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Geschichtenspiel Teil 34

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Immer, wenn mich meine Freundin an der Kellertüre fixiert, sagt sie zu mir:" Denk nicht so negativ, Sklave."

Diesen Satz habe ich nie verstanden, aber ich will ja auch nicht, dass sie böse mit mir ist. Ich meine, irgendwie macht man ja schon viel für seine Beziehung, so mit Anfang Fünfzig.

Ja und einen Geschmack hat sie, der ist echt super. Stellt euch mal vor, sie findet, dass diese magentafarbenen Striemen mir hervorragend zu Arsche stehen. Also so ein klein wenig tut das dann schon auch weh. Ich hab immer gehofft, dass sie das ja wohl irgendwann von alleine merkt und nicht mehr so fest zu haut.

Aber sie sagt immer nur so etwas ähnliches wie: " Boh Tom, stell dich nicht so an, dass ist doch nur gut das für deine Sensibilisierung." Genau wie meine Mutter, wenn sie mich mal wieder bei einem meiner zahllosen Puffbesuche im Stuttgarter Rotlichtviertel erwischt hat und mir dann meinen Hosenboden versohlt hat.

Gestern war es besonders schlimm. Mit so einer Art Wurstbendel hat sie mir doch tatsächlich meinen Sack abgebunden, bis ich von völliger Dunkelheit umgeben war.

Als ich dann aufgewacht bin, war sie aber wieder ganz lieb und hat mir fest versprochen, dass ich Weihnachten an ihrer Dose lecken darf.


Tomboy, 08. Dezember 2014
*smile*

Nette Vorstellung *zwinker*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Also ich habe ja im Fotolabor auch schon Schweinereien gemacht, aber nur auf dem Papier... *zwinker* *rotfl*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wäää?
Fotolabor heißt bei uns DM! Da mache ich garantiert keine Schweinereien. Besonders, weil, weil, weil.... der Gestank von diesen zwölf Millionen Stinkegewässern lässt mein Würmchen verfaulen und abfallen. Nee, das ist ekelig....

Tom
**********Engel Frau
25.345 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Dieser Kontrast zum Adventsthread ist einfach göttlich, wenn man sich hier abends überall durchliest.

*haumichwech*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Eine Seefahrt die ist lustig
Phillip tuckerte gemütlich mit seinem kleinen Motorboot rheinaufwärts. Ein unauffälliges, kleines Wasserfahrzeug in blass-blauer Lackierung, die nebelfeuchte Reling glänzte wie Silber in der fahlen Morgensonne. Steuerbord voraus erblickte er am Stresemannufer den Langen Eugen und war damit fasst am Ziel. Er spürte weder Aufregung noch Angst bei dem, was er für heute geplant hatte. Er hatte es lange und sorgfältig geplant. Das Ufer war menschenleer, keine Schiffe auf dem Rhein, das verwahrlost wirkende, ehemalige Regierungsviertel wirkte verlassen. An Allerheiligen war die Stadt wie ausgestorben, die Menschen bereiteten sich auf den feierlichen Gang zum Friedhof vor. Die Dunkelheit der Nacht wich einem grauen Novembertag. Ohne das Laub der Bäume konnte er sein Ziel hinter den Rheinauen durch die nackten Gerippe der Bäume mit bloßem Auge fixieren.

„Rache für meinen alten Herrn“. Dieser Gedanke trieb Phillip seit Jahren an. Sein Vater war vor siebzehn Jahren auf den Spuk mit der Volksaktie reingefallen, der ein Jahr vorher begann. Eine mögliche Sensibilisierung für die Gefahren des Aktienhandels wurde unterdrückt durch eine aufwändige Medienkampagne, für die sich ein damals beliebter Schauspieler einspannen ließ. Er war sich nicht zu schade, für die Werbung an der Theke einer rheinisch wirkenden Kneipe sehr schlecht zu singen. Zehn Jahre später entschuldige er sich in einem Interview bei allen Käufern der Aktien. Phillips Vater hatte sein gesamtes Vermögen investiert. Sparguthaben, ausgezahlte Lebensversicherungen, Erlöse aus Grundstücksverkäufen. Alles. Der Kurs der Aktie ging nach oben, es war spannend und berauschend, dem Vermögen beim Wachsen zuzusehen. Der Rentner sah sich schon in einer Villa am Südseestrand seinen Lebensabend verbringen. Aber dann kam der Absturz, von dem sich der Aktienkurs nie mehr erholen sollten. Den Begriff „Negativ-Zins“ gab es damals noch nicht, so viel Zynismus hatte der frische Kapitalmarkt bis dahin noch nicht entwickelt.
Phillips Vater fing an zu Saufen. Der traurige Witwer verprasste sein letztes Geld im Rotlich-Viertel, um sich danach mitsamt seinem alten Mercedes im Rhein zu versenken. Es gab keinen Abschiedsbrief. Was hätte er seinem einzigen Sohn auch erklären sollen?

