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Geschichtenspiel_Teil_40

Dankeschön, liebe Into.
Ich bin wieder im Bilde.

Tom (the Sun)
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Naturkunde
Acht Substantive wurden aufgetischt und entfalteten sich gemäß ihrer Art:
Lebenskarussell, Spiegelbild, Regenbogen, Überfluss, Nilkrokodil, Staffellauf, Klangbild und Kainsmal.

Sie schrieben sich in ein Gedankenspiel und eine kleine Betrachtung zweier Spezies im Naturkundlichen.


*featuremonster*


Naturkunde

Diethelm Kai N.s Malheur ist seine Schüchternheit. Er hat einfach keinen Schlag bei den Frauen. Hatte er noch nie. Wenn er Punkt acht das Haus verlässt, rückt er sich in der immer gleichen Routine den leichten oder wollenen Schal zurecht, je nachdem.

Sein Spiegelbild spricht Bände und dessen Worte sind eindeutig. Er ist ein Langweiler. Eine graue Maus. Schon immer. Muttersöhnchen, Stubenhocker. Worte, die ihm seit seiner Schulzeit in den Ohren klingeln. Seine Persönlichkeit schillert nicht in den Spektralfarben des Regenbogens und wenn noch so viel Sonne um ihn scheint und die feuchten Tröpfchen der umtriebigen Leben der anderen durch die Luft stieben und eigentlich für die richtige Atmosphäre sorgen, auch bei ihm die eine oder andere farbige Facette seines Charakters hervorzulocken. Er weiß, dass es sinnlos ist, denn er ist bis ins Innerste ein Monochromer, ein Kaltgrauer. Das Klangbild seiner Gefühlsregungen ist Dur, ein stetiger Ton, ohne viel Koloratur und ohne jeden rasanten Wechsel der Tempi.

Und genau dies schätzt er an seinem Leben. Das Überschaubare, Ruhige. Dass seine Zeit im Lebenskarussell nicht rotiert, nicht rast. Nur gleichmäßig rund läuft und eigentlich eine Linie ist. Er braucht keinen Überschwang, keinen Überfluss und empfindet keinen Mangel. Das Hecheln angesichts der Vielzahl der Aufgaben im täglichen Kampf, der andauernde Stapellauf eines scheinbaren Teamgeistes, wenngleich es doch nur um das Erklimmen der Karriereleiter geht, sind ihm gleichgültig. Er liebt, was er tut. Er vermisst nichts. Ohnehin ist er nicht mehr der Jüngste, er geht schon auf die Fünfzig zu. Doch nun ist es passiert. Vorbei seine Ruhe, die Gelassenheit. Alles perdu!

Er ist verliebt!

Diese Erkenntnis trifft ihn gänzlich unvermittelt. Sein Herz rast, er sieht nur verschwommen und bekommt schlecht Luft. Er hält sich am Tisch fest auf dem sie noch liegt: Ein Weibchen der Spezies Crocodylus niloticus, ein eigentlich ausschließlich in diversen Regionen Afrikas beheimatetes Krokodil, das man inzwischen auch in Florida nachgewiesen hat. Er hatte in der Mittagspause einen Bericht der CrocBITE gelesen, der weltweiten Datenbank für Krokodilangriffe der Charles Darwin University in – wie passend – Darwin. Darüber hatte er geschmunzelt und sich gefragt, ob in dieser Stadt im Norden Australiens wohl auch der Name Charles am häufigsten ist.

Nicht ungefährlich, diese Nilkrokodile. Mit ihren bis zu sechs Metern eine besonders große Art und verantwortlich für die meisten Todesfälle, denn mehr als 70 Prozent ihrer etwa tausend Attacken auf Menschen pro Jahr enden tödlich. Er hatte überlegt, ob dieses prächtig präparierte Exemplar mit knapp dreieinhalb Metern Länge auf seinem Tisch wohl in einem Pool in Florida gefangen worden war. Ob es zuvor noch einen der Rentner zur Strecke gebracht hatte, der sein schönes, aber einfach zusammengeschustertes Anwesen im ewigen Sonnenstaat zu nah an den Sümpfen gebaut hatte, und warum ihm das nun passieren musste.

