Danke Hotchili_kiss
Du hast mir was das Off-Topic angeht (und auch beim On-Topic) aus der Seele gesprochen.Ich habe wie vorher schon geschrieben ja bei der Hochwasserhilfe in Magdeburg geholfen und auch hier vor Ort versucht, was in Gang zu bringen. Leider mit mäßigem Erfolg.
Aber ich möchte die Erlebnisse in Magdeburg auch nicht missen. Die Stimmung da war etwas ganz besonderes. Da hat sich niemand einen Zacken aus der Krone gebrochen und alle haben mit angefasst. Die sozialschmarozenden Harz 4 Empfänger Ironie-Schild schwenk standen mit den FDP-Wählern zusammen und jeder hat geholfen wie und wo er konnte.
Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl war für mich schöner als der sommerliche Festivalbesuch, der aus Geldsorgen leider wegfallen musste.
Und hier zu schreiben (das ist jetzt sehr verallgemeinernd geschrieben, weil ich mich sonst nur wieder aufrege), jeder. der vom Hochwasser betroffen war, wusste im Voraus von der Gefahr in die er sich begibt, ist schlicht weg falsch.
Natürlich sollte man sich bei Umzug oder Neubau dessen bewusst sein, aber nicht jeder wohnt freiwillig da.
Im Fernsehen gab es einen Beitrag aus Bad Schandau, der mich sehr bewegt und zum Nachdenken angeregt hat. Ich habe ja selbst in der Ecke gewohnt und regelmäßig dort Urlaub gemacht.
An vielen Gebäuden sind dort die Pegel der verschiedenen "Jahrhundertfluten" markiert. 2010 habe ich die Schäden der letzten Flut dort gesehen und fand das sehr bedrückend. Massive Eisengeländer waren da verbogen, als seien sie nur Spielzeug. Große Gebiete waren unterspühlt worden.
Und dann sah ich die Straßen, durch die ich ein halbes Jahr vorher noch gegangen war und die innerhalb von 10 Jahren das zweite "Jahrhunderthochwasser" erlebt hatten und in denen das Wasser bis in den ersten und zweiten Stock stand.
Unglaublich und irgendwie auch Unwirklich.
In dem erwähnten Beitrag wurde eine Ladenbetreiberin interviewt, die 2003 (?) schon den Traditionsbetrieb komplett wieder aufgebaut hatte. Und 10 Jahre später stand sie wieder vor den Scherben ihrer Existens. Solche Schicksale werden bei diesen Argumentationen leider völlig ignoriert.
Es gibt so viele Gründe, in diese Gegenden zu ziehen oder dort zu bleiben (ich würde meine Heimat deswegen auch nicht aufgeben wollen).
Die gefährdeten Häuser sind doch kaum zu verkaufen (gerade weil es den Leuten immer bewusster wird, dass sowas immer wieder passieren kann und leider auch wird) und Versicherungen dafür sind auch kaum oder nur zu exorbitanten Preisen abzuschließen, falls man nicht das Glück eines Altvertrages hat.
Statt zu meckern sollten wir alle an einem Strang ziehen (und nicht daneben stehen und über diesen oder jenen lästern) um zukünftige Schäden so gering wie möglich zu halten. Denn eins ist klar: Die globale Erwärmung kann man nicht leugnen und das Wetter wird auch im "verwöhnten" Zentraleuropa immer extremer werden. Da ist der Begriff "Jahrhundertflut" schon fast zynisch zu sehen...
Aber das ist nur die Meinung einer Sozialschmarozerin, deren Ehemann gerne zur Tafel geht und ab der Mitte des Monats vor Schulden kein Licht mehr sieht...