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Vor der Nachbarin selber gemacht85
Hat es sich schon mal jemand vor der Nachbarin oder dem Nachbar…
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Geschichtenspiel Teil 45

*******blau Mann
3.485 Beiträge
Schwierige Zeiten

Ohrringe, Ketten, Ringe und Armbänder sind in der Schatulle verräumt. Schon lange habe ich diese nicht mehr ausgeführt. Wohin auch? Noch immer ist alles geschlossen. Die Menschen sind viel zu verängstigt als dass sie sich gegen die Verordnungen stellen, aufbegehren und rebellieren. Meine Unterstützung hätten sie!

Mit der Zeit werden wir alle genügsam. Wie unsere Vorfahren in den Nachkriegsjahren hüllen wir uns einfach nur noch in pflegeleichte Baumwolle. Zeigt sich hier an den Strümpfen eine Laufmasche, dann schmücken wir uns mit einem Fingerhut und werden bei der Reparatur sehr kreativ. Sollte jemand mein Werk kritisieren kann ich ganz schön schnippisch reagieren und mit einem Stein aus dem Kopfsteinpflaster wild drohen (zumindest in Gedanken, bin ja viel zu nett). Da soll noch einer behaupten, ich sei leidenschaftslos…

by UMW
*********ested Mann
429 Beiträge
Weitergedacht

Ist es nicht, als wäre alles um uns in Nebel gehüllt? Dieser leichte, fast nicht sichtbare Nebel kriecht in jede Ritze. Er verschwindet in unseren Ohren, legt sich auf unsere Augen und lässt uns immer leiser werden. Ein sanftes aber stetiges verstummen unserer Begeisterung. Es ist wie mit einem Spielwerk, dessen Federspannung zu Ende geht. Unsere geistigen und körperlichen Bewegungen werden langsamer und selbst unsere Kommunikation scheint sich einlullen zu lassen.

Und da beginnt der Widerstand! Es ist Zeit nicht mehr leidenschaftslos zu sein. Wozu genügsam, wenn es auch Fülle und Begeisterung geben kann? Lasst uns damit beginnen uns auf die Suche nach neuen Zielen und Interessen zu machen, anstatt uns von der Lawine der Frustration mitreißen zu lassen.

Sind wir wirklich die Mäuse die verängstigt vor der Schlange sitzen? Natürlich sind wir eingeschränkt, aber unser Geist ist frei. Vielleicht ist es schnippisch, aber nein, es wird nicht wieder wie vorher. Wie kann es auch, wenn sich die Dinge verändern? Aber so ist Leben, es zeichnet sich durch ständige Veränderung aus. Lasst es uns akzeptieren. Jetzt ist es Zeit sich schneller zu bewegen. Die Feder wieder aufzuziehen und die Zukunft zu planen. Wir sind eingerostet, ohne das Öl der Interaktion, aber wir müssen nicht darauf warten, dass die Anderen uns anstoßen, um wieder unsere Bahnen zu ziehen. Vielleicht müssen wir nur einfach mal wieder aus unseren Gewohnheiten ausbrechen. Lasst uns mit den kleinen Dingen beginnen.

Es braucht nur einen Fingerhut voll Motivation um statt einem Schneemann eine Schneefrau zu bauen. Und vielleicht reicht das bereits für ein Lächeln auf den Gesichtern der Passanten, die sie sehen. Und wir wissen doch wie ansteckend so ein Lächeln sein kann. Man bringt es vom Spaziergang mit. Es versteckt sich im Mantel, oder im Schal und dann, ganz plötzlich, ist es wieder da wenn man vom Erlebten erzählt, oder vielleicht auch nur daran denkt.

Und dann beginnen wir größer zu denken. Lassen uns wieder auf Ideen ein. Die Zukunft will ja schließlich geplant sein. Wenn ich will, dass mich mein Rad wieder einmal so richtig durchschüttelt, wenn ich im Frühling über die Kopfsteinpflasterstraße zum Bäcker fahre um warme, leckere Brioche zu kaufen, dann muss es funktionieren. Und mich motivieren frische Brioche!

Aber ich will auch andere Motivieren. Ich will wieder für mehr Lächeln und Ideen kämpfen. Meine Liebste begeistern. Wann habe ich ihr Blumen geschenkt, oder schöne Unterwäsche? Nein ihr Lieben, nichts Praktisches aus Baumwolle für jeden Tag, sondern etwas verrucht, sündiges, bei dem schon die Verpackung etwas Besonderes verspricht. Unpraktisch für den Alltag und weit weg von Schlabberlook und Bequemlichkeit. Gleichzeitig aber auch etwas was wieder das Glitzern in ihre Augen entfacht und sie daran denkt, dass sie heute schon weiß, wer ihr die Laufmasche in ihre neuen Strümpfe machen wird. Einfach nur, weil da vielleicht zu viel Motivation aufkommt?
In wunderschöne Worte verpackt, Tröstliches serviert. Vielen Dank dafür!
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
@*********ested

