Neurogenes Zittern/ TRE & Seil
Guten Morgen, ich habe diesen Beitrag ursprünglich für das Bunny-Forum verfasst, wollte euch aber auch teilhaben lassen. Daher kopiere ich den Beitrag auch in dieses Forum:
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Hallo zusammen,
viele Ropemodelle werden es kennen, das zittern nach einer Seil-Session, dass ganz tief aus dem Innersten des Körpers herauszukommen scheint. Häufig bebt vor allem der Bauch/Beckenbereich.
Viele tun das ab mit der Vermutung ihnen könne kühl sein nach dem fesseln. Das KANN auch sein.
Tatsächlich ist Zittern aber AUCH eine automatische Antwort unserer Körpers auf Stress-Situationen. Die meisten erwachsenen Menschen haben sich dieses körperliche Reaktion abtrainiert, weil wir mit Zittern Angst assoziieren und zittern dadurch ein negativ konditionierter Zustand geworden ist.
Im Tierreich und bei kleinen Kindern passiert das Zittern noch ganz automatisch als Antwort auf stressige Reaktionen. Dabei ist Stress nicht negativ gemeint, es kann sich auch um positive Stress-Situationen wie starke Gefühle oder intensives Situationserleben handeln. Eben um jede Situation, die wir stärker wahrnehmen und die unserem Körper damit mehr Verarbeitungsleistung abverlangt als unser normales alltägliches Sein.
Ein Beispiel aus dem Tierreich (hier hat der Eisbär sicherlich eher eine negative Art von Stress empfunden, er wird sich von dem Helikopter mit dem Forscherteam verfolgt gefühlt haben):
/ Der Eisbär versucht erst zu fliehen, ab einem bestimmten Punkt fällt er jedoch einfach um und beginnt zu zittern. Der Eisbär hat keinen Krampfanfall und hat auch keine Betäubungsspritze oder ähnliches bekommen. Sein Körper reagiert instinktiv um ihn von dem starken empfunden Stress zu befreien.
Die Muskulatur die zittern, sind die Psoas Muskeln, dies sind ganz tief liegende Muskelstrukturen im Bereich des Beckens, sodass sich das Zittern zB nach Seil-Session deshalb oft aus der Tiefe kommend anfühlt.
In der Trauma-Therapie (auch hier liegt eine pathologische/ negative Form von Stress vor) macht man sich das Zittern zu nutze in Form der sogenannten Trauma and Release Therapy (TRE) bei der dem Klient gezielt Körperübungen angeleitet werden, die ein solches Zittern auslösen. Das Zittern kann bei der Traumaverarbeitung hilfreich sein.
Eine Übung sieht man zB hier:
Beim Fesseln ist unser Körper auch einem höheren Stresslevel als sonst ausgesetzt. Auch wenn wir dieses Stress positiv wahrnehmen, ist das Level dessen was der Körper physisch und psychisch in diesen Momenten verarbeiten muss und möchte, höher als in unserem alltäglichen Sein. Die Antwort kann ein intensives Zittern nach der Session sein. Dieses Zittern sollte nicht unterdrückt oder abgetan werden, es wirkt lösend und befreiend. Es setzt dem Körper quasi ein Zeichen "Stopp, der Stress ist vorüber, jetzt kannst du dich entspannen". Danach kann eine verstärkte Müdigkeit, und/oder ein hormonelles Hochgefühl eintreten.
Ich hoffe diese Information ist für euch interessant
Ich freue mich über Austausch oder Rückfragen.
Alles Liebe, Lecia