Phillip startete die präparierte Drohne und steuerte sie zielsicher mit der Fernbedienung auf das Ziel zu. Es war nicht nötig, dass er das Ziel vor Augen hatte, er hätte es auch mit der eingebauten Kamera navigieren können. Doch er wollte das Resultat seiner Tat sehen. Er benutzte eine Fernbedienung mit eingebautem Monitor. Er wollte die Drohne nicht über eine App auf seinem Smartphone steuern, denn es war zu befürchten, dass die Ermittler an Hand gefundener Empfängerteile seine Nummer zurück verfolgen konnten. Es war ein kurzer Flug bis zum Ziel. Er steuerte das kaum hörbare Fluggerät ganz nah an den Sockel der Leuchtreklame auf dem Dach des Firmengebäudes. Mit einem grimmigen Lächeln drückte er den Knopf für den Sprengsatz. Ein Blitz, ein Knall, es sah aus, als hätte es dort oben auf dem Dach einen Kurzschluss infolge eines Blitzschlags gegeben. Sonst geschah für ein paar Sekunden nichts. Phillip war der Enttäuschung nahe…

…dann fing das magenta-farbene Logo zu wanken an. Langsam knickte es nach vorne ein und stürzte endlich vom Dach. Den Aufschlag auf den Parkplatz vor dem Gebäude konnte er nicht sehen, aber laut und deutlich hören. Es klang wie ein Auffahrunfall, nur ohne Reifenquietschen und Hupsignal. Er war sich sicher, dabei niemanden zu verletzen, denn an so einem traurigen Feiertag im Herbst war in Bonn kein Mensch auf den Straßen unterwegs.

Zufrieden öffnete Phillip die Dose mit dem frischen Tabak und drehte sich eine Zigarette. Nach dem er sie angezündet hatte, starte er den Motor, wendete und drückte den Gashebel durch. Das war die schönste Bootsfahrt seines Lebens. Die Fernbedienung für die Drohne, die er sich in Belgien besorgt hatte, ließ er kurz vor Köln in den Rhein fallen.
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Oh Mann, ich wollte es ganz kurz machen. Aber so richtig kurz kann ich immer noch nicht...
Böse, böse, böse ...

Weihnachten scheint in greifbare Nähe zu rücken-

LG Tom
*******tia Mann
5.094 Beiträge
So, ich zünde mir jetzt auch erst mal eine an, draußen auf dem eiskalten Balkon...
Dann genieß mal deine Fluppe ... aber pass auf etwaige Drohnen auf ...
*******tia Mann
5.094 Beiträge
...die umschwirren sicher ständig das Fotostudio, weil sie mal einen Blick auf die Models werfen wollen... *hotlady*

*rotfl* *rotfl* *rotfl*
Heeeee, nich noch so 'n Ding, gelle *g*
Scheibenkleister, ich muss mich irre anstrengen, damit ich nach der Negativ-Sensibilisierung, durch die Dunkelheit mit dem Rotlicht, den magentafarbenden Text auf der silbernen Dose überhaupt fixieren kann.

ev
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Ein Satz, so kurz kann ich nie... *g*
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Böse, böse, böse ...

Hoffentlich liest mein Telefonanbieter nicht mit.... *zwinker*
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Nie mehr brav
Eine Hommage an das außergewöhnliches Musical "Rocky Horror Show" von Richard O`Brian.
Es hat und wird Welten und Sichtweisen von der Vergangenheit bis in die Zukunft verändern.

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::


„Sensibilisierungsphase starten!“, befahl Dr. Frank N. Furter mit konzentrierter Stimme.