Toller Text! *danke*
*******nd29 Mann
702 Beiträge
Ausgangssperre

Es ist tiefe Nacht im verschlafenen Zapfendorf. Verängstigt schleicht Knolle über das schneebedeckte Kopfsteinpflaster der engen Gassen. Zickzack ist seine Laufmasche, aber seine Angst lässt sich dadurch nicht irritieren. Schnippisch haucht sie ihm Kälte in den Nacken und da schützt ihn auch sein Huddie aus Baumwolle nicht. Aus seiner Flasche nimmt er den letzten Fingerhut voll Schnaps. Für gewöhnlich würde ihn eine ganze Pulle genügsam und leidenschaftslos machen, aber in dieser Nacht will das nicht funktionieren.
@*******nd29
Das ist doch sicher nur ein "Leckerli", oder? Da kommt doch noch was, es schreit geradezu danach! *anmach*
*******nd29 Mann
702 Beiträge
Zitat von *******ub74:
...
Ich weiß nicht - ich möchte euch irgendwie beiden zustimmen, was die Wortwahl angeht... einerseits wäre es bestimmt gut, nett zu mischen - andererseits könnte es auch spannend sein... keine Ahnung... acht Ortsnamen wären wohl blöd - das würden endlose Novellen werden, in denen jeder durch all diese Orte reisen muss oder so ähnlich....


Acht Orte

Ich frage mich gerade, ob ich acht Orte gut beschreiben könnte. Winton im australischen Outback wäre was. Der Ort kommt einem teilweise wie eine Western-Kulisse vor. Zumindest ist das Winton Hotel wirklich, wie man das aus alten Filmen kennt. Von Winton kann man mit einer Propellermaschine nach Townsville fliegen. Wow, dort jetzt zu sein wäre super und würde mein Frösteln stoppen. Nach Norden wird es noch besser: Cairns. Von dort kann man schöne Schnorcheltouren zum Great Barrier Reef machen. Und dann weiter mit dem Bus in den Regenwald durch den Daintree zum Cape Tribulation. Bisher hab ich sechs Orte einigermaßen leidenschaftslos erwähnt, aber sie sind eine Reise wert.

Auf der anderen Seite der Erdkugel findet sich dann Kopfsteinpflaster im Schwarzwald, in Franken oder auf der Schwäbischen Alb. Huch, jetzt bin ich über das Ziel hinausgeschossen. Da sage ich mal schnippisch: auch egal! Nun lege ich noch den Boden eines Fingerhutes mit Baumwolle aus und darin könnte ein verängstigter Floh einen Ort finden. Ich bin nicht genügsam und lege nun noch den Anfang einer Laufmasche als Ort des Geschehens fest.
*******blau Mann
3.485 Beiträge
.

Was bischn du für oiner?'

Ozzy, lupenreiner Tiefenperverser mit handtellergroßem Leck im Moraltank, ist heute Abend ins Städtle gegangen.

Ozzy hat sich bettfein gemacht, um im Städtle sich amtlich in der Nachcoronaeuphorie der Zwanziger zu versenken. Der neuen ausschweifenden Liederlichkeit der Welt wegen, will Ozzy die Sau rauslassen, sie zur Gottheit erheben und morgen irgendwann wieder heim in ihre Suhle reinkriechen lassen.
Noch einmal vorm Vergängnis blühen. Aber auf Gugu-Gaga Niveau. Damit es da keine Missverständnisse gibt.

Es ist Ozzy, der Gschuckte, irgendwann zwischen dunkelschwarz und dunkelblau, irgendwo zwischen "Riva Club" und "Fingerhut", irgendwie zwischen vollhacke und Lazarus. Ozzy also. Er ist es, der diese archaischen Geräusche macht, die nach brutalen und bizarren Ritualen anmuten. Dabei versucht er lediglich, mehrheitlich vergebens, das Bächle zu treffen.

Ozzy kotzt gerade spektakulär. Das heißt er kotzt in Bögen und nicht in Geraden, aber er tut es gerade eben und er tut es spektakulär. Das ist die Sache. Damit es da keine Missverständnisse gibt.

Ein Kerl steht halbwegs und grölt, ein anderer ruft etwas, und ein Mädchen, das einem Jungen gleicht, steht genügsam und geduldig neben Ozzy und sieht ihm wartend zu. Sie schaut ihm über die Schultern bei dem, was er tut und nimmt sonderbaren Anteil daran. Das Mädchen beugt sich tief herunter zu ihm. Ihre Haut ist weiß wie die Milch und ihre Augen sind großzügig schwarzgerahmt und ähneln, während des rauschhaften Augenblicks, in dem Ozzy ihre schwarzen Löcher vorbeigleiten sieht, denen eines verängstigten Tieres. Der eine kurze Moment, in dem sich die Pupillen trafen, hallt jetzt nach in Ozzys Herz. Sie hat was, wenn sie überhaupt ein Mädchen ist.

