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Dieses Thema lässt mich einfach nicht los.
Ich bin sehr interessiert an den Ergebnissen des Zusammentreffens.
Kodex:
Einen Kodex lehne ich in diesem Bereich allerdings ab. Warum?
Ganz einfach zum einen wegen der Mitmenschen, die einen Kodex all zu schnell als allgemeine und fixe Regeln auslegen und interpretieren. Auf eine vom Kodex unterstützte störende Reaktion seitens des Publikums, auf Grund von deren eigenen Neigungen kann ich getrost verzichten. So etwas zerstört jegliche Stimmung und ist auch für die Performer mit Sicherheit nicht angenehm.
Zum anderen kann ein Kodex nicht alle Situationen und Bedürfnisse abdecken. Vorlieben von Bunnys UND Riggern oder das vom Veranstalter gewünschte sind so vielseitig wie es Möglichkeiten, bei unserem Spiel miteinander, gibt.
Sicherheit:
Sehr sehr schwer, daher hier nur die Gedanken die mir im Kopf herumspuken.
Sicherheit durch Zivilcourage. Sehe ich im Alltag tränen auf Grund von Mobbing oder sehe jemanden der Schmerzen auf Grund von Schlägen leidet, ist es für mich leicht einzuschreiten. Ich muss einschätzen können wann die Grenze überschritten wird. Aber hier in diesem Bereich? Ich muss gestehen manchmal fühle ich mich bei dem Versuch einzuschätzen wie es dem Passiven Part geht schon sehr hilflos. Um das zu können müsste ich die Personen schon sehr gut kennen und zwar nicht nur so sondern genau in derartigen Situationen.
Tränen und schmerzverzogene wie delirige Gesichter sind keine Seltenheit. Jegliche Indizien auf die man anspricht um zu reagieren sind auf einmal wertlos geworden.
Obendrein gehört das Zappeln zum Spiel oder nur zur Show? Beim Spiel mit nadeln spiegeln auch im restlichen Publikum die Gesichter gemischte Gefühle beim Anblick des Blutes wieder. Wie also beim Spiel an der Grenze, die in manchen Fällen für viele sogar schon weit überschritten ist, Zivilcourage zeigen?
Bei technischen Fehlern oder Ohnmacht sieht das wieder anders aus, aber darum geht es ja nun eher nicht.
Sicherheit durch eine bekannte Person. Bringt hier schon mehr. Am besten sogar eine Rigger Bunny Konstellation denen beide Vertrauen. So wären zwei Parts anwesend die das Geschehen und beide Personen, wie deren Verhalten kennen. Sie diesen helfen wie sie auch auffangen können, im Falle eines Missglückens.
Aber selbst hier: "... das war doch noch nie ein Problem für dich..." Grenzen verändern sich von Situation zu Situation und das oft schnell und unvorhersehbar.
Das gleiche bei vertraglichen Absicherungen, was vorab in den Gesprächen in Ordnung war geht evtl. in der Situation auf der Bühne oder im kleinen Kreis zu weit.
Da schützt dich nicht die genaueste Absprache und kein Vertrag.
(Kann ein Vertrag einen inneren Zwang hervorrufen der jemanden dazu bringt weiter zu gehen als in der Situation gut für einen ist? Wünschenswerter Weise nicht aber kann man dies garantieren?)
Also bleibt nicht viel außer Kommunikation währenddessen.
Und das ist denke ich das aller aller wichtigste und das einzige was Sicherheit während der Session möglich macht. Ohne Kommunikation in beiden Richtungen keine Sicherheit.
Schockstarre:
Erfahrung und Übung ermöglichen in Grenzwertigen und extremen Situationen richtig zu reagieren und nicht in eine schockstarre zu verfallen.
Das Bunny kann so passiv sein wie es möchte, wenn es aber um das kommunizieren geht ist es seine Pflicht dies zu tun!!!
Von einem fähigen Rigger wird erwartet immer und zu jeder Zeit die Kontrolle über das Geschehen zu bewahren und zu jeder Zeit Reaktionsfähig zu sein(ist in meinen Augen auch richtig so).
Das gleiche gilt aber doch auch für Bunnys.
Ist ein Bunny das in schockstarre verfällt und nicht mehr kommunizieren kann nicht genauso hilfreich wie ein Rigger der in Schockstarre verfällt, weil sein Bunny bewusstlos in den Seilen Hängt?
Beide haben in diesem Fall ihre eigenen Grenzen überschritten. Eigenverantwortlichkeit und Gefährdung des Partners?
Im Rahmen einer Performance um die es hier ja geht sollte von beiden Akteuren die entsprechende Professionalität (Übung und Erfahrung) erwartet und recherchiert werden.
Jemanden der sich bewusst in eine Situation begibt, der er (evtl. auch unwissentlich) nicht gewachsen ist verhält sich fahrlässig und ist sehr schwer zu schützen (vor sich selbst?).
Das ganze kann natürlich auch einem Unfall gleich kommen plötzlich und aus heiterem Himmel ändert sich etwas man verhält sich wie man es garnicht von sich kennt( folglich auch niemand anderes der reagieren könnte). Auch in diesem Fall ist man kaum zu schützen, da helfen keine Verträge, Freunde und auch kein Kodex.
Soweit meine Gedanken und die Schwierigkeiten die sich beim auseinandersetzen mit diesem Thema in meinem Kopf auftun.
Ich hätte hier gerne die perfekte Lösung und den 100% Schutz präsentiert, hab sie aber nicht nur Fragen, Denkanstöße und meine eigene Einstellung.
LG jo