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EIN SCHAUSPIEL

Die Suche nach dem Gefundenen
Ruhig geht der majestätische Kosmos seiner Vollendung entgegen. Da werden auf einmal seltsame Stimmen im Überraum hörbar.

„Heute ist der Tag der Offenen Tür!“

„Wer sagt das?“

„Ich, die Erkenntnis. Und wer bist Du?“

„Ich bin die Forschung“.


Im Folgenden werden Forschung und Erkenntnis nur noch "E" und "F" genannt.


Ein Dialog entwickelt sich.

Erkenntnis: „Dann tritt ein!“

Forschung: „Was ist das?!“

E: „Das ist die Erde“.

F: „Sie zuckt und vibriert ja“.

E: „Ha, das ist nur ein Zeitfilm, er zeigt uns was du immer gerne gewusst hättest, du musst es nur richtig interpretieren“.

F: „Wie geht das?“

E: „Sieh her, ich geh nochmal auf Anfang“.

F: „Ok“.

E: „Was siehst du?“

F: „Die Sonne und einen Haufen Müll“.

E: „Richtig, der `Müll` verdichtet sich gerade und die Sonne ist auch noch nicht fertig – machen wir einen Sprung“!


In rasender Geschwindigkeit verändert sich das Bild des Universums.
Fortsetzung
F: „Was streben wir hier eigentlich an?“

E: „Ein irrational denkendes Wesen“.

F: „Hä?“

E: „Haha, du wirst schon sehen – da, die Planeten formen sich. Da kommt auch schon ein eventuell mal bewohnbarer Körper zum Vorschein, gleich ist er rund“.

F: „Schön!“

E: „Hihi, das genügt aber nicht. Das gibt’s ja schon. Wir brauchen noch einen Begleitkörper, einen Mond, der von der Oberfläche des bewohnbaren Planeten aus gesehen genauso groß sein wird wie der lebensspendende Stern. Es wird Sonnenfinsternisse geben. Das ist gut für die Mythologien aus einem limbischen System“.

F: „Ach – ?“

E: „Logisch! Ein solcher Trabant ist zwar rein rechnerisch auch für ein ganzes Universum sehr unwahrscheinlich, aber es muss sein“.

F: „Warum?“

E: „Um die Deutlichkeit gegenüber der Verwirrung zu steigern!“

F: „Hä?“

E: „Sagen wir mal, jemand will es so. Einer der nur verstandesgeprägt `vernünftig` ist“. Eine nicht rein verstandesgeprägte Vernunft wird erstrebt. Dabei hilft der Anblick des Mondes mit – er ist nicht nur Stabilisator im physikalischen Sinn“.

F: „Und sowas entsteht von selbst?“
E: „Das ist wissenschaftlich frei interpretierbar. Aber im Vertrauen gesagt: nein!“

F: „Wie kann's dann sein“?

E: „Machen wir wieder einen Sprung!
Die Erde ist abgekühlt. Sie befindet sich in exakt der richtigen Bahn. Leben entsteht!“

F: „Nach den Gesetzen der Natur?“

E: „Ja und nein – zunächst aber ja“.

F: „Was soll das heißen?“

E: „Wirf einen Blick ins Meer! Danach zeige ich dir die Versteinerungen“.

Wieder geht der Zeitfilm auf Suchlauf. Unter Wasser wird eine Vielzahl kurioser Geschöpfe sichtbar.

E: „Schau, das hier ist ein vorinsektoider Jäger. Er dominiert die ganze Fauna. Und das hier ist der Vorfahr der Wirbeltiere, eine Art Schnecke. Sie ist die bevorzugte Jagdbeute des erwähnten Jägers.
Und jetzt in die Felsen! Betrachte die Schichten…hier an dieser Stelle finden wir sehr viele Spuren des Jägers und fast keine dieser Schnecken mehr“.

F: „Oh!“

E: Du hast es erkannt! Was wäre denn langfristig die logische Folge einer solchen Entwicklung?“

F: „Eine insektiode, intelligente aufrechtgehende Gattung?“

E: „Na siehst du, du kannst es ja. Es kommt nur auf die Ehrlichkeit an“.

F: „Dann passiert es also?“

E: „Es würde passieren, aber – schau, die nächste Schicht…“.

F: „Um Himmels Willen…!“

E: „…eben!“

F: „Nur noch Asche! Was soll das?“

E: „Es musste doch was getan werden!“

F: „Warum?“

E: „Darüber reden wir später! Blick wieder ins Meer!“

©Sur_real
Fortsetzung/Schluss
F: „Der Jäger ist verschwunden?? Dafür gibt es jetzt zahllose Schnecken!“

E: „Das steht in den Felsen geschrieben!“

F: „Aber warum sind nicht beide ausgestorben?“

E: „Das ist wissenschaftlich frei interpretierbar!“

Ratlosigkeit…

F: „Wie ging es weiter?“

E: „Machen wir einen sehr großen Sprung – lassen wir dabei die kleineren Ereignisse außer Acht.
Sehen wir uns die uneingeschränkte, ungefährdete Dominanz der Dinosaurier an.“

F: „Ja, erstaunlich – sie hätten wohl ewig regiert.“

E: „Sicherlich!“

F: „Warum taten sie es nicht?“

E: „Weil ein Meteoriteneinschlag eine andere Planung forcierte“.

F: „Planung?“

E: „Habe ich `Planung` gesagt? Nun, jedenfalls haben wir wieder mal eine Ascheschicht. Diesmal zeigt sie uns das Ende der Dinosaurier an“.

F: „Sie sind ja sogar aus der Luft und den Meeren verschwunden.“

E: „Klar.“

F: „Warum verschwanden dann die anderen großen Meerestiere nicht? Und warum gibt es Krokodile und Warane an Land? Warum haben die Vögel in der Luft überlebt, während die Flugsaurier aller Größen getötet wurden?

E: „Das ist wissenschaftlich frei interpretierbar!“

Längeres Staunen und Schweigen…
Gedanken geben sich ein Stelldichein. Die innere Stimme siegt schließlich (ausnahmsweise).

F: „Was ist mit dem Menschen?“

E: „Was soll damit sein?“

F: „War unsere Art nicht auch mal gefährdet?“

E: „Ja, sie ging durch einen sogenannten `Flaschenhals`“.

F: „Gibt es da auch eine sichtbare Spur in den Felsen?“

E: „Nein, es gibt andere Zeichen, die aber im Moment noch nicht verraten werden.“

F: „Kann sie jemand lesen?“

E: „Sicher, aber sie sind wissenschaftlich frei interpretierbar. Die Vielzahl zertifizierter Meinungen schließt die Effizienz qualifizierter geistiger Errungenschaften quasi von vorneherein aus“.

F: „Ich würde das normalerweise nicht unbedingt erwähnen, aber ich fühle mich beinahe veranlasst etwas zu sagen was vermutlich deine Aufgabe wäre. Aber du stellst ja nur fest, ziehst deine Schlüsse und zeigst auf. Du fragst nicht im Voraus. Tätest du es, müsstest du jetzt vermutlich fragen `brauchen wir eine neue Ascheschicht?“

E: „Genau!“

©Sur_real
******nyx Frau
1.322 Beiträge
„Ich würde das normalerweise nicht unbedingt erwähnen, aber ich fühle mich beinahe veranlasst etwas zu sagen ...
*floet*


Du brauchst in jedem Fall keine „Ascheschicht”, https://www.joyclub.de/my/1141865.sur_real.html, denn Dein Schauspiel ist ein Schau-mal-genau-hin-Stück, macht nachdenklich an vielen Stellen, ist subtil und evoziert Gedanken, die man haben sollte, darf, immer wieder.



*blumenschenk* | Nyxe
Der Frühling und ich
Der Teufel sitzt an einem Tisch auf der Bühne und mosert… (flüsternd)

„Wir sitzen am Frühstückstisch, der Frühling und ich. Mein Name ist Luzifer. Erstaunt sehe ich dem Frühling beim Essen zu“.

