Manners matters - because manners maketh men
Ich bin immer wieder tief erschüttert, wenn mir Frauen von ihren Erlebnissen im Umgang mit Männern berichten. Dieses Verhalten schadet uns allen. In erster Linie den Frauen, die unmittelbar darunter leiden. Aber auch allen anständigen Männern, die durch solches Verhalten kein Gehör mehr finden. Und schließlich schadet es auch den betreffenden Männern selbst, denn ich bezweifle, dass sie ihr Ziel auf diesem Weg je erreichen werden. Das Verhalten einer leider viel zu aktiven Minderheit schadet also nicht nur den betroffenen Frauen, sondern auch allen anderen.Es wird daher höchste Zeit, eine Lanze für Anstand und respektvollen Umgang zu brechen und die Regeln zu formulieren, die meiner Meinung nach einen anständigen Mann ausmachen. Diese sind nicht neu, aber es schadet nicht, sie immer wieder zu betonen. Ein englisches Sprichwort aus dem Jahr 1605 bringt es treffend auf den Punkt: „For there's an old saying: Be he rich, or be he poor, be he high, or be he low, be he born in barn or hall, 'tis manners makes the man and all.“
be nice - sei freundlich/benimm dich
Diese beiden Worte lassen sich sowohl mit „freundlich sein“ als auch mit „sich benehmen“ übersetzen. Ich möchte freundlich behandelt werden und erwarte, dass sich die Menschen mir gegenüber respektvoll verhalten. Entsprechend bemühe ich mich, allen Menschen freundlich zu begegnen. Natürlich machen es einem nicht alle gleich einfach, und niemand ist perfekt – manchmal gelingt es nicht. Aber je mehr man sich bemüht, desto mehr gelingt es auch.
Ein gutes Benehmen zeigt, dass man Klasse hat. Selbst wenn die „Spielregeln“ in bestimmten Kontexten anders ausfallen mögen – im normalen Austausch sollte stets Anstand gewahrt werden. Das gilt unabhängig davon, ob man sich als dominant, devot oder auf andere Weise definiert.
stand by your own boundaries - stehe zu deinen eigenen Grenzen
Es ist wichtig, sich der eigenen Grenzen und Bedürfnisse bewusst zu sein. Ich bin ein Mann, verheiratet, polyamor, knapp 50 Jahre alt, 177 cm groß und mit über 80 kg nicht besonders sportlich schlank. Ich habe keine Tattoos und auch keinen überdimensional langen Schwanz. Einige dieser Eigenschaften könnte ich verändern – aber der Punkt ist: Ich bin heute, wie ich bin. Und alle, die mir begegnen, können dies, je nach Zeitpunkt, relativ einfach herausfinden. Ich stehe zu meinen Grenzen und Möglichkeiten und bringe diese von Anfang an ein. Nach dem Prinzip „WYSIWYG“ (What You See Is What You Get) bin ich ehrlich über meine Stärken und Schwächen. Vertrauen entsteht durch Authentizität und Ehrlichkeit.
Es mag sein, dass mich eine attraktive Frau, die auf Tattoos, Surflehrer-Typen und besonders große Körpergröße steht, nicht anschreibt. Aber das ist in Ordnung. Sie sucht jemanden, der besser zu ihren Vorstellungen passt. Und genauso erwarte ich, dass mich niemand anschreibt, der auf Seile und BDSM überhaupt keinen Wert legt, wenn das in meinem Profil eindeutig zu lesen ist.
respect the consent of others - respektiere die Zustimmung/Grenzen anderer
Mit dem Wissen, was ich selbst bin, gehe ich achtsam auf die Suche nach Kontakten. Das Lesen und Verstehen von Profilen ist dabei unerlässlich. Die Art von BDSM, die ich teilen möchte, erfordert Vertrauen. Ehrlichkeit, Authentizität und das Halten von Versprechen sind wesentliche Voraussetzungen dafür. Besonders im BDSM-Bereich sind Regeln entscheidend. Der gemeinsame Konsens und das Wissen um die Einhaltung von Grenzen bilden den zentralen Pfeiler dieser Beziehung.
Das bedeutet: Wenn eine Person in ihrem Profil erklärt, dass sie nicht angeschrieben werden möchte, dann respektiere ich das. Es spielt keine Rolle, warum jemand das so angibt – sei es aufgrund von Alter, körperlichen Merkmalen oder Beziehungsstatus. Sollte ich also die Kriterien nicht erfüllen, werde ich diese Person nicht anschreiben. Wenn sie dennoch Interesse hat, darf sie mich gerne direkt ansprechen oder mir ausdrücklich die Erlaubnis geben.
Für diejenigen, die dennoch aus Ausreden versuchen, diese Regeln zu umgehen, sei gesagt: Es ist irrelevant, wie jung oder erfahren jemand sich fühlt oder wie „einzigartig“ er oder sie ist. Ein unaufgefordertes Anschreiben ist nicht nur unhöflich, sondern übergriffig. Soll der erste Kontakt wirklich mit einer Konsentverletzung beginnen?
In solchen Fällen gibt es nur eine richtige Antwort: Eine standardisierte Nachricht, die auf die Konsentverletzung hinweist. Sie könnte folgendermaßen lauten:
„Du hast mich in einer Weise kontaktiert, die ich ausdrücklich nicht wünsche. Damit verhältst du dich respektlos und übergriffig. Ich werde diese Unterhaltung jetzt beenden.“
So kann der betreffenden Person wenigstens die Möglichkeit gegeben werden, sich für dieses „Missverständnis“ zu entschuldigen. Oft wird dies zu einem weiteren Rückzug aus respektvoller Kommunikation führen, aber das ist irrelevant. Wenn diese Person von zehn anderen Menschen dasselbe Feedback erhält, könnte ihr vielleicht klar werden, dass ihr Verhalten problematisch ist.
forgivingness - sei bereit zu vergeben
Bei allem, was ich oben beschrieben habe, dürfen wir nicht vergessen: Wir sind alle Menschen und keine Maschinen. Wir wollen wohlwollend sein und sollten davon ausgehen, dass auch andere es gut mit uns meinen. Das bedeutet nicht, naiv zu sein oder alles einfach hinzunehmen. Aber wenn wir erkennen, dass sich unser Gegenüber aktiv bemüht, dann sollten wir auch bereit sein, seine Bemühungen anzuerkennen und, wo nötig, Nachsicht zu üben. Auf diese Weise entsteht eine vertrauensvolle Beziehung, die es uns ermöglicht, uns zu öffnen und Dinge auszusprechen, die tief in uns verborgen sind – und das ist die Grundlage für wahre Freundschaft.
Ich kann nicht die ganze Welt verändern. Aber ich kann mich korrekt verhalten und so meinen Teil dazu beitragen, die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Wenn andere meinem Beispiel folgen und ähnliche Prinzipien leben, können auch sie einen Beitrag dazu leisten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.