Ozzy sieht das Mädel direkt neben ihm in einer tiefen Hocke und sie schaut aus, als wäre die zusammenklappbar. Ihre dünnen Beine wirken fragil, wie die einer Spinne, und Ihre Strumpfhose hat mehr Laufmaschen als Nylon, mit deren Hilfe sie geometrische Muster malt, in denen Ozzys Blick für ein paar Herzschläge verunglückt.
Als er seinen Blick bergen kann, sieht er sie hocken und leidenschaftslos das Restgeld unter die Lupe nehmen, das er eben beim Kippenautomaten, gleich neben dem Bächle ausgekehrt hat. Er hört sie dabei laufend schnippische Sachen sagen, wie: 'Alta! Wie geschn du ab?' oder 'Was hasch du gessä? A Rode ? Darfsch du des? So als Moslem?' Was bischn du für oiner?'

Das Jungenmädel, das genauso gut eben erst einem sowjetischen Propagandaplakat hätte entstiegen sein können, trägt ihren androgynen Charme des Proletariats spazieren, unter ihrer löchrigen Hotpants Marke Eigenbau einen banalen weißen Baumwollschlüpfer, offenbar von Watson und ihre dunklen Haare kurz. Wenn sie überhaupt ein Mädchen ist.

Ozzy kniet noch mit den Händen auf dem, noch von der Spätsommersonne des Tages, warmen Kopfsteinpflaster und fragt sich zur selben Zeit mit den selben fünf überlebenden Neuronen, wo eigentlich Osten und wer überhaupt die Kleine ist. Wenn sie überhaupt ein Mädchen ist.

Er versucht den Kopf höher zu bekommen, um seinen Augen wenigstens eine Chance zu geben, die Kleine besser zu fokussieren, doch das Bild, das der jämmerliche, nasse Schwamm in seinem Kopf schließlich zusammenschustert ist gar keines. Es ergibt keinen Sinn. Die Anordnung von Körperteilen stimmt nicht und ist komplett aus den Fugen geraten wie ein kubistisches Gemälde von Picasso, aber ein mißratenes.

"Mirscheißegal! Saufen darf I ja au net. Von daher...", raunt Ozzy also laut, damit es da keine Missverständnisse gibt.

.
's Städtle
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
In dunklen Landen - (16 Wörter - Eine Geschichte)
In dunklen Landen, dort wo schon längst die meisten Menschen verschwunden waren, fortgetrieben von Angst und Grauen, verjagt von gräulichen Wesen. Dort, wo sich einst blühende Kulturen unter dem unheilvollen Einfluss des allgegenwärtigen Bösen in graue düstere Ödnis verwandelt hatte, dort spielt die heutige Geschichte.

Nur wenige versteckte Saumpfade führen noch in dieses Gebiet der Finsternis, in schwindelnden Höhen, verschlungen sich windend durch die endlosen Landstriche der eisig kalten Frostberge. Einzig ein schmaler Tunnel existiert noch, Kilometer lang, und tief verborgen unter den ewigen, schweigenden Felsmassen des Teufelsmassivs. Andere Tunnelzugänge liegen seit Jahrzehnten verschüttet und unpassierbar unter zusammengebrochenem Felsgestein begraben.

Mitten in diesem Tunnel gibt es mehrere Kavernen, unheimlich beleuchtet von schwelenden und rußenden Pechfackeln. Dort lebt, samt einer Schar brutaler Kobolde und verwahrloster Grenzwächter, eine seltsame Alte, nicht Hexe, nicht Weib, aber zweifelsohne mit gewissen unheimlichen Kräften ausgestattet. So manches Geheimnis hütet dieses Weib, nicht zuletzt ihre wohlgeborene Herkunft.

Der Name dieses Höllenweibes lautet Violett Prudence Hornigold und ihre Bösartigkeit ist schon von weitem dem Kundigen spürbar. Eine runzelige, schnippische alte Vettel, welche grausam und vollkommen leidenschaftslos ihren düsteren Gelüsten folgt. Eine schäbige und verdreckte Chaiselongue ist das einzige halbwegs bequeme Möbelstück in ihrer ureigenen Kaverne, alles andere grob zusammengehauene Bänke und ein wackeliger Tisch aus zusammen gesuchten Hölzern. In der hinteren Ecke eine verwahrloste Feuerstelle und ein verdrecktes Lager aus alten Decken und Fellen. In wuchtigen Regalen ruhen Dutzende Tiegel, geflochtene Körbe und Krüge, gefüllt mit seltsamen Mixturen oder deren Zutaten. Zwei mächtige Blutwölfe leben hier mit der alten Hornigold, grimmige Wächter der unseligen Alten. Ohne die beiden ward sie nie gesehen.

In den dunklen Landen selbst, die sich verängstigt zwischen den mächtigen Bergketten ins unwirkliche Dunkel zu schmiegen scheinen, lebt allerlei wildes Gevölk. Abschaum, Gejagte, und etliche seltsame Wesen aus den dunklen Zeitaltern. Die kleine, mittlerweile verfallen erscheinende Burg, einst Herrschersitz der Könige, liegt fast verlassen inmitten der Landschaft, verloren wirkend auf dem sanft ansteigenden Hügel. Dort verschanzen sich die letzten fünfzig der eisernen Garde, die letzten Mannen des einst so stattlichen Heeres. Treu halten sie ihre einsame Wache, trotzen dem Bösen und warten, von allen vergessen, auf die Rückkehr der Könige. Das Leben der Garde ist mehr als genügsam. Auf dem holprigen Kopfsteinpflaster des Burghofes hallen die kräftigen Schritte der Torwachen.

