*********Biest:
Mein letzter und gewichtigster Grund, warum Vertrauen bei mir in Sachen Bondage (im Gegenteil zu BDSM und Co) ein so hohen Stellenwert hat ist, dass ich kein anderes Hobby/Spielart/ name it as you want kenne, die mich emotional so berührt, bei der meine Gefühle, Ängste, Unsicherheiten, … so deutlich sichtbar werden, ich so verletzbar bin, wie bei Shibari.
Hab ich schon oft gehört, kann ich aber irgendwie nicht nachvollziehen. Ich fühle mich beim "normalen" Sex genauso verletzlich/emotional wie beim Fesseln. Beim Sex bin ich genauso hingebungsvoll, wenn nicht sogar mehr. Dass man ggf. schneller aus der Situation heraus kommt, wenn keine Seile (oder andere Fesseln) im Spiel sind... Ja, stimmt. Aber dafür bin ich ja wachsam beim Fesseln dabei und breche im Fall der Fälle rechtzeitig ab. (Wenn man meint, es nicht zu können: "Zu tief im Ropespace" ist keine gute Ausrede. Verantwortung ist auch bei BDSM und Bondage keine Einbahnstraße)
Ich denke es gibt mindestens zwei Arten von Vertrauen beim Bondage. Erstens, Vertrauen in die Fähigkeiten des Riggers. Weiß er, was er tut? Ist er (risiko-)bewusst bei der Sache? Fesselt er innerhalb seines Könnens? Falls etwas schief geht, gibt es eine sinnvolle Exit-Strategie? Darüber könnte man sich im Vorfeld ein Bild machen, indem man beim Fesseln zuschaut, andere Menschen nach ihrer Einschätzung fragt oder den Rigger selbst fragt. Während des Fesselns ist es natürlich von Vorteil, eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wie sich bestimmte Dinge anfühlen sollten und dabei auf seinen Körper zu hören. Am Anfang bin ich da bei JEDEM Rigger wachsam, egal ob Top-Rigger oder Anfänger. Das ist wohl die Art von Vertrauen, die
@*********Seil meint, wenn er fragt, wie sich Vertrauen denn ohne Fesseln überhaupt bilden soll.
Zweitens, Vertrauen in den Menschen. Respektiert er meine Grenzen? Achtet er auf meine (psychische) Unversehrtheit? Kann er auf meine Bedürfnisse eingehen? Und, ganz wichtig: Versteht er meine verbalen und nonverbalen Signale? In meiner romantisch-verklärten Welt möchte ich dieses Vertrauen aufbauen, bevor auch nur ein Seil meinen Körper berührt, bevor ich mit jemandem Sex habe und bevor mich jemand küsst. Eigentlich total logisch, scheint im Online- und Fesseldating aber nicht grade die Norm zu sein. "Kennenlernen" geht auch ganz ohne Seile und Kink und dann kann ich mich darauf verlassen, dass die Kommunikation auch in intimen Situationen funktioniert. Wenn ich dagegen nach ein paar Gesprächen merke, dass das schon im normalen Leben nicht klappt, verläuft das Ganze schnell im Sande und ich muss mich nicht darüber ärgern, in den Seilen oder im Bett einer im Nachhinein doch nicht so passenden Person gelandet zu sein.
Ich kann es aber auch sehr gut nachvollziehen, wenn man die Zeit fürs Kennenlernen grade nicht aufbringen kann oder will (bspw. auf einem Event). Dann ist es schon eine Frage der eigenen Risikofreudigkeit. Wobei das Risiko sicherlich durch klare Vereinbarungen vorm Fesseln und durch klaren Austausch der Erwartungen und Grenzen minimiert werden kann. Schlechte Erfahrungen habe ich damit nicht gemacht. Für mich selbst habe ich allerdings auch festgestellt, dass ich das nicht mehr unbedingt brauche und lieber auf Fesseln/Spielen/Sex verzichte. Eine winzig kleine Verknalltheit gehört für mich auf jeden Fall dazu.
*********Biest:
Für mich ist das ein langfristiger und sich kontinuierlich intensivierender Prozess ohne Ende in Sicht.
Yesss!