"Profi"
Danke,
@*********vibus, das sehe ich auch so!
Nach 2500 (?) Jahren generischen Maskulinums künftig 2500 Jahre generisches Femininum klingt doch gerecht, oder?
Aber ich möchte hier nochmals den Ausdruck "Profi" aufnehmen:
Profi ist im Deutschen die Abkürzung für das altertümlichere Professionist bzw. Professionistin, und diese Bezeichnung wiederum ist die Übertragung des englischen Wortes "professional", was sowohl ein Nomen sein kann, als auch ein Adjektiv, welches berufs-/beruflich bedeutet, und zwar bezogen auf Personen, die eine Tätigkeit mit zertifiziertem Hintergrund, gegen Entgelt und unter bestimmten rechtlichen Vorgaben ausüben, die von Land zu Land unterschiedlich sein können.
Da im Englischen das Wort jeweils kontextbezogen verwendet wird, ist gewöhnlich aus dem Zusammenhang klar, was gemeint ist z.B. she/he is a professional dentist (butcher, greengrocer, secretary, hooker, etc.).
Im Deutschen spricht nichts dagegen, sich mit dem entsprechenden Artikel oder Pronomen zu helfen, wenn nötig: er ist ein Profi-Handwerker, sie ist eine Profi-Handwerkerin.
Je nach Gesprächzusammenhang reicht es aber doch auch völlig aus, zu sagen: er ist Profi oder sie ist Profi. Es hängt nicht an der Endung, sondern an der Eindeutigkeit(!) der Bezeichnung in einem gegebenen Kontext.
Im Deutschen haben wir selbstverständlich auch unterschiedliche sprachliche Codes und Sprachregister, d.h. in unterschiedlichen Situationen kann Sprache unterschiedlich verwendet werden. Frivole Sprache, - beispielsweise, schließlich befinden wir uns ja hier im Joyclub, ehemals "Forum für stilvolle(!) Erotik" - lebt von gezielten anzüglichen Zweideutigkeiten, d.h. ich sage verbal etwas vorgeblich Harmloses, das jedoch in einem gegebenen speziellen Kontext gleichzeitig auch sexuell-erotisch konnotiert und so verstanden werden kann, aber nicht muss (wie etwa durchaus auch die Bezeichnung "die Professionelle" mit der Konnotation von "professionelle Prostituierte, die Sex gegen Entgelt bietet"). Literaturwissenschaftlich-hermeneutisch nennt man das den "Subtext", d.h. das was sich unter bzw. hinter dem offenbarten Text zusätzlich verbirgt und bei den Lesenden oder Zuhörenden mit bestimmt, wie sie den Text individuell deuten und verstehen . (Weitere Faktoren, die diesen Prozess ebenfalls mit bestimmen, wären Sozialisation und Erfahrung, aber das führt in diesem Rahmen zu weit und sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.). Darin liegt einerseits der Reiz eines solchen Gesprächs, welches , wenn es denn niveauvoll und geschliffen ist, einen hohen Grad an Bildung und Sprachbeherrschung bei den Teilnehmenden voraussetzt, andererseits vermeidet man damit unter Umständen auch eine eindeutige Festlegung auf entweder die eine oder die andere Bedeutung und kann sich gegebenenfalls darauf herausreden, man habe es doch gar nicht anzüglich (oder abwertend, oder ironisch-sarkastisch...) gemeint, es handele sich lediglich um ein Missverständnis.
Wortwahl ist also immer auch das Ergebnis eines bewusst (oder unbewusst) getroffenen Auswahlprozesses und hängt ab von Haltung und Absicht der Sprechenden/Schreibenden, sowie der konkreten Situation und dem Umfeld. Sie kann dazu beitragen, bestehende oder implizite soziale Machtgefälle zu festigen, oder darauf hinweisen, dass bzw. wo solche Machtgefälle existieren, die in der gesellschaftlichen Realität - entgegen offiziell propagierter (Gesetzes-) Texte und Verlautbarungen noch längst nicht überholt sind, auch(!) ihren sprachlichen Ausdruck finden und deshalb auch(!) sprachlich neu gefasst werden sollten.
Anstatt die Bemühungen um eine geschlechtergerechte Sprache zu verunglimpfen, erachte ich konkrete Schritte für sinnvoll und hilfreich, etwa die Veränderung des Textes der österreichischen Nationalhymne, wo die Formulierung "Heimat großer Söhne" inzwischen verändert wurde zu "Heimat großer Töchter und Söhne" - und siehe da, es reimt sich noch immer und es ist auch weiterhin zur gewohnten Melodie singbar! Dies ist nur ein willkürlich herausgegriffenes Detail, das jedoch genügen mag als Verdeutlichung eines positiven, pragmatischen Umgangs mit dem Anliegen eines geschwisterlichen, anstatt antagonistischen, Weges des achtsamen Umgangs miteinander. Das geht, bei einigermaßen gutem Willen aller Beteiligten, wie das Beispiel verdeutlicht.
Es gilt auch hier: wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Hinderungsgründe.