Das ganz alte Thema: TK - short facts
Weil es in einem anderen Thread - dessen Kommentarfunktion geschlossen wurde, weil ohne Themenbezug diskutiert wurde - inhaltlich (unter anderem) um TKs ging (welche Art, wann beherrscht man eine TK, was ist an TKs gefährlich, kann man da Muskeln verdrehen, usw. u.ä.) möchte ich einen neuen Thread eröffnen, da es mir ein Thema zu sein scheint, bei dem man niemals genug Aufklärungsarbeit leisten kann. Ich werde dazu auf Beiträge von uns verlinken und tue dies nicht um mich selbst ins Rampenlicht zu stellen, sondern der Vollständigkeit halber.
Ich werde es nicht schaffen jeden Aspekt, den man sagen könnte und jeden Einzelfall in diesem Thread unterzubringen. Ich versuche daher an manchen Stellen zu pauschalisieren, damit möglichst viele Menschen möglichst universell etwas von diesen Infos haben können.
Ich spreche in diesem Thread allein von technischen Aspekten, diese sind schon schwer genug in Text zu packen, den emotionalen Teil den es mit Sicherheit auch gibt, lasse ich hier aus.
Was ist eine TK
Ein Eigenname der sich für Fesselungen etabliert hat bei dem die Hände auf dem Rücken gefesselt werden und Traglagen über Arme und Brustkorb geführt werden. Je nachdem wie viele Seile verwendet werden, kann von TK1, 2 oder 3 gesprochen werden. Diese Begriffe sind gängig (vor allem TK2 und TK3) theoretisch kann man aber auch von TK6 sprechen und damit zum Ausdruck bringen, 6 Seile verwendet zu haben.
Man kann auch anders differenzieren und sagen: TK2 ist eine Fesselung die aus Ober-, und Unterbrustlage besteht. TK3 besteht aus mehr Seil noch dazu (Schultergurte, Taillenseil, verstärkte Traglagen). Dabei könnten dann für eine TK2 auch 4 Seile verwendet werden (je nach Körperform).
Ursprünglich steht TK für Takate Kote, das ist japanisch und wurde lange mit "kleine Hand hoch" übersetzt. Da die meisten TK Fesselungen aber in einer Boxtie-Armhaltung gefesselt wurden/werden statt hoch, gab es dann Menschen die lieber zwischen den Begriffen TK und Gote differenzieren wollten.
Schlussendlich ist das jetzt nicht relevant, lasst uns eine lange Geschichte grob halten, sonst wird dieser Thread zu lang: Meistens ist, wenn von TK die Rede ist also eine Oberkörperfesselung bestehend aus auf dem Rücken gefesselten Armen und Traglagen gemeint.
Welche TK ist gut
Darauf kann man nur eine Antwort geben: Das ist davon abhängig mit wem und in welchem Kontext du sie nutzen möchtest.
Je nach Partner funktioniert eine Version einer TK besser als eine andere. Und je nach Kontext (Suspension [welche], Floorwork [was] oder Hashira oder oder oder) gibt es jeweils unterschiedliche Empfehlungen welche TK nun geeignet wäre, oder ob die TK überhaupt die beste Idee ist (es gibt ja unzählige Alternativen).
Wann kann ich eine TK
Vermutlich niemals perfekt, denn jeder (!) auch die großen Meisterschüler und Groß-Meister verändern und verbessern kontinuierlich technische Aspekte. Es ist auch die Frage was für dich selber das Ziel ist und inwieweit du Perfektion für dich definierst oder erreichen willst.
Um abzukürzen: Dann wenn du eine TK an deinem Partner individuell angepasst sicher, flüssig und in angemessener Geschwindigkeit fesseln kannst.
Der Fokus liegt auf: Individuell angepasst. Denn Seilspannung und Platzierung der Seillagen müssen an jeden Partner individuell angepasst werden.
Auch die präferierte Handhaltung (Boxtie, High oder Low Hands) variiert nicht nur von Person zu Person, sondern auch je nachdem was ich mit der Fesselung Weiterfesseln möchte.
Wenn du weißt wie du eine TK je nach Suspension ggf. unterschiedlich technisch aufbaust um die Belastung, den Support oder Komfort zu verringern/erhöhen, wenn du weißt, wie sich die TK je nachdem welche Tsui-Befestigung du wählst verhält dann hast du ziemliches Fachwissen.
Gibt es eine Universal-TK
Nein.
Es gibt so viele TK-Versionen, weil sie alle für bestimmte Zwecke konstruiert worden sind. Es gibt für jede Suspension am Ende besser und schlechter geeignetere TKs. Es kann Menschen geben die in jeder Situation mit ein und der gleichen TK gut klar kommen, und Menschen denen das nicht so ergeht. Grundsätzlich gibt es nicht die eine TK mit der man den Rest seines Lebens ALLES universell fesseln kann.
Ist High Hands gefährlicher
Nein.
Das kann man so pauschal nicht sagen.
Zunächst: High Hands bedeutet NICHT, dass die Hände zwischen den Schulterblättern sitzen müssen. Leicht über das Niveau einer Boxtie hinaus gekreuzt ist völlig ausreichend. Es geht primär um das GEKREUZT sein. Dies ermöglich Scher-Effekte innerhalb der TK. Zwingt man ein Model entgegen der physischen Konstitution und Flexibilität in diese Haltung kann dies selbstverständlich mit Gesundheitsschäden einhergehen. Das ist aber gesunder Menschenverstand oder?
