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Geschichtenspiel Teil 45

red
*******tee Frau
7.155 Beiträge
Zuerst amol, *bravo* @*****e_M und @***ve
schön, das du wieder zu uns gefunden hast Olove *juhu*

Hat der Kommissario einen Sprachfehler? *skeptisch*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
****mas Frau
3.500 Beiträge
Hey, klasse *bravo*
Ich freue mich, dass Du wieder mit von der Partie bist. *freu2*
**********hylen Mann
1.141 Beiträge
Ohje LT
Tja- einmal mehr der Beweis, dass der gute Ton nicht leidet, wenn neben dem Herbstlaub auch die Konsonanten fallen. Und ein brünettierter Amtsträger dann doch zum Ziel findet, selbst wenn die Worte wie durch ein Kassengebiss (ohne Zuzahlung) gepfiffen werden.
*top*
****mas Frau
3.500 Beiträge
Seid sparsam und wehret Euch
Feierabend, nur noch die Einkäufe erledigen, dann konnte sie es sich zu Hause gemütlich machen. Zügig schob Susanne ihr Fahrrad über die Straße. Sie hatte die Bordsteinkante fast erreicht, als sie von etwas angesprungen wurde, das aussah wie ein Flokati an der Leine. Und nur anhand Dieser konnte sie überhaupt ausmachen, was an dem Tier vorne und hinten war. Ihr Fahrrad kippte an ein geparktes Auto und hinterließ einen kleinen aber hässlichen Kratzer. Für einen kurzen Moment machte sich Panik in ihr breit.

Inzwischen hatte der Hundebesitzer sein Tier wieder unter Kontrolle, half ihr das Fahrrad auf den Bürgersteig zu stellen, um dann süffisant anzumerken, dass sie sein Fahrzeug beschädigt hätte. Susanne spürte, wie die aufkommende Panik sich in grenzenlose Wut wandelte. Dennoch fiel ihre Gegenwehr, wie meist, reichlich hilflos und lasch aus. Warum brachte sie es nicht fertig, diesem arroganten Dickwanst mit seiner brünetten Mönchsfrisur ihre Meinung zu sagen?

Ihre Unsicherheit registrierend schlug er vor, sich erst einmal zu beruhigen und alles Weitere bei einem kleinen Imbiss zu besprechen. Es sei schließlich Abendessenszeit. Nein, zum Italiener wolle er nicht. Das sei ihm zu aufwendig. Die nahegelegene Wirtschaft täte es auch. Es sei ja egal was man esse, Hauptsache es sättige. Etwas irritiert folgte ihm Susanne in das eher schäbig anmutende Lokal, in dem sie offensichtlich die einzigen Gäste waren. Das erstaunte Susanne auch nicht weiter, als sie das bestellte Omelette betrachtete, das eher einer matschigen Quarkspeise glich. Er hingegen schien sich an dem lieblosen Haufen Wurstsalat und dem gummiartige Sesambrötchen nicht weiter zu stören. Zudem beherrschte er die Kunst, zu essen und gleichzeitig zu reden.

Er sei gerade vom Blutspenden gekommen, ließ er sie wissen. Nein, nicht aus Menschenfreundlichkeit sei er dort hingegangen, sondern um seine Blutgruppe zu bestimmen. Diese Untersuchung müsse man ja beim Arzt selbst bezahlen, wogegen man für eine Blutspende sogar noch eine Aufwandsentschädigung bekäme. Bei der Gelegenheit hätte er auch gleich noch den Hund einer Freundin ausgeführt, die ihm auch noch einen Obolus dafür versprochen hätte. Das hätte er sich auch redlich verdient, schließlich spare sie sich ja ein nettes Sümmchen, da er ihr den Hundefrisör ausgeredet habe. Das sei rausgeworfenes Geld.

