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Geschichtenspiel Teil 45

Also, den österreichischen Schnellzug möcht ich sehen, der unseren ICE in die Schranken weisen kann *schmoll*
Zitat von *******ub74:
*gruebel* "N"eues schreibt man "groß", oder? *roll*

Ja schon, und im letzten Satz deiner Geschichte, wo wir grad dabei sind, wird er gegenüber DER Insel niemals Rechenschaft ablegen müssen. *g*
*******ub74 Mann
134 Beiträge
*g* Du bist meine Traumlektorin! *g*

Aber jetzt mal GAAAAANZ im Ernst!:
So, wie Du von der Donautalbahn geschwärmt hast - die ja demzufolge mindestens 10-15km/H draufhatte - hey... da bleibt bei der horrenden Geschwindigkeit mindestens in Bayern jeder ICE zurück!

Mit Ausfällen gerechnet. Und Verspätung. Nun ja - ist subjektiv... meine Erfahrungen waren mehr so... öhm...
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Leuts, eure Geschichten sind herrlich!! *lol* *bravo*

Aber ich verrate euch was: Im Geschichtenspiel darf jeder schreiben, wie er will.
Hier wird nicht lektoriert, keine Rechtschreibprüfung. *nein*

Wenn du willst, dass jemand deine Geschichten auseinandernimmt und lektoriert, @*******ub74, solltest du sie in einen eigenen Thread stellen. *g*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Die 8 zum Sonntag!
schwül
Kirchenglocken
runzelig
rollen
Chaiselongue
ekstatisch
grollen
Thujabaum

Viel Spaß beim fabulieren und schreiben!
Möge die Muse euch knutschen! *kuss*
*******ub74 Mann
134 Beiträge
„Eine was?“
Heribert war mittlerweile deutlich genervt. Keine Frage – er liebte Norbert. Wirklich. Aber er konnte einen bisweilen schon…

„Du meinst ein Sofa, richtig? ´Ne Couch. Oder?“

Faszinierend, wie theatralisch Norbert mit den Augen rollen konnte. Ganz besonders seit etwa anderthalb Monaten. Francois war bloß über´s Wochenende dagewesen, hatte aber nicht versäumt, Norbert mit derart vielen Klischees vollzupumpen – das fing beim „Augenaufschlag“ an und hörte damit auf, dass sie jetzt nicht mehr einfach nur schwul, sondern schwül waren. Französisch – oder das, was Norbert dafür hielt – war ja so „on wook!“.
Himmelherrgott… ein schwüler Franzose namens Francois – wie billig kann „low budget“ eigentlich werden? Wer muss noch ins Dschungelcamp, um so etwas zu toppen?


„Mein Lieber, Du wirst ganz runzelig, wenn Du so ernst schaust. Hör´ auf zu grollen und halt den Zollstock bitte genau… ja. Genau ans Eck. Richtig. Danke.“

„Wenn Du noch einmal dieses Francois-Tucken-Getue imitierst und so ´rumfuchtelst… also hier soll die neue Couch hin, oder wie?“

Norbert lächelte herablassend, sich offenbar auf einer Stufe mit Meister Yoda wissend.

„Couch.“

Das spöttische Lächeln war ja nun wirklich sehr deutlich.

„Ja, das sagte ich ja.“

Heribert versuchte, ruhig zu bleiben. Norbert genoss den Moment der vermuteten Überlegenheit, während Heribert innerlich bis zehn Trillionen zu zählen versuchte.

Also Stille. Nichts war zu hören. Klar. Jeder war auf seine Weise beschäftigt.

Bis vollkommen plötzlich die beschissenen Kirchenglocken ekstatisch den nächsten Thujabaum auf dem der Kirche rückgelagerten Garten ankündigten und Heribert das absurde Bild eines Fernsehsessels, wie er ihn von seiner Oma kannte, ins Hirn brannten.

„Chaiselongue!“

Heribert schrak auf. Norbert grinste noch immer „überlegen“.