Einen wollüstigen Unterton konnte er dabei nicht verbergen. Wie sehr wollte er dieses Wesen vor ihm genießen. Sein hektischer Atem hob seinen, in einem festgeschnürten Korsett, gebundenen Brustkorb kaum an. Der Blick lag gebannt auf dem Objekt seiner Begierde.
Nein, nicht auf mir, der schüchternen und keuschen, aber süßen Janet, angstvoll an meinen Verlobten Brad geklammert, sondern auf dem Monster, dass der verschrobene Transsexuelle aus der Galaxie Transsylvania erschaffen hatte und welches nun seiner Vollendung in einem Tank voll rosé farbenen Wassers entgegen schwebte.

Wir waren nur hier, weil unsere alte Dose von VW-Käfer inmitten des dunklen Waldes liegengeblieben war und wir durch den prasselnden Regen einem hoffnungsvollen Licht gefolgt waren, das uns direkt in dieses Irrenhaus geführt hatte.

„Sehr wohl Master, wir haben schon EWIG auf Euer Signal gewartet“, kam es unterwürfig, aber zugleich auch ein wenig tadelnd vom buckligen Diener Riff Raff während er geräuschvoll und umständlich einen komplizierten Mechanismus in Gang setzte.

Columbia mit dem kecken und silbern glitzernden Zylinder betrachtete die Szene mit überschwänglichem Quietschen. Ihre Finger krallten sich in das Geländer und ihre Zungenspitze benetzte nervös ihre Lippen.
Magenta, neben ihr, in ihrem knappen Dienstmädchen-Outfit und der ungebändigten rot-schwarzen Haarflut, seufzte.

Ach diese gottvollen Lippen und diese Zunge, was würde sie die Liebkosungen vermissen, wenn sie hier ihre Zelte abbrechen würden. Denn bald, schon sehr bald ginge es heim zu ihrem Planeten Transsexual, sofern diese Knalltüte von Frank N. Furter endlich damit Erfolg hätte, den perfekten multisexuellen Lustsklaven zu kreieren.
Sie konnte es gar nicht erwarten! So lange waren sie schon hier in dieser vermufften Welt mit all ihren Zwängen und Vorschriften, unerträglich!
Wie sehr sehnte sie sich nach der sinnlich enthemmten Welt und der Süße ihrer Heimat. Ihre vollen roten Lippen verzogen sich zu einem erwartungsvollen Grinsen.

Blitze zuckten, ein Höllenlärm erhob sich, das Wasser im Tank begann zu brodeln und ein Rotlicht blinkte warnend. Der Deckel des Tanks hob sich und das blonde Retortenwesen, mit einem an Schönheit und Muskeln kaum zu überbietendem Luxuskörper, erhob sich, blickte seinen Schöpfer an und verliebte sich auf der Stelle in ihn.

Es folgte eine wilde Orgie zwischen den beiden, wobei Rockys diverse Fixierungen mit Handschellen noch das Harmloseste waren. Im Anschluss daran, verführte der wüste Frank N. Furter nicht nur meine, ach so brave Wenigkeit, sondern auch noch meinen gehemmten Verlobten Brad. Hintereinander! Was für eine ungezügelte Lüsternheit und was für eine bemerkenswerte Ausdauer!

Das Ganze rief heftige Erschütterungen unseres so wohlgeordneten Lebens hervor.
Im weiteren Verlauf dieser schicksalhaften Nacht gestattete ich meiner unterdrückten Sinnlichkeit sich in bislang ungeahntem Ausmaß auszuleben und auszuprobieren, von nie gekosteten Früchten zu naschen und eine nie gekannte Erfüllung zu erfahren. Auch mit diesem herrlichen Muskelmann, der nur das Eine konnte, dies dafür aber richtig gut und der mich wie eine Venus, auch ohne Pelz, auf seinen Händen trug und verehrte.

Und Shocking! Es gefiel mir, was hatte ich nur alles in meiner verkorksten Gehemmtheit und in der Furcht, meinen Begierden nachzugeben, verpasst!
Ich wollte niemals wieder brav sein!
Nein, nur noch wild und leidenschaftlich sein. Niemals wieder einen züchtigen Rock und eine politisch korrekte Bluse tragen, sondern am liebsten nur noch Lack, Leder oder Latex.

Leider kam das arme Wesen Rocky gar nicht mit den sexuellen Freizügigkeiten seines Herrn und Meisters klar. Eifersuchtsqualen sowie mehrere tödliche Dramen folgten um ihn, Columbia und einem Typen namens Eddy, der erst eingefrorenen, dann wieder aufgetaut und schließlich dahingemeuchelt wurde.
Diese grenzüberschreitenden Eskapaden des völlig außer Kontrolle geratenen Frank N. Furters brachten das Fass des Erträglichen zum Überlaufen.
Riff Raff, Magenta und die anderen Aliens begannen gegen ihren Anführer zu rebellieren, wollten sich nicht mehr an dessen Machenschaften beteiligen.

