Ich habe, um das noch einmal zu betonen, das Thema nur mal auslagern und einige bewusst allgemein gehaltene Fragen zu dem Punkt stellen wollen.
Bitte aus diesen nicht meine Meinung dazu ableiten.
Meine generelle Meinung schwingt aber durchaus mit. Zugegebenermaßen.
Ich erachte die Fähigkeit etwas "wenn es mal schnell gehen muss", etwa wegen Gefahr im Verzug, als nicht notwendig, da ich dem Moment das Seil cutte.
Sobald ich hetzen müsste, schnell machen müsste, weil wirklich Verletzungen und Schaden drohen, dann wird das Seil durchgeschnitten und fertig.
In Panik muss niemand binnen 3 Minuten abfesseln können. In akuter Stressituation sollte der Mut geschult werden die Seile auch durchzuschneiden. Die meisten haben hoffentlich ein entsprechendes Werkzeug dabei. Man sollte sich nicht scheuen es auch zu nutzen.
Das sollte, meiner subjektiven Ansicht, als erstes geschult werden.
Danach kommt die Grauzone:
Dem Bunny geht es nicht gut, es kommt aber noch "klar". Man weiß, das man jetzt besser möglichst zügig abfesselt hat aber keine Gefahr im Verzug die ein Durchschneiden der Seile rechtfertigen würde.
Die drei Minuten erscheinen mir dabei aber auch sehr subjektiv aus der Luft gegriffen und etwas wie die CO2 Grenzwerte bei unseren Diesel. Drei Minuten sei, so stand es mal im anderen Thread, der Zeitraum bis akute Nerven oder gar Hirnschädigungen eintreten. Sollte so etwas drohen dann fessle ich aber nicht ab. Dann, siehe oben, durchtrenne ich die Seile. Zudem es darauf ankommt was man da gerade abfesselt. Da können drei Minuten echt langsam sein oder in völlige Hektik ausarten.
Im Endeffekt reicht einem Neueinsteiger vermutlich die Aussage:
"Seid in der Lage im Zweifel schnell abfesseln zu können."
Die Zeit kann da völlig variabel sein. Es geht ja nun letztendlich darum, dass man da nicht beim abfesseln steht und sich zunächst mal überlegen muss wie die Seile eigentlich geführt wurden. "Gekonnt abfesseln" ist mir persönlich lieber als "schnell abfesseln", da Zeitvorgaben immer auch zu Stress führen können.
Geschwindigkeit kommt sowieso mit der Routine, die wiederum nur durch Wiederholung zustande kommt: Training, training, training.
Generell empfinde ich es didaktisch als schwierig Neueinsteigern direkt mit Zeitvorgaben zu kommen. Das technisiert alles nur noch mehr. Man hat schon genug damit zutun die Fesselungen zu lernen und nimmt sich etwas Spielraum um emotional mit dem Partner umgehen zu können wenn man das alles auf Zeit tut.
Wenn man jemanden ausbilden möchte der am Ende vor allem den Kopf in der Technik verliert - was am Anfang ohnehin schnell passiert, da für jeden neuen Rigger am Anfang "Technik, Technik, Technik" kommt, die dann routiniert werden will, dann kann man das durch schnellen "Drill" solcher Vorgaben tun.
Als Lehrender wäre es mir da wichtiger zu sehen, dass der Rigger souverän, effektiv und dabei zügig abfesseln kann, statt das er versucht willkürliche Zeitvorgaben zu erfüllen und sich dabei dann verhaspelt. Es gibt in Stresssituationen für das Bunny nichts schlimmeres als einen Rigger, der ebenfalls in Stress verfällt.
Natürlich kann man das dann gelernt haben wenn man auch diese Zeitvorgabe im Training immer wieder mit der Stoppuhr versucht einzuhalten. Dann verhaspelt er sich auch nicht.
Ob das einen Einsteiger aber dabei hält oder ihm nur wie "Drill" wirkt ist etwas anderes.
Ich habe den Eindruck, dass man Einsteiger mit so etwas auch verschrecken kann.
Man merkt: Es schwankt bei mir hin und her.
Ja, man sollte eine Fesselung schnell und souverän lösen können.
Die Begründung "akute Gefahr, es muss jetzt schnell gehen" gefällt mir da aber nicht, denn wenn es wirklich schnell gehen muss, dann schneide ich die Seile durch.
Bei Grauzonen - es muss schnell etwas gelöst werden, ein Durchschneiden der Seile muss aber nicht sein - sind die drei Minuten für mich fraglich, da sie wie ein Monolith im Raum stehen. Die kommen aus Guides aus der Schweiz, wurde geschrieben. Die kommen im Osada Ryu vor, schreiben andere. Da beginnt meine instinktive Abneigung gegen Regeln, denen gefolgt wird nur weil sie irgendwo stehen. Wenn niemand sinnvoll erklären kann warum es statt drei Minuten nicht auch 3:30, 4 Minuten oder auch nur 2 sein könnten, dann wirkt der Wert recht willkürlich.