„Scheiße. Was?“

„Ja, genau – Chaiselongue!“
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
@*********rlan Warum so negativ über das Alt- bis Älterwerden schreiben? Jedenfalls empfinde ich deinen Text so? Und überhaupt: Es kommt immer darauf an, was man wie aus seiner aktuellen Situation macht. Habe ich eine positiv gefärbte Brille auf, wirkt die Welt ganz anders, als wenns die Negativbrille ist.

Auch das böse V kann durchaus auch positives im Privaten bewirken, Auswirkungen haben. Also zumindest die Auswirkungen des bösen V.
@*********ose_K Richtig,du empfindest meinen Text so. Das ist alles. Also frage dich doch einmal, welche Sorgen und Befürchtungen in DIR getriggert wurden. Mit meiner im übrigen völlig erfundenen Geschichte hat es jedenfalls nichts zu tun.
Keine Beschreibung angegeben.
**SK
7.791 Beiträge
Gar keine. Ich hab dir nur zurückgegeben, wie der Text auf mich wirkt. Mehr auch nicht ...
*******blau Mann
3.485 Beiträge
Dem Bürgermeister seine Frau ihr Erdbeerbeet

"Wenn der Schwanz sagt so, dann so. Wenn er sagt anders, dann anders!"

Zunächst zog sie die linke Augenbraue hoch, befürchtete jedoch ihre Stirn könnte zu runzelig aussehen und dass er sie deswegen alt fände, und ließ es daher bleiben. Wenn er nochmal kann, warum nicht? Sie lachte. Er lachte. Eine einfache Sache.

"Ich sag nicht nein, du Tier!" Sie machte bei 'Tier' ihre Augen ganz groß. "Wir haben es in der Küche getan, im Wohnzimmer, warum auch nicht hier?"

Es ist Ozzy. Wen habt ihr erwartet? Wer sonst steht für ekstatischen Hedonismus Marke Eigenbau und Größenwahn? Es ist Ozzy, der Gschuckte, und zwar ist er im Schlafzimmer der Tante vom Gartenamt. Vielmehr ist er im Schlafzimmer vom Bürgermeister, was Ozzy aber erst morgen herausfinden wird, und pflügt mit der Zunge dem Bürgermeister seine Frau ihr Erdbeerbeet, sagen wir es so. Sein Plan ist es den Boden gut zu bereiten, um seinen Lebensbaum, seinen schönen Thujabaum mittenrein zu pflanzen, aber ich denke, ihr habt das ohnehin schon kalkuliert.

Es ist ein schwüler Sonntagmorgen unter einer, nicht zum Spaßen aufgelegten, Augustsonne und es ist Mariä Himmelfahrt. Gott grollt heute mal nicht und hat sogar eigens seinen allerblausten Himmel ausgerollt, aber dafür die Heizung auf Voll gestellt. Die Engel sitzen am Bach, im Schatten unter Bäumen, und spielen ihre Reichtümer beim Backgammon. Das ganze Dorf ist in, oder vielmehr vor, der Kirche und freut sich schon aufs Kirchfest. Alle sind in irgendwas eingebunden und seit dem Morgen auf den Füßen. Die Bürgermeistersfrau hat aber leider plötzlich Lumbago und ist deswegen daheim geblieben, um sich auszuruhen und, in völliger Gewissheit der Abwesenheit des Bürgermeisters, auf die Chaiselongue sich zu legen und sich die Füße von Ozzy abschlecken zu lassen, als wäre er ein Hund, dessen Gerät man mit einem Haargummi abgebunden hat und der eben ein großes Eis fand. So rum!

"Diesmal will ich Oben!", befiehlt die Bürgermeistersfrau und Ozzy plumpst mit seinem Hintern aufs Bett, wirft sorgfältig zwei Kissen auf und legt sich gemütlich wie Ali Pascha auf den Rücken, nach dem Wahlspruch: Hier bitte schön, ich gehöre Dir, sieh zu, wie Du mit Bazooka Joe klar kommst.

So. Letzterer ragt nun wie ein einsamer Kirchturm empor, aber sein Gegenstück ist bereits auf dem Weg zu ihm. Also keine Sorge!