Das einzige Grün bildet ein großer Thujabaum, dessen majestätische Wedel wie ein riesiges Blätterdach über dem mächtigen, zweigeteilten Stamm schweben. Die Kirchenglocken der kleinen Burgkapelle sind schon seit langer Zeit verstummt, wirken wie erfroren unter dem eisigen Hauch des absolut Bösen, welches die dunklen Lande in festem Griff hält. Der Tod des letzten Mönches ließ die kleine Kapelle schweigen und die aus grober Baumwolle genähten Gewänder des kleinen Ordens wurden nicht mehr gesehen.

Der greise Ritter Muart führt die letzten Aufrechten an, wohl wissend, dass die Zeit der Flucht schon längst verstrichen ist, und nur der ehrenvolle Untergang im Kampfe seinen guten Namen retten kann. Der alte Edelmann und Ritter poliert seine Klinge, die tödliche Waffe mit wertschätzendem Auge betrachtend. Eine tiefe Schuld belastet den Recken, eine Begebenheit aus der Vergangenheit, welche sich bis heute auswirkt.

Seit langer Zeit gelangen keine Handelsleute mehr in die dunklen Lande, da die böse Hexe Hornigold und ihre Schar Ruchloser niemanden mehr passieren lässt. Und sollte es doch einem Verwegenen gelingen, sich ungesehen oder mit Gewalt einen Weg durch den Tunnel zu bahnen oder über einen der wenigen Saumpfade die dunklen Lande zu erreichen, wird er den Umtrieben des wilden Gevölks zum Opfer fallen.

So lebt auch die kleine, verbliebene Schar der eisernen Garde von dem Wenigen, welches die Gärten der Burg erbringen, von der Jagd und der Beute, die sie anderen abjagen. Fürwahr ein billiger Trost und ein armseliges Leben. Den königlichen Glanz vergangener Jahre lässt hier nichts mehr erahnen.

Die heutige Nacht ist schwül, Blitze zucken über die Lande, so als ob sie die letzten Rechtschaffenen erschlagen wollten. Laute Donnerschläge rollen und grollen durch die Nacht. Kein Stern ist zu sehen und in den Wäldern schallt das grausige Geheul der bösen Trolle. Muart, der eiserne Kämpfer, hadert einmal mehr mit seinem Schicksal, weiß er doch, dass er nicht ganz unschuldig an der Wandlung der Zeiten ist.

Violett Prudence Hornigold sitzt ekstatisch lachend an ihrer Feuerstelle, geräuschvoll einen Tee schlürfend, dessen Hauptbestandteil die Blüte des Fingerhutes ist. Dieses Gebräu, welches für alle Menschen tödlich wäre, ruft bei der alten Vettel lediglich Halluzinationen hervor. Wahrnehmungen, welche ihren kranken Wahn nach Macht nur noch mehr anfachen. Auch ihre unheiligen Kobolde lieben dieses abstruse Gebräu und gießen sich dazu billigen Beerenwein hinter die durstigen Knorpel.

Aber was war geschehen, woher rührt diese unsägliche Verwandlung?

Einst glänzten die dunklen Lande in güldenem Schein. Eine Prinzessin, einer wunderbaren Elfe gleich, verfiel der Liebe. Ihr Herz entbrannte lichterloh für den Hauptmann der Königsgarde. Aus der einzigen Sorge der jungen Adeligen, nämlich dem Beobachten der Laufmasche in ihrem feinen Strumpfwerk, erwuchs mit der Zeit ein Berg von Schwierigkeiten. Stellte doch der so angehimmelte Recke sein Ehrgefühl für das Königshaus weit über seine eigenen Herzensangelegenheiten. Voller Unverständnis verblieb die junge Prinzessin. Ihr eigensinniger Kopf schwor böse Rache für diese unfassbare Zurückweisung. Die liebliche Prinzessin schloss einen dämonischen Bund mit den Mächten der Finsternis. In ihrer tiefen Enttäuschung wollte sie zerstören, was ihr nicht zugetan war.

So wandelte sich verschmähte Liebe zu grenzenlosem Hass, so wandelte sich ein gülden glänzendes Reich zu den dunklen Landen. So gingen die Menschen und immer zahlreicher kamen die bösartigen Wesen. Ein Ort der Herrlichkeit wandelte sich im Laufe von zwanzig bitteren Jahren zu einem Hort der Finsternis.

Heute nun sitzen dort zwei Wesen, welche sich einst liebten und sich nun werden töten müssen, damit das Gute oder das Böse obsiege. Damit dieses Elend ein Ende nähme.
Siegt der edle Recke so besteht die Möglichkeit auf eine Rückkehr der Könige. Siegt die bösartige Hornigold versinken die dunklen Lande auf ewig in den schwarzen Gründen der Finsternis.

Fürwahr ein grauslicher Wandel, geboren aus den Irrwegen der Gefühle, den wirren Verästelungen der Liebe und dem Glauben an falsche Ehre.
Das Wohl und Wehe, das Leid von Tausenden entschied sich an diesen Dingen.

