Natürlich hatte ich, als ich keinen Partner hatte, einige "Eckpunkte" im Kopf, die ein zukünftiger Partner erfüllen sollte. Ich wollte zum Beispiel keinen Raucher, um den Punkt zu nennen, der jetzt am wenigsten Erklärung erfordert. Und was habe ich jetzt? Einen Raucher.
Ich glaube, so eine Wunschliste im Vorfeld kann ein netter Kompass sein, aber letztlich ist sie nur eine Wunschliste; ich habe schon oft Sachen bekommen, die ich mir nicht gewünscht hätte, auch weil ich gar nicht an die Möglichkeit gedacht habe, und war hinterher begeistert.
Gemeinsame Interessen finde ich weit weniger wichtig als einen ähnlichen Blick auf verschiedene Fragen des Lebens. In der Vergangenheit hatte ich, wenn ich mich richtig erinnere, nie einen Partner oder Spielpartner, der die meisten meiner Interessen geteilt hätte, ganz zu schweigen von allen. Und sie waren auch charakterlich ganz anders als ich. Anscheinend finde ich Leute spannend, die ganz anders funktionieren als ich.
Aber was sie hatten, was für mich wichtig ist: Respekt vor meinen Interessen und Mitfreude, wenn ich mich darüber gefreut habe. Nur, weil sie etwas nicht von sich aus interessiert hätte, habe ich mich nie als Zumutung oder langweilig empfunden, wenn ich darüber gesprochen habe, was mich eben in den Bereichen so bewegt hat. Sie haben zwar nicht immer alles verstanden, aber sie haben trotzdem aufmerksam zugehört und die Emotionen nachvollziehen können. Umgekehrt ist es ähnlich, glaube ich: ich verstehe oft die Begeisterung meines Partners für bestimmte Dinge nicht, aber ich freue mich, dass er sich freut. Ich will wissen, was ihn bewegt, ich will auch die Banalitäten des Alltags hören.
Ich könnte keine Beziehung mit jemandem haben, mit dem so ein fröhlicher Austausch über Nicht-Gemeinsamkeiten nicht funktioniert.
Ich habe aber schon vor einen ganzen Weile aufgehört, mir Hoffnungen aufgrund guter Gespräche online zu machen. Wenn ich lese, was jemand anderes geschrieben hat, stelle ich mir immer den für mich idealen Ton vor, die richtige Betonung. Oft hat sich das in der Realität als anders herausgestellt. Oder die Chemie war dann einfach nicht da. Warum die Unterhaltungen also nicht als das genießen, was sie sind? Unterhaltungen, die angenehm und anregend sind. Den Rest kann man auf sich zukommen lassen und nach einem persönlichen Treffen (oder eher fünf, in meinem Fall) immernoch entscheiden, dass man die freundschaftliche Ebene verlassen will. Das Bauchgefühl ist da meist nicht so verkehrt.