"Er istn Gentleman. Er steht immer auf, wenn ne Dame sich setzen will..." Ozzy grinst wie ein Teeny mit hochrotem Gesicht. Die Frau vom Bürgermeister lacht wohlwollend den müden Witz weg, während sie über Ozzy mit gekonntem Schwung und ner Prise Gier drübersteigt. Sie nimmt ebenso gekonnt das Heft in die Hand und empfängt Ozzy in einer langen langsamen Bewegung, die beider Seelen ausleuchtet.

Ihre halb weißen, halb sonnengegerbten Brüste hängen jetzt über ihm wie Glocken und wiegen und wogen so verlockend, dass Ozzy frohlockt und sie mit beiden Händen herzhaft ergreift. Im haargenau selben Moment grunzt sie leise, aber satt, und im Dorf läuten die Kirchenglocken los. Ozzy empfindet tiefe göttliche Gnade. Das muß ein Zeichen sein. Gott liebt den Dieb und Ozzy muss er mal so richtig lieb haben.
*********trone Frau
901 Beiträge
Ein Gentleman ... *rotwerd*
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
"Gartenarbeit" mal anders, scheint Spaß zu machen. *floet*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Jaaaaa, @*******ub74, das Wort "Chaiselongue" können nur Badener und schwule Männer korrekt aussprechen! *smile* Schöner Dialog!

Und @*******blau: Ich habe höchst selten einen so erotischen Text gelesen, in dem Worte so kreativ verwendet werden, dass er nicht mal unter FSK18 fällt!! Einfach herrlich, hab so gelacht! *lol* *bravo*
*****ree Frau
21.440 Beiträge
@*******blau
Das hast du gut gemacht fsk18 so geil umgangen, dass es eine Freude war zu lesen.
Erotik kann auch schmunzelnd *top*

Ich liebe frivoles mit Humor *g*
*********ested Mann
429 Beiträge
Wiederbelebt

Endlich ist es wieder warm und sonnig. Wenigstens ein kleines bisschen „Normal“ ist wieder in unser Leben eingekehrt. Natürlich ist es eine Illusion, denn „Normal“ ist einfach nicht mehr das, was es vor der Pandemie war.

Doch auch die Leichtigkeit des Seins will wieder ihren Platz haben. Sie schlängelt sich durch die Straßen und berührt uns. Den einen hier, den anderen da. Und plötzlich findet sich wieder das Lächeln in den Gesichtern, die sich nur noch ab und zu hinter Masken verstecken müssen. Endlich gibt es wieder Menschen. Echte Menschen mit schönen, hässlichen, oder runzeligen, bewegten Gesichtern, Mündern die sprechen und Lachen und nicht nur Augen die gehetzt blicken und auf den Maskenrändern hin und her rollen. Das Leben hat wieder Einzug gefunden.

Und ich genieße es. Sitze schon mit dem zweiten Cappuccino beim Italiener an einem dieser winzigen Tische die wirklich nur Platz für zwei Tassen und vielleicht noch ein Cornetto haben. Ich warte auf meine ganz persönliche Eva. Es ist mir völlig egal, ob sie zu spät ist, denn ich betrachte einfach wieder das Leben um mich.

Es ist eine schwüle Hitze und ich höre schon das Grollen eines Gewitters, das uns unter die Markisen jagen wird. Doch jetzt merke ich, dass es für mich anders ist als früher. Ich hätte meine Tasse gegriffen und hätte mir einen Platz unter der Markise gesucht. Vorausschauend und vermeidend hätte ich mich bewegt.

So bleibe ich sitzen und denke „Was solls, regne mich nass, oder zieh vorbei, ich bleibe hier sitzen und lebe!“

Und dabei lächle ich. Denn ich denke an Sie und an die Chaiselongue die wir, in einem ekstatischen Tanz der Lebensbejahung und der körperlich so lang verwehrten Nähe, noch vor wenigen Stunden befleckt haben. Und dass nur weil wir uns gefunden, getroffen und begehrt haben. So mit allem Drum und Dran. Oben, unten, links, rechts und mit keine Ahnung mehr, haben wir uns in die Arme der Sünde begeben und vor Lust geschrien.