Der Teufel steht auf geht ein paar Schritte – er spricht, während der Frühling – eine Frau in den mittleren Jahren, weiter isst:

„Der Morgen hat uns aus der Erstarrung geweckt. Nur das Flämmchen der Bewusstlosigkeit hielt uns in der Nacht vage am Leben. Aber das brauche nur ich zu bedenken, denn mein Gegenüber ist mit der Befriedigung einfachster Sinne beschäftigt. Jetzt jedenfalls schaut es bulläugig seine Semmel an, auf der sich Butter, sowie eine Scheibe Schinken befindet. Sein Mund ist halb geöffnet und seine Zungenspitze ragt ein wenig daraus hervor. Es sieht aus, als solle die so lustvoll beäugte Speise vor dem Verzehr noch innig geküsst werden. Dann stülpt es sich geradezu ruckartig über die vorbereitete Speise, um ein Stück von ihr abzubeißen. Die Semmel hält es dabei fest in einer Hand. Die zweite, bei diesem Kraftakt nicht benötigte, ragt, wie von einem epileptischen Anfall verkrampft in den Luftraum über der Tischdecke auf. Inzwischen quietscht das Opfer ( die Semmel ) beim Biss, was in meinen Ohren, unter den gegebenen Umständen, sogar erotisch klingt, und mir ist, als müsse sie etwas Masochistisches dabei empfunden haben. Weiß sie denn, wie weihevoll sie sich der Frühling einverleibt hat?“

Der Teufel schüttelt nachdenklich den Kopf.

„Jetzt sehe ich den verträumten Blick meines Frühlings – er starrt schon wieder verliebt sein Essen an - und dabei gerate ich selber ins Schwärmen. Mir fällt ein, wann er gewöhnlich so ausdrucksvoll guckt“.

Teufel grinst schelmisch!

„Zum Beispiel hatte ihm gestern ein schwüler Morgen die Bettdecke weggezogen und die Sonne lachte aus seinem Fleisch, das vor Erregung zu beben schien. In seinen Augen leuchtete der Tatendrang so intensiv, als wolle sich die Energie der gesamten Schöpfung darin spiegeln. Und als armer Teufel wurde mir etwas schwindlig davon. Ein helles Seufzen entrang sich der Kehle des heißen Sonnengeschöpfs und der warme Hauch seines Atems traf mich wie ein Donnerschlag. Da will doch jemand zum Sommer werden, dachte ich noch verzweifelt, dann hatte ich bereits keine Kontrolle mehr über das Geschehen…
Plötzlich ragten mir steile Brustwarzen ins Gesicht. Geschmeidige Arme umfingen mich mit schier unentrinnbarer Gewalt. Schenkel taten sich auf und im Zentrum des Verlangens wartete das Geschlecht so anheimelnd sumpfig auf mich, als sei es bereit, aus seinem allesverschlingenden Biotop ganze Familien entstehen zu lassen“.

Der Teufel schaut sich ängstlich um und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

„An dieser Stelle fällt mir mein erster Besuch im Shakespare-Theater vor ca. 400 Jahren ein. Dort wurde gerade die Uraufführung von Romeo und Julia gegeben.

Das Bühnenbild im Zweiten Akt zeigte das Anwesen der Capulets mit Julias blumenumranktem Balkon und den Haupteingang des Gebäudes im Garten. Romeo, der sich über die Mauer eingeschlichen hatte, stand unter dem Fenster der Geliebten. Da trat Julia, einem inneren Drang folgend, heraus.
Der authentische Dialog ist mir, glaube ich, nicht mehr ganz geläufig...“.

©Sur_real
Fortsetzung
Der Teufel gibt sich Mühe und beginnt zu rezitieren…während der Frühling am Tisch ruhig weiter mampft.

“Oh Julia, oh Julia,
die Biene war’s und nicht der Schmetterling“.

Er erklärt den Zuschauern:
„Julia – zunächst gespielt erschrocken, dann vorsichtig erfreut – tritt vor und antwortet hell“.

Dann verstellt er wieder seine Stimme und spielt die Julia…

“Oh Romeo, mein Romeo,
auf deinem Fußballfanschal
steht der Name meines Frauenarztes.
Hat den dein Mütterchen gestrickt?“

Wieder erklärt der Teufel…
„Romeo, der sich kaum noch beherrschen kann, protestiert heftig.

Es ist nicht angebracht, die Ungeduld zu lästern.
Was glaubst du, was der volle Mond mir flüstert?“

Der Teufel lacht über seine eigenen Worte, dann erzählt er wieder aus seinen Erinnerungen, was den heutigen Morgen betrifft…

„`Heute ist es ungefährlich, wir brauchen nicht aufzupassen`, säuselte der Frühling. Er lächelte hintergründig und schob mir seine spitze Zunge in den Mund. Ich verlor vorübergehend das Bewusstsein, grübelte aber vorher noch flüchtig darüber nach, ob er jetzt wohl ebenso handwerklich vorgehen würde wie sonst beim Essen. Vielleicht vertrat ich in diesem Augenblick eine Schinkensemmel?

Wieder lacht der Teufel…

„Als ich wieder zu mir kam war mein vorwitzigster Körperteil so hart wie eine Eselsalami. Und der befand sich jetzt auch noch ganz dicht an der Pforte zum Paradies. Ich bemerkte es mit Schrecken: Vor mir tat sich ein Abgrund aus Gedankenlosigkeit auf. An eine Gegenwehr war aber nicht mehr zu denken, denn der Engel der Geilheit schwebte bereits über uns, um mein Tun großzügig abzusegnen“.

Der Teufel setzt sich auf einen großen Stein aus Pappmache… Er geht in die Denkerpose von Rodin…

„Ich kann nichts dafür: wieder fällt mir Shakespeare ein und ein weiteres Bühnenbild entsteht vor meinem geistigen Auge“.

Er spricht laut seine Gedanken nach und im Hintergrund entsteht – wie von Zauberhand – eine Projektion auf der Bühne…

Der Teufel spricht…

„Es ist der vierte Akt. Der Marktplatz von Verona.
Julias pseudo-moralischer Bruder ist auf der Suche nach ihrem Verehrer. Doch Mercutio, der kluge Ratgeber Romeos verwickelt Tybalt in ein Gespräch, das sich – durchaus von ihm geplant – zum Duell entwickelt. Der Philosoph beabsichtigt das bevorstehende Treffen intellektuell zu zerreden. Aber sein Ansinnen misslingt und er sinkt, durch Romeos Missgeschick, der sich dämlich einmischt, von Tybalts Degen getroffen, zu Boden. Etwas traurig wirkend beruhigt er die Freunde:

`Nichts weiter ist geschehen,
ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen.
Die Wunde ist nicht so tief wie ein Brunnen -
und trotzdem tiefer als alle Zeit. -
Was nun geschieht
entzieht sich leider meiner Kenntnis.

Meiner Kenntnis hatte sich inzwischen ebenfalls die Realität entzogen, die einem Theaterstück in nichts nachstand. Im Gegenteil: Auch ich konnte meine Rolle nicht einfach hinschmeißen, nur weil ich Lampenfieber hatte`

Ich weiß: Das Leben kann im Frühling genauso überraschend über einen Schauspieler kommen wie ihn der Tod im Theater ereilen kann. Die Gefährlichkeit des Daseins ist mindestens ebenso groß wie die Feder eines hinterkünftigen Stückeschreibers“.

Der Teufel runzelt die Stirn…das löst ein Gewitter aus!

©Sur_real
Fortsetzung
Dann spricht er wieder:

„Längst habe ich durchschaut, was im Frühling wahrscheinlich mit uns geschieht. Durch das Aufbegehren der Natur hängt die Schwangerschaft über unseren Köpfen wie ein Damoklesschwert“.

Gott tritt auf den Plan – als Mantelpavian…
Er zeigt mit dem Finger auf den Teufel und schimpft:
„Duu beklagst dich…elende Kreatur!!“

Der Teufel erschrickt. Er versucht sich zu verteidigen…


„Ich sah auf einmal, wie sich die Welt zu drehen begann. Alle ihre Bilder komprimierten sich kreisförmig um einen Mittelpunkt. Vor mir entstand eine gewaltige Sogwirkung, der ich mich nicht länger entziehen durfte. Die Wildheit der Natur ergriff meine Hypophyse und ließ sie zum Idol werden. Der Vorhang ging auf!“

Der Mantelpavian hebt die Hand…aber der Teufel spricht weiter:

„Im Nu hatten mich die Ereignisse in ein unwiderstehliches Zeitloch hineingezogen. Rhythmische Bewegungen setzten ein und die sich aus der Wirbelsäule meinem Zentralen Nervensystem nähernden Reizwellen überfluteten nach und nach alle Hemisphären meines Innenlebens.
Der Frühling unter mir tat ein übriges, indem er in den melodischsten Tönen zu `singen` begann. Und auch der Mund meines Körpers öffnete sich wie von selbst, um den Menschen der ich war, vor Lust stöhnen zu lassen. Das Ritual der höchsten Form sozialen Kontaktes strebte seinem Höhepunkt entgegen“.

