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Wabi-Sabi

*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Wabi-Sabi
Wabi-Sabi (jap. 侘寂) ist ein japanisches ästhetisches Konzept (Konzept der Wahrnehmung von Schönheit). Ursprünglich bedeutet Wabi sich elend, einsam und verloren zu fühlen. Dies wandelte sich zur Freude an der Herbheit des Einsam-Stillen. Aber erst in der Verbindung mit Sabi, alt sein, Patina zeigen, über Reife verfügen, entstand die eigentlich nicht übersetzbare Begriffseinheit, die den Maßstab der japanischen Kunstbewertung bildet. Nicht die offenkundige Schönheit ist das Höchste, sondern die verhüllte, nicht der unmittelbare Glanz der Sonne, sondern der gebrochene des Mondes. Der bemooste Fels, das grasbewachsene Strohdach, die knorrige Kiefer, der leicht berostete Teekessel, das und Ähnliches sind die Symbole dieses Schönheitsideals. Es geht um die Hoheit, die sich in der Hülle des Unscheinbaren verbirgt, die herbe Schlichtheit, die dem Verstehenden doch alle Reize des Schönen offenbaren (Wilhelm Gundert).
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
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Ich habe gelebt ...
... jetzt lebt es in mir.
© 2018 Arlequin Photographie
Wunderbare Idee! Und eine Inspiration, die Festplatte zu durchforsten ...*kuss*
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
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Meine Vergänglichkeit ...
... ist Dein Zuhause
© 2018 Arlequin Photographie
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******ber Mann
277 Beiträge
@*********Photo, danke Dir für die Erstellung dieses Themas und die beiden Bildbeiträge dazu.

Das Konzept von Wabi Sabi in der Fotografie ist mir zum ersten Mal in den Fokus gerückt, als ich einen Artikel auf kwerfeldein.de dazu gelesen habe.

Für mich wohnt dem Konzept auch eine gewisse Schwermut inne und doch die gleichzeitig berührende Schönheit.

Der Glanz des unter dem Staub verborgenen Motorrads ist für mich eine Umsetzung dieses Konzeptes.
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
@******ber Deinem Konzept kann ich gut folgen, bzw. die Schwermut nachvollziehen. Meine Annäherung und (derzeitiges) Verständnis zu Wabi-Sabi verschiebt sich allerdings ein wenig (im Millimeterbreich *zwinker* ).

Ich frage mich dabei, was die Schönheit ausmacht. Vielleicht ist der "nicht gewollte Verlauf" einer Geschichte das Zünglein an der Waage. D.h. das an dem Zeitpunkt, als die Szenerie entstand - z.B. als der Baum abgestorben ist oder ein Gegenstand abgestellt wurde - ganz andere bzw. gar keine Pläne verhanden waren. Das Abstellen oder Unterstellen des Motorrades hatte einen Grund - vermute ich einfach - es sollte oder soll vielleicht eines Tages restauriert werden, es wurde also bewusst an diesen Ort gebracht, um geschützt zu sein. Also hat ein bewusstes Handeln diese Szenerie entstehen lassen und dieser Grund besteht auch noch. Vielleicht ist mehr Zeit vergangen als anfangs geplant aber ansonsten ist der "Zustand des Sachverhaltes" noch immer vorhanden. Und möglicherweise kann dieser Plan wieder aufgenommen werden.

Zum Verständnis meiner Gedankengänge setze ich hier mal ein nächstes Bild. Hier wurde aus der "Beendigung" einer Tätigkeit heraus, etwas abgestellt. Dass passierte wahrscheinlich öfter. Es gab einen kleinen Holzverschlag und jedesmal, wenn eine Tätigkeit erledigt war, wurden die Dinge hier abgestellt, bis zum nächsten Mal. Aber dieses "nächste Mal" passierte irgendwann einfach nicht mehr. Die Gründe erschließen sich uns nicht mehr. Sie hinterlassen einen Raum für Spekulationen. Darin verbirgt sich der Schwermut, die "Dramatik", vergleichbar dem menschlichen Gefühl von Verlassenheit. "Man hat mich vergessen!" Vielleicht hat noch eine zeitlang jemand daran gedacht, diese Dinge abzuholen und einer weiteren oder anderen Verwendung zuzuführen - aber das geschah nicht mehr. Wind und Wetter nagten an dem Holzverschlag, der irgendwann zusammenfiel und den Blick auf die Dinge freigab , die er "schützen" sollte. Nun sind auch sie mehr dem Verfall ausgesetzt. Im Sinne von Wabi-Sabi - so mein Verständnis - wird das Wabi (sich elend, einsam und verloren fühlen) hier offensichtlicher - es ensteht die Schwermut aufgrund einer "Sinnlosigkeit" des Enstehens, die Melancholie durch das Überschreiten des "point-of-no-return", das Sabi (alt sein, Patina zeigen, über Reife verfügen) nun verwandelt gemeinsam mit der Melancholie des Entstehens und des Verlaufs die Szenerie in etwas völlig Neues. Würde man nun die Pflanzen entfernen, den Verschlag wieder aufbauen, die Kanne polieren etc. dann wäre das Wabi-Sabi zerstört - die Ästhetik dahin. Das Motorad allerdings, restauriert und geputzt, würde seine Ästhetik behalten - und diese Ästhetik ist eine Ästhetik der Perfektion.

Wabi-Sabi ist für mich eine sehr emotionale Sache - die Fotografie(technik), d.h. der Umgang mit Blende, Verschlusszeit, ISO - und das Bestreben nach Perfektion (Goldener Schnitt, Zwei-Drittel etc.) treten hier in den Hintergrund, sie werden zum störenden Element, wenn ich sie im Moment meiner Wabi-Sabi-Begegnung priorisiere.