Doch heute bläst das Horn, die eiserne Garde galoppiert heran, bereit die Farce zu beenden. Mit hocherhobenen Lanzen und Schwertern, schützenden Schilden und wild wehenden Federbüschen auf ihren Helmen. Ein mächtiger Recke ist darunter, Muart der letzte Kommandeur, welcher stolz das Banner der verblichenen Könige mit sich führt, bereit sich dem Bösen zu stellen, welches aus verschmähter Liebe erwuchs und blühende Gefilde in trostlose Dunkelzonen verwandelte!

Schon bald klirren die Schwerter, finden Lanzen ihr Ziel, derweil die heimtückischen Bogenschützen der Dunkelheit ihre eigene Todesernte halten. Der Kampf tobt und beide Seiten zahlen einen hohen Preis.

Wie so vielerorts auf dieser Welt ringt das Gute mit dem Bösen, ungewiss der Ausgang ist!

Kamasutra 10.02.2021
*******blau Mann
3.485 Beiträge
Wow. Das war zeitgleich @*********2016
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Stereotypisches Thekenmännergespräch (Part 36)
Pandemie

Die Kirchenglocken schlugen fünf mal. Nein, nicht die kompletten Kirchenglocken, sondern nur die einzelne Bimmelbommel, welche die Uhrzeit anschlägt. Doch in meinem hohlen Kopf gab es so viel Widerhall, dass es sich anhörte wie die Glocken eines gesamten Carillon, an dessen Klaviatur ein durchgeknallter Ork unter Einfluss der neuesten Partydrogen diatonische Alpenhits einhämmerte. Ich erwachte schweißgebadet. Die Nacht war schwül, aber das Klima war nicht Ursache meines Schweißausbruchs.

Ich hatte einen unvorstellbaren Albtraum. Ich schrak in dem Moment aus dem Bett hoch, als ein empörter Dorfbewohner ein Hartholzschild mit der Aufschrift „Ich lass mich nicht von Gates impfen!“ auf meinem weichen Schädel zertrümmern wollte …

Dem ganzen Albtraum lag eine unvorstellbare Situation zugrunde: Aufgrund einer Pandemie mit sehr hohen Ansteckungszahlen beschloss die Bundesregierung, alles dicht zu machen, was auch nur im Entferntesten nach Menschenansammlung und Körperkontakt aussah. Ganz besonders davon betroffen waren nicht nur die Damen im Negligee, die auf der Chaiselongue auf solvente Herren warten, sondern auch der Einzelhandel, der Drogenhandel, die Frisöre und Frisörinnen, die Kinos, die Discos sowie alle Künstler und Künstlerinnen. Das Schlimmste aber:
Alle Kneipen dicht. Sämtliche Zapfhähne der Republik trocken. Kein Schluckspecht sollte mehr auf das Holz des Tresens hämmern. Keine Bierfässer dürfen rollen und man hörte bereits die Bierbrauer grollen: Es fehlten die großen Feste, die den Jahresumsatz bestimmen. Ein echter Albtraum. Wie soll dieses Land ohne gesellschaftlich anerkannten Konsum- und Alkoholrausch durch die harten, dunklen Wintermonate kommen?

Ich träumte, es gäbe trotzdem ein konspiratives Treffen in Helgas Kneipe. Alle waren da, wie von Geisterhandy herbeigerufen:
Der stumme Olli auf seinem Stammplatz im feinen Anzug. Mein Sauf- und Kneipenkumpan Klaus Schmidt. Unser Dorfmetzger Herbert, heute in seiner blutigen Arbeitskleidung, zusammen mit dem Bürgermeister. Aaron mit seiner Freundin Sylvia. Sogar meine unglaublich unerfüllte Liebe Paula hockte zwei Sitze weiter am Tresen und unterhielt sich mit Jürgen, dem Bäcker. Fehlte nur noch meine Ex, aber diesen emotionalen Horror ersparte mir dieser Traum – immerhin.
Helga bediente uns gewohnt routiniert, aber ihre Stirn erschien mir ungewohnt runzelig. Sie machte sich offensichtlich Sorgen ob der Krawalle vor Tür und Fenstern unserer geliebten Kneipe.

„Meint ihr, die kommen rein?“, fragte Helga ängstlich.

„Ich glaube, die haben es nicht auf uns abgesehen“, beruhigte der Bürgermeister.

Klaus Schmidt entrüstete sich mit einem trocken ausgehusteten 'Pah':
„Denen ist doch egal, wen sie in die Finger bekommen. Hauptsache er ist nicht ihrer Meinung, um sich zu ihrem Feind zu machen!“

„Typisch Querdenker“, meinte der stumme Olli leidenschaftslos.

„Querdenker? Was soll das sein? Bis ich quer denke, liegen bereits viele geleerten Flaschen kreuz und quer ...“ fragte ich schnippisch.