„Leute, jetzt seid doch nicht so negativ! Ok, ich bin ein bißchen zu weit zu gegangen, aber hey - ich bin es - euer geliebter Anführer und Dr. Frank N. Furter!“, versuchte der in die Enge gedrängte zu beschwichtigen, doch zwecklos.

Seine sofortige Auflösung sowie der Heimflug nach Transsexual waren beschlossene Sache. Bevor der Verurteilte wusste, was geschah, richteten ihn die neuen Anführer der Alien-Gruppe, das Geschwisterpaar Riff Raff und Magenta, ohne mit der Wimper zu zucken.
Es blieb nichts von ihm übrig und vom - als Schloss getarnten - Raumschiff nur ein großer Krater in der Nacht.
Mit Ach und Krach schafften es Brad und ich noch lebend hinaus in die Dunkelheit, doch was wir lernten und kosteten in dieser Nacht...
Es veränderte nachhaltig unser Leben.

...

Wir kehrten nach Hause zurück und eröffneten am Jahrestag unseres neuen Lebens den ersten bizarren Club bei dem das Tragen von Korsett, Strapsen, Netzstrümpfen, LLL-Outfits oder völlig nackt nicht als peinlich sondern als befreiend verstanden werden sollte und in dem das Ausleben aller sinnlichen Freuden willkommen war.
So führten wir, als Erben von Frank N. Furter und Co alle, die es wollten und sich trauten, in eine neue Welt und weiteten verengte Horizonte, riefen den Leuten zu:

"Befreit euch von der vorherrschenden erstarrten und lähmenden Moral, die euch gängelt und vorschreibt, was ihr durft und was nicht. Lebt endlich!
Doch bleibt dabei verantwortungsvoll, sicher und bewusst.

...

Danke Dr. Frank N. Furter, für alles, du Meister der Lust vom Planeten Transsexual!
Großes Kino, liebe Pourquoi_pasXX.

Kompliment und Hut ab!

Tom
It´s me!
*********ld63 Frau
8.188 Beiträge
Wow...
Nina_de_Wynter, dass war fast wie die 6. Wiederholung dieses schönen Streifens in meinem Kopf...

*top*

*love* Into
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Ich weiß nicht, ob die RHS meine Welt verändert hat, aber sie war gut - die Show.
Schöne Geschichte, zum Schluß mit der Ausführung der Auswirkungen. Was ist aus Brad und Janet geworden? Schöne Antwort...
********chen Frau
353 Beiträge
In seiner Umarmung hatte sie sich immer sicher gefühlt. Egal ob Rotlicht-Viertel oder Dunkelheit, er war da gewesen, um sie zu halten, sie zu stützen, um ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, wenn sei es nötig hatte. Zu jeder Zeit, an jedem Tag. Er war unerschütterlich.

Sie hatte sich verändert, stellte sie fest. Das dezente Grau hatte dem schillernden Silber einer Dame Platz gemacht, nahezu widerspenstig kringelten sich die kleinen Löckchen um ihr Gesicht. Sie nahm einige Haarnadeln zu Hilfe, um sie zu fixieren.

Die Sensibilisierung hätte schon vor Jahren stattgefunden, aber es wäre typisch, dass er es nicht bemerkt hat, sagten die Ärzte. Erst der Zweitkontakt hatte die allergische Reaktion ausgelöst, hatte ihn getötet. Es ging schnell, so schnell dass sie keine Zeit hatte, sich zu verabschieden oder darüber nachzudenken, wie ein Leben ohne ihn sein würde, sein könnte, sein dürfte. Von einem Moment auf den anderen war er einfach nicht mehr da.

Sorgfältig trug sie den Lippenstift auf. Magenta. Die Farbe hatte er an ihr geliebt. Sie fand, dass sie ihr nicht sonderlich stand, der blaue Unterton ließ sie blass wirken. Doch jetzt war sie überrascht. Zu dem Silber der Haare passte es hervorragend, als ob er es all die Jahre geahnt hätte. Er hatte so viel gewusst, so viel so viel früher gewusst als sie.