Gott schüttelt nur den Kopf.
Das sollt du nicht b-e-g-r-e-i-f-e-n. Du sollst es einfach tun und damit Schluss!!“

Do der Teufel kann nicht anders, er spricht weiter zu sich selbst und erzählt…

„Schon halb der Welt entrückt, konnte ich mich noch ein letztes Mal aufspalten, in ein blind agierendes und ein betrachtendes Etwas, das sich an der Ästhetik des Vorgangs zu erfreuen versuchte, dann übernahm der Liebeswahnsinn die Herrschaft über alle meine Zellen“.

Gott: „Siehst du?!“

Doch der Teufel hatte sich bereits in Rage geschwatzt…

„Ich begriff nur noch was jetzt kommen sollte, wie es gewöhnlich kommt und wohin das Gekommene will. Aber für Bedenken, egal welcher Art, war es natürlich längst zu spät. Für einige lange Augenblicke erbrach sich schließlich meine Seele in die Urkraft des Universums hinein, womit sie mit sich scheinbar eine Leere auszufüllen versuchte, die ich als Luzifer niemals verstehen werde“.

Gott: Beruhige dich – auch du bist mein Geschöpf und auch du folgst den Instinkten.

Teufel: „Ja, so ist es wohl. Der Frühling hatte triumphiert. Erschöpft und zufrieden sank die Gesamtheit meiner Zellen auf dem anderen Körper zusammen und meine wahre Identität begann sich wieder abzuzeichnen. Ich erkannte mich als mich selbst und versuchte mich zu erinnern......... „

©Sur_real
Fortsetzung und Schluss
Eigentlich sollte jetzt, an dieser Stelle, der Schluss aller teuflischen Überlegungen erfolgen. Aber etwas im Teufel ließ ihn nicht zur Ruhe kommen…er sinnierte…

„Ist die Szene mit Romeo und Julia am Balkon wirklich im Zweiten Akt? Hat Tybalts Unbeherrschtheit Mercutius‘ Vernunft wirklich im Vierten Akt besiegt? Hat Shakespeare wirklich im 16. Jahrhundert, wenn überhaupt gelebt, oder habe ich mich nur selbst geträumt? Wer hat, in welchem Zusammenhang und in welcher Dekoration was genau gesagt? Bin ich aus einem Menschenleib geboren?“

Gott lacht und der Teufel spricht weiter…

„Wie dem auch sei – ich wäre nicht Luzifer, wenn es mir nicht, trotz allen Anfechtungen, gelungen wäre, im Stillen ein kleines Wunder zu verhindern.
Der Frühling wird mir erhalten bleiben. Seine Blüten werden für immer an ihrem Zweig erblühen, auch wenn sie schon längst matt und vertrocknet sind. Einen Sommer wird es nicht geben und schon gar keinen Herbst – kein Tragen und kein Ernten“.

Gott: „Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen!“

Doch weil der Teufel immer das letzte Wort haben muss…

„Und damit weiß ich, was sich nun abzuzeichnen beginnt, denke ich auch noch Folgendes…. Eines Tages werde ich mich nicht mehr erkennen, weil ich mich selbst gefunden habe. Vor dem Spiegel stehend werde ich mich als einen Fremden betrachten, weil ich mir gänzlich vertraut geworden bin.

Wieder lacht Gott laut und schallend…dann hüpft er, als Mantelpavian verkleidet, von der Bühne, hinunter ins Publikum, wo er in der Menge untertaucht.

Der Teufel vollendet seine Darbietung…

„Vielleicht wird dann eine neue Schöpfung versuchen, mich in eine andere Welt zu verstricken, wo es wieder einen Frühling gibt, damit ich etwas zu ergründen habe. Und vielleicht möchte ich dann einfach, ohne zu verstehen, erleben, was es mit dem Phänomen `Leben` auf sich hat. Aber ich fürchte, ich werde erneut von seiner Eigendynamik so fasziniert sein, daß ich vor lauter Neugierde nicht akzeptieren kann wer ich bin: Einer, der den Frühling nicht einfach so hinnehmen will.

Der Vorhang fällt!

©Sur_real
Zwei Schutzengel, die sich verflogen haben
Vorhang geht auf.

Bühnenbild zeigt eine Wiese, abseits der Stadt.
Zwei gefügelte Wesen schweben herbei.

Flatter, flatter, flatteratat!
Flatter, flatter, flatteratat!

1.Schutzengel: „Huch, noch ein Schutzengel?! Was machst du hier, abseits der Front? Bist du mit deiner Arbeit nicht mehr zufrieden?“

2.Schutzengel: „Glaubst du noch daran, daß sie etwas bewirkt? Und - hast du nicht auch den Eindruck, daß wir uns bei der Arbeit verflogen haben?“

1.Schutzengel: „Ja, hab ich – ich bin noch ganz betäubt von den Liebesliedern, die allerorts in der Atmosphäre schwingen“.

2.Schutzengel: „Wo sind wir denn eigentlich?“

1.Schutzengel: „Keine Ahnung, vorhin war ich jedenfalls noch im Zeitstrom. Er müsste da linksrum liegen“.

2.Schutzengel: „Und was ist das da rechts?“

1.Schutzengel: „Das soll, glaub ich, das Höllentor sein. Nach allem was man so hört, spuckt es unablässig kopfschüttelnde Zwitterwesen aus, weil Zweifel sich auf Satan reimt…harharr“.

2.Schutzengel: „Du bist blöd!“

1.Schutzengel: „Ja, danke. Das hab ich mir auch schon gedacht“.

2.Schutzengel: „Von der Hand zu weisen ist es nicht ganz, schließlich scheint nach vorne, geradeaus, wo wir immer tätig sind, das große Fiasko zu liegen. Die leisen Schritte in den Abgrund sind überall zu vernehmen“.

1.Schutzengel: „Das hast du schön gesagt! Wollen wir da denn noch einmal hin??“

2.Schutzengel: „Ich weiß nicht recht, aber wenn du mir sagst warum“.

1.Schutzengel: „Das weiß ich nicht. Vielleicht haben wir unsere Möglichkeiten überschätzt, unsere Wunderelexiere, verstehst du?“

2.Schutzenegel: „Ja, die haben derzeit genau die richtige Konsistenz um eine plötzliche Vergänglichkeit auszulösen. Mir gefällt das gar nicht!“

1.Schutzengel: „Stimmt. Deshalb hat es uns wahrscheinlich auch aus dem Geschehen katapultiert. Ich glaube man braucht uns nicht mehr.

2.Schutzengel: „Schade – waren wir doch lange Zeit sehr gefragt“.

1.Schutzengel: „Nun, früher konnte man sich auch noch ganz leicht von uns über die Wahrheit, sprich Wirklichkeit hinwegtrösten lassen. Das ist jetzt sehr schwierig geworden. Es lässt sich ja kaum noch etwas verheimlichen, außer im Rahmen der Bigotterie vielleicht, wozu ich übrigens auch die Technikgläubigkeit zähle“.

2.Schutzengel: „Sind das geistige Behinderungen?“

1.Schutzengel: „Soweit möchte ich gar nicht gehen, ich vermute darin eher eine verkappte Kriminalität, die es ihren Verfechtern erlaubt ungestraft absurde Taten vollbringen zu können“.

2.Schutzengel: „Das kommt mir bekannt vor“.

1.Schutzengel: „Ja?“

2. Schutzengel: „Leider!“


©Sur_real
Fortsetzung
1.Schutzengel: „Derzeit finde ich es schwierig für uns, noch unseren Aufgaben gerecht zu werden, angesichts des hohen Bedarfs an nutzlosen Ansprüchen. Dabei möchte jeder beschützt werden, indem wir z.B. die Wahlen manipulieren, die Arbeitsplätze durch krumme Geschäfte sichern, Umweltkonferenzen zu Quatschvorstellungen machen, usw.“.

2.Schutzengel: „Was bleibt uns denn anderes übrig? Wir dürfen die Schritte des Schöpfers nicht ignorieren“.

