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Aus neu mach alt

*********nackt Paar
7.438 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Aus neu mach alt
Auf der einen Seite rennen wir der neuesten Technik-Trends hinterher. Die neue Kamera muss mehr Megapixel, größeren Dynamikumfang und noch rauschärmere Bilder haben, das neue Objektiv noch schärfer abbilden, bei weniger Bildfehlern als zuvor.
Auf der anderen Seite verwenden wir die Bildbearbeitungsprogramme, um die Bilder wieder alt aussehen zu lassen, indem Kamera- oder Objektivfehler wieder dazugerechnet werden – bei manchen Modellen ist das schon in den Kameraeinstellungen möglich.

Sensor- oder Filmfehler: Rauschen
Die ersten Digitalkameras rauschten stark, wenn man mit den ISO-Werten nach oben ging, Analogfilme sowieso.
Inzwischen ist das Sensorrauschen zum größten Teil verschwunden, heute sind auch vierstellige ISO-Werte rauschfrei oder zumindest sehr rauscharm. Die Bildprogramme bieten auf der einen Seite Funktionen zur weiteren Rauschverminderung, aber viele Bildbearbeitungsprogramme haben auch eine Funktion „Rauschen hinzufügen“.

Sensor- oder Filmfehler: Farbverschiebungen
In analogen Zeiten hatte jeder Farbfilm seinen eigenen Look. Der eine wurde für seine Hauttöne gelobt, der andere für seine Grün-Wiedergabe bei Landschaften. Die Filme waren nicht in der Lage, das sichtbare Licht korrekt und neutral abzubilden, es gab Farbreduktionen und Verschiebungen.
Inzwischen sind die Sensoren sehr farbneutral und bilden ein weites Farbspektrum so ab, wie wir es im Original sehen. Dafür gibt es Look-Up-Tables, die Reduktionen und Verschiebungen der alten Filme wieder ins Bild hineinrechnen. Fujifilm macht das sogar direkt in der Kamera.

Objektivfehler: Lens Flares
Nicht alles Licht, was vorne in das Objektiv hineinfällt, erreicht auch den Sensor. Da ist das Licht, das schräg in das Objektiv einfällt und vom Sensor gar nicht gesehen werden kann. Vom senkrecht in das Objektiv fallenden Licht geht bei jedem Luft-Glas-Übergang ein kleiner Anteil durch Reflexion verloren.
Dieses Streulicht kann den Bildkontrast vermindern. Besonders stark wirken sich helle Lichtquellen aus, die im Bild stehen oder sich knapp außerhalb des Bildes befinden (gegen letzteres helfen übrigens Streulichtblenden – deshalb: niemals ohne). Im Extremfall kann man jeden einzelnen Luft-Glas-Übergang als farbigen Kreis im Bild sehen, dazu einen farbigen Strahl quer durch das Bild und womöglich noch farbige Flächen.
Die Objektivbauer haben in den letzten Jahren große Fortschritte dabei erzielt, diese Störungen zu reduzieren. Moderne, nanovergütete Objektive haben nur noch einen Verlust von 0,1% pro Glas-Luft-Übergang, ein Zehntel dessen, was alte, einfach vergütete Objektive hatten. Hochwertige Objektive sind innen komplett mattschwarz verkleidet, selbst die Linsen-Außenseiten sind schwarz lackiert.
Auf der anderen Seite gibt es Apps, die Lens Flares ins Bild rechnen bzw. man kann Lens Flares als Ebenen in das Bild hineinnehmen.

Objektivfehler: Vignettierung
Alle Objektive vignettieren bei offenen Blendenwerten, sie sind am Rand etwas dunkler als in der Mitte. Diese Abweichung kann leicht beseitigt werden. Jeder RAW-Konverter kann das, moderne Kamera erledigen das bei JPEG automatisch direkt nach der Aufnahme, sofern da Objektiv die Stärke seiner Vignette meldet.
Jedes Bildverarbeitungsprogramm kann aber auch Vignetten ins Bild hinein rechnen.