Nicht nur Helga, sondern auch Aaron wirkte verängstigt. Vielleicht lag es an seinen jüdischen Vorfahren, vielleicht auch an der dunklen Hautfarbe seiner Freundin Sylvia – oder an beidem:
„… und dann erklärt sich der Mob die Pandemie wieder mit einer jüdischen Weltverschwörung und jagt jeden durch die Straßen, der nicht ins Weltbild passt.“

Aarons Sorgen konnte ich nachvollziehen. Herbert, der Metzger, war dagegen heute seltsam gestimmt:
„Die zionistischen Echsenmenschen vom Mars wollen uns alle versklaven. Uns kleine Geschäfte wollen sie kaputt machen, damit von Bill Gates' Mikrochip geimpfte Konsumopfer nur noch bei Jeff Bezos' Online-Laden einkaufen. Dann kaufen sie den verarmten Menschen ihre Kinder ab, um das Blut von weißen Waisenkindern zu trinken. Militante Veganer, die Schweineblut verabscheuen, berauschen sich ekstatisch am Saft unschuldiger Kinder. Hat mir ein guter Freund erzählt, der weiß das von seinem Cousin, der viel auf Youtube recherchiert ...“

Der stumme Olli lachte laut auf. Sein schallendes Gelächter hallte als endloses Echo durch meinen Traum, bis Olli leise auf Herberts verbalen Auswurf antwortete. Die analoge Echofeder seines elektrischen Verstärkers war offenbar plötzlich gerissen:
„Herbert, denk nach. Die ganze Welt spielt das Spiel mit? Auch Staaten, die absolut nichts mit Bill und Jeff zu tun haben wollen? Die Araber, die Chinesen, die Russen? Das wäre wahrlich eine Laufmasche der Geschichte.“
Olli erhob sein Glas, um in die Runde anzustoßen. In seinem schartigen Gefäß schwappte eine Flüssigkeit, die stark an Blut erinnerte. Eine Bloody Marie traute ich ihm nicht zu:
„Genauso gut könnte ich behaupten, Obama startete seine Karriere als Präsident, weil er nie Lust dazu hatte, auch nur einen Fingerhut voll Baumwolle zu pflücken.“

Jetzt mischte sich der Bürgermeister ein, der bereits etwas angeschickert an der Theke lehnte:
„Hör mir auf mit Obama. Alle schimpfen über Trump, aber wer hat denn wirklich Kriege geführt? Obama hat sich doch durch den Orient und Asien gekämpft wie ein Wildschwein auf der Suche nach Trüffeln. Trump war dagegen sehr genügsam ...“

„... und stiftet einen Bürgerkrieg im eigenen Land an. Mit der Ausstrahlung eines Thujabaums wünscht er sich Blut auf allen Kopfsteinpflastern herbei!“ entgegnete Aaron aufgeregt.

Klaus Schmidt war bisher ganz ruhig. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er erst redete, wenn ein Gedanke genügend ausgereift war:
„Scheiß' doch auf die Amis. Schaut auf die Russen. Die haben schon alle durchgeimpft und feiern schon wieder Partys. Mit echtem Krim-Sekt, denn der gehört ja irgendwie dazu. Ob der Westen das will oder nicht. Ich will sofort zu Olga ...“
Mit glasigen Augen starrte Klaus in eine imaginäre Ferne:
„... irgendeine Olga, egal welche. Hauptsache Brüste!“

Klaus verblüffte mich. Waren jetzt alle verrückt geworden?
Jetzt mischte sich auch noch Paula ein. Ob meines massiven Samenstaus konnte ich ihr sowieso nie widersprechen:
„... und alle lästern über Merkel. Angela ist angeblich an allem Schuld. An der Bankenkrise, an der Asylantenflut, am Virus. Alte weiße Männer schimpfen über eine Frau an der Macht. Nichts hat sich geändert.“

„Genau“, pflichtet ihr Sylvia bei: „... und ein sudanisches Sprichtwort sagt: 'Zwei Könige fahren nicht in einem Kahn'. Deshalb muss jeder sein eigenes Boot schnitzen.“
Ungeduldig mischte sich Helga ein:
„Ihr habt ja mal wieder gut reden“, brüllte sie so laut, das unser aller Ohrläppchen flatterten, „Und was machen wir jetzt mit der verqueren Meute vor meiner Tür?“

„Wir pfählen sie ...“, empfahl der Bürgermeister.
„Wir schlachten sie ...“, war die logische Einlassung des Metzgers.
„Wir backen sie in Blätterteig!“, befahl unser Bäcker, der bisher geschwiegen hatte.
„Auge um Auge. Wir vergasen sie ...“, ereiferte Aaron sich grimmig.
„Wir lieben sie, trotz allem ...“, so der weibliche Einwurf von Paula.
„Ich verkaufe ihre Häuser!“, freute sich der stumme Olli und rieb sich die Hände. Er war seit einiger Zeit scheinbar durchaus erfolgreich als Immobilienmakler.
„Kann ich noch ein Bier haben?“, fragte Klaus Schmidt.
„Du kannst was auf die Fresse haben, Sexistenschwein!“. Helga wurde rot vor Wut. Dies konnte nur ein Albtraum sein.
„Der Büffel prahlt nicht mit seiner Kraft, wenn der Elefant da ist." Allmählich nervten Sylvias afrikanische Kaffeesatzweisheiten.
„Ich nehme die Wahl nicht an“, stöhnte unser Bürgermeister in sein Bierglas.
„Ich gehe da jetzt raus!“, sagte ich knapp und bestimmt.