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© 2015 Arlequin Photographie
Jahrmillionen Himmel Heute
Hier zwei Beispiele aus einer Fotoreihe, die während eines Spaziergangs vor meiner Haustür im ehemaligen Braunkohletagebau entstanden ist. Was hier in Regenbogenfarben schillert, ist kein abgekipptes Altöl, sondern die sattfette Oberfläche eines Tümpels, der sich - tagebaubedingt - um eine oberirdisch verlaufende Ocker-Ader gebildet hat. In dieser lebensfeindlichen, von Methangasen durchsetzten Umwelt schafft es ab und an dann doch ein Sprößling ... 80 Millionen Jahre Erdgeschichte im Himmel von Heute, ein aufgegebener Industriezweig, darin junges Leben ... Ist das Wabi_Sabi *gruebel*
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Renaturierung
Wieder Einnässen von Mooren lässt Pflanzen absterben und schafft vergängliche Schönheit.

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© 2015 Arlequin Photographie
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********_cgn:
... Ist das Wabi_Sabi *gruebel*

Ich denke, da gibt es keine scharf begrenzte Definition. Ich halte das, wie auch das Bild von @******ber Fotoauge: Wabi-Sabi durchaus für Wabi-Sabi *zwinker*
******ine Frau
2.185 Beiträge
Dann versuche ich mich auch mal mit Wabi-Sabi ....
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Es ist geworden, wie es ist: dahinschwindend und nicht replizierbar

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© 2015 Arlequin Photographie
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******ber Mann
277 Beiträge
Ich habe hier mal den Link zu dem Artikel in kwerfeldein.de eingefügt.

https://kwerfeldein.de/2013/05/03/wabi-sabi/

Ein anderer Aspekt, wie man sich dem Wabi-Sabi nähren kann ist, wenn man sich Raku-Keramik ansieht. Oder Hagi-Keramik, deren vorsätzliche Kerbe am Fuß die Beschädigung darstellt.
*****erl Frau
3.033 Beiträge
Weinspalier, 100 Jahre alt(?)
*****erl Frau
3.033 Beiträge
Nachdem ich den Artikel gelesen habe (Danke @******ber) glaub ich fast, dass das meine Art ist, zu fotografieren. Das (für mich) Be-Merkenswerte ist mir wichtig.
Selbst wenn es eben aus irgendwelchen Gründen nicht perfekt ist. Zumal ich finde, dass dem, was zu perfekt ist, die Seele fehlt.

Im Sinne von Komposition und Licht nochmal Wabi Sabi
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Der ursprünglichen Funktion beraubt

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© 2016 Arlequin Photographie
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Kein Ausstieg mehr.


Die Bilder (auch: Fotoauge: Wabi-Sabi) entstanden vor sechs Jahren, als jemand berichtete, er habe am Ende seiner Garage (Anwesen an einem Berghang) eine Öffnung gefunden und nach den Durchbruch zwei "riesige Hallen" unter der Erde. Spätere Recherchen ergaben, dass es sich hierbei um einen alten Eiskeller einer in der Nähe befundenen Brauerei handelt, in dem man früher Eisblöcke zur Kühlung einlagerte. Irgendwann, nachdem dier Keller nicht mehr genutzt wurde, wurden die Zugänge verschlossen, gerieten in Vergessenheit (nachdem das Anwesen mehrmals den Besitzer wechselte) und wurden nun nach Jahrzehnten "wiederentdeckt".


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© 2016 Arlequin Photographie
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Irgendwann scheint ein Hund in diesen Eiskeller geraten zu sein und hat wohl keinen Weg mehr nach draußen gefunden.
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© 2016 Arlequin Photographie
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Honi soit qui mal y pense *zwinker*
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© 2016 Arlequin Photographie
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******ber Mann
277 Beiträge
Bedingt durch die Diskussion hier habe ich zu passenden Buch gegriffen. Fotoauge: Fotobücher, Informationen und Lernmaterial
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******ber Mann
277 Beiträge
Hier eine Aufnahme von heute.

Die Schönheit der Zieräpfel, gezeichnet von der Endlichkeit.
*****erl Frau
3.033 Beiträge
@******ber so schön...
Das Unperfekte der Natur ist gleichzeitig ihre Perfektion:
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Mitten im Leben gebrochen ...
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© 2016 Arlequin Photographie
******ine Frau
2.185 Beiträge
Heute im Wald gefunden auf dem Waassersennewee (Wassersinnesweg)
*********Photo Mann
1.104 Beiträge
Themenersteller 
Gefallenes Chaos
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© 2022Arlequin Photographie
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******ber Mann
277 Beiträge
Angestoßen durch den Thread hier, habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt, angefangen mit einzulesen. Es gibt Bücher, viele Bücher zu Wabi-sabi. Manche davon im Stil vom »Am Arsch vorbei führt auch ein Weg«.

Kann Wabi-sabi nicht auch als Ausrede genutzt werden? Wenn es Kunst ist nicht perfekt zu sein, dann muss ich ja nicht perfekt sein. Doch für mich hat Wabi-sabi viel mit Ästhetik zu tun. Bei Ikebana heißt es oft auch, wie hingeworfen muss der Strauß sein. Doch entbindet das von Ästhetik?

Bei meinem Spaziergang ums Dorf heute, Ziel waren die blühenden Mandelbäume an den Weinbergen, sah ich die Blüte. Abgerissen vom starken Wind, hingeweht in das sprießende Gras, in dem die Blattgerippe des letzten Herbstes liegen. Wabi-sabi für mich.

Die Umsetzung des Gesehenen hätte jetzt im möglichst realistischen Stil erfolgen können. Oder Schwarz-Weiß. Für mich ist aber der Bildlook stimmig.
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