Er besieht sich das Exponat. Die ebenmäßig geschuppte Schnauze, zwei Mal so lang wie an der Basis breit, das Maul leicht geöffnet mit messerscharfen Spitzzähnen in stattlicher Reihe. Die Augen groß und bernsteinfarben, wenn auch nun aus Glas, aber eine schöne Arbeit immerhin. Ihre Oberseite von dunklem Oliv wie Nilschlamm, wenn er erst halbwegs trocken ist. Ihr Bauch einheitlich porzellanfarben und makellos. Sie kommt ihm so lebendig vor! Eine wahre Schönheit. Er steht da, beide Hände festgekrallt an der Tischkante in einem Nebenraum des Erdgeschosses des Naturkundemuseums. In ihm brodelt es. Wenn er nur an sie denkt, wird ihm schwummrig. Sie hatte gelacht und ihn einfach geküsst, die Neue. Ihn! Im Durchgang zur Sammlung der schwanzlosen Wirbeltiere.

Er fragt sich, wie ihr rotblondes Haar wohl riechen würde, vergrübe er sein Gesicht darin.


04.2017©nyx

.
Aalso ...
wenn Du wieder mal einen Schwank aus meinem Leben .... mach ich dich zu meiner Biogräfin! *rotwerd*

köstlich *spitze*laf
****orn Mann
11.971 Beiträge
******nyx:
Sein Spiegelbild spricht Bände und dessen Worte sind eindeutig. Er ist ein Langweiler.
Da musste ich ja schon erstmalig lachen!

Köstliche Geschichte, liebe anima_nyx
Herrliche Satzkonstruktionen und feiner Hinweis, beim Badegang im Nil nicht zu leichtsinnig zu agieren. *oh*
@ anima_nyx

wie so oft verstehst du das Spiel mit den Worten perfekt.
Wenn ich sage, dass deine Geschichte ein Lesevergnügen der besonderen Art ist, ist das wohl nicht zu hoch gegriffen.

Trotzdem habe ich einen kleinen Kritikpunkt:

Mir fehlt das Wort "Staffellauf." Vielleicht ist es ja auch nur ein kleiner Schreibfehler, dass du Stapellauf geschrieben hast.

Und falls ich zu später Stund' etwas übersehen haben sollte, dann bitte ich schon jetzt um Entschuldigung und behaupte das Gegenteil.

*g*

Tom (the Sun)
Gregor Gregoria


Gregor Bolldorf wollte unbedingt zu dieser abgefuckten Fetischparty, dort mit etwa 300 anderen Falschbacken gediegen abfeiern. Im Prinzip war ihm jedes Podium recht, sich in Szene zu setzen und sich von einem Heer an Lackaffen, die ihn ständig umschleimten, bewundern zu lassen.

Der Veranstalter war bekannt für seine bizarren Events, immer für eine Überraschung gut. Hier zu fehlen war ein absolutes "No Go" für jeden, der mitfahren wollte im Lebenskarussel der Wichtigen. Eigens für diese Veranstaltung hatte Gregor sich diese sündhaft teure lederne Unterbuxe aus den Schwimmhäuten eines Nilkrokodils anfertigen lassen. Sein mit den Jahren platt gewordener Hintern erschien im Spiegelbild wieder in der knackigen Form längst vergangener Tage. Damit würde er auffallen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Zudem hätte dieses plattitüde Outfit große Chancen, endlich einmal den begehrten Kostümierungsstaffellauf zu gewinnen, der mit einer goldenen Dauerkarte für das "Regenbogenland", einem Fiki-Fiki-Club der Superlative, dotiert war.