Fast jeder Mensch kann eine High Hands Haltung einnehmen (Vorerkrankungen und Operationen am Schulter- Arm Apparat mal außen vor gelassen). Wichtig ist dafür das richtige Body-Handling. Die Arme werden in einer Dreh-Klapp-Drück-Bwegung auf den Rücken geführt. Diese Vorgehensweise entspricht der natürlichen Glenksbewegung und ist daher ein ergonomisches und damit schonendes Vorgehen.
Ist eine TK gefährlich
Ja.
Jede Fesselung ist potentiell gefährlich.
Die TK ist besonders deshalb gefährlich weil sie ein massiv unterschätztes Pattern ist, das in seiner optischen Beschaffenheit einfach nachzufesseln anmutet.
Deshalb- und weil viele Anfänger denken, dass aus ihnen nur was wird, wenn sie eine TK können, bringen sich viele Menschen auf Fesseltreffen oder autodidaktisch eine TK bei. Die Krüx liegt hier aber darin, dass kein Lehrer kontrolliert wie Body-Movemen, Armposition, Seilspannung und -platzierung sind.
Viele Menschen fesseln unergonomisch TKs. Viele Menschen haben ein schlechtes Placement (zu hoch auf dem Schultergelenkskopf z.B.). All das führt dazu dass Modelle über Schmerzen innerhalb oder nach einer TK klagen können. Wiederholt man häufig so eine falsche Version von TK, kann dies zu körperlichen Einschränkungen beim Model führen.
Wir klären in unserem Ropebottoming Artikel (den ich hier glaube ich nicht verlinken darf?) und in diversen Forumsthreads in dieser Gruppe (und anderen Gruppen wie der Ropebunny Gruppe) über körperliche Risiken und Nebenwirkungen auf (auch von TKs, z.B. Nervenschäden).
Muss eine TK weh tun
Wenn das nicht das explizite und gemeinsam angesprochene Ziel der Fesselung ist: NEIN.
Wenn du in einer TK Schmerzen hast, weil du Zug/Dehnung auf der Muskulatur, an Sehnen spürst, zu viel Druck auf den Armen oder sonst was: Teil dich mit, gib Feedback und fordere eine Veränderung ein.
Wer gescheit fesselt bekommt keine Fallhand
Naja.
Wir sagen immer: Die Frage ist nicht, ob man eine Fallhand bekommt, sondern WANN. Jeder Mensch der fesselt, ist dem Risiko eines Nervenschaden ausgesetzt. Und früher oder später erlebt den beinahe jeder Mal. Egal wie umsichtig und aufmerksam und ordentlich man vorgegangen ist.
Gute Technik, gute Kommunikation, gutes Modelfeedback und achtsames Vorgehen sind natürlich trotzdem eine gute Prophylaxe.
Gibt es TK Alternativen
Ja zig! Wir haben uns auf die Fahne geschrieben für jeden Menschen egal welcher Größe, Gewicht, Flexibilität, Vorerkrankungen usw eine Lösung zu finden, sowohl in Form von TK als auch Alternative (wir haben z.B. einen Workshop "Bigger Bodies" zu dem Thema gehalten), daher kann ich euch wirklich aus Erfahrung sagen: Es gibt hundert Alternativen.
Aber:
a) garantieren sie keinen 100%igen Schutz vor Nervenschäden (denn die den Arm versorgenden Nerven beginnen nicht erst am Oberarm zu wachsen sondern durchlaufen auch Achsel und Schulter und Nacken und können auch da von Seilen getroffen werden wie sie z.B. in Chest Harnessen häufig genutzt werden). Das Risiko wird geringer ausfallen, aber ist nicht ausgemerzt.
b) führen sie in Form von Chest Harnessen zu einer höheren Belastung auf den Brustkorb innerhalb von Suspensions, denn die ganze Last liegt nun auf dem Brustkorb. Das kann unproblematisch sein oder sogar geil, aber man muss es einfach wissen und beachten.
Die Eier legende Wollmilchsau für Menschen, die weder Last auf den Armen noch auf dem Brustkorb wollen heißt: Keine Oberkörperfesselung Sondern z.B. Hip-Harnesse, Beinfesselungen o.ä.
Wir haben vor ein paar Monaten mal einen Text geschrieben in dem wir ein paar Fragen aufgeführt haben, mit denen man sich im Kontext von TKs befassen kann (nicht muss!) wenn man tiefer und hintergründiger in die Thematik einsteigen möchte
Bondage: TK/Gote ein unterschätztes Pattern
Unsere persönliche Empfehlung
Eine TK ist ein komplexes Pattern, das potentiell viele körperliche Schäden verursachen kann. Eine TK sollte mit einem Lehrer gelernt und studiert werden. Wenn du bisher zu Hause mit Büchern, Freunden oder Tutorials TK fesselst und keine Probleme hast und glücklich mit dem status quo bist ist das total ok.
Möchtest du irgendwann weiter gehen und es tauchen vielleicht Probleme auf und du suchst DANN einen Lehrer, ist es viel mehr Arbeit die falsch antrainierten Fehler wieder umzuschulen, als von Beginn an das richtige zu lernen und wiederholen. Dabei bezieht sich die Wertung "richtig" nicht auf einzelne Schulen oder Stilrichtungen, sondern schlicht auf richtige Technik, Tension, Placement für DEINE Zwecke und DEINEN Verwendungskontext.
Diese Empfehlung sprechen wir nicht aus um uns finanziell an Schülern zu bereichern.
Alles Liebe!