1.Schutzengel: „Eben, wenn alles so käme, wie es das „Volk“ will, dann wäre keiner mehr glücklich. Es ginge drunter und drüber! Wir müssen die Menschen vor sich selbst beschützen und gangbare Wege öffnen. Das heißt für uns `Verantwortung übernehmen´“.

1.Schutengel: „Haben wir das nicht viel zu oft getan?“

1.Schutzengel: „Wenn man so will – andererseits können wir niemandem helfen, indem wir ideale Bedingungen voraussetzen. Dafür müsste es schließlich die geeigneten Protagonisten geben…“

2.Schutzengel: „Genau! Wir können eventuell einen Liebhaber um die Ecke bringen, damit seine Angebetete frei genug ist, als Krankenschwester 10 000 Verwundete zu versorgen. Den Krieg können wir aber nicht verhindern. Damit bleibt zwar der Geschichtsverlauf mehr oder minder stabil. Aber was ist mit dem Gewissen? Wer fragt uns eigentlich danach?“

1.Schutzengel: „Traurig, aber wahr!“

2.Schutzengel: „Wie ist es nur dahin gekommen? Ist es der Überlebenskampf – die sogenannte `Natürliche Zuchtwahl`? Ist der Zufall? Wer hat so entschieden? Wir fragen nicht – wir tun nur unsere Pflicht…soweit es in unserer Macht steht. Die Bräuche der Menschen zu verändern ist nicht unsere Aufgabe“.

1.Schutzengel: „Daran bin ich auch gescheitert! Da heißt es immer, wer früher dies und das gemacht hat – sich also falsch entschieden hat – der ist heute ein Sowieso! Wer sich aber heute falsch entscheidet, noch im Bereich des Unwissens befindlich also – denn eines Besseren belehrt ist ja noch niemand definitiv, der ist natürlich kein Sowieso“.

2.Schutzengel: „Das ist sehr praktisch. Die Elite der Mitläufer bekommt, wie immer, tolle Posten, hohe Gratifikationen, Kunst- und Buchpreise und das, obwohl man bereits mehr als ahnt, daß dieses Verfahren gleichermaßen altbekannt wie sinnbefreit ist. Richten kann man später über die Irrtümer und über diejenigen, die sich fleißig geirrt haben. Wir aber müssen die schützende Hand über sie halten, damit kein Chaos ausbricht und alles beim Alten bleibt. Ich bin mir meiner Bestimmung nicht mehr so sicher, muss ich ehrlich sagen. Und auch nicht, ob das noch Gottes Wille ist“.

1.Schutzengel: „So denke ich auch. Vor einigen Jahrtausenden sah das vielleicht ganz anders aus. Zumindest scheint mir der Schutz des Status quo für sogenannte `natürliche Zustände` angebracht. Seit aber die `Zivilisationen` immer mehr um sich greifen, sind auch noch andere Schritte zu verzeichnen“.

2. Schutzengel: „Die des Teufels?“

©Sur_real
Fortsetzung
1.Schutzengel: „Hmm. Ich weiß nicht von wem sie sind. Sie sind einfach da“.

2.Schutzengel: „Was meinst du denn jetzt genau?“

1.Schutzengel: „Höre einmal genau hin! Hörst du sie, die unheimlichen Schritte?“

2.Schutzengel: „Nein, aber wenn ich sie hörte, dann sagte ich dir: es sind die leisen Schritte der Treter, der Leisetreter. Sie tragen alle das gleiche Outfit, ohne es zu bemerken, sie benützen das gleiche Parfüm: „Aas 42“. Und sie singen! Sie singen das Lied vom Brot!“

1.Schutzengel: „Warum sind sie denn so leise?“

2.Schutzengel: „Weil sie keine Möglichkeit haben zu entkommen. Das haben sie gelernt. Und sie können nur was sie gelernt haben. Alles andere ist ihnen verboten – aus vielerlei Gründen. Von oben, aber auch genetisch. Das wissen sie zum Glück nicht. Und der Staat unterstützt sie dabei tatkräftig“.

1.Schutzengel „Schutz und Sicherheit im Zeichen der Burg?“

2.Schutzengel: „Genau! Sie halten das für eine Trutzburg, was in Wirklichkeit ein Gefängnis ist. Das ist gerecht! Denn jeder, der nicht fliehen will ist frei. Und jeder, der dieser Art Freiheit widerspricht, tut ihnen unrecht. Auch das ist Gesetz – ungeschrieben, versteht sich“.

1.Schutzengel: „Oder ein Ritual?"

2.Schutzengel: „Das könnte auch sein. Wenn man sich die Welt nicht erklären kann, entwickelt man einen Glauben. Dafür braucht man Beschwörungsformeln. So entsteht die liebe Geborgenheit“.

1.Schutzengel: „Klingt wirklich logisch! Gebetet wird schließlich lieber als gedacht. Aber wie sehen sie aus, diese modernen Gebete? Kann man sie hören, sehen?“

2.Schutzengel: „Natürlich! Die Werbung ist voll davon“.

1.Schutzengel: „Welche?“

2.Schutzengel: „Jede Form, von der Zahnpasta bis zu Wahlplakaten. An jedem Ende steht `Amen` – nein, da steht: `Alles wird gut!` Und wir sorgen dafür, daß es möglichst lange danach aussieht“.

1.Schutzengel: „Damit streuen wir den Menschen solange Sand ich die Augen, bis sie glauben, daß es einfach immer irgendwie weiter geht. Bis jetzt haben sie alles überstanden. Deshalb meinen sie, es würde bis in alle Ewigkeit so weiter gehen. Nein sie vermuten sogar, daß alles immer besser wird, je öfter sie daran glauben. `Wir müssen halt nur mitmachen`…so argumentieren die armen Seelen“.

2.Schutzengel: „Das ist eine süße Botschaft, die sogar von Therapeuten verkauft wird. Wer an sich glaubt, dem wird’s an nichts mangeln. Er ist sein Hirte. Er führet sich zum frischen Wasser“.

1.Schutzengel: „Hahahahaha…und das Gewissen?“

2.Schutzengel: „Das kann improvisiert werden…“.

1.Schutzengel: “Das wird anscheinend in der Vergangenheit befriedigt! Aber ich habe mich immer schon gefragt: Wie geht denn dasss?“

2.Schutzengel: „Ganz einfach – Wenn man die Untaten der Vorfahren bereut, ist man trotzdem schuldig! Das nennt man `Gewissen`…das erinnert ein wenig an die `Erbsünde`!

2.Schutzengel: „Harharr!“

©Sur_real
Fortsetzung und Schluss
1.Schutzengel: „Doch doch. Durch ihr Nichtdenken und einem gewissen Phänomen, das in ganz vielen Menschen steckt, der Bosheit – aber pssst –, kamen Unschuldige ums Leben. Darüber gilt es unaufhörlich zu berichten…“.

2.Schutzengel: „Was bringt das? Und für wen bringt es was?“

1.Schutzengel: „Es bringt allen Glück, die gerne an das Gute glauben, also jenen, die meinen, es herrsche gerade eben jetzt. Und zweitens denen, die gegenwärtig am Ruder sind, ohne, nein nicht nach- sondern zu denken, wobei wiederum Unschuldige umkommen – was aber heute, wie immer schon, nicht öffentlich propagiert werden darf. Dies würde die Vorschriften für die jeweils `realistischen` Gegenwartsbedingungen verletzen“.

2.Schutzengel: „Ja, das gab’s immer schon – wobei es auch immer schon `gut` war die Wahrheit zu verschleiern. Wo gehobelt wird fallen eben Späne…um sonstige einschlägige Allgemeinplätze einmal unerwähnt zu lassen“.