Susanne wagte die Zwischenfrage, ob bei seinen finanziellen Problemen der Wagen da draußen angebracht sei. Immerhin sei ein Ferrari nicht ganz billig. Was dann folgte, war einem Donnerwetter nicht unähnlich. Was sie sich denn eigentlich einbilde? Er sei der Inhaber einer Privatbank und einer der reichsten Männer der Stadt. Diesen Erfolg erreiche man aber nicht dadurch, dass man den Mittelwert von Aktienkursen berechne und damit Handel triebe. Man müsse auch lernen in Kleinigkeiten sparsam zu sein. Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert. Und nun möge sie doch bitte die Rechnung begleichen. Er hätte kein Geld mitgenommen, um gar nicht erst der Versuchung zu erliegen, welches auszugeben. Mit den Worten, ich warte draußen auf sie, stand er auf, zog den Flokati unter dem Tisch hervor und ging zur Tür. In Susanne brodelte es. Dieses Mal würde sie sich wehren!

Was machen wir denn nun mit dem Wagen? Der muss lackiert werden. Er schien die Worte regelrecht auszuspucken. Susanne sah sich den kleinen Kratzer an, sah den Mann an und meinte gelassen: Da gebe ich ihnen Recht und ich weiß auch wie wir dabei eine Menge Geld sparen können. Sie begann in Ihrer Beuteltasche etwas zu suchen. Schließlich brachte sie ein Fläschchen Nagellack zum Vorschein. Ehe er reagieren konnte, hatte sie den Kratzer mit dem roten Lack zugepinselt. Hoch erhobenen Hauptes schnappte sich Susanne ihr Fahrrad und ließ den völlig Verblüfften einfach stehen.
**********gosto Frau
16.058 Beiträge
Bravo, Susanne! *hi5*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
„Achtung in Absurdistan“
Weit hinter den mächtigen Gebirgsketten, deren schneebedeckte Spitzen sich förmlich in die tiefhängenden Wolken drängen liegt der Kontinent Absurdistan. Dort leben die sesshaft gewordenen Stämme der ehemalig wilden Nomadenvölker, befriedet und liebevoll betüdelt von einer allmächtig daherkommenden Regierung, welche mit unglaublicher Intelligenz und Wissen beschlagen ist. Seit langer Zeit ist das klirrende Hallen schwerer Schwerter welche auf zum Schutz erhobene Schilde rasselnd niedersausen sang und klanglos vergangen. Dem Spalten der Scharen folgte die monotone Gleichschaltung, angeregt gefördert durch die immer gleiche Beschallung der Nachrichtenhörner. Eine gewollte Stasis der Massen. Lethargie en gro.

Gleich zu Beginn des seltsamen Landes lebt der Stamm der allseits bekannten Lemmingoguren welche sich komplett dem bequemen und häuslichen Sofa und Flokati Kult ergeben haben. Man führt ein Leben wie im Sanatorium und lässt denken. König Ludwig der Erste führt doch gar meisterlich die Statthalterschaft, überrascht das Volk immer wieder mit neuen, grandiosen Ideen.

Daran fast nahtlos anschließend die befriedeten Siedlungen des Geht-mich-nix-an Volkes, ein in sich verschworenes Völkchen welches den Anschein erweckt, dass sie alle die gleiche Blutgruppe ihr eigen nennen. Fürst Armingold schwingt hier sein Zepter und erklärte kürzlich die Quarkspeise zum Nationalgericht. Satte Zufriedenheit macht sich breit.

In der großen Hauptstadt Lockdown-Townunder sitzen die versammelten Parlamentarier, ihre Beamten und uniformierten Heerscharen. Von dort schwärmen sie aus und verbreiten ihr Wort, oder genauer gesagt DAS WORT, wirksam unterstützt von den sogenannten Propagandisten. Willfährig stützen sie DAS WORT, auch wenn des Öfteren Wahrheiten auf der Strecke bleiben.

Tief im Süden finden wir die grünen Ebenen und Auen der ich-sag-nix Volksschaften. Herzog Katschmarek hält hier die Reichsfahnen hoch und verhindert erfolgreich jedwede unnötige Panik im Lande. Die Frauen hier tragen meist brünettes Haar, die Männer bevorzugen dick belegte Sesam Brötchen und sauren Apfelwein. Wie schön kann doch das Leben sein.

Weit im Westen des Kontinents nun finden wir die Gemeinschaften der Säulenheiligen und feierlichen Apostel, eine Völkerschar deren auf den ersten Blick etwas lasch anmutendes Verhaltensspektrum den wahren, fast okkulten Mittelwert ihrer Geisteshaltung zu verschleiern scheint.