Unser Baum der Erkenntnis besaß keine Äpfel, denn Erkennen funktioniert mit einem Thujabaum genauso gut. Und dort war sie pünktlich. Trat, mit gekonnter Inszenierung und auf High Heels schwingenden Hüften pünktlich, zum letzten Schlag der Kirchenglocken, auf die Bühne meines Lebens. So geht Erscheinen und mein Hirn vernebelte sich. Verabschiedete sich vom Rationalem einigte sich mit meinem Körper auf Lust und wurde von ihrem mit ebensolcher empfangen. So kam Eins zum Anderen und wir ineinander in diesem süßen, kleinen Altstadthotel.

Ich lächle immer noch und als ich aufblicke steht sie vor mir und betrachtet mich. Ich erhebe mich und küsse sie als die ersten Tropfen fallen. Willkommen im Leben!
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Wunderschöne Szene, @*********ested! *blume*
Ich kann mich deiner Vision für den nächsten Frühling nur anschließen - und
Ich lächle immer noch.
*g*
*********ested Mann
429 Beiträge
@*********ld63 , dann lasst uns Alle auf einen warmen Frühling hoffen
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Mittagsszene im Süden
Runzelige Kirchenglocken tönen mit ekstatischem Zucken unter grollendem Himmel durch die Schwüle. Die Thujabäume im Hintergrund verbinden sich in ihren Wipfeln zu einem Chaiselongue für allerlei geflügeltes Getier. Doch alle Blicke richten sich auf einen heranrollenden roten Ball, getreten von zwei zierlichen Füßchen in weißen Stiefelchen. „Wirst Du wohl vorsichtig sein“, so lässt sich eine Stimme am Rande des Platzes leise vernehmen. Die Mahnung jedoch geht in einem tosenden Donner gefolgt von Wolkenbruchartigem Regen unter. Nach dem Ausregnen, so sagt man hier zuweilen, ist der Platz leergefegt. Unter einem der Nadelbüsche zeigt sich vorwitzig die Spitze eines weißen Stiefels. Passanten sind verschwunden. Ebenso die geflügelten Brummer. Der Wind hat aufgefrischt und verschiebt die Wolken.
*******ub74 Mann
134 Beiträge
Also, ist ja echt geil hier bei und mit euch... *g*

@*********ested : geschmeidig - allerdings war eh klar, dass der Regen egal sein würde - bei so einer Maid! *g* *g* *top*
Jaaaah - da hab´ ich mich auch kurz mal eben wieder irgendwo draußen gesehen unter Leuten... kennt man ja bloß aus historischen Filmen, heutzutage, so mitten in einem Endzeitfilm... *zwinker*

@*****e_M : Puh - kurz und "heavy"... die Stimmung hat plötzlich den ollen schönen - aber eben auch "heavy" - Klassiker "Jeanny" von Falco bei mir eingeschaltet... auch wenn das Setting ein anderes war... aber so von der... wie nennt man die Stimmung... es ist ja nicht wirklich "düster". Es ist so "mulmig" nach dem Ende. Irgendwie...
*******ub74 Mann
134 Beiträge
@*******blau : allein schon der Titel! *lach*
Jou, das war überaus unterhaltsam! *g*
Allerdings bin ich etwas depressiv seit der Geschichte... wer soll mit DEM denn mithalten?! *crazy*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
KI
„Ein echter Techniker löst jedes Problem mit Technik. Die wirklich guten Techniker lösen sogar Probleme, die es noch gar nicht gibt!“
Jan hatte diesen Leitsatz seines Dozenten im Fach „Künstliche Intelligenz“ verinnerlicht wie ein Priester das Evangelium. Seine Eigentumswohnung mit angeschlossenem Gartenquadrat war in den letzten Jahren zu einem Meisterwerk der computergesteuerten Faulheit herangereift. Sobald die ersten Maiglöckchen keck ihre Köpfe im englischen Rasen zum Himmel streckten, sauste der elektrische Rasenmäher los, um jedes Leben oberhalb der Zwei-Zentimeter-Marke zu vernichten. Die Zuchtrosen, die sich zur Begrenzung seiner Terrasse an einem Gitter emporrankten, wurden bestäubt mittels nanoelektronischer Wunderwerke im Eigenbau, die im gezielten Hummelflug nur bevorzugte Bestäubungsopfer beglückten.