Im Prinzip war Gregor gar kein Mann. Nein, er war eine Frau. Eine, die sich - seit sie von keinem ihrer Chefs mehr die Karriereleiter hochgestossen wurde - ständig fürchtete, der rauen Männerwelt nicht gewachsen zu sein und in ihr zu versagen. Deshalb war sie allmählich von einer Landpomeranze zur Bissgurke mutiert. Gerne wäre sie dieses Kainsmal wieder losgeworden, doch dafür war der Zug inzwischen abgefahren. Pariser Schuhe und "Hinterwäldler' Füße" passen eben nicht zusammen. Zu allem Überfluss war noch Annegret krank geworden, die kleine Dicke, mit der sich Gregoria so gerne zeigte, um der Außenwirkung ihres himmlischen Klangbildes zusätzlich Nachdruck zu verleihen.

Wer also Lust hat, Gregoria auf diese Megaveranstaltung zu begleiten, darf sich gerne melden.


Tomboy, 7.April 2017
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Eigens für diese Veranstaltung hatte Gregor sich diese sündhaft teure lederne Unterbuxe aus den Schwimmhäuten eines Nilkrokodils anfertigen lassen.

Wie herrlich Tom *lach* *danke*
So ein Lesespass am Morgen macht gleicht doppelt Laune für den Tag ...jetzt hab ich lederne Kroko Po's vor Augen .... *lol*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Meld!
Ich würde Gregor/ia begleiten und das „plattitüde” (etwas gewagt als Adjektiv ,-) Hinterteil im Krokofanten-Design begutachten, oh ja!

Deshalb war sie allmählich von einer Landpomeranze zur Bissgurke mutiert.
*top*

Schöne, böse Miniatur, HCTS . (Lediglich ein wenig anarchisch im Umgang mit Satzzeichen ,-). Deine Liebe zu „Fiki-Fiki”-Veranstaltungen und zu Deinem beschriebenen menschlichen Chamäleon platzt dir geradezu aus der Schreibhosennnaht ,-).


Danke auch für Deine Aufmerksamkeit und den klasse Kommentar. Völlig richtig. Ein Fehler bei mir. Habe es am Ende schlicht übersehen, nachdem ich von Stafettenübergabe beim Staffellauf und auch diverse andere Varianten, inklusive des Treppensteigens über die (schwäbischen Treppen ,-), die „Staffeln”, so einiges im Text stehen hatte.
*top*

Überhaupt: *herz*lichen Dank für Eure geneigten Kommentare zu meinem Mini ... *rotwerd*
*bravo*

Sid, alias Anarchy in the KGG Tom (the Sun)
@ anima_nyx

hoppla, jetzt habe ich gerade gesehen, dass du deinen ursprünglichen Kommentar nochmal hierum erweitert hast.

Deine Liebe zu „Fiki-Fiki”-Veranstaltungen und zu Deinem beschriebenen menschlichen Chamäleon platzt dir geradezu aus der Schreibhosennnaht ,-).

Bin mehr Finesse gewohnt von dir.

*g*

Tom (the Sun)
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Haha *mrgreen*.
Bin einfach schneckenlahm beim Schreiben. Das braucht seine Zeit bei KarusseLL-Betreibern ,-).

Wer hat hier ...

Fiki-Fiki-Club der Superlative

geschrieben, mhm?
*anmach*
****orn Mann
11.971 Beiträge
**********hesun:
Zudem hätte dieses plattitüde Outfit große Chancen, endlich einmal den begehrten Kostümierungsstaffellauf zu gewinnen, der mit einer goldenen Dauerkarte für das "Regenbogenland", einem Fiki-Fiki-Club der Superlative, dotiert war.

Netter Satz, gefällt mir gut!
*top*

*bravo*
Nilkro, der Weißwurstkönig von Kairo
Nilkro Kodil, der nationale ägyptische Fleischereiverbandsvorschwitzende kratzt sich ausgiebig am Schritt. Zu anderen Zeiten hätte er Sack gesagt, doch in seiner heutigen Position kann er das nicht mehr tun, ohne sich einen geharnischten Rüffel seiner Frau einzufangen. Nerfa Kodil-le-Tante kam im Gegensatz zu ihm nähhmlich aus einer vornehmen Familie und hatte es sich zur Aufgabe gemacht ihren etwas unbeholfenen Gatten zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft zu formen. So kann sie in dieser Ehe wenigstens einen Sinn sehen.

