Frühlingsgefühle
haben wir alle mehr oder weniger. Und doch sind Viele von uns alleine unterwegs, nicht selten schon seit Jahren.Ich habe einen Traum: Auf unserem Wochenmarkt kreuzt in dichtem Menschengedrängel ein Augenpaar meinen Blick, zunächst nur flüchtig. Augen werden niedergeschlagen, dann kommt der Blick zurück- dieses mal länger. Fragend, suchend, ängstlich. Ich versuche diesem Blick standzuhalten und fixiere mich alleine auf diese strahlenden und doch traurigen Augen. Was hat dich so traurig gemacht, wer hat dich verletzt? Welche Lasten liegen auf deiner Seele, die dein Gemüt sedieren und dir viel von einstiger Hoffnung nahm? Geht es dir wie mir?
Dann ist die Person verschwunden. Ich spüre Ratlosigkeit, ja Verzweiflung. Sie kann sich doch nicht einfach entmaterialisiert haben! Doch meine Suche ist vergebens. Inmitten all dieser Marktbesucher ist dieser eine Mensch einfach unauffindbar. Oder war es nur ein Traum?
Als ich meine kulinarische Einkaufsreise fortsetze kommt mir jede Konzentration abhanden. Gedankenlos wähle ich was ich eigentlich nicht brauche und vergesse was ich dringend besorgen wollte. Vertue mich mit dem Wechselgeld. Traurigkeit, Niedergeschlagenheit macht sich in mir breit. Warum konnte ich diesen Traum nicht festhalten! Wieder einmal ist der Hauch von Hoffnung verflogen, und dabei ist es draußen doch Frühling geworden.
Ich bringe meine Einkäufe zum Wagen ins Parkhaus, als mir einfällt dass ich die Gewürze vergessen habe. Mißmutig wegen meiner Zerstreutheit steige ich wieder ans Tageslicht und kämpfe mich erneut durch die Reihen. Ertappe mich bei erneuter fieberhafter Suche, doch vergebens. Immerhin schenkt mir die alte Marktfrau am Gewürzstand nicht nur ihr Lächeln, sondern auch ein Tütchen orientalischer Gewürzmischung. Naja, mal ausprobieren.
Zurück in die Tiefgarage und den Parkschein entwerten. Am Auto hängt ein Zettelchen mit einer Handynummer, und mein Pulsschlag verdoppelt sich. Sie wird doch nicht etwa...?