Die Tabatière war sein letztes Geschenk gewesen, er hatte sie in einem kleinen Trödelgeschäft entdeckt. Sorgsam hatte er sie damals verpackt und ihr stiegen Tränen der Rührung in die Augen, wenn sie sich an sein stolzes Gesicht zurück erinnerte, mit dem er ihr das klobige Päckchen überreicht hatte. Nie hätte sie sich negativ über seine Einpackkünste geäußert, wusste sie doch um die Liebe, die in jeder der vielen Falten des Papiers steckten.

Sie öffnete die Dose und nahm die Perlenohrringe heraus, die sie an ihrem Hochzeitstag getragen hatte. Glück hatte sie gehabt. Sehr viel Glück. Lange war das Glück schon vergangen, doch sie war immer noch hier. Mit silbernem Haar und ihren Erinnerungen und ihrer Liebe zu dem Mann, der immer schon gewusst hatte, dass Magenta ihre Farbe war.
******t_S Paar
110 Beiträge
Die verführerische Dose
Als ich diesen Raum betrat und vom Rotlicht umgeben wurde, wusste ich, dass ich niemandem diese Geschichte würde erzählen können. Zumindest nur schwer bei diesen unglaubwürdigen Blicken, während das Klischee dieses Szenarios nur vor sich hin trieft. Denn dafür reicht die Sensibilisierung vieler nicht, und existiert höchstens fiktiv in einem dieser Filme, in denen Detektive, Agenten oder anderweitig verängstige Personen einen solchen Belichtungsraum betreten und dabei erschrecken, wenn sie erkennen, wie tief der Abgrund des Charakters ihres gesuchten Serienmörders war. Ich machte mir nichts daraus, denn allein die Vorstellung davon zu haben, machte es ungemein spannend.

Zu Beginn wusste ich es selbst nicht einmal, wieso ich hier gelandet war. Es war einer dieser Tage, die so unwirklich erschienen, obwohl sich nichts in der alltäglichen Routine verändert hat. Gut, da war diese dumme Dose, die so verführerisch rumlag. Sie hatte ihr Etikett verloren und schimmerte in diesen gold-silbernen Ton. Wer hätte sie nicht wegtreten wollen? Schließlich hat schon Freud gesagt, dass in uns zweierlei Energien existieren. Eine, die das Leben zelebriert, und eine, die uns zum Ursprung zurück drängt. Letztere war es, die meinen Zerstörungsdrang förderte und mich keine Sekunde daran zweifeln ließ, dass ich diese Dose bis in den Orbit treten würde. Wie konnte ich ahnen, dass dieses Stück Blech derart bombenfest fixiert war, als würde sie eins sein mit dem Dreck der Welt am Boden unseres Lebens. Der Schmerz war unbarmherzig und das würde ich auch sein, wenn ich erst einen Schuldigen für diesen üblen Scherz fände.

Ich hielt es für ausgleichende Gerechtigkeit, dass das Etikett doch noch Abseits zu finden war. "Magenta for your life", hieß es darauf, im Heimgang 7. Diesen runtergekommenen Fotoladen kannte ich nur zu gut. Wahrscheinlich würde niemand solch einer Spur nachgehen, da es zu unwahrscheinlich klingt. Wieso sollte derjenige, der diese Dose befestigte, auch der Besitzer sein. Doch gerade weil jeder denken würde, dass es nur so vor Dummheit strotzt, ging ich dem nach. Es ist ein erstaunlich effektiver Trick etwas im Offensichtlichen zu tarnen. "Doch nicht mit mir!", brummte ich, während ich meinen Oberkörper drehte, filmreif hinter mich sah und mir einen dezenten Lichtbalken entlang meiner Augenpartie vorstellte. Jetzt war ich der Detektiv.

Dort angekommen erwartete mich nichts Unerwartetes. Es war nicht zu erkennen, ob der Laden überhaupt geöffnet war, oder wie dieses Geschäft Umsatz generieren sollte. Als ich eintrat, fand ich niemanden vor. Alles hier wirkte, als wäre schon seit Jahrzehnten niemand mehr da gewesen. Mein erster Eindruck verhärtete sich, als ich zu den hinteren Räumen gelangte, wo die Staubflusen am Boden lagen und die ausgeblichenen Poster an vergilbten Wänden hingen. Die Person, die hier leben würde, wäre gebrochen. Das digitale Zeitalter war eine Sache und ich will es nicht negativ sehen, doch die Wende hin zum Virtual Reality veränderte die Bedeutung des Drucks gewaltig. Wenn heute jemand in Erinnerung schwelgen will, oder Kunst ausdrücken möchte, so wäre die Drucktechnik ein gleich absurder Gedanke, als würde man Vincent van Gogh nur eine Höhlenwand und einen Kreidestein zur Arbeit anbieten.

