Fesseln
Es ist als ob es keine Wahl gäbe. Ich komme zu dir, weil du zu mir kommen willst. Unsere Münder bekunden ein inniges Siegel. Du sinkst auf die Knie und ich reiche dir ein Seilbündel nahe an die Lippen. Mit den Zähnen erfasst du einen Zipfel. Als ich am Bündel ziehe, öffnet es sich und die Jute ergießt sich in deinen Schoß. Kaum ein Bild prägt sich mir so ein wie dieses: dein sonst so offener, fast aufsässiger Blick demütig gesenkt, die Lider genussvoll geschlossen. Ich muss dein Gesicht streicheln und in deinem blonden Schopf wühlen. Ich packe dein Haar um dich so zu drehen und zu wenden, dass ich dein schönes Profil betrachten kann. Die ganze Zeit hältst du das Seil fest zwischen den Zähnen.
Ich trete hinter dich und fasse deine Haare so, dass du den Kopf in den Nacken legen musst. Ein Kuss und ich nehme dir das Seil ab, lasse es in Zeitlupe über deine Haut gleiten; damit jeder einzelne Zentimeter der Jute deine Oberfläche liebkosen mag, sich deine blonden Härchen an seinem Gold messen können. Unsere Körperspannung schwindet unter dieser Berührung, wir werden weich und anschmiegsam. Als ich deine Hände zusammen binde fühlt es sich an, als würde ich mich selbst fesseln.
Es ist als ob es keine Wahl gäbe. Jene Fesseln müssen sein. Sie gehören zu dir, sie binden dich, aber umfangen dich auch. So wehrlos du in ihnen erscheinst, so sehr findest du dich darin. Und in deiner Hingabe finde ich mich, gebunden an dich.