Soweit meine Beobachtungen. Was meint ihr dazu? War die alte Analogtechnik doch die bessere Fotografie oder warum „verbessern“ wir unsere neuen Fotos so gerne mit Unzulänglichkeiten früherer Zeiten?
*****alo Mann
2.165 Beiträge
Was Du Brechung nennst ist effektiv Reflexion und Absorption und kommt bei jeder Linse vor. Es stimmt, dass durch die Vergütung einiges ausgeschaltet wird, aber eben immer nur für eine farbe. Deshalb gibt es Mehrfachvergütung. Generell gilt: Linsenkorrektur ist immer ein Kompromiss von techn. Machbarem und finanziell Tragbarem. Teurere Linsen ) bei vergleichbaren Optiken) sind deshalb teurer, weil sie aufwändiger korrigiert sind. Aber evtl. auch, weil weniger davon in Masse produziert werden...
Analog und digital zu vergleichen ist schwierig, weil einfach zu viele Faktoren mitspielen.
Inzwischen sind die digitalen den Filmen hochüberlegen (bei gleichem Format) Die neue Technik bedingte aber neue Rechnungen, grob gesagt: Filmemulsionen waren gegenüber schräg einfallendem Licht "gutmütiger"; digitale Chips benötigen wenn möglich senkrecht auftreffende Lichtstrahlen. Deshalb sind die digitalen Objektive für vergleichbare Grössen Film/Chip auch ungleich grösser gebaut. Für analog gerechnete Optiken sind an digitalen Bodies deshalb immer ein Kompromiss, besser wäre es, man würde neue Linsen erwerben.
Die grösste Fehlerquelle beim Fotografieren ist aber immer noch der Mensch.
*********aler Mann
276 Beiträge
Zum einen - es geht vielen darum den bekannten Look beizubehalten...

Gerade bei den Farben denke ich eher aber daran einfach was "ungewöhnliches" zu zeigen, was eben das Auge reizt mal genauer hinzuschauen...

Manche "Fehler" - wie eben Randabschattungen - aber führen das Auge - eben die Helligkeit usw. zu verstärken - die Kontraste hochzuziehen um bestimmte Bereiche einfach herauszustellen.

Grundsätzlich hat man aber eben schon in alter analoger Zeit - bestimmte Filme mit den charakteristischen Eigenschaften verwendet - eben je nach Einsatzgebiet.

Manche Filme eben eher für Architektur - andere für Portrait - andere für Produkt und Details...
*********nackt Paar
7.438 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von *****alo:
Was Du Brechung nennst ist effektiv Reflexion …

Stiummt. Das habe ich im Text falsch geschrieben. "Brechung" ist das, was das Licht machen sollte, wenn es sich so verhält, wie die Mathematiker berechnet haben. "Reflexion" gilt für den kleinen Anteil, der sich nicht daran hält. *hutab*

Im Text oben korrigiert.
*********Micha Paar
2 Beiträge
Das alte hat halt seinen Charme. Ich nutz an meiner 6D auch am liebsten alte M42 Objektive. Macht Spaß, entschläunigt das ganze und die Bilder haber einen speziellen Look
Profilbild
***To Mann
1.784 Beiträge
Zitat von *********nackt:
Aus neu mach alt
...
Soweit meine Beobachtungen. Was meint ihr dazu? War die alte Analogtechnik doch die bessere Fotografie oder warum „verbessern“ wir unsere neuen Fotos so gerne mit Unzulänglichkeiten früherer Zeiten?

Für mich hat das nichts mit verbessern zu tun. Sondern ist der Versuch, ein mittelmäßiges Foto durch Filter aufzuhübschen.

Ich sehe da keinen Sinn drin. Wenn ich digital fotografiere, dann fotografiere ich eben möglichst neutral. Und wenn ich mit Polaroid oder einem Kodak Portra 160 fotografiere, dann mache ich das bewusst damit.
*********kend Mann
3.672 Beiträge
Zum Thema künstliche / hinzugefügte Lensflares:
ich liebe Lensflares, aber die nachgemachten sind i.d.R leicht als Fakes erkennbar und machen daher für mich jedes damit verunstaltete Bild sofort unauthentisch. Die Masse der Betrachter ist da aber offenbar unempfindlich - so genau schauen viele nicht hin.
Für mich gehts da schon in den Bereich des Composing. Ich mags nicht, aber den unkritischen Gelegenheitsbetrachter kann man damit leicht beeindrucken.
*********nackt Paar
7.438 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich sehe das „Veraltern“ von Digitalfotos skeptisch.