Entlang dieser Eindrücke führte ein kleiner Gang, an deren Ende nun jener Raum war. Es wirkte so trivial, als ich mir nochmals bewusst machte, warum ich überhaupt hier war. In diesem Raum hingen bereits einige fertig entwickelte Bilder an der Leine. Es waren Aufnahmen aus nicht allzu großer Entfernung, und wirkten wie einzelne Schnappschüsse einer kleinen Abhandlung. Als ich sie näher betrachtete, realisierte ich kaum, dass ich auf allen Bildern abgebildet war. Das erste Bild zeigte, wie ich gegen diese Dose trat. Die Weiteren zeigten meinen Weg bis hier in den Laden und schließlich zu diesem kleinen Gang, wo ich gerade in diesen Raum abbog. Es dauerte einen Moment bis die Irritation eintrat, als ich das letzte Bild erblickte, auf dem aber nichts zu erkennen war. Es wirkte beinahe wie ein Platzhalter. Ein kalter Schauer überkam mich. Ich drehte mich blitzartig um und sah ein Stativ mit Kamera auf der Türschwelle stehen, exakt auf mich positioniert. Dabei fiel mir auf, dass auch der Gang inzwischen in Dunkelheit gehüllt war. War es schon Nacht geworden? Meine Verwirrung stieg weiter an und doch überraschte mich meine Geduld, als schien ich nur darauf zu warten, dass der Selbstauslöser endlich losging. Die Zeit verging endlos langsam und mit ihr wechselte meine Irritation in etwas noch Unerwarteteres. Nichts Negatives, ich empfand Ruhe und sogar ein wenig Glück. Vor meinen inneren Auge fing ich an zu träumen, wie im nächsten Moment ein Blitzlicht erstrahlen und ich mich auf einen roten Teppich vor einer Menschenmenge wiederfinden würde, umringt von Presse und beklatscht mit unendlicher Aufmerksamkeit. Es würde mein Höhepunkt, das größte Werk, das ich je vollbringen werde. Meine Pistole in der Hand wurde nur kurz für mich real, bevor ich sie vergnügt an meinen Kopf hielt und abdrückte. Der Schuss ertönte zeitgleich mit dem Klicken der Polaroid Kamera.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Watt?
Coooooool! Eine Geschichte, Marke: Unheimliche Schattenlichter. Finde ich gut. Nur den extralangen Schachtelsatz im ersten Absatz, der haut mich aus den Socken *lol*


Tom
*******tia Mann
5.094 Beiträge
Na also, geht doch. Irgendwie surreal, beeindruckende Ideen...
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Der Sündenfall
Der Sündenfall
(c) 12/2014 by TRB

Liebe Leser, heute möchte ich mich selbst tief in den unendlichen Weiten der mit Silber und Gold veredelten Demokratie versenken. Dazu muss ich ein wenig ausholen.

Nachdem die so sehr gepriesene Demokratie deutschlandweit eingeführt und aus der Dunkelheit geholt wurde, konnten die Überlebenden, von der Diktatur versauten Deutschen damit nicht viel anfangen. Auch Adenauers Sprüche, die eigentlich in eine Gift-Dose gehören, Marke:
„Wat jeht misch mein Jeschwätz von jestern an?“,
halfen dabei nicht wirklich, stehen aber bis heute für den eigentlichen Geist unserer Politiker. Man denke nur an Merkels Predigt VOR der Wahl:
„Mit mir wird es keine Maut geben“.
Bitte, ihr Lieben, vergesst das nie. Die Alte lügt, wenn sie das Maul aufmacht. Denn noch vor wenigen Wochen klang das so:
„Äääh also äääääh, die PKW-Maut ist Teil des Koalitionsvertrages, das müssen wir jetzt umsetzen.“ Da geht der Kontinentaldrift direkt durchs Hirn der Chefin. Unglaublich!