Nicht dass ihr der Überfluss (Krokodile im Über-, Ober- und Unterfluss pflegte Nilkro gerne unter Beteiligung seines goldgeschwängerten Gebisses breit grinsend zu sagen) an ägyptischen Pfund (nicht etwa die am Äquatorus ihres Göttergatten) kein angenehmes Leben böten. Nein. Sie genießt es, sich täglich die Zehen von den Regenbogenfischen, wie sie sie selbst nennt (Garra Rufa klingt zu sehr nach einem Geschäftspartner ihres Mannes, den sie nicht ausstehen kann), anknabbern zu lassen oder zum sündhaft teuere Krokoleder-Handtaschen in Paris und Mailand Kaufen zu fliegen.

Das mit den Fischlein sei besser als Sex, pflegt sie zu ihren Freundinnen zu sagen. Zumindest dem mit dem eigenen Mann! Und dann lachen sie immer alle laut und hämisch. Ihre Freundin Murksa brachte es letztens auf den Punkt: Zum Glück fliegen die Männer weiter außen im Lebenskarussel und werden früher ausgeklinkt! So bleibt uns neben diesem angeheirateten Kainsmal wenigstens noch etwas Spaß. Besonders lustig fanden die Damen das, weil Murksas Liebhaber Abel heißt.

Aber zurück zu Nilkro: So wie er da steht, vor seinem Spiegelbild und sich ausgiebig ... aber das hatten wir schon - freut er sich wie ein Schneekönig (er kennt Schnee von seinen Treffen mit den bayrischen Metzgern, von denen er sich am Anfang seiner Karriere Rat für die Rezepte seiner Krokodils- Weißwürste geholt hat) auf die Stunden nach dem Staffellauf durch die Politiker- und Filmstarmeute (Er verwechselt hier Staffellauf mit Spießrutenlauf, doch erstens treibt er weder Sport, noch war er jemals beim Miltitär und zweitens steht er immernoch daheim alleine vor dem Spiegel).

Nilkro läßt seine Goldkronen blitzen und grinst sich selbst richtig unverschämt an. Es hat ihn gerade mal zwanzig Pfund gekostet, den zweiten Geiger zu bestechen. Dieser wird im fünften Satz den vierten Ton so falsch spielen, dass seiner holden Nerfa ihre dritten Zähne zu vibrieren beginnen und sie keine zwei Minuten später einen mohammedmäßigen Migräneanfall hat und sofort nach Hause muss (eigentlich sagt er wegen ihres Aussehens Muräneanfall, doch da sie ihn gerade gerufen hat, ob er jetzt endlich fertig sei und die rote Krawatte anhätte, traute er sich das nicht einmal mehr zu denken). Nach dieser leider, leider verdorbenen Harmonie wird er sich mit Mahmud und Zorg dezent zurückziehen und das deutlich angenehmere Klangbild von Nina und Zoe im Baladi Sharezade genießen. Den roten Slip mit dem Klettverschluss hat er vorsorglich schon mal angezogen.

Er ist zwar nicht so gebildet wie sein Weib, doch auf den Kopf gefallen ist er auch nicht. Wäre sie nicht eine Tochter des Najib Muhafiz, könnte sie demnächst in den Baladis die Kloaken putzen, statt sein Geld in den Hauptstädten Europas für Krokohandtaschen hinauszuschmeißen. Er schaut erneut in den Spiegel. Die rote Krawatte sitzt und er muß zähneknirschend eingestehen, dass seine Frau gar keinen sooo schlechten Geschmack hat. Zumindest hat sie mit der Krawatte und ihm die allerbeste Wahl getroffen!