Mit den Farbverschiebungen alter Filme kann ich nichts anfangen. Ab und zu setzte ich einen leichten Farblook, aber mit modernen Mitteln, Look-up-Table zum Beispiel. Einen Vorteil in den Unzulänglichkeiten, Farben korrekt mit Hilfe der Silberhalogenit-Chemie abzubilden, kann ich nicht erkennen. Ich erinnere mich noch an die analoge Zeit. Man musste sich für einen Film entscheiden, denn alle Farben korrekt abbilden, Natur, Himmel, Haut konnte keines der angebotenen Produkte. Also wählten People-Fotografen den einen Film, Landschaftsfotografen einen anderen. Aber jeder neue Film wurde von den Herstellern als „noch farbentreuer, noch genauere Farbwiedergabe“ angepriesen. Jetzt so zu tun, als seien die damaligen Farbverschiebungen ein Gewinn, kann ich nicht verstehen.

Lens Flares sind für mich Objektivfehler. Meine Objektive sind einigermaßen Flare-frei, aber wenn so eine Farbstörung ins Bild kommt, versuche ich sie abzumildern.

Ich habe von einigen Fotografen gehört, dass sie leichtes Rauschen verwenden, wenn ein Foto zu scharf geworden ist. Vor 10, 12 Jahren war „überschärft“ eine oft genannte Kritik an digitalen Fotos. Inzwischen haben wir uns an höhere Schärfen gewöhnt, s. 4k oder 6k Videos, aber auch heute gibt es immer noch Fotos, die ich als unangenehm scharf empfinde. Ich habe schon mal das Hinzufügen von leichtem Rauchen probiert, aber wenn es wenig ist, merke ich keinen Unterschied, wenn ich es stärker stelle, empfinde ich es verrauscht. Vielleicht versuche ich es nochmal mit Schwarz-Weiß-Fotos, da könnte Rauschen ein Stilmittel sein.

Ich verwende regelmäßig eine künstliche Vignette. Beim Bildimport rechne ich die Objektiv-Vignettierung heraus, genauso wie Verzeichnung und CAs, aber zum Schluss füge ich dem Bild fast immer eine leichte Vignette hinzu, mehr bei Portraits, nur ganz wenig bei Landschaften oder Architektur. Ich folge dabei der Philosophie, die schon die Maler früherer Jahrhunderte angewandt haben: vom Dunklen ins Helle. Das Auge des Betrachters geht von den dunklen zu den hellen Bildanteilen. Meine Vignetten sind auch nicht immer zentriert, sondern folgen dem Motiv.
Hallo, ich möchte mich gerne in dieses Thema einbringen.
Ich habe mich zwar schon immer für Fotos interessiert und habe auch schnell herausgefunden, warum mich manche Bilder einfafch vom Aufbau her mehr ansprechen als andere.
Das Fotografieren selbst war immer so eine Sache, zu der ich nie wirklich einen Draht gefunden habe.
Analoge Fotografie war mir früher immer viel zu langweilig, da man mindestens 2 Wochen warten musste, bis die Bilder aus dem Labor zurück kamen und dann das Ergebnis als Laie meistens richtig fad war. Selber entwickelt habe ich nie, weil ich das für viel zu umständlich erachtete.

Das Fotografieren mit der Spiegelreflex würde mir besser gefallen, dachte ich. Jedoch bin ich nie aus dem "Automatikmodus" herausgekommen und wenn die Speicherkarte voll war habe ich festgestellt, dass es mich jetzt nicht reizt, ein gutes Bild zu suchen. Auch wenn man das Dauerrattern der schnellauslösenden Kameras hört, hat mich das immer etwas gelangweilt, hunderte von Bildern von dem selben Motiv zu haben und sich dann DAS Bild herauszusuchen, was vielleicht besser ist als das andere.

Dann bin ich diesen Sommer auf ein Video gestoßen ... KOLLODIUM NASSPLATTE oder auch Ambrotypie oder Wet Plate. Das ist ein Verfahren, welches 1851 entstanden ist.

Bei diesem Verfahren, wird vor dem eigentlichen Belichten erstmal eine Glasplatte oder auch geschwärzte Aluminiumplatte mit Kollodium beschichtet. Danach kommt diese, nur leicht angetrocknete Platte in ein Bad mit Silberlösung. Das Silber bleibt am Kollodium als Träger haften und dann lichtempfindlich. Das ganze muss dann im noch nassen Zustand belichtet und auch gleich entwickelt werden. Das fertige Bild ist anschließend eine Mischung aus Negaiv und Positiv. Hält man es vor einen weissen Hintergrund ist es ein Negativ, vor einem schwarzem Hintergrund, ist es ein Positiv. Aus diesem Grund wird sehr gerne auf schwarzem Glas oder schwarzen Aluminiumplatten fotografiert.
Da man das Ganze im Bereich des Großformat ansiedelt und auch anschließend ein fertiges Bild hat, war es lange Zeit die schnellste Art zu einem Bild zu kommen.