Doch noch eins hat dieser Kontinent zu bieten, die schwarze Drachen Burg über deren Toren in Stein gemeißelt geschrieben steht.

„Die größte Ehr im ganzen Land genießt der wahre Denunziant“

Der geneigte Leser verzeihe ein eher untypisches Geschichtlein von mir. Meine lustigen Charaktere sind zurzeit im Urlaub und für einen historisch angehauchten Mehrteiler hat es zeitlich nicht gereicht. Deswegen die verwegene Flucht in die Satire.

Kamasutra 27.10.2020
****mas Frau
3.500 Beiträge
Satire gelungen - Flucht vereitelt.

Großartig *top*
Doch auch hier lieber Kambozola, Häuptling der Mostgoten, wird es doch am Rande irgendwo ein kleines unbeugsames Dorf geben? *panik*
****59 Frau
3.101 Beiträge
@***ve

WHAAAAT????
Du bist...du wolltest...du wolltest...du wolltest tatsächlich aus unserer Gruppe austreten?? *umfall*
DAS geht ja nu ma gaaar nicht! Wieso habe ich das nicht mitbekommen *nixweiss*
Ich schätze, ich bin seit 2010 (mit einer Unterbrechung) in dieser Gruppe und so lange "kenne"ich dich schon. Du gehörst zu den Wenigen, der die Geschichten in ziemlicher Regelmäßigkeit kommentiert, und das fand, und finde ich, klasse. Mal ganz abgesehen von deinen eigenen tollen Geschichten und deinen zauberhaft, lustigen Märchen, an die ich immer noch denke.
Wat bin ich froh, dass du wieder dabei bist *blumenschenk*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.186 Beiträge
Oh, @***ve!! *hochleb* Welcome back!! *knutsch*

Wow, @*****e_M, superspannend!! *wow*
Und das Luder, so herrlich: !! „Na du Luder, jetzt entkommst du mir aber nicht mehr“ *haumichwech*

Das ist wahre Situationskomik! Lach mich weg!! *rotfl*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

Oha! Was für eine Wucht! *panik*

*spitze*
*******blau Mann
3.485 Beiträge
Oh Mann, ich bin keine 18, ich darf den Beitrag von @*******tia gar nicht lesen.
*******blau Mann
3.485 Beiträge
von Räubern und Gendarmen
.
(aus den letzten 16)

"Oh Mann, bist du deutsch!" Grinsen, Gelächter und nackte Finger.
Aziz, sein Bruder Abdel , dem sein bester Freund Dražen und dem seine Freundin, eine kleine brünettgefärbte schreihalsige Deutsche, die Letzteres aber leugnete, lachten laut und vor allem aus.

Sie lachten Osman aus, damals, am Plätzle, als er noch Osman hieß, als Mama ihn noch hieß die abgetragen C&A-Kleider vom Kuseng zu tragen (ohne das Palominopferd), als seine Haare aussahen wie ein Flokati mit üblem Schicksal, als er noch der kleine, lasche Specki war und noch gut in der Schule; und in der Schule alle aus dem Kindergarten noch zusammen waren.

"Was ist falsch daran? Was hab ich gemacht? Koschda frisst wie ein Mähdrescher... Hallo? Verstehe ich nicht. Das ist doch richtig!"

"Das klingt so deutsch..."

"Es ist ja auch deutsch..."

"Es klingt so nach Kartoffel..."

Kartoffel. Das K.O.-Wort. Beendet den Satz. Beendet die Diskussion. Erklärt Sieger und Liebermalsmaulhalter. Erklärt die Seiten, die Himmelsrichtungen. Oben und Unten. Sonnhalde oder Wohnblock. Links und Rechts und was der Begriffe mehr sind.
Quarkspeise oder Burek. Pilzsuppe oder Okraeintopf. Es gibt keinen Mittelwert hier. Niemand wollte je die Kartoffel sein. Nie.

Niemand hier in der Siedlung, unten vor Haus 78 und den andren Häusern, wollte jemals die Kartoffel sein in irgendwas. Niemand wollte jemals hier auf dem Plätzle, wo sie immer bolzten an Nachmittagen, an denen die Großen nicht da waren, Deutschland sein. Niemand wollte jemals in scheißegal was für einem Spiel Deutschland sein. Nur Loser mussten das tun und man musste sie vorher hauen. Genauso, wie niemand bei Räuber und Gendarm der schwule Gendarm sein wollte, was unterm Licht aufs Gleiche sich ausging. Sie nannten das Spiel auch deswegen Räuber und Gedärm. Andere nannten es Räuber und Germanen. Niemand hinterfragte das. Sesam öffnet sich nur dem Räuber und Gott liebt den Dieb. Isso.