Sein morgendliches Rührei wurde von der Pfanne gepfeffert und gesalzen, die Zuckerdose fuhr automatisch über den Tisch, sobald eine Tasse Kaffee – wahlweise auch Tee - eingeschenkt wurde.
Jans Basteltrieb kannte keine Grenzen. Er tüftelte an einem Brillenetui, welches die Reinigung der Brille übernehmen konnte und regelmäßig an einen Termin beim Optiker erinnerte. Sein Kühlschrank berichtete ihm täglich, welche Lebensmittel zur Neige gingen oder kurz vorm Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums waren. Zur Zeit schrieb er an einem Programm zur Erkennung molekularer Strukturen von Lebensmitteln, egal ob verpackt oder unverpackt. Damit wollte er erreichen, dass der Kühlschrank positive Signale geben konnte, welcher Joghurt noch genießbar war, um das Mindesthaltbarkeitsdatum mit gutem Gewissen hintergehen zu können. Eine einfache Geruchsprobe genügte ihm nicht.

Jan war glücklich in seinem digitalisierten Universum. Er fühlte sich nicht wirklich einsam, denn zuhause redete er den ganzen Tag:
„Computer – Licht heller!“
„Computer – Kaffeemaschine an!“
„Computer – Toilette spülen!“
„Computer – Männerwaschprogramm 40 Grad!“

Dabei gab ihm sein Computer durchaus Antworten:
„Licht heller – am Lesesessel oder am Löttisch?“
„Kaffee – eine oder zwei Tassen?“
„Groß oder klein?“
„Bitte die weißen T-Shirts aussortieren!“

Trotzdem wünschte er sich hin und wieder eine Frau an seiner Seite. Auch dafür hatte er ein Programm geschrieben. Und heute war es so weit:
Er lud Lena aus dem Computerspieleclub dazu ein, nach dem wöchentlichen Spielturnier mit zu ihm zu kommen, um einen herrlichen neuen Rotwein zu kosten, den er bei einem lokalen Winzer entdeckt hatte.

Lena willigte entzückt ein, denn sie war schon lange neugierig auf Jans Wohnung. Allerlei Mythen und krude Erzählungen rankten sich um seine Technikhöhle, die bisher noch niemand aus dem Studienkreis von innen zu sehen bekam. Sie fand die Idee wirklich aufregend und fast wäre sie vor Schreck umgefallen, als er vor Nervosität stotternd seine Einladung aussprach, während sie zitternd ihre Nickelbrille zurecht rückte.

Der Abend war schwül, die Kirchenglocken schlugen neun mal – es war genau 21.00 Uhr, als sie gemeinsam seine Wohnung betraten. Die Tür öffneten sich nach dem Ablesen seiner Iris. Nachdem er Lena hereingebeten und die Tür hinter sich geschlossen hatte, sprach er ein Kommando aus:

„Computer – Gästeprogramm starten!“
„Wie viele Gäste?“ fragte die Stimme aus dem Off.
„Wir sind zu zweit.“

Sofort erklang aus den unsichtbar verbauten Lautsprechern leise säuselnde Fahrstuhlmusik. Aus dem Inneren des niedrigen Wohnzimmertisches tauchten, wie von Geisterhand gesteuert, eine Flasche Wein und zwei langstielige Weingläser auf. Bereitgestellte Kerzen entzündeten sich von selbst, sowohl auf dem Tisch, als auch in den Fenstern. Angenehme Düfte von Sandelholz und Lavendel verbreiteten sich im Raum. Vor Lenas Füßen entrollte sich ein roter Teppich, der ihr den Weg zum Chaiselongue wies.

