PELLWORM (EDHP)
Liebe Inselfans,
nachdem wir uns nun seit Ende Oktober 2024 wöchentlich mit den verschiedenen Inselzielen in der dänischen Südsee bzw. in der Ostsee beschäftigt haben und die Vorfreude von Tag zu Tag auf die dritte Staffel von
„ISLAND LOVE - let’s fly high!“ weiter ansteigt, geht es heute in den Gewässern der deutschen Nordsee weiter. Dabei wandert unser Blick gen Norden zur
Insel Pellworm (EDHP). Zusammen mit den südlich liegenden Halligen Süderoog und Südfall bildet Pellworm die gleichnamige Gemeinde Pellworm, welche zum Land Schleswig-Holstein gehört.
Die
37,45km² große Insel ist so etwas wie ein Geheimtipp unter Piloten: „Lande doch mal in Pellworm, die Grasbahn dort ist super gepflegt, die Atmosphäre völlig relaxt und die Insel nicht überlaufen wie manche der anderen friesischen Inseln!“
Der
„Geheimcode“ dazu ist eine Telefonnummer – und zwar die von Janine Magnussen. Wenn die Pellwormerin den vorgesehenen Flugzeugtyp für die
600m-Grasbahn als tauglich erachtet und die
PPR-Genehmigung erteilt (PPR = prior permission required), darf man kommen bzw. auf Pellworm landen. Über Funk gibt es im Anflug Landeinformationen - anschließend heißt es die
Grasbahn zwischen Wiesen und Feldern ausfindig zu machen.
Auch ich habe hier schon bei diversen Überflügen auf dem Weg nach Föhr bzw. Sylt fleißig suchen dürfen, um die Piste in der Landschaft eindeutig identifizieren zu können.
Pellworm ist
grün bis an die Wasserkante, eine
Marschinsel, die ihre Existenz dem Meer mit Hilfe von Deichen ständig aufs Neue abringen muss. Die
drittgrößte Nordfriesische Insel steht ein wenig im
Schatten von Sylt und Föhr. Auf der Insel finden keine ausschweifenden Promi-Partys statt und nach mit Strandkörben übersäten Dünen sucht man vergeblich! Es geht deutlich ruhiger zu, aber die Insel braucht sich keineswegs hinter den anderen deutschen Nordseezielen zu verstecken!
Im Restaurant Nordseeblick direkt am Hafen genießen wir
frischen Fisch direkt vom Kutter sowie hervorragende Bratkartoffeln und stärken uns nach einem ca. 80-minütigen Hinflug. Gleich nebenan ist
Arno’s Hafen Pub, das
Lokal mit den meisten Facebook-Likes weltweit! Deutlich abgeschlagen auf den Plätzen zwei und drei liegen das Hard Rock Café in New York und das Hofbräuhaus in München. Schuld daran ist Stefan Raab, der während einer „TV total“-Sendungen dort anrief und vom trockenen Humor des Betreibers Arno Thomsen so begeistert war, dass er seine Zuschauer zum Liken aufrief.
Frisch gestärkt folgen wir dem
Radweg entlang des Außendeichs, der Pellworm umrundet. Wir erreichen den etwas über
hundert Jahre alten Leuchtturm der Insel. In seiner ganzen norddeutschen Schönheit hat er es sogar auf eine
Briefmarke der Karibikinsel Grenada geschafft. Nach Voranmeldung kann man ihn besichtigen.
Wer Abwechslung von Krabben und Fischbrötchen sucht, findet nebenan bei
„Curry am Leuchtturm“ original Berliner Currywurst und einen gemütlichen Biergarten. Mit frischem Wind auf der Nase, radeln wir weiter.
Der Weg führt uns vorbei an
reetgedeckten Häusern und Höfen, die auf Warften liegen. Das sind mehrere Meter hohe künstliche Erdaufschüttungen aus der Zeit, bevor der Außendeich gebaut wurde. Man findet sie heute auch noch auf den Halligen rund um Pellworm. Der
Kampf gegen den „Blanken Hans“ hat auf Pellworm eine lange Geschichte. Noch im 14. Jahrhundert existierte auf dem Gebiet der heutigen Nordfriesischen Inseln eine große Landfläche, die
Uthlande (Außenlande). Im
Januar 1362 brach eine Sturmflut ungekannten Ausmaßes über die Region herein, die wegen der Vielzahl an Todesopfern – man geht von mehr als 10.000 aus – als
„Grote Mandränke“ (große Manntränke) bekannt wurde.
Ihr fiel auch der sagenumwobene
Ort Rungholt zum Opfer, dessen genaue Lage bis heute ungeklärt ist.