"Ja, mein Täubchen - ich fliege!"
It´s me!
*********ld63 Frau
8.205 Beiträge
Danke...
...lieber Olove, für dieses mittaegliche Lesevergnuegen!! *lol*
Hat ausgesprochen köstlich meine Lachmuskeln stmuliert, vor allem die Vorstellung vom Weißwurst König im "roten Slip mit Klettverschluss"!! *haumichwech*

Zu gut! *bravo*
*********ynter Frau
9.587 Beiträge
@ Olove

*haumichwech* Auf so eine Idee muss man erst mal kommen *top*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Danke Olove
für das versüßen der Mittagspause *lol*

..und sie keine zwei Minuten später einen mohammedmäßigen Migräneanfall hat und sofort nach Hause muss (eigentlich sagt er wegen ihres Aussehens Muräneanfall, doch da sie ihn gerade gerufen hat...

Ich darf mir das nicht vorstellen sonst bekomme ich gleich nen Lachflasch *haumichwech*
****orn Mann
11.971 Beiträge
Olove ... *haumichwech* Suuuuuupi!

*top2*
***ve:
Nilkro Kodil, der nationale ägyptische Fleischereiverbandsvorschwitzende kratzt sich ausgiebig am Schritt.

Allein der Anfang schon ließ mich weiterlesen, obwohl ich nahe dran war, den Kaffee zu verschütten.
**al Paar
195.242 Beiträge
JOY-Team 
Super umgesetzt
und absolut lesenswerte Wortspiele! *top*

Danke für die grandiose Story
******nyx Frau
1.322 Beiträge
200 mg Kodil für Murksa!
https://www.joyclub.de/my/748469.olove.html, ich lach' mich kringelig (bis Fußsohle ,-). Du Humorbolzen!
*top*

Ein ägyptischer Nekrophiler oder so ähnlich mit „goldgeschwängertem Gebiss”, ein Doppelzentner mit „äquatorialen” Bauchumfangsmaßen, der nach bayrischem Metzgerswissen Krokowurst aus dem „Über-, Ober- und Unterfluss” schöpft!

Verheiratet mit Nerfa (meine Nerven ,-), dem „angeheirateten Kainsmal” ...

Ein Ehe- und Lesevergnügen ohne Wenn und Abel!



*huhn* | Nyx.xe

_
Randnotiz aus der bitteren Realität zum tierischen Thema:

Russische Pharmaunternehmen verdienen an der neuen synthetischen und extrem gesundheitsgefährdenden Billigdroge „Krokodil”:

http://www.spiegel.de/panora … rfaulen-laesst-a-773086.html

@ Walhorn

Dass ein Autor wie du einen Satz von mir nett findet, ist schon ein großes Kompliment.
Vielen Dank!

Tom (the Sun)
****orn Mann
11.971 Beiträge
******nyx:
Ein Ehe- und Lesevergnügen ohne Wenn und Abel!

*lol*

@ herecomesthesun: Gerne. *g*

*whiskey*
Die letzte Reise
Die letzte Reise


Robert M. lebte viele Jahre im Überfluss. Vielleicht war sein pompöses Leben auch überflüssig? Diejenigen, die er mitnahm auf sein sich wild drehendes Lebenskarussell, behaupteten das jedenfalls. Es war ihm einerlei, dass ihm dieses Kainsmal anhaftete. "So etwas passiert nun mal im Krieg!" Worte, mit denen er diesen armseligen Staffelläufern grinsend zu verstehen gab, wie groß seine Verachtung für sie war.

Robert raste mit seinem roten Sportwagen über Land. Betrunken hatte er es an diesem Abend sehr eilig, nach Hause zu kommen. Viel zu schnell nahm er die Haarnadelkurve, bevor ihn die Müdigkeit übermannte und er an seinem Steuer einschlief.

"Wenn du mit uns zusammen an' s Ende des Regenbogens willst, musst du bezahlen. Mindestens zwei Münzen will der Fährmann von jedem Einzelnen von uns haben. Nur dann wird er dich sicher ans andere Ufer bringen, über den vor gefräßigen Nilkrokodilen nur so wimmelnden schwarzen Fluss. Hinüber in die andere Welt, in die du keinen einzigen Ton deines Klangbilds mitnehmen kannst und in der es keine Spiegelbilder mehr gibt."