„Was soll das bringen?“, wollte Klaus wissen.

Der Bürgermeister legte mir seine schwere Pranke auf die Schulter:
„Peter!“
Er hatte Tränen der Rührung in den Augen:
„Wenn du das Opfer bringen willst, geh' mit Gott, aber geh' ...“

„Genau“, frotzelte Olli: „Wir werden alle auf dein kaltes Heldengrab pinkeln, wenn wir dort nach der Pandemie unseren ersten Umtrunk halten!“
Verdutzt schaute ich ihn an.
„Denk' an das Leben. Willst du dich wirklich wegen so was streiten und kämpfen, dafür sterben? Denke an alles, was das Leben bietet ...“
Olli breitete die Arme aus und zwischen seinen Händen entspannte sich ein Breitwandfilm: Es tanzten die Damen, die einst hier in der Kneipe auftauchten. Paula und ich küssten uns in dem Film unter der Glasglocke einer Erdpfeife im kuscheligen Gras. Jäger blamierten sich in Helgas Kneipe und unsere Lieblingswirtin drückte mich an ihren enorm großen weichen, warmen Busen. Ich schwamm darin und trank Weizenbier aus ihren Stillgeräten.

Mit einem Schrei erhob ich mich aus dem wogenden Fleisch der Wirtin:
„Zur Sonne, zur Freiheit“, brüllte ich über die Theke hinweg.
Niemand konnte mich aufhalten. Ein Schirm, der seit Monaten verlassen an der Garderobe verstaubte, sollte mein Schwert sein, mit dem ich nach draußen stürmte.

Ich lief gegen die Menschen wie gegen eine Wand. Ihre Parolen rösteten meinen Verstand:
„Schimpfen statt Impfen“
„Dorfgesundheit first“
„Merkelfreie Zone“
„Ohne Gates gäits bässer“
„Friede – Liebe – Trump“
„Nie mehr Pharma-Sklave“
„Impfdosen zu Flugkarten“
„Ich will Disco – kein Impf-Fiasko“

Ich schrak in dem Moment aus dem Bett hoch, als ein empörter Dorfbewohner ein Hartholzschild mit der Aufschrift „Ich lass mich nicht von Gates impfen!“ auf meinem weichen Schädel zertrümmern wollte.
Alles nur ein Traum. Sollen die da draußen doch machen, was sie wollen. Winterschlaf steht mir gut. Wenn der Bär seinen Schatten sieht, geht er zurück in sein Höhle.

Gute Nacht.


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... und wieder bin ich nicht rechtzeitig fertig geworden und schrieb dann halt zweimal 8 Wörter, die da waren:

schwül
Kirchenglocken
runzelig
rollen
Chaiselongue
ekstatisch
grollen
Thujabaum

leidenschaftslos
schnippisch
verängstigt
genügsam
Fingerhut
Baumwolle
Kopfsteinpflaster
Laufmasche

Aber alles schwer zu kapieren, wenn man Peter und sein Kneipenfreunde nicht kennt. Die Übersicht gibt es hier:
Stereotypisches Thekenmännergespräch
Homepage "Kurzgeschichten" von impotentia
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Genau @*********ested , lass uns positiv bleiben. Ich rasiere mich sogar im Homeoffice. Würde.

Ozzy - @*******blau , Ozzy hieß mein erstes Fitnessstudio, in dem ich war, um meine alten Knochen geschmeidig zu halten. Und der Dialekt: Herrlisch. Erinnert mich an mein Exil in Schramberg ...
*ggg*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Carillon
... und zur Erklärung:
Aschaffenburg hat ein Carillon. Manche kennen es aber vielleicht auch aus dem Film "Willkommen bei den Sch'tis":





**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
@*******tia
Mal wieder einfach nur herrlich!! Danke für diese überaus heitere Geschichte vor dem Zubettgehen! *top*

Mein Lieblingsabsatz, der mich zu einem lauten Lachanfall brachte:

Zitat von *******tia:
„Die zionistischen Echsenmenschen vom Mars wollen uns alle versklaven. Uns kleine Geschäfte wollen sie kaputt machen, damit von Bill Gates' Mikrochip geimpfte Konsumopfer nur noch bei Jeff Bezos' Online-Laden einkaufen. Dann kaufen sie den verarmten Menschen ihre Kinder ab, um das Blut von weißen Waisenkindern zu trinken. Militante Veganer, die Schweineblut verabscheuen, berauschen sich ekstatisch am Saft unschuldiger Kinder. Hat mir ein guter Freund erzählt, der weiß das von seinem Cousin, der viel auf Youtube recherchiert ...“

Wenn man das so zusammengefasst liest, ist das nur noch durchgeknallte Comedy vom feinsten. *haumichwech*

Zitat von *******tia:
„Herbert, denk nach. Die ganze Welt spielt das Spiel mit? Auch Staaten, die absolut nichts mit Bill und Jeff zu tun haben wollen? Die Araber, die Chinesen, die Russen? Das wäre wahrlich eine Laufmasche der Geschichte.“

Wenn der stumme Olli mal spricht, trifft er meistens mitten auf den Punkt.