Sesam öffnet sich nicht für jeden und schmeckt nicht jedem. So war das hier in der Siedlung und zwar für all die kleinen Zwiebeln, Knoblis und Paprikas in diesem großen Kartoffelsalat, außer für die Kartoffeln selbst.
Blutgruppe Kanacke. Und die Ks werden hart gesprochen. Das war das Selbstverständnis.
Wehe du bist für Deutschland im Fußball. Du bist für scheißegalwen, aber nie für Deutschland, Junge.So war das seit Kindi halt und alle sahen das so.

"Jetzt lasst ihn in Ruhe!", rief Dragan mit der Nase, eigentlich Dražen sein kleiner Bruder, aber halt auch Blutsbruder von Osman seit der Ersten. "Ich will langsam mal spielen, ich muss nachher noch Training!"

"Keine Panik! Wir tun Specki schon nichts. Unser kleiner Streber. Bist du Klassensprecher? Du bist sicher Klassensprecher!", trötete Aziz in Richtung Osman, der nichts sagte und Aziz sein Bruder und die Deutsche begannen wieder zu kichern und zu grunzen oder irgendwas dazwischen.

Dragan drehte hohl jetzt und kam angestürmt, stellte sich vor dem Trio mit vier Fäusten auf wie Robocop und sagte mit seiner spezialtiefen Stimme so: "Was soll daran witzig sein?"
Und die Deutsche, so wie wenn nichts gewesen wäre, am Trällern: "Niiiiix!"
Und Memo dann so chefmäßig: "Dann ist ja gut!"
Und die Deutsche so: "Und? Wer ist jetzt alles Kommissar? Fangen wir an mit Räuber und... ?"
Ts Ts Ts, was sagt man dazu...

"Immer der wo frägt!", rief Jorgo mit einem Mal, spuckte auf den Boden, schob ein betont swages "für die Spurensicherung!" hinterher, lachte befremdlich dreckig und rannte ins Pfostenwäldle hinterm Plätzle. Das Pfostenwäldle ist jetzt nicht gerade eine veritable Waldlandschaft mit Moorsee und so, mit Hütten und Tieren und son Scheiß. Es ist eigentlich nur ein paar hundert Quadratmeter Bäume und eine einsame Insel zwischen Straßen und Wohnblocks, aber für die Kinder aus der Siedlung war das Der Wald. In ihn ging man nächtens nicht und in dem alten marodierten Trafohäuschen aus Backstein in der Mitte des Wäldchens hausten Hexen. Man vermutete Baba Yaga und so Scherze.

Die Deutsche, Steffi oder Vanessa oder Tanja oder so, die Einzigste, die zum Spiel in fucking Gummistiefeln angetreten war und die, wäre sie ein Junge, schon allein wegen der Stiefel ausgelacht worden wäre, entschied, dass Dražen mit ihr zusammen ebenfalls Bulle sein müsse und begann das Fangen mit ungestümen Handgreiflichkeiten. Sie wusste offenbar nicht, dass für Dražen und die anderen Rabauken an diesem Punkt die Freundschaft aufhört, weil niemand jemals nie nicht der Bulle sein will. Sie schrie Dražen hinterher, aber der lief wie der Teufel und rief halb lachend, halb singend Sorry und rannte mit den anderen Jungs um Bäume herum bis er alsbald verschwand.

(c) 2020 Leo Himmelsblau
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Toll, was ihr alle aus den Wörtern gemacht habt diese Woche *bravo*

Ich sehe diese Form des Miteinanders und der Gruppenaktion auch als ein wichtiges Ventil in diesen Zeiten...

Schönen Sonntag,

liebe Grüsse, Odette
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Hallo ihr Lieben, euch allen einen wunderschönen
Abend und viel Spaß mit den neuen Worten, welche ich die Ehre habe einstellen zu dürfen.