Verängstigt lauschte Robert den Worten des in zerschlissene Tücher gehüllten Blinden, der sich mit einigen anderen kalten Seelen am Ufer versammelt hatte, um ebenfalls die letzte Reise anzutreten.

Tomboy, 10. April 2017
****orn Mann
11.971 Beiträge
Klasse!
*top*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Robert steht nackt, nur mit sich selbst bekleidet, am Ufer des Totenflusses Styx und hofft mindestens zwei Münzen zu finden, um die Überfahrt zum Hades auf dem Binsenboot, des düsteren greisen Charon entrichten zu können.
Ich bin sicher er kommt heile rüber, gerade weil er ist, wie er ist - unverbogen *g*
Hach - ich liebe die griechische Mythologie *g*
@**********heSun *spitze*
eyes002
******ace Mann
15.956 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sehnsucht
Sehnsucht
© 4-2017 by TRB

Die weitgereisten Leute, die können viel erzählen. Die klugen Leute, die ebenfalls. Die weisen Menschen haben viel zu sagen. Die Dummen erzählen einfach nur. Sie sehnen sich nach Aufmerksamkeit.
Der David hat eine andere Sehnsucht. Ich vermute, das ist wie ein Kainsmal. Es ist Schicksal, denn es kann unmöglich dem Lebenskarussell entsprungen sein. David hatte eine sichere, behütete Kindheit. Und doch zieht es ihn in die Ferne. Fort von hier.

Erscheint ein Regenbogen am Firmament, verklärt sich sein Blick und er ist im Geiste ganz woanders. An fremden Gestaden, in unerbittlichem Sand, unter großen Palmen. Er streichelt im Geiste Jaguare im brasilianischen Regenwald, spricht mit Nilkrokodilen und lässt sich von den frechen Affen in Angkor in Kambodscha necken.
Und ja, er war schon in Angkor. Er war schon in Chichen itza, in New York, Shanghai, Rumänien, Israel, Ägypten… seine Urlaube gleichen einem Staffellauf, ein Land wird nahtlos ans nächste gereiht und jeder Urlaubstag bis zur Neige ausgenutzt. Gut, David ist Arzt, er kann es sich leisten. Das Klangbild seiner Lebensphilosophie ist nicht von Überfluss gequält, aber auch nicht von Meister Schmalhans.

David hat eine besonders schwere Form des Fernwehs. Ich verstehe das nicht. Was treibt ihn an? Das Neue? Ist es der Trieb, Neues zu erforschen? Nein, sicherlich nicht. Menschen mit Fernweh in dieser schweren Form bauen keine Häuser, heiraten und haben vier Kinder.
Ist es vielleicht eine Ahnung, dass man kein schönes Zuhause hat? Eher nicht. David repariert an den Wochenenden, sofern keine Städtereise geplant ist, leidenschaftlich gern Motorräder. Er bastelt gern an seinem T2-Bus, den er, nun… campingtechnisch ausgebaut hat. Nicht für die Familie, wohlgemerkt, denn ein Bully ist dazu viel zu klein. Er geht notfalls auch allein auf Reisen. Also kann es ein schlimmes Zuhause nicht sein. Eine liebevolle Frau, die ihm alle Freiheiten lässt, Kinder die nicht die Präsenz des Vaters einfordern, nein, zuhause geht es ihm gut.

