So, wie die Canon-Website das R 50/1,2 bewirbt müssen die wohl gewaltig gezaubert haben
Aber das EF-Pendant wurde ja bislang auch als die absolute Spitzenklasse beworben.
Ich habe mir mal einen Vortrag eines Mitarbeites von Canon-Deutschland angehört, in dem es insbesondere um die 50er Objektive und deren Qualitäten ging.
Vom optischen Aufbau her, so sein Credo, sei das 50/1,8 theoretisch das beste der (damals drei) Canon 50er - denn bei den lichtstärkeren Versionen wird jeweils nur eine weitere Sammellinse vorn, und eine Korrekturlinse hinten angebracht - was die vordere Linse an neuen Fehlern reinbringt, muss die hintere jeweils wieder ausgleichen.
Beim 1,4er also eine zusätzliche Frontlinse und eine Hinterlinse - und das 1,2er hat vorn zwei und hinten zwei zur Korrektur.
Dass das 1,4er in der Praxis deutlich besser ist, als das 1,8er ist bekannt - das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis, wo durch bessere Materialien, engere Toleranzen etc. noch sehr viel herausgeholt wird.
Zu den hier von sinnlich_nackt genannten Fehlfokusproblemen des EF 50/1,2 hatte sich der Canon-Mann damals auch ausführlichst ausgelassen, seine Erklärung: die meisten Benutzer könnten nicht damit umgehen, bei lichtschwächeren Objektiven fällt schlampiges fokussieren nicht so ins Gewicht, da 'genug' Schärfentiefe vorhanden ist. Er hätte es mit sehr vielen Kunden durchexerziert. Die meisten davon hätten die Angewohnheit gehabt, den Auslöser immer erst halb durchzudrücken, und erst danach auszulösen.
In der Zwischenzeit hat sich aber der Motivabstand geändert, bei hauchdünner Schärfentiefe reicht da die Atmung des Fotografen, oder eine ganz leichte Bewegung des Models aus. Er hätte den Kunden dann geraten, immer sofort auszulösen, also Auslöser gleich voll durchdrücken - mit der Methode wären die Probleme praktisch behoben gewesen.
Was da dran ist, weiss ich nicht.
Bei der Preisgestaltung der 'Spitzenmodelle' habe ich immer mehr den Eindruck, es gibt ausreichend viele Kunden, die kaufen sehr viel lieber deutlichst teurer, als etwas günstiger - insbesondere wenn es um Produkte geht, die vielleicht auch als Statussymbol herhalten könnten. Eins muss man sich vor Augen halten: preisbestimmend ist nie, was das Produkt in Entwicklung und Herstellung und Vertrieb gekostet hat - sondern schlicht und einfach: was der Markt hergibt. Und hat man ein Produkt, dass eine gewisse Schicht von Kunden ohnehin kauft, fast unabhängig vom Preis, dann kann man ihn eben absurd hoch ansetzen. Und zweieinhalbtausend für ein 50er ist reichlich absurd
Da fokussiere ich lieber manuell (bevorzuge ich ohnehin, der AF nimmt mir zuweilen Kreativität) und kann frei wählen, welches ich nehmen kann. Aktuell hab ich zwei verschiedene (eins von Olympus und ein Porst mit PK Anschluss) - die jeweils kaum teurer sind als ein EF 50 1,8 von Canon. Als M42 gibts sowas übrigens auch, die legendären Tomiokas, - nur um noch mal auf der (falschen) Behauptung herumzureiten, bei kleinen Durchmessern geht f/1,2 nicht.
Und um aufs Eingangsthema zurückzukommen: Mit den neuen Spiegellosen nimmt die Abhängigkeit zu bestimmten Herstellern weiter ab, von daher begrüße ich die Entwicklung sehr, auch wenn ich persönlich derzeit keinen Bedarf habe.