Flashmob

Schergen

Bretterwände

laufen

schwenken

Schreie

Normalität

aufbegehren

Und nun frisch ans Werk

🍷🍹🍀🤗👍
****mas Frau
3.500 Beiträge
Sorry
ganz spontane Gedankengänge - woher auch immer.

Sie sind wieder da, die Schergen, die von meinem Denken und Fühlen Besitz ergreifen wollen. Sie, die mich in Trostlosigkeit und Einsamkeit versinken lassen wollen. Jeder Gedanken an Gegenwehr ist so sinnlos wie das Anlaufen gegen Bretterwände. Es wird nur schmerzhafter.
Ich höre die stummen Schreie meiner Seele, das Aufbegehren meiner Selbst. Wo ist mein wahres Ich geblieben? Hat mein Geist die Kraft wieder zu sich selbst und zur Normalität zu finden?
Können kleine graue Zellen einen Flashmob bilden und bunte Fahnen schwenkend diese grauen Geister vertreiben? Auf dass die Lebensfreude wieder Einzug halte!
Naja *g*

Das war doch auch recht flott *top*
****mas Frau
3.500 Beiträge
Ich kann nicht erklären warum,
ich habe diese Worte gelesen und es hat sich einfach Alles zusammengefügt.

Ganz spontan und ohne lange nachzudenken.

Nächstes Mal wieder die alte Conny, versprochen.
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
Auszeit III
Schreie, fürchterliche Schreie dringen aus dem Haus. Ihre Intensität scheint die alten Bretterwände des Schuppens zum Bersten zu bringen. Und die Kameraleute halten drauf. Immer mehr Menschen zieht die Szenerie an. Ein freakiger Typ kommt auf seinem E-Roller um die Ecke und fragt einen Passanten ob es sich um einen Flashmob handele. „Einen was?“ sagt dieser kopfschüttelnd und wendet sich ab. Jetzt kommt Bewegung auf, die Tür öffnet sich. Ein blutüberströmter Mann rennt wie im letzten Aufbegehren davon und die Drehbühne der Filmschergen folgt seiner Richtung mit einem großen Schwenken.

„Schluss! Ende der Szene!“ ruft der Regisseur. „Wir packen ein, morgen 10 Uhr am Roten Moor, aber pünktlich! Und vergesst die Moorleiche nicht!“ „Graugrün will ich das Gesicht haben“ ruft er bereits im Laufen noch mit einem Blick zum jungen Regieassistenten. Dieser jedoch rennt hinter ihm her. „Hast Du gehört, dass es dort eine echte Moorleiche gibt? Kam eben per Twitter von der Polizei.“ Mit einem „das hat uns gerade noch gefehlt“ auf den Lippen verschwindet der Regisseur im Auto.

Die echte Moorleiche könnte ihm gerade recht kommen, geht ihm auf seiner Fahrt durch den Kopf. Wenn sie es geschickt anstellen, so wäre eine nicht zu inszenierende Normalität am Fundort der Leiche einzufangen. Er greift zum Telefon um seinen Freund den Kommissar anzurufen doch erreicht ihn nicht. Ist wohl gerade in einem Funkloch, denkt er und beschließt zunächst seinen Produzenten zu kontaktieren. Die Musik aus dem Autoradio wird in diesem Moment unterbrochen und es folgt eine Eilmeldung der Polizei. Im Grenzraum der hessischen Rhön habe sich ein Gewaltverbrechen ereignet, ist zu hören. Man warne die Bevölkerung, denn der oder die Täter seien möglicherweise noch auf der Flucht.
Der Kommissar geht rum, dideldum... Das ist sicher eine Mooritat 🤔

*spitze*
*****e_M Frau
8.386 Beiträge
...direkt aus dem Moor ist die Tat, stimmt *top*
*********ested Mann
429 Beiträge
Vergesst die Moorleiche nicht! Klassischer Kommentar vor dem Weggehen. *smile*
*********ested Mann
429 Beiträge
Scheiß Klimawandel

Nebel, überall Nebel! Andreas hatte schon seit mindestens fünf Minuten die Orientierung verloren. Hier auf dem Land gab es weder vernünftige Orientierungspunkte noch ausreichend Licht und jetzt, nach fünf Uhr am Nachmittag, war es bereits erstaunlich dunkel. An GPS war nicht zu denken, da sein Akku bereits kurz nach dem Mittagessen in Streik getreten war. Vielleicht hätte er beim Tango-Flashmob nicht die ganze Zeit die süße Spanierin filmen sollen? Die Erinnerung daran machte ihn lächelnd. Sie hatte sein kaltes Herz gewärmt, was gegen Nebelnässe allerdings auch nicht half.