„Wow“, staunte Lena mit heruntergeklappter Kinnlade.
„Gefällt es dir?“, fragte Jan unsicher.
Er verkörperte das Klischee des Computer-Nerds. Technisch ein Ass, sozial die totale Niete. Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gleich null. Er konnte sich nicht sicher sein, ob alle seine Computerprogramme wirklich die Wünsche einer Frau erfüllen würden, denn sein Wissen über Liebe, Leben und Sex stammte nur aus theoretischen Quellen.
„Phantastisch“, jauchzte Lena mit ekstatischem Blick, „lass' es uns gemütlich machen auf dem Sofa!“
„O...k...k...kay“, stotterte Jan, „ich hole nur kurz in der Küche ein paar Snacks.“

Lena ließ sich auf das Sofa fallen und staunte mit runzeliger Stirn über die Weinflasche, die bereits geöffnet war. Voller Vorfreude schenkte sie beide Gläser ein.
Währenddessen holte Jan die bereitgestellten, auf einem großen Teller angerichteten Appetithappen aus dem Kühlschrank und flüsterte in ein verstecktes Mikrofon:
„Computer – Erotikprogramm starten!“
„Für ein, zwei oder mehr Personen?“, flüsterte die Stimme, nur in der Küche hörbar, zurück.
„Wir sind zu zweit!“, wisperte Jan leicht genervt.
„Homo oder hetero?“
„Unser Gast ist eine Frau!“
„Also hetero – Programm startet in zwei Minuten!“

Jan stellte die Snacks auf den Tisch.
„Hmm, sieht lecker aus“, bemerkte Lena lüstern und griff beherzt zu.
„Lass' es Dir schmecken!“, entgegnete Jan und rieb sich aufgeregt die Beine, nachdem er neben Lena Platz genommen hatte.
Die Musik wechselte zu Marije Westervelt's „Its a sunrise“. Ein zarter, weiblicher Gesang, der stets wirkt wie ein Samenzieher, setzte ein.
Lena hielt das Weinglas in die Höhe und schaute Jan verheißungsvoll an. Geistesgegenwärtig ergriff auch er sein Glas und stieß mit ihr an:
„Freut mich, dass du hier bist!“
„Gerne“, entgegnete Lena, „ich wollte ja schon immer mal wissen ...“

Lena löcherte Jan mit Fragen. Mit technischen Fragen. Das Gespräch entwickelte sich so erotisch wie ein belegtes Brot mit Rohmilchkäse in der Sommersonne. Lena begann, nicht ohne wachsende Begeisterung, von ihren eigenen Studienarbeiten zu erzählen:

„ ... Forschungsthemen aus dem Internet der Dinge, also dem IoT, die es ermöglichen, sensorisierte eingebettete Systeme mit dem Internet zu verbinden, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Verarbeitung von IoT-Daten in volatilen Szenarien und verwandten Themen liegt. Szenarien wie die Nutzung von Nebel- und Edge-Computing in intelligenten Systemen, die Koordination von IoT-Ressourcen unter bestimmten Bedingungen …“

Jan begann zu grollen, während das Sofa langsam, kaum spürbar, sein Position in Richtung Beischlafstellung änderte. Die akustische Anlage spielte „The Spirit Carries On Score“ von Dream Theater. Jan hatte es immerhin geschafft, einen Arm um Lena zu legen, doch dieser war inzwischen so eingeschlafen, dass er sich anfühlte wie der Pelz einer toten Katze.

