferin gewesen, doch kennengelernt hatte er sie auch auf der Kirmes. Sie sass ausgerechnet in der Himalayabahn neben ihm und diese drehte die doppelte Anzahl als sonst an schnelleren Runden.
Nachdem die Bahn schließlich abgebremst hatte und stand, blieb das Mädchen fest an ihn gedrückt sitzen und sie fuhren noch einige Runden. Wieviel wusste er gar nicht mehr, denn er war zu beschäftigt gewesen, die zarte duftende Erscheinung an sich zu spüren, als dass er hätte zählen können. Nachdem sie ausgestiegen waren, knutschten sie bis spät nach Mitternacht die Buden schlossen. An den Boxautos. Denn auch sie ist klein. Wie seine Oma. Und wenn sie auf dem Treppchen zu den Boxautos steht, klappt das mit dem Küssen um Welten besser.

Irgendwie findet Boris jetzt Traditionen ziemlich cool. Nur Kneifen sollte Juki sich nicht auch noch angewöhnen. Soweit müssen Traditionen dann doch nicht gehen!
red
*******tee Frau
7.155 Beiträge
Guten Abend Dong , es ist 20:00 und hier sind die 8 Wörter zum Sonntag *smile*

Leuchten,
reflektieren,
offenbaren,
oberflächlich,
Maskenball,
obligatorisch,
Facetten,
fixieren.

Ihr schreibt alle so fleißig so schöne Geschichten, ich hab es noch nicht geschafft, alle nachzulesen. Hoffe, dass ich aufholen kann. *bravo*

Ich hoffe, dass meine Wörter euch beflügeln *zwinker*
Möge der Musensaft mit euch sein *hexhex*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Musensaft! *bravo* danke für das Wort @*******tee
red
*******tee Frau
7.155 Beiträge
@*****e_M soll ich dieses Wort gegen ein anderes austauschen? *lol*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Neee, @*******tee für mich und meine männliche Muse passt es perfekt *lach* deshalb musste ich es auch sofort verdichten *freu*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
@***ve

Gefällt mir, wie im echten Leben - das Mysterium der familiären, generationsübergreifenden Wiederholungen.
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Wenn ich mich nicht sehr irre, gehört das Wörtchen "Musensaft" doch gar nicht zu den neuen acht Wörtern, ist aber ein sehr bemerkenswertes neues Wort.

(Der Antaghar)
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