1.Schutzengel: „Richtig! Man erinnere sich der Galeerensklaven, Kreuzigungen, Scheiterhaufen (die ja bekanntlich von der Steigerung `gescheit, gescheiter, gescheitert` herkommen), Arbeitslager, der politischen Häftlinge, der Arbeiter von Konfektionsfirmen, die in einstürzenden Neubauten umkommen, der Angestellten in Supermarktketten, usw. So ist das, nicht anders!“

2.Schutzengel: „Pssst! psssssst!“

1.Schutzenegel: „Nein! Ich habe keine Lust mehr zu schweigen! Das Dilemma ist mal wieder der Glaube, denn, wie jeder – ganz entgegen dem Glauben – instinktiv weiß, kann er sich nur über die anderen erheben, wenn er Gewalt ausübt und / oder betrügt. Nur sagen darf man’s halt nicht. Solche Rituale werden gebraucht, damit der Eindruck entsteht, hier könne man gefahrlos Kinder kriegen…“

2.Schutzengel: „Ich verstehe – ich verspüre auch bereits dieses Jucken in der Leistengegend. Vielleicht höre ich doch besser auf mich zu fragen, unter welchen Umständen die Menschen sich Nachwuchs wirklich leisten können. Noch vertrauenswürdigere Sachverhalte muss ich doch eigentlich nicht mehr suchen, als die bloße Hingebung an einen spektakulären Irrsinn, oder?“

1.Schutzenegel: „Das trifft’s!“

2.Schutzengel: „Uns bleibt demnach nichts anderes übrig, als die Flügel wegzuwerfen und Menschen zu werden. Ich fang schon mal damit an! – Ratsch!“

Er reißt sich Flügel ab!

1.Schutzenegel: „Was machst du dann jetzt?“

2.Schutzenegl: „Ich gehe Igel bürsten – und du?“

Ratsch! Auch der 1. Schutzengel reißt sich die Flügel vom Leib.

1.Schutzengel: „Ich werde auch Mensch und versuche dabei möglichst verrückt auszusehen. Vielleicht nimmt mich dann endlich jemand ernst!“

Vorhang fällt!

*
Drehbuch für einen surrealistischen Film
(bitte nicht zu sehr verdrehen)


1.Szene

Klappe:

20 unbekleidete Personen laufen auf einen Marktplatz, auf dem ein Kleiderständer steht, und bilden einen Kreis. Sie setzen sich in Bewegung – sie laufen, sie rennen im Kreis herum. Es handelt sich um einen Tanz. In der Mitte steht eine Torte, aus der jetzt ein, als Albert Einstein verkleideter, Affe steigt. Er hat eine Trommel dabei. Er schlägt den Takt…aber als er die Stöcke wegwirft stellen sich die nunmehr wieder laufenden, dann gehenden Gestalten, alle gegenseitig ein Bein und fallen um.

Wie von selbst beginnen sie einen scheinbar zusammenhanglosen Dialog, einen Disput, über nichts Bestimmtes – sie schreien sich an.

1.Tänzer: „Seht doch mal!“

2.Tänzer: „Ich sehe nichts…“

3.Tänzer: „Was denn sonst?“

Alle zusammen: „Das haben wir uns gedacht!“

Irgendwo lacht jemand laut…(wer gelacht hat ist nicht feststellbar).

4.Tänzer: „Was kunft denn da noch auf uns Zu?“

Unsichtbare Stimme: „Du siehst mit den Augen eines Kindes…!“

5.Tänzer (er ist ganz rot im Gesicht und aufgequollen): „Du ziehst das Glück / Unglück an wie andere Leute ihre Socken.“

6.Tänzer: „Je nach wem…“

7.Tänzer: „Der hat aber einen Ausschlag…“

8.Tänzer: „Wie ein Boxweltmeister…“.

Da taucht plötzlich eine schizophrene Frau auf – sie trägt ein Schild mit der Aufschrift „Ich bin schizophren!“

Sie ruft: „Das ist für mich eine Tautologie!“

Ein schizophrener Mann taucht auf. Auch er trägt das Schild „Ich bin schizophren“…

Er ruft noch lauter: „Das ist mir zu optimistisch!“

9.Tänzer: „Freu dich mal etwas vorsichtiger!“

Der Schizophrene: „Ich bin doch kein Glaubensmensch…“.

10.Tänzer: „Eben drum!“

Klappe!

©Sur_real
Neue Szene…
Der Disput beginnt wieder von Neuem – die Gestalten laufen erneut im Kreis… Diesmal sind die Männer mit Pelzmänteln bekleidet, die Frauen tragen Burka.

11.Tänzer: „Ich ekle mich vor deinem Körper“.

12. Tänzerin: „Ich ekle mich vor meinem Körper“.

Der Schizophrene: „Das wäre doch jetzt nicht nötig gewesen…“.

In diesem Augenblick gibt es eine partielle Sonnenfinsternis – die Szene wird ein wenig dunkler…

Die Schizophrene: „Das ist ja ungeheuer!“

13.Tänzer: „Wo ist ein Ungeheuer?“

14.Tänzerin: „Da vorne“.

Der Schizophrene: „Ich seh‘ keines, aber ich verstehe…“.

Wieder lacht eine unsichtbare Stimme lauthals……

12.Tänzerin: „Ich ekle mich vor deiner Seele!“

15.Tänzer: „Das ist die wahre Liebe!“

Die Schizophrene: „Die einzige?“

Der Schizophrene: „Die einzige unter vielen…Heirate mich!“

Unsichtbare Stimme: „Wer hat das gesagt?“

Plötzlich mischt er Regisseur mit. Er tritt in die Kulisse und schreit aufgeregt, mit den Händen fuchtelnd: Vorsicht! Es ist ermittelbar, welcher Gesprächsbeitrag von wem kommt…!“

Der Schizophrene tritt ihm mutig entgegen: „Das kam von dem Kleiderständer dort drüben“.

Regisseur: „Merkt denn der nicht, daß er ein Kleiderständer ist?! Kleiderständer dürfen keine eigene Meinung haben und keinen eigenen Willen!“

16.Tänzerin: „Und was hat er, eine oder einen?“

17.Tänzer: „Er hat keinen!“

Der Kleiderständer spricht mit geheimnisvoller Stimme: „Das geht nicht!“

Dann bewegt er sich und man merkt, daß es ein Mensch ist…einer, der sich bisher immer nur im Hintergrund gehalten hat.

Der Kleiderständer sagt: „Alles geht, was bleibt möchte geheiratet werden – basta!“

18.Tänzerin (sie hebt ihre Burka leicht an um besser sehen zu können): „Auch Kleiderständer?“

19.Tänzer: „Gerade die – vielleicht ausschließlich!“

Der Regisseur erschießt den 19. Tänzer!

…Gelächter unter den Zuschauern, außerhalb des Sets…

Klappe

©Sur_real
3. Szene
Eine Mondscheibe wandert über den Taghimmel. Sie ist schwarz! Es ist totale surreale Mondfinsternis!


20.Tänzer: “Ach, ist das schööön!!“

Die Schizophrenen: „Ach, ist das schööön!“

Alle zusammen: Ach, ist das schöööööön!

Es beginnt zu regnen!


Die Personen ziehen sich um – weiße und rote Zwangsjacken.

Plötzlich zeigen alle, mit der Nase, auf einen Punkt, aber dort ist nichts

„Seht nur, da geht einer fremd“, rufen sie…

Alle Männer: „Wir sehen aber nichts!“

Alle Frauen: „Sagen wir doch – aber da ist ein Fremder
Er geht in die Fremde…“.

Alle singen:
„Ein Schrittchen vor, ein Schritt zurück,
so entsteht das wahre Glück –
wer da mitmacht, der hat es gut…
Menschen sind nicht auf der Hut“.

Das Publikum wirft Hüte in die Luft…

Alle am Set setzen einen Hut auf!

1.Zwangsjacke: „Ist das Robins Hut?“

2. Zwangsjacke: „Quatsch, das ist Julias…“.

3.Zwangsjacke: „Der heißt Romeo, du Depp“.

4. Zwangsjacke: „Psst, es weiß doch keiner, was mit der Geschichte gemeint ist…“.

5.Zwangsjacke: „So wie bei Nabucco?“

6.Zwangsjacke: „Beischlafuntensilienkoffer???“

7.Zwangsjacke: „Nicht Buko – Na-bu-cco!!“

Der Schizophrene: „Hat das was mit Siechfried zu tun?“

Regisseur: „Bitte keinen Dialekt jetzt!“

Die Schizophrene: „Es war sowieso Aida…“.

In diesem Augenblick erscheint ein als Affe verkleideter Albert. Er hat einen Stein in der Hand und wirft ihn seitlich in die Kulissen. Ein Klirren ertönt.

„Ich habe das Glashaus getroffen“, kreischt er entzückt und hüpft wie verrückt mit den Zwangsjacken im Kreis…

Die Nacht bricht herein.