„ … mit dem IoT verbundenen Geräte und Maschinen reichen von Wearables wie Smartwatches bis hin zu RFID-Inventarisierungschips. IoT-konforme Geräte kommunizieren über Netzwerke oder Cloud-basierte Plattformen ...“

Lena fachsimpelte weiter vor sich hin. Die Weinflasche hatte sie inzwischen komplett alleine geleert, der Tisch hatte sofort eine neue, bereits geöffnete Flasche geliefert.
Die Musik brach ab.
Sanfte elektronische Beats endeten in einem weißen Rauschen. Aus den versteckten Lautsprechern ertönte ein verlegenes Räuspern:
„Entschuldigung? Müsstet ihr nicht längst bei ersten Küssen und dem stückweise Entledigen von überflüssigen Kleidungsstücken sein? Mir geht die romantische Musik aus.“
Das Sofa begann sanft zu vibrieren. Ein Massageprogramm. Lena wirkte plötzlich verunsichert.
„Ist es das, was du wolltest?“, fragte sie Jan.
„Was?“
Na … du weißt schon ...“
Misstrauisch blickte sie sich um. War vielleicht im Thujabaum aus Plastik, der in der Zimmerecke stand, eine Kamera versteckt?
„Du willst doch hier nicht einen Porno drehen, um ihn dann im Netz zu veröffentlichen?“
Besorgt schaute Lena den verwunderten Jan an.
„Porno wird gestartet“, antwortete die Stimme aus dem Off kalt.
Der Bildschirm startete und zeigte eindeutige Szenen, die in ulkigen Filmen der siebziger Jahre gerne mit explodierenden Vulkanen, rasenden Zügen oder startenden Raketen angedeutet wurden. Nur waren diese echt und zeigten überlebensgroße Genitalien. Lautes Stöhnen verdrehte Passanten vor Jans Wohnung die Köpfe.

Ein Schublade des Wohnzimmertisches öffnete sich. Darin lagen mehrere Dildos und Vibratoren, die bereits summten und brummten, als befänden sie sich in einem Gesangswettbewerb für Gehörlose.
„Abbruch – Computer – Abbruch!“, schrie Jan panisch in den Raum.
„Ein Coitus interruptus ist nicht vorgesehen, bitte benutzt die bereit gestellten Kondome.“
Aus einer bisher unbemerkten Ritze im Chaiselongue schob sich ein einzelnes, noch verpacktes Kondom.
„Na toll, dass habt ihr euch ja fein ausgedacht.“ Lena war sehr entrüstet: „Soll ich jetzt noch die Beine breit machen und dir den Gummi mit dem Mund überziehen?“
„Keine schlechte Idee“, frohlockte die Computerstimme, „ich werde die Idee in das Programm integrieren.“
Jans Gesicht nahm die Farbe einer überreifen Pflaume an, während sich Lena brüsk aus seinem mittlerweile komplett abgestorbenen Arm befreite.

„Computer?“, rief Lena fragend in den Raum.
„Ja?“
„Fick dich ins Knie!“

Während Lena die Tür mit Wucht hinter sich zu warf, entfuhr dem Sofa ein summender Vibrator, der die Innenseiten von Jans linken Knie streichelte.

„Computer – Programm löschen!“

Jan wurde nie wieder an der Uni gesehen.

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Ihr Lieben:
Ich komme hier viel zu wenig zum Lesen. Trotz Lockdown habe ich genug zu tun.

So geht es mir auch mit dem Schreiben. Eine Geschichte angefangen mit 8 Wörtern, aber nicht fertig geworden. Dann also mit weiteren 8 Wörtern fertig gestellt. Insgesamt waren es diese:

Maiglöckchen
Hummelflug
gepfeffert
umgefallen
aufregend
starten
Zuckerdose
Etui

schwül
Kirchenglocken
runzelig
rollen
Chaiselongue
ekstatisch
grollen
Thujabaum

Und wenn ich die Zeit finde, lese ich auch gern alle Eure tollen Geschichten. Nach wie vor ist die Kurzgeschichtengruppe die schönste Ecke des JC.

*les*
*kuss*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Musik zur Story Teil 1

*******tia Mann
5.094 Beiträge
Musik zur Story Teil 2

Das ist so göttlich, @*******tia! Jetzt hab ich Pipi in den Augen *lol* *haumichwech* *rotfl*
@*******tia Vielen Dank für diese Geschichte, ich hab jetzt mindestens fünf Lachfalten mehr als vorher *haumichwech*
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