Zudem war er verwirrt, hatte das Gefühl im Kreis zu laufen und die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Hatte er diese drei kleinen Birken nicht vor ein paar Minuten schon gesehen? Da waren sie aber noch links von ihm gewesen. Irgendwie machte ihn das nervös. Vielleicht doch ein Zigarette? Mist kein Feuer. Oder vielleicht doch? Er hatte dem Polizist die Streichholzpackung nicht zurückgegeben!
Im Nachhinein betrachtet wäre dies auch etwas schwierig gewesen. Es war der letzte Moment Normalität den er, an diesem Tag, hatte erleben dürfen. Der Polizist hatte ihm die Streichhölzer gereicht. Dann dieser orkanartige Windstoß und als die ersten, Taubeneier großen, Hagelkörner aus dem dunklen Himmel geschleudert wurden hatten die Schreie begonnen und die Welt hatte versucht sich leidenschaftlich dem Chaos hinzugeben.

„Lokale Niederschläge mit Hagel“ hatten sie im Radio gesagt. Ha, da hatten auch die durchaus freundlichen Obrigkeits-Schergen nichts mehr zu lachen. Den Ersten, hatten gleich drei Hagelkörner niedergestreckt als er versucht hatte, einem Passanten, zu helfen. Sie hatten ihn getroffen als wären sie gleichzeitig auf ihn abgeschossen worden und die Abpraller von seinem Kopf waren davongesprungen wie im Comic. Dann der Nächste. Geleitet von einer Sturmbö hatte ein himmlischer Attentäter seine eiskalten Geschütze schwungvoll in seine Richtung geschwenkt und ihn mit einer weiteren Salve ausgeknockt. Die Körper der Niedergestreckten hatten gezuckt, verprügelt von eisigen Fäusten.

Andreas hatte Glück gehabt. Er hatte nur wenige Schritte neben dem alten Plumpsklo gestanden. Sowohl sein Rücken als auch die Arme und Hände, die er zum Schutz über den Kopf gerissen hatte, waren in Schmerzen explodiert. Aber er hatte es in die Sicherheit der alten Latrine geschafft. Der Lärm war brutal gewesen. Der Hagel hatte auf das Wellblechdach und an die alten Bretterwänden gehämmert und wütend versucht ihn mit schierer Lautstärke weiter zu quälen. Er war in diesem stinkenden Dunkel auf Knie gesunken, hatte sich die geschundenen Hände auf die Ohren gepresst und geweint vor Schmerzen.

Das Chaos hatte eine Ewigkeit gedauert und ihn zermürbt. Erst Minuten, nachdem das letzte Hagelkorn strömenden Regen gewichen war, hatte er sich getraut ein Blick nach draußen zu werfen. Der Boden war 20 Zentimeter hoch mit Hagelkörnern bedeckt gewesen und es war ihm kaum gelungen die Tür zu öffnen. Die brutale Kälte der eiskalten Masse hatte ihn geschockt und das Eiswasser hatte seine Schuhe geflutet. Dann hatte der nächste Schock sein verwirrtes Gehirn erreicht. Sie waren zwischen den Hagelkörnen gelegen. Tote, dutzende Tote, von himmlischer Hand niedergestreckt. Er war zum nächsten Körper gewatet und hatte sich übergeben als er das aufgeplatzte Fleisch sah, das einmal ein Gesicht gewesen war. Dann war er losgelaufen.

Komisch, warum die Spanierin? War das ein letztes, positive Aufbegehren seines Geistes? Ein Lichtblick im trüben Nebel, der in seinem Inneren waberte? Zusätzlich zum reale Nebel der ihn umgab. Real waren auf jeden Fall die Schmerzen in seinen Fingern als er die Streichholzschachtel drehte, die die Flut an Erinnerungen zurückbrachte. Hatten sie nicht „lokale Niederschläge mit Hagel“ für die ganze Woche angesagt?
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