Klappe

©Sur_real
4. Szene
Als es wieder hell wird sieht man neue Kulissen. Eine Gasse die mit Spinnweben durchzogen ist…in der linken Ecke steht ein Fußballtor.

Ein Ball rollt herein – ihm folgen 22 nackte Spieler und Spielerinnen, die sich Nummern auf Rücken und Brust geklebt haben. Die Hälfte der Nummern lautet 666, die andere Hälfte 00.

Die Spieler / innen wollen sich auf den Ball stürzen, aber da tritt ein Schiedsrichter auf…es ist ein als Affe verkleideter Albert Einstein…und zeigt jedem die gelbe Karte…

Die Diskussion fängt von neuem an…

1.Spieler: „Was ist das?“

2. Spieler: „Seit wann gibt es hier Gesetze?!“

3.Spielerin: „Mir kommen die Krokodilstränen“.

4. Spieler: „Ich glaube das jetzt nicht…“.

5.Spielerin: „Dann musst du…“

6.Spielerin: „sterben? Essen trinken, atmen, lieben?“

Der Schizophrene tritt hinzu: „Gott schützt die Liebenden!“

Der Kleiderständer mischt sich ein: „Simpel! Das ist simpel! Zu simpel!“

7. Spieler: „Und überhaupt: wer ist wie Gott?!“

8. Spielerin: „Michael??“

Eine rote Karte taucht auf. Der Schiedsrichter schüttelt das Haupt und sich die Kleider vom Leib. Jetzt sieht man, daß es nicht Albert Einstein, sondern ein Affe ist.

„Das ist Blasphemie“, kreischt er.

Der Kleiderständer: „Wer hört schon auf Affen?“

Einer der Spieler und Spielerinnen hebt die Hand, dann ein zweiter, ein dritter und so weiter…

Der Affe zieht sich wieder an und sieht jetzt erneut wie Albert Einstein aus!

Die Rotorengeräusche eines Hubschraubers werden hörbar –

Von ganz oben fallen jetzt Flugblätter.
Der Affenschiedsrichter liest daraus vor:

„Es ist verboten zu diskutieren,
es ist verboten nicht zu diskutieren.
Es gibt überhaupt keine Verbote.
Wer das Verbot von Verboten nicht beachtet…
Wer die Verbote nicht beachtet, muss mit einer Höchststrafe von nicht unter mindestens rechnen.
Alles liegt im Ermessen des Gerichts.
Das Gericht kennt zweierlei Maß.
Keiner darf sagen, das Gericht kenne zweierlei Maß, sonst muss er mit einer Höchststrafe von nicht unter mindestens rechnen.
Wer nicht rechnen kann muss 100mal `Alphabet` aufschreiben.
Keiner darf die Verbote außer Kraft setzen.
Wir rechnen mit Höchststrafenfreiwilligen.
Alle Feiglinge bitte einen Schritt zurücktreten“.

©Sur_rea
Fortsetzung und Schluss
Überall hängen die Spinnweben mit den Flugblättern voll.

Die Spieler sind entsetzt! Sie rennen wild durcheinander.

Der Regisseur versucht das Chaos einzudämmen, prallt aber mit dem Kleiderständer zusammen und bekommt das Schild des Schizophrenen zu fassen. Damit schlägt er jetzt um sich.

Er trifft einen Spieler und eine Spielerin nach dem / der anderen…sie fallen der Reihe nach bewusstlos zu Boden und bilden dort einen Kreis.

Der Affe zieht sich erneut um!

Er ruft: „Gott ist groß!“

Da erwachen die Bewusstlosen, aber Feuer ist in den umliegenden Häusern ausgebrochen.

Alle Spieler, Tänzer, Zwangsjackenträger erwachen und rufen: „Klappe, Klaapppeeee, Klaaaappeeee!“

Aber der Affe tröstet sie mit weisen Worten: „Habt keine Angst – es gab nie eine Kulisse, nie ein Set, nur ein Drehbuch. Ihr seid keine Schauspieler, obwohl ihr Schauspieler seid und dies ist auch kein Film, sondern die Realität“.

Der Regisseur lacht und lacht und lacht und lacht.

Der Kleiderständer geht in Flammen auf.

Die Schizophrenen sind geheilt…

Dann löst sich alles in höllisches Wohlgefallen auf, wobei die Zuschauer – zu spät – bemerken, daß sie alle integriert waren. Alles brennt. Und die Brennenden tanzen singend in den Tod:

„Ein Schrittchen vor, ein Schritt zurück,
so entsteht das wahre Glück –
wer da mitmacht, der hat‘s gut…
Menschen sind nicht auf der Hut“.

Klappe

FIN
Das Sonnentheater
Ein vielleicht alter Mann betritt die Bühne (Dekoration: eine Ruinenstadt). Er ist verkleidet, als trübe Sonne (verwaschenes gelbes Trikot mit hängenden Strahlen). Er phantasiert! Er dreht sich einmal um die eigene Achse „strahlt“ - „oh“ sagt er, „ein Hinduistischer Tempel!“ Dabei deutet er auf das Publikum. „Da sind sie, die ganzen Götter, sämtlicher Himmel auf einmal – und alle dicht beieinander! Wie schöön!“

Er geht ein paar Schritte zurück, taumelt ein wenig und fasst sich an den Kopf. Er rauft sich sanft die hängenden Strahlen, dann schaut er nochmal hinein, in den für ihn dunklen Zuschauerraum. „Aber ich kann es fühlen – ich füühle die Wahrnehmungen der Götter. Sie sind soo verschiieden!“ Er blickt nach oben: „Eigentlich müssten sie ja dort sein...!“ Von oben blinkt ein Scheinwerfer kurz auf.

„Das war ein Zeichen!“ ruft er aus.

Vielleicht alter Mann:
„Was bin ich beglückt!
Ich weiß doch nicht was Götter denken...
Nur, daß so mancher reichlich zickt.
Ich will die weiße Fahne schwenken!“

Er holt ein schmutziges Taschentuch heraus und winkt nach oben, dann korrigiert er sich und winkt damit dem Publikum zu.

Das Publikum schreit angewidert auf!! - : Ähhh!“

Vielleicht alter Mann:
„Oder – weiß ich es doch?
So bin ich selbst ein Gott?
Als ich – ein Kind – auf allen Vieren kroch,
da ahnte ich von keinem Joch...
von dem der Wahrnehmung, wenn euch das konveniert?
Ich hab mich nicht für Fehlende geniert!“

Der als schäbige Sonne verkleidete Mann stampft auf den Boden!
Staub wirbelt auf, um ihn herum...

Das Publikum ruft angewidert aus: „Ähhhh!“

Vielleicht alter Mann:
„Und krabbelte da auch ein kleines Tier, ich hätte es nicht gesehen haben wollen!
Ganz im Vertrauen – was nützte es miiir??
man hat so viel zu sollen
und nichts davon ist relevant -
die Welt ist mir im Wesentlichen unbekannt!“

Eine riesige Brille schwebt von oben herab...

Das Publikum erschrickt: „Iiihhh!“

Vielleicht alter Mann: „Was soll das heißen?“ (brüllt er barsch).

Das Publikum stöhnt ganz leise: „Seufz“.

Vielleicht alter Mann (zu den Göttern gewandt):
„ich brauche eure Zeichen nicht!
Vor allem wenn sie mich bezichtigen
ich sei kein großes Lebenslicht -
ich lass mich nicht berichtigen!

Ich bin euch Göttern ebenbürtig, allemal,
nur hab ich nicht wie ihr die Wahl,
mich stets in Sicherheit zu wiegen,
Quatsch zu machen – Dinge die mir liegen!

Bei mir herrscht das Bedürfnis vor,
mich andauernd zu bestätigen -
ich möchte glauben, mich sinnvoll zu betätigen!
Was bin ich denn? Ein armer Tor?

Mein Strahlenkranz dient immer allen!
Ich spende fröhlich was ich kann -
ich möchte dem zum Opfer fallen,
das mich beglückt, den Sonnenmann!“


©Sur_real
Fortsetzung
Die Bühne verdunkelt sich und nur ein fahler Spot beleuchtet noch die traurige Gestalt, die gleich erschrickt, als eine Stimme spricht…


Stimme:
„Du bist in keinem Tempel, kleiner Freund,
und was so groß und göttlich dir erscheint,
das sind des Irrtums wilde Wogen.
Sie werfen dich wohl hin und her,
in dem konfusen Weltenmeer
aus den Gedanken der Gestalten,
die sich für kleine Götter halten...“.