Ich fragte ihn einmal (das war eine fixe Idee von mir, dass er vielleicht auf einer kulinarischen Reise wäre), was es denn in all den Ländern köstlich-kulinarisches zu essen gab. Er sah mich total verständnislos an und wusste nicht, wovon ich sprach. Essen ist für ihn Nahrungsmittelaufnahme. Nicht mehr und nicht weniger. Er sieht auch nicht gern sein Spiegelbild, sonnt sich nicht in Großartigkeit. Immerhin gibt es ja Menschen wie die olle Tante Lotte (Gott hab sie selig), die, erwähnte man auch nur beiläufig eine Stadt, ein Land oder einen Landstrich, sofort lautstark ins Gespräch einfiel:
„Kenn ich, kenn ich, da war ich auch schon. Allein die Uferpromenade war….“
So war sie. Muss ich erwähnen, dass ich sie nicht mochte? Ich musste damals grinsen, als die Nachricht ihres Ablebens ins Haus flatterte.
„Na los, Lotte. Da, wohin du jetzt gehst, warst du noch nicht! Und erzählen wirst du das auch niemandem.“
Aber David? Er ist übrigens schon wieder auf Tour. Osterferien in Finland. Gerade kam die Nachricht, dass die Silja-Line in Turkku angelegt hat. Was will er da? Finland besteht zu 4% aus Elchen, zu 32% aus Blockhäusern und der Rest ist Wald.

Vielleicht verstehe ich es nicht, weil ich an den Determinismus glaube. Nichts geschieht umsonst. Und alle Taten der Menschen sind die Folge der vergangenen Dinge und die Wege in die Zukunft sind zwar vorherbestimmt, aber in gewissem Rahmen beeinflussbar. Das ist die Freiheit, die ich meine. Der Spruch: „Frei ist, wenn man will, was man soll“ wurde scheinbar (ich weiß nicht mehr von wem; Rousseau? Descartes?) aus Schopenhauers Ausspruch: "Der Mensch kann tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will" entlehnt
Also hätte demnach Davids Weltenbummelei einen tieferen Sinn, den zu ergründen ich wahrlich nicht intelligent genug bin. Daher vielleicht das Staunen über seine… Reiserei. Weil ich es nicht verstehe. Oder ich verstehe nicht, was mich umtreibt. Gut, als Eisdealer musste ich quasi im Winter nach Italien. Als Soldat musste ich nach Kanada, Texas, Somalia. Damals in der Chemie-Firma musste ich nach Brasilien und Portugal. Ich hatte mir zwar den Beruf ausgesucht, aber die „Reisen“ waren Sachzwänge und nicht immer mit Positivem besetzt. Angeschossen in Afrika, geschunden in Texas, mit dem Leben bedroht in Brasilien (Hand hoch: Wer hatte schonmal in einem Taxi eine Automatik an der Schläfe?). Ausland und Ferne sind bei mir mit Gefahr konnotiert. Ganz das Gegenteil zu David.

Und wir sind so ungleich. Wenn ich 100 Km von zuhause weg bin, möchte ich heim. Ich sehne mich nach meinen Kätzchen. Ich mag meinen Balkon, meine kleine Welt. Mein Umfeld, das ich unter Kontrolle habe. Ich sehne mich nach meinem Apfelbaum, der vor meinem Balkon wohnt. Es ist ein freundlicher Baum, ein hübscher Baum. Gerade erblüht er und meine Kamera steht bereit. So ein hübscher Kerl.
Und ich warte jedes Jahr auf einen ganz besonderen Morgen. Es ist wie Sakura, die japanische Kirschblüte. Der Baum wird schneeweiß. Alle Blüten sind weit offen und der nette Baum reckt sich, streckt sich und hat gute Laune. Und ich bin sicher, dass er weiß, dass meine Gefühle bei ihm sind. Es gibt einen Morgen im Jahr, dann ist der Baum einfach nur prächtig. Man öffnet die Augen und schaut in sein blühendes Gesicht. Alle Vögel singen, zwitschern, pfeifen und jubilieren. Das ist mein alljährliches Memento Mori. Und ich trage es im Herzen und in meinen Gedanken, jedes Mal, wenn ich woanders bin. Ich finde Trost am Gedanken an meinen Baum, an die Vögel, an meine Tiere. Es bedeutet Frieden für mich.

Das ist meine Sehnsucht.
Andere wollen weg, ich will heim.
Ich gehe mit Wucht
aber immer allein.

Tom
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