Aus zusammenhängenden Landteilen wurden viele kleine Inseln und Halligen.
Auf dem Gebiet des heutigen Pellworm und der Halbinsel Nordstrand entstand die fruchtbare Insel Strand. Sie erlebte eine
250 Jahre währende Phase wirtschaftlicher Blüte, bis im Oktober 1634 eine erneute Sturmflut (
„Zweite Grote Mandränke“) die Insel auseinanderriss und Pellworm in seiner heutigen Form entstehen ließ. Noch immer findet man im Watt
Spuren der versunkenen Siedlungen, etwa Keramiktöpfe oder Kacheln. Eine sehenswerte Sammlung hat der Heimatforscher Helmut Bahnsen im
Rungholt-Museum zusammengetragen. Wer sich für die Geschichte Pellworms interessiert, sollte sich auch Zeit für das
Insel-Museum in Tammensiel nehmen.
Im Inselinneren gelangen wir über eine
idyllische Allee zur
Neuen Kirche (St. Crucis) von 1622. Besonders sehenswert ist der vergoldete Altaraufsatz, der aus der Kirche des versunkenen Orts Ilgrof stammt. Die zweite der beiden Kirchen auf Pellworm, die
Alte Kirche (St. Salvator) aus dem 11. Jahrhundert, ist auf Meereshöhe ebenso beeindruckend wie aus der Vogelperspektive. Die weithin sichtbare
ziegelrote Turmruine erinnert ein wenig an die
Tempelruinen in Kambodscha. Herzstück des Gotteshauses ist die 1711 von Art Schnitger erbaute Orgel. Im Sommer finden jeden Mittwochabend Konzerte statt, bei denen
Musiker aus ganz Europa auf der Orgel spielen. Nach so viel Geschichte wollen wir erst mal die Füße ins Wasser stecken und fahren dafür an die
Badestelle bei der Nordermühle, der einzigen erhaltenen
Windmühle auf Pellworm.
Der fehlende Sandstrand stört uns nicht, vielmehr das fehlende Wasser – es ist Ebbe. Naja, ein bisschen durchs Watt waten macht auch Spaß! Weiter raus sollte man nicht ohne erfahrenen Wattführer. Angeboten werden unterschiedlichste Touren, unter anderem kann man
Knud Knudsen, den
einzigen Wattpostbooten Deutschlands, auf seinem Fußmarsch zur Hallig Süderoog begleiten. Auf weniger anstrengende Art lassen sich die Mini-Inseln rings um Pellworm natürlich auch im Rahmen von Schiffstouren erreichen. Manche Fahrten schließen
Abstecher zu den Seehundbänken ein. Wir beschließen die Tour bei einer köstlichen Friesentorte, bestehend aus Mürbeteig, Blätterteig, Schlagsahne und Pflaumenmus, im
stilvoll eingerichteten Café Anticus. Wer nicht fliegen muss, trinkt dazu einen
Pharisäer, also Kaffee mit Zucker, Rum und Sahne.
Nach einem spannenden Aufenthalt auf Pellworm geht es zurück zum Flugplatz bzw. zur Graspiste der Insel Pellworm. In seiner jetzigen Form und Lage besteht der Flugplatz übrigens erst
seit den neunziger Jahren. Flugbetrieb gibt es auf Pellworm aber schon
seit dem „Eiswinter“ von 1928/29. Die Insel war damals mehrere Monate lang nicht mit dem Schiff zu erreichen, sodass
Nahrungsmittel, Post und Krankentransporte von und nach Flensburg geflogen wurden. Der Platz existierte
bis 1939. Erst in den sechziger Jahren wurde östlich des heutigen Fluggeländes wieder eine Landebahn eingerichtet.
Im Abflug drehen wir eine
Ehrenrunde über Pellworm und den Halligen. Wir genießen die Ruhe und das Farbenspiel aus dem Grün der Weiden und den
schillernden Blau-, Braun- und Grautönen des Wattenmeers. Die Abendsonne glitzert und spiegelt sich im Wasser der Priele. Wir haben Pellworm in unser Herz geschlossen und werden wiederkommen. Wer braucht schon einen Sandstrand?
Begeistert von diesem ruhigen wie faszinierenden Inselziel in den Weiten der deutschen Nordsee?
Dann let’s fly to Pellworm, let’s fly to EHDP!
Einen Travelguide zur Insel Pellworm findet ihr hier:
https://www.pellworm.de
Eine filmische Dokumentation findet ihr in der ARD-Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/video/wunderschoen/pellworm-gruene-insel-im-wattenmeer/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtMTE2OWViY2ItODAyYi00ZmQ3LTk0YzctNTFiMGY3YzAxNmYz