Vielleicht alter Mann: „Jetzt hab ich den Verstand verloren“ (der Sonnenmann wirkt arg verschlissen)“

Er hält sich die Ohren zu, ist aber doch zu neugierig und deshalb spitzt er sie wieder... Wie aus weiter Ferne, klingt Musik. Es ist die Kleine Nachtmusik, die jedoch bald wieder verebbt.

Vielleicht alter Mann: „Ich habe nichts gehört! Keine Stimme, keine Musik – absolut nichts! Und ich bin auch nicht verrückt geworden“!

Das betet sich die trübe Sonne vor. Dann kommt ein dichtes Haarbüschel aus der Ruinenstadt hervor. Es ist transparent und scheint, als wäre es einmal da und einmal nicht da – eine Halluzination?

Vielleicht alter Mann: „Oh, ich verstehe, die Unzeit will mich äffen“,

So ruft die fahle Sonne.
Das Publikum lacht sie aus…: „Hahahaha“


Die Sonne verbeugt sich – kleiner Applaus…


Sie spricht erneut:
„Doch lass ich mich nicht an der Nase führen.
Will mich ein Schreck ins Zentrum treffen?
Womit will diese Stadt sich zieren -
mit einem imaginären Geist?“

„Du hast's erfasst!“ tönt nun eine Donnerstimme und der Sonnenmann zuckt zusammen! „Auch eine Sinnestäuschung kann gefährlich sein“ brüllt nun der donnernde Geist.

„Was ist denn wahr und was ist nur erlogen?
Kann ich an den Gerüchten messen, was mir droht?
Die ganze Wahrheit hab ich nie erwogen -
weil sie sich meiner Einsicht gar nicht bot!“

Vielleicht alter Mann:
„Ich sage dir wie ich mich fühle…
Ich fühle mich erschöpft!
Die vielen Sinnestäuschungen...
bin ich bereits geköpft?
Die vielen Sinnestäuschungen...
Es sieht alles so anders aus.
Wie ist ES denn in `Wahrheit`?“

©Sur_real
Fortsetzung
Stimme:
„Die Wahrheit ist ein hohes Haus!“

Sonnenmann:
„Wo steht sie denn zum Kauf bereit?
Die vielen Sinnestäuschungen...
Die vielen Sinnestäuschungen...
Woher nehmen wir die Gewissheit -
daß wir nicht schon lange tot sind?
Die Beweise dafür sind unentschuldbar.

Ich fühle mich erschröpft!
Was könnte ich noch hergeben?
Spendiert ihr mir noch eine Sinnestäuschung?
Meinen Kopf spüre ich auf dem Hals!“


Stimme:
„Da ist er nicht gut aufgehoben...“

Sonnenmann:
„Na, wenn dasss keine Wahrheit ist!“

Stimme:
„Dann zieh zu Rate, jemand, der dir helfen will!“

Sonnenmann: „Wer soll das sein – so sei doch still!“

Stimme (imaginärer Geist): „Ich will den Helfer dir erschaffen!“

Sonnenmann: „Und du meinst vielleicht, dann ich könnte es raffen?“

Sofort sind Schritte zu vernehmen. Es eilt mit der Entschlossenheit eines Generals herbei: Voll-Sherlock Holmes-Idiot! Sein Name steht in weißen Lettern auf seinem lila Mantel…

Er stellt sich vor:
„Ich bin das Zentrum dieser Welt –
An jedem Ort, hier unterm Himmelszelt!
In mir wirst du all jenes finden,
das dir beschreiben kann, was dir entgeht.
Du brauchst nichts selber zu ergründen,
denn du bist der, der kaum etwas versteht.
Das meiste entzieht sich deinem Horizont!“

Sonnenmann: „Ich wollte du hättest mich verschont!“

Aber Voll-Sherlock-Holmes-Idiot protestiert:
„Du musst zumindest diesen kurzen Traum ertragen,
der dir vor Augen führt, wie dämlich sich ein Wesen krümmt,
das ohne Anspruch auf die richt'gen Fragen,
gefühllos und verstiegen sich benimmt.
Ich möchte dir ein Beispiel geben, das dich nicht einbezieht,
weil ich ja weiß, daß alle angepasste Phantasie dich flieht...

Der Zweite, der dich nun besucht,
hat alle Phantasie verflucht -
er stellt dich stellvertretend, sachlich
und so kompetent wie du dich selber glaubst,
in aller Überheblichkeit, ganz fachlich
sicher und vernichtend, dar.
In unbedeutend kleinen Einzelheiten,
soll er für dich den Part bestreiten,
in dem du dich beliebst zu sonnen –
seit der Geburt, in Tag und Jahr!“

©Sur_real
Fortsetzung
Ein Blitz schlägt ein und als sich der Rauch verzogen hat steht der Teufel auf der Bühne!

Teufel: „Es ist nicht deines Seins Geschäft,
hier über den Olymp zu klagen!
Wie kannst du’s wagen?!
Wen hast du da frech nachgeäfft?

Du möchtest wohl den Philosophen noch ein Schnippchen schlagen?!
Was bildest du ein?
Wohl selbst ein Gott zu sein?
So füg dich sorgsam ein
und diene einem Leben, das dich schleift…
Auf dies Art ist mancher schon gereift!“

Vielleicht alter Mann: „Bist du ein Götterbote?“

Teufel: „Der größte, den es gibt!“

Vielleicht alter Mann: „Und reichlich selbstverliebt!“

Teufel: „Was fällt dir ein?!
Die Götter haben mich geschickt!“

Vielleicht alter Mann: „Damit nichts glückt?“

Teufel: „Ich bin beauftragt Ordnung überall zu machen!“

Vielleicht alter Mann: „Da muss ich aber herzlich lachen!“

Wieder schlägt ein Blitz auf der Bühne ein.

Der vielleicht alte Mann fällt tot um!

Teufel: „Da hast du es du Zwerg!
Mein Werk ist stets ein gutes Werk!
Ich schaffe Chaos, aus dem die geistige Ordnung wächst,
das ist zwar wie verhext,
doch anders wird das Pack wohl nie begreifen,
wo die besten Früchte reifen.
Es ist nur immer wie besessen –
Und angetan die Scheiße noch zu fressen“.

Eine Gruppe von 13 nackten Frauen mit wilden Haaren reitet auf Besen herein…
Sie umringen die Leiche des vielleicht alten Mannes und singen:

Hexenchor: „Gar dümmlich ist, wer sich nicht führen lässt,
vom Teufel, als dem Götterboten!
Seht dort, die Seelen im Geäst
Des Himmelsbaumes taumeln schon zu Boden,
denn man hält streng Gericht –
beim Herrn vom ewigen Licht!“

Nun fallen eine Menge goldener Blätter, mit leichtem Rauschen auf die Bühne. Sie bedecken die Leiche des vielleicht alten Mannes.

©Sur_real
Fortsetzung
Die Müllabfuhr erscheint!
Sie ist modern gekleidet – die Männer tragen orangefarbene Westen…

Einer von ihnen zieht ein zerknülltes Blatt aus der Hosentasche, faltet es auf und liest ein Gedicht vor:

1.Müllmann: „Webe nicht, walle!
Hier ist keine Falle,
wir lieben uns alle –
wir singen und kosen,
wir betten auf Rosen,
den Leichnam der Erde…
bei uns denken die Pferde!“

Das Publikum wird aufgefordert zu applaudieren!

Der Müllmann liest weiter:
„Mach doch kein Aufsehen –
davon musst du absehen,
es ist nichts, es ist nichts,
es ist nichts, es ist nichts,
niemand ist böse…
oh Landheil, erlöse
uns vor keinem Übel.
Spei in den Kübel!“

Das Publikum wird zu Buhrufen aufgefordert!

Der Müllmann:
„Wir räumen beiseite
gedankliche Weite,
phantasievolle Tiefe –
wenn glücklich verliefe
der Zeiten Gang,
dann gingen wir alle den Mondschein entlang“.

Eine neue Sonne erscheint!
Diesmal ist es eine Frau…

Sie ist schön herausgeputzt und ihre Strahlen sind steif wie Stecken aus Ebenholz.

