Der neugierige Jahresrückblick 2024
Ihr Lieben,das alte Jahr 2024 geht in wenigen Stunden zu Ende. Heute Nacht starten wir in das neue Jahr 2025.
Auch in diesem Jahr und an diesem letzten Tag möchte ich für euch und für mich wieder einen kleinen Rückblick zu schreiben. 2024 war ein ereignisreiches, spannendes, herrlich schönes und leider auch für mich persönlich ein trauriges Jahr.
In großen und kleinen Gruppen wurden und werden immer noch und immer wieder dieselben alten und dennoch immer noch aktuellen Themen diskutiert:
• BDSM im Alltag oder sind wir immer im Machtgefälle?
• Dominanz und Devotion - kann man das an Praktiken festmachen?
• Ändern sich unsere Kinks und Vorlieben?
• Gibt es universell gültige Regeln im BDSM?
• Braucht BDSM Rituale?
• Hat BDSM einen Erziehungsauftrag?
• Muss der*die BDSM-Treibende Erfahrung besitzen?
• Soll der*die BDSM-Treibende psychisch stabil sein und was bedeutet das?
• Und die allzeit wiederkehrende Frage: wo und wie finde ich den*die Richtige?
Und wieder grüßte das Murmeltier: die Dogmatiker kamen aus ihren Ecken gekrochen und wollten ihr eigenes BDSM als allgemein gültig verkaufen und die notorischen Falsch-Versteher bissen sich an einzelnen Worten und Sätzen fest und fuhren interessante Threads gekonnt an die Wand.
Ich komme nicht umhin mich zu fragen, woher solche Menschen den Glauben nehmen, dass ihre persönliche Sicht und ihr individuelles BDSM auf alle anderen übergestülpt werden kann. Woher nehmen diese Sigmas, die sich über den Alphas stehend wähnen, die Chuzpe ihre Intoleranz als Richtwert zu verkaufen? Und überhaupt - wer hat die Sigmas dieser Welt dazu berufen?
Ich persönlich stehe für Vielfalt und Toleranz ein, heiße Spielkinder genauso willkommen wie diejenigen, die BDSM im TPE 24/7 ausleben und in ihren Alltag integriert haben. BDSM ist für mich ein riesiges Feld, auf dem jeder und jede seine und ihre eigene Parzelle finden kann. Meine Parzelle ist völlig anders gestaltet als diejenige meines Nachbarn und das ist auch gut so. Ich liebe die bunten Farben und das spannende Mosaik, das sich dadurch ergibt.
Und weil ich selbst so ein Spielkind bin, begrüße ich jeden, der*die BDSM neu für sich entdeckt, halte meine Stammtische und Events für Anfänger und Interessierte offen, stehe Anfängern (und allen anderen) als Mentorin zur Verfügung. Aber ich finde immer wieder besonders auf Sub-Seite das Credo des erfahrenen Doms und auf Dom-Seite die Vorliebe für unerfahrene Subs.
Und wieder komme ich nicht umhin mich zu fragen, wie sollen Menschen Erfahrungen im BDSM sammeln, wenn sie bereits am Anfang ihres Wegs durch den in meinen Augen widersinnigen Wunsch nach Erfahrung ausgebremst werden. Erfahrung in und mit einem anderen Menschen kann ich doch erst gemeinsam mit ihm*ihr machen und nicht vorher. Ein frisch verbandeltes Paar fängt meiner Ansicht nach immer bei null Erfahrung miteinander an. Technik kann man lernen, Erfahrung muss man machen können und dürfen.
Und dieser Wunsch nach einer*m unerfahrenen Sub klingt für mich irgendwie nach dem Weg des geringsten Widerstands. Hier braucht Dom scheinbar weniger Mut zum Risiko, weniger Fähigkeit zum Kompromiss und hat mehr Möglichkeiten zur Selbstdarstellung.
Und dabei komme ich nicht umhin mich zu fragen, wann hat der Egoismus Einzug gehalten in die Beziehung mit und ohne BDSM? Wann haben wir vergessen, dass das Ausleben von BDSM keine One-Man- bzw. One-Woman-Show ist? Wir brauchen bis auf wenige Ausnahmen eine*n Mitstreiter, eine*n Partner*in, um BDSM erfülllend leben zu können.
Ich selbst empfinde BDSM als eine Reise in ein neues und unbekanntes Land, hinter dessen Ecken immer wieder etwas Neues zu finden ist. Diese Reise möchte ich mit einem Menschen machen, der in seiner Gesamtheit zu mir passt. Dabei ist mir bereits gemachte Erfahrung egal, wichtig ist nur die Erfahrung, die wir gemeinsam machen wollen und können. Ja, ich stehe dafür auch Anfängern Chancen zu geben und Erfahrungen zu ermöglichen. Ich bin lieber auf der Reise mit einem neugierigen Newbie als mit einem er- und eingefahrenen "Fachmann".
Ich bin dankbar, dass mich @*******ita vor einigen Jahren praktisch gezwungen hat als Moderatorin dieser Gruppe einzusteigen und mich einzubringen. Ich danke auch @*******ack, dass er sich dieser Herausforderung zusammen mit uns stellt. Ich fühle mich geehrt, dass ich für unsere Gruppe, in der wir alle Toleranz und Akzeptanz leben, Veranstaltungen planen und ausführen darf. Und ich bin glücklich, dass ihr ihr seid, dass ihr so seid, wie ihr seid und dass ihr unsere Angebote so zahlreich annehmt.
Was hatten wir doch alle für ein spannendes Jahr 2024:
Unsere All-Time-Favorites Sub(bn)-Stammtisch Nürnberg, BDSM Single Stammtisch und Sub-Stammtisch Würzburg waren auch in diesem Jahr gut besucht.
Unser offener BDSM Stammtisch [:meeting point] Würzburg ist erfolgreich in Aschaffenburg angenommen worden und angekommen.
Unser wiederbelebtes Frauen-Frühstück am Sonntag hat sich zu einem wunderbaren Stammtisch entwickelt.
Unser Dom-Stammtisch beginnt sich zu etablieren.
Und unser Weihnachtsmarkt-Besuch ist aus der Vorweihnachtszeit nicht mehr wegzudenken.
Unsere Play-Party [:meet and play] hat sich zu einer festen Einrichtung in Franken gemausert.
Daneben konnten wir euch für ungewöhnliche Kultur-Ereignisse interessieren: wir besuchten den Hexenturm in Zeil am Main, gingen mit dem Geschichtenerzähler auf Nachttour in Nürnberg und haben im Freilandmuseum Fladungen historischen Schulunterricht erleben dürfen.
Auch in 2025 wollen und werden wir wieder für euch und mit euch unsere Stammtische und Veranstaltungen anbieten. Unsere Events und Play-Partys sollen euch allen einen sicheren Raum geben um euer BDSM auszuleben. Wir Moderatoren werden uns wieder etwas für euch einfallen lassen. All unsere Veranstaltungen findet ihr hier: BDSM Franken und Freunde: Events & Dates
Ich sage Danke für dieses wundervolle 2024, auch wenn es am Ende für mich persönlich schmerzhaft war. Dennoch und gerade deswegen freue mich auf ein neues und ereignisreiches Jahr 2025 mit euch allen.
Eure @**********97076