Habe...
...teils schmunzelnd, teils verärgert, teils ablehnend und teils zustimmend die Beiträge verfolgt...
Und letztlich bildet sich Meinung, nach dem ich auch gerne, der Neugierde und der Ehrlichkeit nachgehend, immer gerne wüsste, wer denn da schreibt...
Aber ist es nicht so, dass gerade diese Internetplattformen für Viele beliebter geworden sind als die Eckkneipe (in denen man Gesicht zeigen muss) weil ich mich eben nicht outen muss. Weil ich dort faken kann, was das Zeug her gibt.
Die Männer nehmen sich die Schwester und melden sich als Paar an oder das echtgeprüfte Paar existiert gar nicht mehr und der männliche Teil nutzt nun das ehemals gemeinsame Profil weiter.
Das Alter, vor allem der Frauen wird nach unten geschraubt, das Makeup besonders dick bis zur Unkenntlichkeit aufgetragen.
Die Kiloangaben werden weg gelassen oder nicht geupdatet.
Die Texte des Profils macht der Computer automatisch per Ankreuzliste und die Fotografen haben ihre Hoch-Zeit, um von den Usern bildbearbeitete Fälschungen zu produzieren.
Die Liste ließe sich vervollständigen und ich weiß, wovon ich spreche, bin ich doch lang genug im Joyclub.
Das ist die moderne Zeit für Möchtegern, Amateur-Schauspieler, Persönlichkeits-Gestörte, Maskenfetischisten, Traumtänzer et cetera.
Natürlich kann man denen auch mal in der Eckkneipe begegnen, doch geht die Entlarvung relativ schnell. (Deshalb gehe ich auch nicht dahin
)
Ich denke, dass wir uns damit abfinden sollten, wie es ist und gehandhabt wird. Auch hier werden die allgemeinen Gesetze wirken:
Was funktioniert hat Bestand und was letztlich nicht funktioniert, das wird das Zeitliche segnen.
Vielleicht entwickeln sich ja mal Foren, die wie eine große Kneipe funktionieren, wo man sich wirklich sehen (irgendwann auch mal fühlen?) kann und die, die so auf Outing aus sind, halten sich dann dort auf und die Anderen bleiben halt hier.
Den Joyclub aber in diese Richtung entwickeln zu wollen, bliebe ein Traum.
Vor Jahren hab ich schon im Joy darüber eine Satire geschrieben, die wohl lange noch aktuell bleiben wird:
Saugkräftig
Ich saug's mir aus dem Daumen,
ich saug's mir aus dem Blut,
es trocknet mir der Gaumen,
doch saugen tut so gut.
Ich saug's aus Mark und Knochen,
aus meinem Herzgefühl,
ich sauge Tage, Wochen...,
es wird mir nie zu viel.
Ich lass die Seele tropfen,
schick sie in alle Welt.
Es ist mein Malz, mein Hopfen,
gebraut, wie's Euch gefällt.
Und jedes Lob, das nehm’ ich,
ganz tief in mich herein
bedanke mich ganz ehrlich,
ein Säugetier zu sein.
Ich sauge fleißig weiter,
da ist noch etwas drin,
ich zeig mich noch gescheiter,
glaub selbst, dass ich das bin.
Jetzt habe ich gewonnen,
jetzt bin ich wohlbekannt.
Zwar meine Zeit verronnen,
im Cyber-Chat verbrannt...
2007
In diesem Sinn: Jeder sucht sich seinen Platz, auf welchem er sich am Besten wohl fühlt.
LG, Latex-As