Durch die landesweite Sensibilisierung durch den Krieg wurden immerhin aber hier in Teutonien grundlegende, wichtige Meilensteine gesetzt, auf die ich stolz bin, wenngleich ich beim Fixieren und bei der Erschaffung keinen Anteil hatte. Krankenversicherung für alle zum Beispiel. Oder das Sozialsystem. Vertraut mir, Leute. Es gibt nichts Besseres. Die ersten Lebensjahre eines Menschen wird ebendieser vom System unterstützt. Kostenlos. Das geht von Mutterschaftsgeld über die Herdprämie bis hin zu einem kostenlosen Studium. Wo sonst gibt es das? Mal ehrlich? Du kannst in Deutschland jeden verdammten Tag zum Arzt gehen und das für Kostnix. Unglaublich, oder?

Wenn der junge Mensch ins Berufsleben eintritt, beginnt er, ins System einzuzahlen. Vierzig Jahre lang. Gut, es kann Situationen geben, wo man mal fünf Jahre länger arbeiten muss. Und? Wir leben ja auch immer länger. Mit Eintritt ins Rentenalter dann, wird der Mensch wieder vom System getragen. Ein fairer Deal, oder etwa nicht?
Gibt es das in Syrien? In Kasachstan? In Tunesien, Mazedonien, Serbien, Äthiopien, Afghanistan oder auf der Krim? Nein.

Demokratie in Essenz. Einer für alle, alle für Einen. Das dumme Gequatsche neuzeitlicher, hirnamputierter Braunhemden, dass die Renten durch Ausländer „geplündert“ werden, ist Humbug. Alle eingezahlten Gelder werden durch die Zahl der Rentner geteilt. Das bedeutet: Es ist mal mehr und mal weniger, aber es ist niemals NICHTS da! Das alles ging lange, lange gut.

Bis, ja bis … Mitte der Neunziger Jahre ein unheiliges Triumvirat beschlossen hatte, sich die Taschen vollzustopfen. Aber nicht mit Staatsgeldern, oh contraire. Die Herren Riester, Schröder und Maschmeyer trafen sich. Sie suchten neue Wege. Und fanden sie. Das Geheimnis hieß: Panikmache. „Der demografische Faktor“ hieß es, die „Renten sind nicht sicher“, und „Im Alter Sozialfall“. Der olle Aufpasser und Gewissensredner Lafontaine war einmal mehr im Rotlicht-Bezirk Saarbrückens unterwegs und „Zack“ ist alles anders.

Es wurden Kampagnen gestartet, die Leute sollte private Rentenvorsorge massenweise ankurbeln. Riester gab seinen Rentenplan zum Besten. Wer richtig rechnen konnte, und ein paar konnten das, wurden aber niedergebügelt, hatten damals schon erkannt: Um Riester in Gänze ausgezahlt zu bekommen, müsste man 104 Jahre alt werden. Und wir vertrauen der Demokratie? Der Weihnachtsmann rückt gerade in realistische Reichweite.

Maschmeyer war damals Finanzunternehmer und Gründer der AWD Holding. Einem Versicherungsunternehmen. HALLO!? Der Arsch hat unsere Spitzenpolitiker mal eben in den Sack gesteckt und das Volk verarscht.

DEMOKRATISCH haben Schröder, der schlechteste Kanzler, den wir je hatten, und Eichelmännchen keine Fehler gemacht. Aber sie haben das Volk verraten! Also eigentlich haben sie doch.... Meineid nennt man das wohl. UNGESÜHNT, wie ich bemerken möchte. Im Jahr 2030 werden zwölf Millionen Rentner nicht mehr als 688 Euro im Monat bekommen. In 20 bis 25 Jahren werden zwanzig Millionen Menschen, das sind mehr als die Hälfte der heutigen Erwerbstätigen, in Altersarmut leben. Was sagt Merkel?
„Deutschland geht es gut, und das ist ein Grund zur Freude“. Etwas negatives würde sie nie sagen. Warum auch? Mir graust jetzt schon vor der Weihnachtsansprache!

Ich könnte kotzen vor soviel Menschenverachtung und Hinterfotzigkeit. Gut, Schröder hat die Zecken ins Land geholt; ich meine die Firmen, die Leiharbeiter versklaven dürfen. UND: Merkel hat sie nicht wieder abgeschafft. Was gibt uns das zu denken?

Die aktuellen Zahlen des Amt für Statistik, hier nachzulesen: http://statistik.arbeitsagentur.de/
Es gibt zurzeit 2,7 Millionen Arbeitslose. HURRA, sollte man denken, denn bei Schröder gab es zeitweise 10 bis 11 Millionen Arbeitslose. Huch… wie ist das denn passiert?