Neue Sonne:
„Ich scheine und scheine und scheine so schön!“

Ein paar Wolken kommen hinzu…

Wolkenchor:
„Wir sind die lieben Wolken,
wir werden öfter mal gemolken,
dann sieht man diese Sonne nicht
und trüb und grau ist alles Licht!“

Die neue Sonne:
„ich scheine und scheine und scheine zu scheinen, doch immer scheine ich schön!“

Der Wolkenchor:
„Wir verbergen für euch
den Pentateuch –
denn in ihm steht,
daß man vergeht
und wohl auch Frau…
wir sind des Lebens Nabelschau!

Ob Genesis, ob Exodus,
ob Numeri, Levitikus,
für uns ist das Deuteronomium,
das deuten wir ganz einfach um –
denn wir verbergen wahre Sachverhalte,
dadurch, daß man froh umgestalte,
was eine Welt nicht brauchen kann.
Jetzt sind die armen Geister dran!“

Die neue Sonne:
„Ich scheine für den schönen Schein,
denn ich bin gut und ihr seid mein –
egal wen ihr gemordet habt,
egal was ihr im Sand vergrabt…
für mich ist alles fein gesponnen.
Ich bin die schönste aller Sonnen!“

©Sur_real
Fortsetzung
Ein 2. Müllmann tritt auf.

2. Müllmann:
„Packen wir den ganzen Schrott
und ab damit – auf `hü` und `hott`
legt der Mensch gar keinen Wert…
die großen Worte sind verkehrt!
Wir brauchen Abfall auf der Welt,
weil sie sonst in nichts zusammenhält.

Wir müssen wachsen, wachsen, wachsen,
Räder müssen uns noch überrollen –
wir steh‘n bereit für ihre Achsen…
sagt uns nur was wir tun sollen
und wir verrichten es im Nu…
Ver-n-ichten gehört auch dazu!“


Nun treten nacheinander verschiedene Personen auf, die ihre Sparte innerhalb der Gesellschaft symbolisieren“.


Der Soldat:
„Was man mir sagt – ich füg’s im Nu,
bedenkenlos den andern zu…
ob ich nun töte oder quäl‘,
ich handle immer auf Befehl!“

Der Märtyrer:
„Geboren ward ich ohne Hirn,
ich folg dem Glück am roten Zwirn –
und wenn ich dabei sterben soll,
dann finde ich das wirklich toll!“

Der Mathematiker:
„Freunde, ich will gar nicht prahlen,
meine Welt besteht aus Zahlen –
ich rechne alles kurz und klein…
was könnte denn noch besser sein?!“

Das Milchmädchen:
„Ich gebe meinen Kindern Milch!
Mein Herz gehört dem dümmsten Knilch,
der etwas Schönes für mit log –
und ich mich gleich vor Lachen...spreizte…“

Der Hampelmann:
„Ich heiße Hampel, bin ein Mann
und einfach gar nicht übel dran,
wenn ich Mist in Freuden baue –
mich über alle Ohren haue…“

Der Politiker:
„Ich bin korrupt und falsch und dämlich!
Das muss ich sein, weil ich sonst nämlich
auf den Regierungsthron nicht passe –
Im Ärmel hab ich manche Asse!“


In diesem Augenblick fängt es zu regnen an
Es regnet Blut!


Und eine Wahlurne fährt aus dem Boden auf die Bühne - Ein Wahlhelfer tritt hinzu. Er hält eine Maschinenpistole im Anschlag.

©Sur_real
Fortsetzung
Er spricht:
„Ich bin die höhere Gerechtigkeit!“

Viele Kinder in Sträflingskleidung strömen von allen Seiten auf die Bühne. Auch die Zuschauer mischen sich, auf ein Zeichen. darunter.

Alle bekommen ein Zettelchen ausgehändigt auf dem nichts zu sehen ist als ein Kreuz.

Die Wählerschar:
„Wir sind die Wählerschar und hoffen
es sei nach oben alles offen.
Die Wirklichkeit sieht anders aus –
davon sind wir betroffen!
Wir schicken in das Hohe Haus
die ganzen Narren dieser Welt und rufen
`erklimmt für uns die eingeseiften Stufen,
die Schicksal nur zu Ausdruck bringen`!
Auf unserem Rücken lässt es sich erzwingen,
was die Verschwörer so erwarten –
jawohl, gezinkt sind ihre Karten!“


Nun betritt der Tod die Bühne!!

Er handelt sich um ein schwarzes Schemen, das formlos ist und eigentlich kein Zentrum hat (dargestellt durch mehrere Personen, die sich andauernd hin und her bewegen und dabei tarnsparente, dunkle Tücher auf und nieder schwingen. In der Mitte trägt ein Zwerg einen riesigen Schädel aus Styropor…

Das Schemen singt
(alle seine Darsteller, bis auf den Zwerg…in einem leisen, drohenden Singsang):
„Ich bin das Licht, das euch auf Wegen führt,
die für euch eine Welt bedeuten.
Ihr kennt mich nicht, jedoch ihr spürt
wie sich die Schicksalsschlangen häuten,
bis eines Tages vor euch steht…
worum sich’s dreht!

Ich bin es nur, der gute Tod!
Mich habt ihr euch gewünscht!
Durch sämtliche Gesellschaftsschichten,
drang euer dummer Wunsch zu mir –
nun bin ich hier!“

Eine Stimme von oben brüllt:
„Haaampellmännner – vorrtrettenn!!

Das Milchmädchen fängt zu weinen an…

Der Politiker reibt sich die Hände!

©Sur_real
Fortsetzung und Schluss
Der Mathematiker spricht:
„Ich habe mathematisch alles überprüft,
bald werden wir bereichert sein.
In das Problem total vertieft,
fiel mir die Wahrheit gar nicht ein,
die, außerhalb von allen Zahlen,
nur Blödsinn schafft und viele Qualen!
Das Leben ist nicht nur abstrakt –
es ist pervers und abgefuckt!“

Der Märtyrer meldet sich:
Wer hat mich da gerufen?
War es der Tod, das Schemen in dem dunklen Zeug?
Tritt schon der Teufel mit den Hufen
auf jeden, ach so grünen Zweig?
Mein Handeln ist jetzt wohl geboten!
Dafür bekomm ich gute Noten!“

Der Chor der Wähler singt:
„Oh nein, oh nein, das hat kein Mensch geahnt –
wir wollten nur lebendig sein…
man hat uns nicht ermahnt,
man hat nur aufgerufen, daß wir schweigen
und dem die besten Wege zeigen,
der gerne uns missbraucht…
doch hat man uns ins Pech getaucht“.


Die Kinder in Sträflingskleidung geben den Wählern die Hand, der Soldat bezeichnet sich als Hampelmann, der Hampelmann ist nun ebenfalls Soldat.

Da fährt ein Blitz aus dem Himmel und tötet den Hampelmann. Der Soldat fällt mit um und reißt das Milchmädchen mit sich. Der Märtyrer sprengt sich, zusammen mit dem Mathematiker in die Luft und das schwarze Schemen breitet sich nun über die ganze Szene aus…


Dann erscheint eine neue Sonne – sie ist schwarz!
Sie hält eine schwarze Fahne in der Hand, auf der, in schwungvollen grünen Lettern „Frieden“ steht…und die Bühne erstrahlt in einem grellen Schwarzlicht.

Noch einmal erscheint die Müllabführ!

1.Müllmann: „Wir beseitigen den Rest“
2.Müllmann: „Es war ein schönes Schützenfest!“

Weitere Müllmänner erscheinen. Auch der Teufel ist jetzt als Müllmann verkleidet.


Alle Müllmänner singen, zusammen mit dem Teufel:
„Das ist die Herrlichkeit der Welt –
ein neuer Müll kann nun geboren werden…
und der wird schlimmer als der erste sein!“

Der Tod (das Schemen) singt:
„Oh, das ist fein, oh das ist fein,
so habe ich genug zu tun!“

Der Zwerg, inmitten der dunklen, transparenten Tücher, fängt zu tanzen an und Wirft den Styroporschädel mehrmals in die Luft.

Er spricht, mit tiefer Stimme:
„Schön ist es auf der Welt zu sein…“

Die Müllmänner singen leise mit:
„sagt der Igel zu dem Stachelschwein…!“

Die schwarze Sonne schwingt dazu die Friedensfahne und die riesige Brille taucht wieder auf. Sie verströmt diesmal einen undurchdringlichen Nebel, in dem das ganze Theater schließlich erstickt…

FIN


©Sur_real
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