Genau DAS wollte ich machen. Sich vorher Gedanken über das Motiv machen, mit dem Medium Foto selber arbeiten und anschließend sofort ein fertiges Bild haben.

Ich bin dann auf der Suche nach einer geeigneten und günstigen Holzkamera, die es für den Anfang tun sollte, auch schnell auf die Feinheiten gestoßen ... das Petzval Objektiv.
Das Petzvalobjektiv war lange Zeit in der Portraitfotografie verbreitet. Jedoch hat es durch seine Konstruktion einen Bildfehler (den ich allerdings noch nicht so herausgefunden habe, ihn bewusst einzusetzten).
Das Objektiv ist sehr "Soft", das heisst die Mitte ist scharf und wird zum Rand hin immer softer. Auch beginnt bei passendem Hintergrund und den richtigen Lichtverhältnissen, der Hintergrund zu einem Kreis zu verschwimmen. Das ist der gesuchte "Petzval-Swirl", den man damals mit ovalen Passpartout ausgeglichen hat und heute deswegen gesucht wird.

Ich habe dann schnell eine günstige, russische FKD- Holzkamera 18x24 gefunden und ein "Hugo Meier & Co- Atelier Schnellarbeiter" Objektiv 270mm. Bei Landschaftsaufnahmen wird es mit Sicherheit zu einer Vignette kommen, aber das hat sicherlich auch seinen Charme.

Bisher bin ich noch in "Tüfftelphase". Das Kollodium schwimmt mir beim Sensibilisieren im Silbertank davon und am Wochenende hat sich mein Bild beim wässern noch weiter entwickelt, da ich die Entwicklung nicht richtig gestoppt habe. ... Learning by doing.

Aber das Alte hat mich gegenüber der modernen Art zu fotografieren sofort gefesselt und ich bin total begeistert.

Viele Grüße
*********kend Mann
3.672 Beiträge
Danke für diese tollen Einblicke!

Mir erschien' die Nassplattenfotografie immer als noch deutlich umständlicher, als das Fotografieren auf Film mit anschließender Entwicklung - weil man den Laborteil der Arbeit 'nur einmal' hat und dann machen kann, wenns einem passt, während man bei der Nassplatte ja für jedes Bild mit der Chemie planschen darf.
Aber auf jeden Fall ein sehr interessantes Metier - insbesondere auch deshalb, weil man Unikate schafft.

Die Schärfe in der Mitte, der unscharfe Rand und die Neigung zum swirlen kann ich für Petzvalobjektive bestätigen - ich habe auch so etwas recht altes aus dem Großformatbereich an die Kleinbild-DSLR adaptiert, wobei die Auflösung dann wegen der vergleichsweise klitzekleinen Sensorfläche natürlich ziemlich mau ist.
Aber ich habe auch andere petzvaltypische Objektive adaptiert, die fürs Kleinbildformat gerechnet sind - solche findet man zum Beispiel in Kino-Filmprojektoren für 35mm Film - Kipronare, Kiptare und so weiter.
Und nagelneu zu kaufen gibts so etwas ja auch wieder - auf alt gemacht, ein bißchen Messinglook und der Möglichkeit, Waterhouse-Stops reinzuschieben *zwinker*

Hier ein Beispiel, wo die Randunschärfe und Swirlneigung des Kipronars (Petzval-Typ) gut raus kommt:
Oh, an die Idee mit Projektorlinsen hatte ich noch gar nicht gedacht. Tolles Bild *g*

Ja das stimmt, die Nassplatte ist schon sehr umständlich, wenn man jeden Schritt einzeln machen muss. Vor allem wenn man keine Dunkelkammer hat und Improvisieren muss.

Ich denke, dass ich früher oder später mal Trockenplatten versuchen werde ... und dann schließlich wieder beim Analogen lande *lol*
*********reMe Frau
246 Beiträge
Gruppen-Mod 
Laborarbeiten
Danke für die interessanten Beiträge. *top2*

Da hab ich doch gleich wieder die Laborgerüche in der Nase, aber auch die Schnitte vom Glas der Platten, beim Entwickeln in der Dunkelkammer. *lol*
Mir ist die Silbernitratlösung bei meiner ersten Platte übergeschwappt und hatte dann ewig schwarze Zehen *rotwerd*
Kann man so einfach Glasplatten mit Fotoemulsion beschichten und damit Trockenplatten fotografieren?
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