Wie immer: Ich liebe Deine Thekenmännergespräche!
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Zitat von **********Engel:
Wenn der stumme Olli mal spricht, trifft er meistens mitten auf den Punkt.

Der heimliche Held der Serie. Ich mag die Menschen, die wenig reden, aber dafür auf den Punkt.
**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ja genau. Die mag ich auch! *g*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Ich schreibe das weiter - für Fans wie Dich! *g*
**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hachz! *roseschenk*
*******blau Mann
3.485 Beiträge
*bravo* *bravo* @*******tia

Hab mich kaputgelacht. Wirklich sehr gut und sehr witzig. Du hast mich auf die Idee gebracht auch einen Oddy und Zeus zu dem Thema zu machen. *bravo* *bravo*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
@*******tia

Begeistert habe ich deine Geschichte gelesen.

Danke und *bravo*
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Das ist einfach nur herrlich! Vielen Dank!

(Der Antaghar)
Ein unliebsamer Job
leidenschaftslos
schnippisch
verängstigt
genügsam
Fingerhut
Baumwolle
Kopfsteinpflaster
Laufmasche
---

Kiki stelzte vorsichtig auf ihren zwölf-Zentimeter-Absätzen durch die Fingerhutpflanzen zurück zum Straßenrand. Die winzige Waldlichtung war kein idealer Ort, um sich zu erleichtern, doch einen besseren gab es nicht in unmittelbarer Umgebung. Mit den Gegebenheiten musste man eben seine Ansprüche an eine vernünftige Sanitäranlage zurückschrauben. Ärgerlich begutachtete sie die Laufmasche, die sie sich beim Klettern über die Leitplanke zugezogen hatte. Verdammt, das war ihr letztes Paar Nylons!

Vor zwei Wochen noch war alles anders. Kiki und die anderen hatten sich am Ortsende angeboten, auf dem letzten Stück Weg mit Kopfsteinpflaster, der im Nichts endete.
Im „Goldenen Hirsch“, einer nahegelegenen Wirtschaft, hatten sie die Toiletten nutzen, sich aufwärmen und mit Kaffee versorgen können. Doch der neue Bürgermeister, verunsichert und verängstigt durch die brutalen Geschehnisse in den letzten Monaten, hatte die Szene noch weiter weg an die Schnellstraße verbannt. Nichts sollte das Bild seiner sittsamen und braven Stadt trüben – so die offizielle Verlautbarung. Aber Kiki war klar: das war nicht der einzige Grund. Frequentierte er doch selbst gelegentlich die Damen und war sicher froh, dass er sie nun unauffälliger erreichen konnte.

Langsam wurde es dunkel. Kiki setzte sich etwas abseits der anderen auf einen Betonblock, der von den letzten Bauarbeiten liegengeblieben war und zündete sich eine Zigarette an. Wieder ein vergeudeter Tag, der nichts gebracht hatte.

Plötzlich leuchteten Scheinwerfer auf. Kiki erkannte das Auto, das langsam an den Ladies entlangfuhr und auf dem schmalen Standstreifen neben ihr zum Stehen kam. Das Beifahrerfenster surrte nach unten und eine Stimme drang aus dem Wageninneren.

„Na, Kleine, was nimmst du denn so für ´nen Blowjob?“

So lässig, wie es ihre hohen Absätze erlaubten, schlenderte sie zum Wagen und beugte sich ins offene Fenster.

„Für dich nur 50 Mäuse, Schätzchen“, informierte sie den Fahrer leidenschaftslos.

Der Deal galt, sie öffnete die Wagentür, ließ sich ins Polster fallen und verdrehte entnervt die Augen.

„Herrgott, Lucas, musst du denn jedes Mal so ein Theater machen, wenn du mich abholst?“

Lucas kicherte. „Bietet sich doch an, oder? Um nicht zu sagen: Du bietest dich an.“

Kiki knuffte ihn dafür mit dem Ellenbogen in die Seite. „Mann, ich bin echt froh, wenn die Kollegen diesen Nutten-Schlitzer endlich gefasst haben. Ich habe das Wildpinkeln und dieses arrogant-schnippische Gehabe der Weiber langsam satt. Hätte ich gewusst, dass sich der Einsatz so lange hinzieht, hätte ich mich nicht so schnell freiwillig gemeldet.“

Sie schnallte das verdeckte Pistolenholster ab, schnappte sich ein Baumwoll-Sweatshirt von der Rückbank und schlüpfte hinein. Wenige Augenblicke später war sie weggedöst mit vorfreudigen Gedanken an ein anständiges WC und ein sauberes, weiches Bett.

Das war die gute Seite an diesem Job: Man wurde tatsächlich genügsam und erfreute sich wieder an Dingen, die man sonst für selbstverständlich hielt.
**********gosto Frau
16.058 Beiträge
Deine Geschichte macht Lust auf mehr ... Ob Kiki und ihre Kollegen den „Nutten-Schlitzer“ zu fassen kriegen? *fernglas*
Mal sehen, welche Wörter mich zu einer Fortsetzung inspirieren können. Eigentlich bin ich ja kein "Serientäter" *mrgreen*
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