Nun, es gibt da noch die zweite Zahl, direkt darunter: UNTERBESCHÄFTIGUNG. Das sind 3,6 Millionen Leute. Wisst ihr, was das bedeutet? Das sind die Sklaven, die für Leiharbeitsfirmen für 4 - 6 Euro die Stunde, unter Mithilfe der Arbeitsämter, malochen müssen; und zwar machen die dieselbe Arbeit wie die normalen Kräfte, die 12 Euro oder mehr die Stunde bekommen! Dazu noch mit reduzierten Rechten wie Kündigungsschutz, Urlaubstage und betriebsrätliches Mitsprache-und Wahlrecht!

Insgesamt sind das schon 6,3 Millionen Arbeitslose. Hinzu kommen Leute, die aktuell Arbeitsunfähig sind, die auf Weiter-oder Fortbildungen sind. Also in „high Rotation“ befindlich. Beide Gruppen tauchen in den Arbeitslosenstatistiken übrigens nicht auf. Menschen über 56 tauchen auch nicht als Arbeitslose auf. Ich weiß nicht, als was sie geführt werden, aber sie sind nicht drin. Dann gibt es noch die Kurzarbeiter. UND 7,5 Millionen „Geringfügig entlohnte Beschäftigte“- okay, da sind die Unterbeschäftigten bereits enthalten.

Aber wenn ich die Statistiken lese, komme ich zu dem Schluss, dass insgesamt 7,5 Millionen Unterbeschäftigte, 2,7 Millionen Arbeitslose zusammen 10,2 Millionen ergibt. Hinzu rechne ich die über 56jährigen, die Kranken und die Weiterbildenden. Also denke ich, es gibt deutschlandweit 11 Millionen Menschen, für die wir keine Arbeit haben, von der sie sich oder eine Familie ernähren können. Hurra Deutschland! Super gemacht. Es ist nicht die Frage, ob das System zusammenbrechen wird; es ist die Frage, wann das geschieht. Wir werden vom Staat nach Strich und Faden beschissen, betrogen, ausgebeutet und belogen.

Und dann geschah es vor ein paar Jahren, dass ein Mensch in Thüringen ein revolutionäres Konzept hatte. In Thüringen wurde gewählt und die LINKE gewann als stärkste Fraktion! Sensationell. Die SPD wollte zwar koalieren, aber die Vorsteherdrüse namens Matschi (der hieß wirklich so!) sagte, dass er sich eine Koalition unter Führung eines Linken Ministerpräsidenten nicht vorstellen könnte.
Der magentafarbene LINKE namens, haltet euch fest: Ramelow, erwiderte wortwörtlich: Es sei ihm nicht wichtig, Ministerpräsident zu sein. Was er wolle, wäre einfach eine andere Politik.
„Ja dann erst Recht nicht“ sagte Matschi und leitete seinen synaptischen Ausverkauf ein.

Jetzt allerdings ist es soweit. Demokratischerweise hat Thüringen gewählt und tatsächlich ist ein Linker Ministerpräsident! Unerhört. Sofort melden sich bayrische Hirnzwerge und Intelligenzverweigerer und sabbern, sich die Worte mühsam durch ihre vergoldete Futterluke zwängend, etwas vom „Sündenfall“ der Politik. „Ein Tag der Schande“ musste ich mir in den Nachrichten anhören. Das hatte ich das letzte Mal im Zusammenhang mit der Bombardierung Pearl Harbour anhören müssen! Jetzt, in voller Panik, dass das Beispiel einer anderen Politik vielleicht Schule machen wird, werden Heerscharen von Ermittlern ausgeschickt, am Renomme des Linken zu kratzen; bestenfalls müsste er zurücktreten. Bei Schavan und Guttenberg hat das auch funktioniert. Unglücklicherweise haben sie nur gefunden, dass man sich gegen die Neonazis erhebt. Und DAS geht in Deutschland schon gar nicht.

Wie spannend, dass es einem Sündenfall gleicht, wenn eine zugelassene Partei eine Wahl gewinnt und ihre verbrieften Rechte wahrnimmt. Demokratie, wat vermisse ick dir….
It´s me!
*********ld63 Frau
8.188 Beiträge
Beeindruckend...
... dichte Atmosphäre, lieber D_liebt_S!

Hat mir sehr gut gefallen und mich an die film noires der 60er Jahre erinnert. *top*

*bravo* Into
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