Ein schönes Thema hast du da angesprochen, liebe
@********eder, und obendrein noch eines, das viel komplexer scheint als man beim ersten Hinsehen vermuten würde.
Meines Erachtens spielen in die "Unvollkommenheit" und das "Mensch-sein" drei Perspektiven eine Rolle - nämlich die Eigene, die der Subs, und die der Gesellschaft (bzw. der Szene).
Natürlich ist die gesündeste und einzig richtige Perspektive die eigene, unverfälschte Sicht auf sich selbst als Frau und Mensch. Dass wir allesamt Menschen sind und daher selbstredend unsere Ecken und Kanten haben und auch Fehler machen, sehe ich auch als normal an und sollte eigentlich nicht zur Debatte stehen, richtig? Tja, in der Realität sieht es meiner Erfahrung nach aber oft anders aus.
Sicherlich gibt es unter Subs auch viele liebenswerte, reflektierte, empathische Exemplare, die begreifen, dass hinter jeder FemDom erstmal nur eine durchschnittliche Frau mit entsprechenden Bedürfnissen steht. Allerdings ist es so, dass sich dieses Verständnis in nicht wenigen Fällen erst im Laufe der Zeit ergibt, sprich während man gegenseitiges Vertrauen aufbaut.
Für Subs ist Sicherheit, neben Eigenschaften wie Verlässlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, und Wertschätzung, unheimlich wichtig und eine Domme, die das nicht vermitteln kann, bzw. in der Praxis zu viele Fehler macht oder Unerfahrenheit, bzw. Unsicherheit vermittelt, kann viele Subs nachhaltig verunsichern, bzw. wenigstens nachdenklich stimmen, ob sie sich bei der Dame weiterhin sicher und geborgen fühlen können.
Dass man als FemDom hin und wieder Fehler macht, ist unvermeidlich - da mache auch ich mir in Bezug auf mich keinerlei Illusionen. Wirklich grobe Fehler sind mir bisher noch nicht passiert, aber ich habe ja auch noch keine sonderlich große praktische Erfahrung - die kommen sicher noch...
Dennoch habe ich persönlich einen ziemlich hohen Anspruch an mich und meine Kompetenzen als FemDom.
Ob das auch in jeder Hinsicht so gut ist, sei dahingestellt. Was ich aber definitiv sagen kann ist, dass ich wirklich immensen Respekt vor Kontrollverlust oder unbeabsichtigten Verletzungen bei den verschiedenen Praktiken habe.
Deswegen passt für mich persönlich Tollpatschigkeit nicht mit BDSM zusammen. Mit dem sonstigen Wesen einer Domme allerdings schon - schließlich machen uns solche Eigenarten auch sympathisch und menschlich
Es ist jedenfalls besser solche Unvollkommenheiten zu haben und zugeben zu können, als dass man versucht Sub eine utopische Vorstellung vorzuspielen, die einen einerseits viel Kraft kostet, um aufrecht erhalten zu werden, und andererseits toxische Erwartungen beiderseits erzeugt.
„Oder gibt es vielleicht andere Eigenschaften, die auf den ersten Blick im Widerspruch zu eurer dominanten Seite stehen, die sich aber dennoch wunderbar einfügen?
Und ob es die gibt! Auch nicht gerade wenige
Allem voran sind es bei mir meine normalerweise eher herzliche und freudliche Art, die nicht gerade wenige Subs, bzw. Menschen generell irritieren, bzw. in falscher Sicherheit wiegen. Aber wie heißt es so schön: "Tiefe Wasser sind nicht still", und so mancher Narr hat schon mit Erstaunen feststellen können, dass das Wetter am Berg Morrigan urplötzlich umschlagen kann
Passend dazu meinte eine Sub mal zu mir, dass sie sich nicht wirklich vorstellen kann, dass jemand mit so einer ruhigen Ausstrahlung und einem solchen Lächeln wirklich authentisch sadistisch sein könne. Bei einer späteren Begegnung lernte dieselbe Sub dann, dass dieses Lächeln bei mir auch dann aufkommt, wenn sich meine Nägel mit Nachdruck in ihre Brustwarzen graben.
Eine andere Sache, die nicht gerade wenige Menschen im Umgang mit mir auf die falsche Fährte locken ist, dass ich eine gute Zuhörerin bin und es bevorzuge meinem Gegenüber oder Gegenunter erstmal in aller Ruhe zuzuhören. Jedoch ist es ein Fehler, diese anfängliche Zurückhaltung als Schwäche- oder gar als submissive Eigenschaft zu deuten.
Ich analysiere erstmal gerne und mache mir vorab ein Bild von der Person, mit der ich mich unterhalte und wenn ich es will, kann ich das Gespräch auch mit gezielten Fragen oder Reaktionen meinerseits in die von mir gewünschte Richtung lenken - schließlich gehört Gesprächsführung zu meinem professionellen Repertoire. Wenn ich es für nötig halte oder mir danach ist, kann ich den Ablauf eines Gesprächs auch deutlich aktiver gestalten.
Eine andere Eigenschaft, die von allerlei Menschen (nicht nur von Subs) gerne mal fehlinterpretiert wird ist, dass ich oft sehr verständnisvoll und empathisch sein kann. Das bin ich jedoch nur, weil ich den Menschen in meinem Leben das Gefühl geben möchte, dass sie und ihre Sorgen mir wichtig sind. Wer meine Freundlichkeit als Schwäche missversteht, bekommt dann auch mal unverhofft zu spüren, dass Erstere allem voran ein Akt der Güte ist und ich notfalls auch sehr deutlich meine Grenzen kommunizieren kann.
Richtige Schwächen habe ich natürlich auch einige, aber um diese geht es hier ja nicht.
Meine Dominanz wirkt eben eher leise und agiert gewöhnlich erstmal im Hintergrund. Dennoch ist sie da und wirkt - subtil; wenn ich es will. Diese Art von Dominanz kennen glaube ich nicht viele Subs. Naja, ich habe dafür oft meinen Spaß dabei, wenn ich skeptische Subs (oder BDSMerInnen allgemein) überraschen oder eines besseren belehren kann.